Die Verwaltung berichtet über bestehende Handlungsansätze gegen Einsamkeit im Rahmen des ÖDP-Fraktionsantrags „Erlangen gegen Einsamkeit!“ Der ÖDP-Antrag 105/2024 gilt somit als bearbeitet.
1. Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw.
Wirkungen sollen erzielt werden?)
Als Einsamkeit wird das subjektive Empfinden beschrieben, wenn die Erwartungen an soziale Beziehungen nicht mit der Realität der sozialen Isolation übereinstimmen. Dies betrifft sowohl die Quantität als auch die Qualität der sozialen Kontakte. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) veröffentliche 2024 eine umfassende Berichterstattung zu Einsamkeit in Deutschland. Die Daten liefern eine repräsentative Datengrundlage bezüglich des Ausmaßes von Einsamkeitsbelastungen in Deutschland. Laut Einsamkeitsbarometer waren im Jahr 2017 7,6 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland von Einsamkeit betroffen. Der Wert stieg während der Pandemie deutlich an (28,2 Prozent). Auch nach der Pandemie leiden Millionen Menschen unter Einsamkeit - 2021 ging der Wert auf 11,3 Prozent zurück, lag aber weiter über dem Vor-Pandemie-Wert. Wenngleich Einsamkeit Menschen in jeder Altersgruppe betreffen kann, stieg die Einsamkeitsbelastung bei jüngeren Menschen seit der Pandemie besonders stark an. Frauen leiden prozentual gesehen häufiger an Einsamkeit als Männer (2021: w = 12,8 % vs. m = 9,8 %). Überproportional stark von Einsamkeit betroffen sind Alleinerziehende, Arbeitslose, gering Qualifizierte, chronisch Kranke sowie Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung.
Die Daten des Einsamkeitsbarometers zeigen auch einen Zusammenhang zwischen erhöhter Einsamkeitsbelastung und schlechterem Gesundheitszustand. Im Jahr 2021 wiesen 60,7 Prozent der von Einsamkeit betroffenen Befragten eine unterdurchschnittliche körperliche Gesundheit auf. 71,7 Prozent der Menschen mit erhöhten Einsamkeitsbelastungen hatten eine unterdurchschnittliche psychische Gesundheit. Soziale Isolation kann die Entwicklung von psychischen oder körperlichen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depression und Demenz begünstigen oder verstärken (vgl. BMFSFJ (Hrsg.) (2024): Einsamkeitsbarometer 2024; online verfügbar unter https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/einsamkeitsbarometer-2024-237576; zuletzt aufgerufen am 21.03.25).
Die Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit hebt die besondere Verantwortung der kommunalen Ebene bei der Prävention und Linderung von Einsamkeit hervor. Das Kompetenznetz Einsamkeit empfiehlt für Kommunen Strategien zur Sensibilisierung von lokalen Akteurinnen und Akteuren. Hierbei geht es u.a. um den Einbezug von Schlüsselpersonen, die mit Betroffenen in Kontakt sind, in ihrer Rolle als Vermittlerin bzw. Vermittler. Des Weiteren ist es förderlich, die Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren in Bezug auf Einsamkeit zu stärken, um bereichs- und sektorenübergreifend intervenieren zu können. Auf lokaler Ebene bestehen oft bereits zahlreiche Angebote und Maßnahmen, die implizit oder explizit zur Prävention und Linderung von Einsamkeit beitragen. Besonders bedeutsam sind hierbei Begegnungsorte, also wohnortnahe Freizeit- und Erholungsorte, an denen Menschen möglichst niedrigschwellig zusammenkommen können (wie z.B. Grünflächen, Aufenthalts- und Sitzgelegenheiten im Quartier) sowie soziale Orte (wie z.B. Nachbarschaftscafés, offene Treffs). Außerdem wird in der Publikation des Kompetenznetzwerks Einsamkeit die Bedeutung der Förderung von ehrenamtlichem Engagement aufgegriffen (vgl. Weber, A., & Wind, C. (2023): Theorie- und Praxispublikation mit Fokus „Kommunen“; online verfügbar unter https://kompetenznetz-einsamkeit.de/theorie-und-praxispublikation-mit-fokus-kommunen-veroeffentlicht; zuletzt aufgerufen am 21.03.25).
Diese bundesweiten Daten und Handlungsempfehlungen verdeutlichen, dass Einsamkeit ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt, das an Relevanz gewinnt. Es ist zunächst davon auszugehen, dass Erlanger Bürgerinnen und Bürger in einem vergleichbaren Ausmaß von Einsamkeit betroffen sind wie der Bundesdurchschnitt. Um Einsamkeit entgegenzuwirken, bedarf es einer kommunalen Strategie, die Handlungsansätze verschiedener Ebenen integriert, relevante Akteure und die Stadtgemeinschaft sensibilisiert und Einsamkeit enttabuisiert.
2. Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die
Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)
2.1. Bestandsaufnahme von Handlungsansätzen gegen
Einsamkeit
Eine Abfrage relevanter Dienststellen zeigt bereits
vorhandene Handlungsansätze der Stadt Erlangen sowie Entwicklungspotenziale auf
(siehe Anlage).
Die Arbeitsgruppe Gemeinsam gegen Einsam entwickelte seit Dezember 2023, unter
Leitung der Geschäftsstelle der Gesundheitsregionplus der Stadt
Erlangen, Strategien und Maßnahmen, die explizit gegen Einsamkeit wirken
sollen. Der Fokus lag auf der Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe von
betroffenen Menschen sowie auf der Enttabuisierung von Einsamkeit. Mitwirkende
der AG sind u.a. verschiedene städtische Dienststellen, Akteurinnen und Akteure
aus Einrichtungen, Anlaufstellen von freien Trägern und Verbänden der freien
Wohlfahrtspflege, Initiativen, Krankenkassen sowie politische Vertreterinnen
und Vertreter. Ein zentrales Arbeitsergebnis der AG war die Entwicklung einer
Themenseite zu Einsamkeit auf dem Infoportal WasWieWo.de (Informationsportal für Gesundheit, Bildung und
Soziales für die Region Erlangen und Erlangen-Höchstadt), um seriöse
Informationen für betroffene Personen, deren Angehörige und Fachkräfte zur
Verfügung zu stellen und Vernetzungen in Bezug auf die Einsamkeitsprävention zu
stärken. Auf der Themenseite wurden niedrigschwellige, wohnortnahe offene
Treffs und Begegnungsmöglichkeiten sowie Anlaufstellen für Betroffene,
Angehörige und Interessierte veröffentlicht. Diese können jederzeit mithilfe
eines Onlineformulars auf der Homepage ergänzt werden (siehe https://www.waswiewo.de/gemeinsam-statt-einsam/). Um die
Erreichbarkeit der von Einsamkeit betroffenen Menschen zu verbessern, wurde
zudem ein Multiplikatorenkonzept erarbeitet und umgesetzt. Hier ging es vorrangig
darum, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren einzubeziehen, die mit den
eigentlichen Zielgruppen eng in Kontakt stehen und Betroffene auf wohnortnahe
Angebote hinweisen können. Den Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wurden
für die Öffentlichkeitsarbeit auch Postkarten zur Verfügung gestellt, die in
Stadt und Landkreis verteilt wurden.
2.2. Verbesserung der Datengrundlage
Um eine konkretere Datenbasis für Erlangen zu erhalten, soll das Thema Einsamkeitsbelastungen in einem ersten Schritt in der Bürgerbefragung 2026 der Abteilung für Statistik und Stadtforschung aufgenommen werden. Für weitere Erhebungen, z.B. im Rahmen einer Studie, stehen kurz- und mittelfristig keine personellen oder finanziellen Ressourcen zur Verfügung.
2.3. Dienststellenübergreifende Vernetzung zur Umsetzung von Maßnahmen
Um das Thema Einsamkeit weiterhin zu
bearbeiten, wird die Weiterführung und der Ausbau der Arbeitsgruppe Gemeinsam gegen Einsam empfohlen. Dies
kann zum Teil im Rahmen der nun zusammengeführten Geschäftsstelle der
Gesundheitsregionplus Erlangen-Höchstadt & Erlangen am
staatlichen Gesundheitsamt unter Beteiligung städtischer Dienststellen
erfolgen. Konkrete Maßnahmen, wie beispielsweise das Aufstellen von sog.
Plauderbänken, können in der Arbeitsgruppe bedarfs- und ressourcenorientiert
erarbeitet werden.
In quartiersbezogenen Ansätzen wird das
Thema Einsamkeit explizit oder implizit bereits adressiert. Sozialräumliche und
nachbarschaftliche Ansätze bieten besondere Potenziale und niedrigschwellige
soziale Orte, um Einsamkeit vorzubeugen oder entgegenzuwirken. Diese können
weiterhin gestärkt werden. Zudem kann geprüft werden, ob im Rahmen von
Drittmittelprojekten Präventionsstrategien erarbeitet und
Unterstützungsstrukturen für betroffene Personengruppen gestärkt werden können.
2.4. Ausbau des Informationsangebots und Multiplikatorenkonzept
Das bereits
bestehende Informationsangebot (siehe 2.1) kann im
Rahmen der Arbeitsgruppe (siehe 2.3) erweitert werden.
Für
die Erarbeitung und Umsetzung einer Kampagne zur Information und
Sensibilisierung sowie den Ausbau des Multiplikatorenansatzes stehen aufgrund
der schwierigen Haushaltslage derzeit keine finanziellen Mittel und personelle
Ressourcen zur Verfügung. Diese Ansätze können durch Beteiligung städtischer
Dienststellen in die AG Gemeinsam gegen Einsam der Gesundheitsregionplus
eingebracht werden. Ein regelmäßiger Bericht
in den Sitzungen des Ausschusses für Soziales und Gesundheit wird zum jetzigen
Zeitpunkt als nicht zielführend erachtet.
3. Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme /
Leistungsangebote erbracht werden?)
Angesichts der
vorhandenen Daten und kommunalen Handlungsempfehlungen zum Thema Einsamkeit in
Deutschland wird deutlich, dass Einsamkeit nicht nur ein individuelles, sondern
auch ein gesellschaftliches Problem ist, das Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen
erfordert. Um
Einsamkeit entgegenzuwirken, soll auf die dargestellten bestehenden
Handlungsansätze der Stadtverwaltung aufgebaut werden. Durch das Zusammenwirken
relevanter Dienststellen soll auf die Sensibilisierung für das Thema Einsamkeit
hingewirkt und bedarfsorientierte Maßnahmen umgesetzt werden.
4. Klimaschutz:
Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den
Klimaschutz:
ja, positiv*
ja, negativ*
X nein
Wenn ja, negativ:
Bestehen alternative Handlungsoptionen?
ja*
nein*
*Erläuterungen dazu sind in der Begründung
aufzuführen.
Falls es
sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative
Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung
vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.
5. Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur
Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)
Investitionskosten: |
€ |
bei IPNr.: |
Sachkosten: |
€ |
bei Sachkonto: |
Personalkosten (brutto): |
€ |
bei Sachkonto: |
Folgekosten |
€ |
bei Sachkonto: |
Korrespondierende Einnahmen |
€ |
bei Sachkonto: |
|
Haushaltsmittel
werden nicht benötigt
sind vorhanden auf IvP-Nr.
bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk
X sind nicht vorhanden
Anlagen: Einsamkeit: Handlungsansätze- und perspektiven Stadt Erlangen
ÖDP Antrag 105/2024 Einsamkeit