Betreff
Zweiter Statusbericht Klima-Aufbruch und weiteres Vorgehen
Vorlage
31/286/2025
Aktenzeichen
VII/31
Art
Beschlussvorlage

Die Ausführungen der Verwaltung zum zweiten Statusbericht Klima-Aufbruch werden zur Kenntnis genommen.

Das ausgeführte weitere Vorgehen wird so beschlossen.


1.   Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt werden?)

Der Fahrplan Klima-Aufbruch mit dem dazugehörigen Maßnahmenkatalog bildet die Grundlage

des Handelns der Stadt Erlangen. Mit dem vorliegenden Statusbericht kommt die Stadtverwaltung ihrer regelmäßigen Berichtspflicht an die Mitglieder des Stadtrats nach (BV 31/163/2022). Der Bericht ist ein guter Ausgangspunkt, um das Vorgehen zu schärfen.

 

2.   Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)

Der zweite Statusbericht zeigt: In den vergangenen Jahren wurden in Erlangen wichtige Schritte für den Klimaschutz unternommen. Seit Oktober 2024 sind die städtischen Energieberater*innen mit dem Klimamobil unterwegs. Sie kommen direkt in die Stadtteile zu den Menschen vor Ort und zeigen, wie mit erneuerbaren Energien und gut sanierten Gebäuden Energie gespart und das Klima geschützt werden kann. Die anlaufende Kommunikationskampagne zum Klima-Aufbruch soll zusätzlich Verständnis und Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen stärken, Erfolge sichtbar machen und zum Handeln motivieren (s. www.klima-aufbruch.de). In der „Allianz klimaneutrales Erlangen“ arbeiten Stadt, Wissenschaft und Wirtschaft – darunter FAU, Siemens, das Uniklinikum sowie viele weitere Erlanger Unternehmen und Akteure (s. www.klima-aufbruch.de/allianz) – eng zusammen, um CO2-Emissionen zu senken. Auch die Stadtverwaltung hat sich neue Standards gesetzt, etwa mit dem Leitfaden für nachhaltige und energieeffiziente städtische Gebäude (BV 31/184/2023). Der Energienutzungsplan als wichtiges Instrument für die Energiewende ist erstellt und wird um die kommunale Wärmeplanung ergänzt. Die städtischen Töchter GEWOBAU und ESTW treiben die Entwicklung ebenfalls voran: GEWOBAU erhält europaweit Anerkennung für ihre seriellen Sanierungen. Der geplante Windpark Römerreuth der ESTW ist ein weiterer Schritt für mehr Unabhängigkeit von fossilen Energien. Das Engagement der Bürger*innen ist spürbar: Der Ausbau der Photovoltaik hat rasant zugenommen und mit der Entscheidung für die Stadt-Umland-Bahn (StUB) wurde eine wichtige Weiche für eine klimaschonende Mobilität gesetzt. Der Wandel ist im Gange und viele in Erlangen gehen diesen Weg aktiv mit.

 

Zum Zeitpunkt März 2025 war ein großer Teil der 41 Klima-Aufbruch-Maßnahmen in Umsetzung. Die Anlage „Detaillierter Umsetzungsstand 41 Klima-Aufbruch-Maßnahmen“ erlaubt einen tiefergehenden Blick auf jede Maßnahme mit ihren Teilmaßnahmen und den jeweils verantwortlichen Stellen. Es gab jedoch auch Rückschritte. So mussten die städtische Förderprogramme (S7) aufgrund der schwierigen Haushaltssituation 2024 eingestellt werden.

 

Insgesamt ist die Umsetzung der Maßnahmen vorangekommen. Wie eingangs beschrieben, konnten Strukturen aufgebaut und zum Teil auch verstetigt werden. Eine abschließende Schlussfolgerung zu allen 41 Maßnahmen ist noch nicht möglich, da zu sechs Maßnahmen Rückmeldungen ausstehen. Hierzu wird es einen gesonderten Bericht im Herbst 2025 geben.

 

Neben des Umsetzungsstands der Maßnahmen umfasst der zweite Statusbericht auch Informationen zu folgenden Punkten:

-       Eingereichte Beiträge zum Klima-Aufbruch

-       Erlangens Klimafolgekosten und CO2-Restbudget

-       Gesamtentwicklungen anhand ausgewählter Kennwerte

-       Finanzielle und personelle Entwicklungen innerhalb der Stadtverwaltung

 

Nachfolgend werden die wesentlichen Aussagen hierzu zusammengefasst:

 

Eingereichte Beiträge zum Klima-Aufbruch

Die Beiträge von Unternehmen, Verbänden, Initiativen und anderen Organisationen zur Umsetzung des Klima-Aufbruchs spielen eine entscheidende Rolle für sein Gelingen. Die beteiligten Organisationen setzen die im Fahrplan Klima-Aufbruch entwickelten Maßnahmen aktiv um und erreichen durch ihre Netzwerke weitere Akteur*innen für die Klimaziele. Jährlich steigt die Anzahl der Beiträge an. Mittlerweile haben über 33 Organisationen ihre Beiträge auf www.klima-aufbruch.de veröffentlicht. Zu den Organisationen zählen große Arbeitgeber, aber auch Vereine und Initiativen wie der Turnverein 1848 e.V., das ZAM oder der Energiewende ER(H)langen e.V.

 

Erlangens Klimafolgekosten und CO2-Restbudget

Die aktuellen Erlanger Energie- und CO2-Bilanzen für 2021 und 2022 zeigen weiterhin hohe CO2-Emissionen. Allein im Jahr 2022 wurden in Erlangen über 943.000 Tonnen CO2 ausgestoßen. Damit verursachte Erlangen für die nachfolgenden Generationen - innerhalb eines Jahres - Klimafolgekosten in Höhe von 274 Millionen Euro.

 

Die anhaltend hohen CO2-Emissionen betreffen auch das verbleibende Restbudget zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze (BV 31/040/2020). Seit 2020 steht Erlangen ein Budget in Höhe von 3,4 Millionen Tonnen CO2 zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze zu. Nach drei Jahren verbleiben von den ursprünglichen 3,4 Millionen Tonnen nur noch 0,7 Millionen Tonnen CO2. Es ist davon auszugehen, dass das Budget mittlerweile aufgebraucht ist.  

Der CO2-Restbudgetansatz ist jedoch die wesentliche Grundlage, um Fortschritte zu bewerten und Ziele zu setzen. Denn letztlich entscheidet die CO2-Menge in der Atmosphäre darüber, wie stark sich die Erde weiter aufheizt. Der CO2-Ausstoß soll zentrale Messgröße bleiben. Die weitere Arbeit richtet sich daher künftig am CO2-Restbudget zur Einhaltung der 1,75°C-Grenze und damit weiterhin am Paris Klimaabkommen aus. Abgeleitet aus Berechnungen des Sachverständigenrats für Umweltfragen (2024)[1] steht Erlangen ab dem 1. Januar 2024 ein Restbudget in Höhe von 6,76 Millionen Tonnen CO2 zur Verfügung. 

 

Gesamtentwicklungen anhand ausgewählter Kennwerte

Zur besseren Nachverfolgung der Fortschritte im Erlanger Klimaschutz wurde ein neues Monitoring-System entwickelt. Dieses ermöglicht einen schnellen Überblick zu den Entwicklungen in den Bereichen „Umstellung auf erneuerbare Energien“, „Steigerung der Energieeffizienz“ und „Umstieg auf emissionsarme Verkehrsmittel“. Der Blick richtet sich dabei auf die Gesamtstadt, die Stadtverwaltung und die beiden städtischen Töchter ESTW und GEWOBAU Erlangen. Während Veränderungen in der Gesamtstadt nur indirekt durch die Stadt unterstützt werden können, haben die aufgeführten städtischen Akteure einen größeren Gestaltungsspielraum, ihre Prozesse in Richtung Dekarbonisierung zu verändern. Die gewählten Kennwerte ersetzen keine ausführliche Berichterstattung. Sie gewähren jedoch eine schnelle und aktuelle Übersicht zu Entwicklungen und ermöglichen, Erfolge transparent zu machen und bei Bedarf zeitnah nachzusteuern.

 

Mit Blick auf die Kennwerte für die Gesamtstadt kann tendenziell eine positive Entwicklung festgestellt werden: Die installierte Nettoleistung PV im Netzgebiet ist innerhalb von drei Jahren um 20 MWp auf 54 MWp gestiegen. Die Stromspeicher werden kontinuierlich ausgebaut und erreichen 2024 eine installierte Kapazität in Höhe von 18,3 MWh. Auch im Mobilitätsbereich gibt es begrüßenswerte Entwicklungen. Anhand des aktuellen E-Pkw-Anteils in Höhe von 3,2% und der Tatsache, dass im Schnitt täglich über 153.000 Kraftfahrzeuge nach Erlangen ein- und auspendeln (ohne Berücksichtigung der A3 und A73), wird zugleich der große Aufholbedarf sichtbar, um die Klimaziele zu erreichen.

 

Auch innerhalb der Stadtverwaltung mit ihren Eigenbetrieben geht der Trend in die richtige Richtung. Der Wärmekennwert der Liegenschaften, der anzeigt, wie effizient die Gebäude sind, konnte zwischen 2022 und 2024 um 12,7 Prozent verbessert werden und liegt nun bei 61,2 kWh/(m²a). Der Austausch von Öl- und Gaskesseln sowie der Ausbau von PV-Anlagen schreiten voran. Mittlerweile sind knapp ein Viertel der städtischen Pkw vollelektrisch unterwegs. Im Bereich der regenerativ betriebenen Nutzfahrzeuge stagniert die Zahl bei 6 Prozent.

 

Die Erlanger Stadtwerke setzen sich aktiv für den Ausbau erneuerbarer Energien ein – nicht nur im Stadtgebiet, sondern auch darüber hinaus. In der Stadt wurden bereits mehrere Photovoltaikanlagen installiert, die gemeinsam eine maximale Stromleistung von 1.679 kWp erreichen. Außerhalb der Stadtgrenzen betreiben die ESTW 13 Windräder, die zusammen eine Leistung von 29,255 MW haben. Auf dem Stadtgebiet befindet sich der Windpark Römerreuth mit acht Windkraftanlagen in der Genehmigungsphase. Drei Windräder sollen direkt durch die ESTW betrieben werden, sodass in den nächsten fünf Jahren ein Anstieg zu erwarten ist. Die Umstellung der Nah- und Fernwärmenetze auf klimafreundliche Energiequellen – also ihre Dekarbonisierung – bleibt eine große und langwierige Aufgabe. Die ESTW haben bereits ein konkretes Vorgehen und Zeitpläne für diese Umstellung erarbeitet. In diesen Konzepten ist auch festgelegt, wie die vollständige Umstellung bis 2045 gelingen soll.

 

Auch die städtische Tochter GEWOBAU Erlangen erzielt positive Fortschritte: Mit Blick auf die installierte PV-Leistung verzeichnet die GEWOBAU seit 2022 einen Anstieg von 0,013 auf 0,018 kWp je m² überbauter Grundfläche. Insgesamt sind rund ein Drittel des Gebäudebestands der GEWOBAU mit PV-Anlagen belegt. Der Anteil der Wärme- und Kälteerzeugung aus Erdgas und Heizöl konnte von 64 Prozent im Jahr 2022 auf rund 16 Prozent im Jahr 2024 erheblich reduziert werden. Die Gebäude der GEWOBAU weisen mit 51,17 kWh/(m²a) bereits einen guten Wärmekennwert auf, sodass der verbleibende Weg bis zum Zielwert 49 kWh/(m²a) nicht mehr weit ist.

 

Finanzielle und personelle Entwicklungen innerhalb der Stadtverwaltung

Die angespannte Haushaltslage seit 2024 beeinträchtigt auch die Umsetzung des Maßnahmenkatalogs Fahrplan Klima-Aufbruch. So mussten bereits im Jahr 2024 zahlreiche Projekte, Förderungen und Vorhaben eingestellt werden. Dem Gebäudemanagement wurden u.a. Mittel in Höhe von 580.000 Euro für Sanierungen, Austausch von Beleuchtungen und die Errichtung von Photovoltaikanlagen gekürzt. Die Mitarbeitenden des Amts für Umweltschutz und Energiefragen mussten im Herbst alle Projekte im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung, für deren Umsetzung finanzielle Mittel benötigt wurden und keine Unabweisbarkeit im Sinne des Art. 69 Gemeindeordnung vorlagen, stoppen. Da Klimaschutz weiterhin nicht zu den kommunalen Pflichtaufgaben zählt, fielen die Kürzungen in diesem Bereich besonders deutlich aus.

 

Für die Bearbeitung der Klima-Aufbruch-Maßnahmen wurden 17,5 neue Personalstellen im Gebäudemanagement (4,5 Stellen), Umweltamt (6 Stellen), Amt für Stadtplanung und Mobilität (4 Stellen) und Tiefbauamt (3 Stellen) für das Jahr 2023 vom Stadtrat bewilligt und anschließend geschaffen. Mittlerweile sind fast alle Stellen besetzt bzw. in einer Übergangsphase. Zwei Fachstellen im Umweltamt werden in Sachgebietsleitungen für die Sachgebiete „Bildung und Beratung“ und „Klima- und Umweltplanung“ umgewandelt und haben daher künftig einen veränderten Aufgabenzuschnitt, bleiben dem Themenfeld jedoch weiterhin zugeordnet. 

 

 

3.   Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote erbracht werden?)

Die Umsetzung der 41 Maßnahmen des Fahrplans Klima-Aufbruch findet unter herausfordernden Rahmenbedingungen statt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Zusammenarbeit mit den städtischen Töchtern ESTW und GEWOBAU sowie der gezielten Nutzung bestehender Strukturen.

Das CO2-Restbudget zur Einhaltung der 1,5°-Grenze in Erlangen ist aufgebraucht. Der eingeschlagene Weg des Fahrplans ist jedoch der richtige. Die angespannte Haushaltslage bleibt eine zentrale Herausforderung, dennoch konnten viele Maßnahmen angestoßen oder weiter bearbeitet werden. Der zweite Statusbericht zeigt, dass wichtige Grundlagen gelegt und erste Erfolge sichtbar wurden – etwa beim Ausbau erneuerbarer Energien, der energetischen Sanierung und in der Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Insgesamt ist eine positive Entwicklung erkennbar, auf der in den kommenden Monaten weiter aufgebaut wird. Ein ergänzender Bericht im Herbst 2025 wird weitere Erkenntnisse liefern und die Bewertung offener Maßnahmen ermöglichen.

 

4.   Klimaschutz:

 

Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

             ja, positiv*

             ja, negativ*

             nein

 

Wenn ja, negativ:

Bestehen alternative Handlungsoptionen?

 

              ja*

              nein*

 

*Erläuterungen dazu sind in der Begründung aufzuführen.

 

 

Falls es sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.

 

 

5.   Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

              werden nicht benötigt

              sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                        bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

                    sind nicht vorhanden


Anlagen:

2. Statusbericht Klima-Aufbruch

Anlage „Detaillierter Umsetzungsstand 41 Klima-Aufbruch-Maßnahmen“