Mit dem vorliegenden Eingliederungsbericht für das Jahr 2023 gibt das Erlanger Jobcenter eine umfassende Darstellung seiner Tätigkeiten und erfüllt die Berichtspflicht gegenüber dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.
Die Auswirkungen der
Umstellung auf den Eigenbetrieb Erlanger Jobcenter haben die Beratungstätigkeit
und die Durchführung von Angeboten des Jobcenters in 2023 beeinflusst. Es
wurden den Mitarbeitenden einige organisatorische Anpassungsleistungen abverlangt,
die zumindest die Führungskräfte aus allen Abteilungen stark beansprucht haben.
Trotz Fokussierung auf reibungslose Abläufe in den passiven und aktivierenden
Leistungen und nicht zuletzt wegen einer herausfordernden Personalsituation
sind an mancher Stelle Friktionen entstanden und mussten gelöst werden.
Weitestgehend unbeeinflusst blieb die Durchführung im Maßnahmenbereich MPA, die
in Qualität und Umfang ohne größere Einschränkungen gewährleistet werden
konnten. Trotzdem zeigten sich Auswirkungen bei den Integrationszahlen, denn
die angestrebte Zielmarke konnte nicht erreicht werden.
Mit den zur Verfügung
stehenden Bundesmitteln für Integrationsarbeit im Berichtsjahr 2023 und
eingeworbenen Drittmitteln konnten dennoch folgende wesentliche Ziele und
Ergebnisse des Jobcenters erreicht werden:
·
533
Integrationen in Arbeit nach § 48a SGB II
·
davon
65 Integrationen in Ausbildungsplätze
·
zusätzlich
wurden 181 Minijobs als erster Integrationszugang angetreten
·
2876 Inanspruchnahmen von Integrationsinstrumenten
· Gutes Kennzahlenergebnis bei der Nachhaltigkeit von Integrationen
· Platz 1 bei der SGB II Quote vor Würzburg und München
· Platz 5 bei der SGB II Arbeitslosenquote der bayrischen Großstädte
· Erfolgreiche Weiterführung des BMAS-Programms rehapro mit dem Projekt Leben, Arbeiten und Teilhaben (LAUT) zur intensivierten Eingliederung und Beratung von gesundheitlich eingeschränkten Personen aus dem SGB II. Laufzeit: November 2019 – April 2025 / Gesamtvolumen: 5,1 Mio. €
· Erfolgreiche Durchführung des Instrumentes § 16i Teilhabe am Arbeitsmarkt
· Erfolgreiche Durchführung der beim ESF Bayern für die Coaching-Programme eingeworbenen Projekte: Bedarfsgemeinschaftscoaching/COBA und Kajak für Alleinerziehende. Neuer Projektstart: Oktober 2022 / Gesamtvolumen bis September 2024: 464 T€ (davon 232 T€ ESF-Mittel und 232 T€ Kofinanzierung über VWT)
· Start und Durchführung im ESF-Förderzweig „soziale Innovation“ durch das Projekt InQuaH mit Start im Oktober 2023
· Drittmitteleinwerbung für 2023 in Höhe von mehr als 2,36 Mio. €
· Sehr gute Zusammenarbeit im Kommunalen Netzwerk insbesondere mit dem Jugendamt und dem Schulverwaltungsamt, den Mittelschulen und der Berufsschule Erlangen, sowie Trägern kommunaler Hilfeangebote (16a)
· Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Erlangen-Höchstadt bei gemeinsamer Maßnahmenplanung und gemeinsamer Maßnahmenbesetzung (z.B. wird LAUT sowie weitere Maßnahmen bei Dritten gemeinsam mit dem JC ERH besetzt)
In den Arbeitsmarktanalysen wird Erlangen oft als strukturell begünstigte Stadt bezeichnet, da die höchsten Beschäftigungsanteile in wissensintensiven Industrien liegen. Die räumliche Nachbarschaft in der Metropolregion Nürnberg setzt Erlangen dabei jedoch auch einem hohen Einpendler-Druck aus. Als herausragender Hightech- und Akademikerstandort, erfordert der anspruchsvolle Arbeitsmarkt in Erlangen daher eine hohe Mobilitätsbereitschaft für die SGB II-Arbeitsuchenden, da Arbeitsplätze mit niedrigeren fachlichen Anforderungen oft nur außerhalb Erlangens bzw. an deren Peripherie zu finden sind. Ein Großteil der Integrationen von Erlanger SGB II-Leistungsberechtigten findet folglich auch außerhalb des Stadtgebietes statt.
Die konjunkturelle Lage am Arbeitsmarkt hat im Jahr 2023 für Arbeitssuchende aus dem SGB II leider keine steigende Zahl von Integrationen ermöglicht. Die in 2023 zur Verfügung stehenden Bundesmittel, im Verbund mit umfangreich eingeworbenen Drittmitteln und die kommunale Beteiligung der Stadt Erlangen konnten zwar in eine gute Aktivierungs-, bisher aber nicht in eine gute Eingliederungsbilanz umgesetzt werden. Der Großteil der erwerbsfähigen Leistungsbezieher hat wegen seiner qualifikatorischen Ausgangslage nach wie vor große Hürden bei der Besetzung von Arbeitsplätzen im 1. Arbeitsmarkt zu überwinden, denn der Arbeitsmarkt in Erlangen sucht nach wie vor in hohem Maße hochqualifizierte Bewerber.
Durch weitergehende Diversifizierung des Leistungsangebotes (Wartung von Fahrradreparatur-Säulen, Fahrradstand in der Innenstadt, Zusammenarbeit mit ErlangenPass beim Projekt „Erlan-gen Steigt auf“) konnten die Einsatzflächen in der Beschäftigungsförderung erfreulicherweise vergrößert werden. Dies bietet weitere Teilhabe-Chancen für vom allgemeinen Arbeitsmarkt weit entfernte Personen.
In der Aufgabenstellung des Zugangs von Flüchtlingen (insbesondere, aber nicht nur Ukraine) in das SGB II, werden in Zukunft weiterhin große Herausforderungen zu meistern sein: Durch die bisherige Arbeit sind konzeptionelle und operative Umsetzungen erprobt und müssen inhaltlich angepasst werden. Mit dem Jobcenter des Landkreises Erlangen-Höchstadt wurde eine tragfähige Zusammenarbeit etabliert, die sich in gemeinsamer Planung und Durchführung von Maßnahmen für unterschiedliche Zielgruppen und vor allem deren Besetzung niederschlägt. Trotzdem werden größtmögliche Flexibilität, auskömmliche Finanzierung und enge Planungstakte bis auf weiteres unumgänglich bleiben, um die Angebotsstruktur stabil auch für 2024 und die Folgejahre aufrecht zu erhalten.
Anlagen: EJC Eingliederungsbericht 2023