Herr berufsmäßiger Stadtrat Thomas
Ternes wird bevollmächtigt, die Stadt Erlangen in der Ordentlichen
Hauptversammlung 2024 der ESTW AG als Aktionärsvertreter zu vertreten und zu
den folgenden Beschlussempfehlungen die Zustimmung zu erteilen:
- Das Jahresergebnis des Geschäftsjahres 2023 in Höhe von 7.951.607,91 € wird in voller Höhe in die Bilanzposition „andere Gewinnrücklagen“ eingestellt.
- Den Mitgliedern des Vorstands wird für das Geschäftsjahr 2023 Entlastung erteilt.
- Den Mitgliedern des Aufsichtsrates wird für das Geschäftsjahr 2023 Entlastung erteilt.
- Zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2024 wird die Göken, Pollak und Partner Treuhandgesellschaft mbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft/Steuerberatungsgesellschaft, Bremen gewählt.
Zu den o.g. Beschlussvorlagen hat sich der
Aufsichtsrat der ESTW AG in seiner Sitzung am 05.07.2024 beraten und seine
Beschlussempfehlungen an die Hauptversammlung der ESTW AG am 26.07.2024 ausgesprochen. In der Hauptversammlung der
ESTW AG wird die Aktionärin Stadt Erlangen von Herrn berufsmäßiger Stadtrat
Ternes vertreten. Gemäß § 3 Abs. 12 i.V.m. § 4 Abs. 12 der Geschäftsordnung des
Erlanger Stadtrats hat der Stadtrat das Weisungsrecht für die Stimmabgaben des
Vertreters der Stadt Erlangen in der Hauptversammlung der ESTW AG.
1. Jahresabschluss der ESTW AG zum 31.12.2023
Der Jahresabschluss und der zusammengefasste Lagebericht der ESTW AG sowie die Jahresabschlüsse und Lageberichte des Konzerns und der Tochtergesellschaften für das Geschäftsjahr 2023 wurden zum fünften Mal in Folge von der BBH AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft München geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Der Auftrag umfasste auch die Prüfung nach § 53 HGrG über die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung.
Kennzahlen
zum Jahresabschluss 2023 der ESTW AG im Vergleich zu den beiden Vorjahren:
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2023 |
2022 |
2021 |
Bilanz |
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Bilanzsumme
(T€) |
352.512 |
299.640 |
285.051 |
Anlagendeckungsgrad
(EK/AV) |
57,4% |
54,9% |
53,3% |
Investitionen
(T€) |
28.783 |
25.791 |
32.587 |
Kreditaufnahme
(T€) |
12.500 |
20.400 |
0 |
Gewinn- und Verlustrechnung |
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Umsatz
(T€) |
346.377 |
228.737 |
186.378 |
davon
Strom Netz Strom Sonstige Aktivitäten Erdgas Netz Erdgas Sonstige Aktivitäten Nah- und Fernwärme Wasser Sonstige Aktivitäten |
16.841 145.150 2.962 64.168 87.074 19.196 10.986 |
15.311 90.099 2.470 31.114 59.098 20.116 10.529 |
17.707 73.559 2.479 16.577 46.889 19.568 9.598 |
Personalaufwand
(T€) Verlustübernahmen
(T€) |
45.950 17.969 |
44.754 12.062 |
40.358 12.392 |
(nachrichtl.:
Steuervorteil durch steuerl. Querverbund, T€) |
(5.615) |
(3.906) |
(4.170) |
Jahresergebnis
(T€) |
+7.952 |
+6.614 |
+6.623 |
Sonstiges |
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Anzahl
der Mitarbeiter im Jahres-∅ |
654 |
632 |
589 |
Cash-Flow nach DVFA/SG*) (T€) |
25.269 |
25.106 |
21.617 |
Leistungsdaten |
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Stromprod.
aus erneuerbaren Energien (Mio. kWh) Abgabe
an Kunden (Mio. kWh) Strom (Mio. kWh) Erdgas (Mio. kWh) Nah- und Fernwärme (Mio. kWh) Wasser (Mio. m3) |
58,8 390,5 286,1 343,4 7,1 |
42,9 417,9 291,9 380,0 8,5 |
39,9 310,1 326,4 445,1 8,0 |
Verteilungsnetz
(km)**) |
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|
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Strom Erdgas Fernwärme Wasser |
1.073,8 255,3 106,3 339,0 |
1.062,7 255,4 103,7***) 336,6 |
1.060,2 253,6 104,6 336,5 |
*) Cash-Flow nach DVFA/SG = Jahresergebnis + Abschreibungen +/-
Veränderung d. langfristigen Rückstellungen +/- sonstige zahlungsunwirksame
wesentliche Aufwendungen und Erträge, ohne Sondereinflüsse
**) ohne Hausanschlussleitungen
***) Verringerung
aufgrund statistischer Korrekturen
Das Jahr 2023 war weitestgehend noch durch hohe Preise an den Energiemärkten geprägt. Trotz eines Rückgangs der Abgabe bei allen drei Medien Strom, Gas und Wärme aufgrund von Energiesparmaßnahmen bei den Kunden sowie der im Vergleich zum Vorjahr wärmeren Witterung stiegen die Umsatzerlöse um 117,6 Mio. € bzw. 51,4%. Gegenläufig entwickelte sich die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, deren Einspeisung im Tagesverlauf auch bei hohem Angebot und daher niedrigen Spotmarktpreisen erfolgt. Sie konnte um 37,1% gesteigert werden, aber der Umsatz aus der regenerativen Stromproduktion sank um 23,7% (-1,8 Mio. €) gegenüber dem Vorjahr.
An außergewöhnlichen Erträgen sind Zuschüsse für die Strompreisbremse i.H.v. 816 T€ zu verzeichnen, die in den sonstigen betrieblichen Erträgen enthalten sind (Vj.: 2,7 Mio. € für eine Schadensersatzleistung).
Der Materialaufwand nahm um 75,8% zu, insbesondere wegen der gestiegenen Energiepreise. Mit 103,9 Mio. € fiel diese Steigerung betragsmäßig jedoch deutlich geringer aus als die Umsatzsteigerung. Der Personalaufwand erhöhte sich aufgrund von tariflichen Lohnanpassungen, Personalmehrbedarf und Inflationsausgleichszahlungen um 1,2 Mio. € (+2,7%).
Die Verlustübernahme betrifft die ESTW Stadtverkehr GmbH, mit der ein Ergebnisabführungsvertrag besteht.
Insgesamt konnte das Jahresergebnis der ESTW AG mit rd. 8 Mio. € noch einmal deutlich gegenüber dem bereits sehr guten Ergebnis des Vorjahres gesteigert werden.
Investiert wurden im Geschäftsjahr 2023 insgesamt 28,8 Mio. €, im Wesentlichen in die Versorgungsnetze (18,6 Mio. €), in die Fernwärmeerzeugung (3,0 Mio. €, überwiegend für den mit dem Kohleausstieg verbundenen Um- und Neubau der Kesselanlagen im Heizkraftwerk, die Erweiterung und den Ersatz der Leittechnik sowie die Erneuerung der Wasseraufbereitung im Heizkraftwerk), in Wassergewinnung, -aufbereitung und -speicherung (1,5 Mio. €), in den Telekommunikationsbereich (2,0 Mio. €) und in den IT-Bereich (0,5 Mio. €).
Im Jahr 2023 hat die Stadt eine Einzahlung in die Kapitalrücklage der ESTW in Höhe von 640 T€ geleistet. Zusammen mit der vorgesehenen Gewinnthesaurierung verbesserte sich trotz der unverändert hohen Investitionstätigkeit die bereits sehr gute Eigenkapitaldeckung des Anlagevermögens auf 57,4%.
Die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung der ESTW AG für das Geschäftsjahr 2023 sind als Anlage beigefügt. Der vollständige Jahresabschluss einschließlich Lagebericht und die Prüfberichte des Abschlussprüfers zum Konzern und den Konzernunternehmen können beim Beteiligungsmanagement der Stadt eingesehen werden.
Auszug aus dem Lagebericht der ESTW
Geschäftsverlauf
Nach
einem auch an den Energiemärkten sehr turbulenten Jahr 2022 kam es im Jahr 2023
nach und nach zu einer gewissen Beruhigung mit Preisrückgängen an den Märkten. Durch
die längerfristig angelegte Beschaffungsstrategie profitierten die ESTW-Kunden
zunächst noch bis Ende 2023 von vergleichsweise sehr günstigen Strom- und
Erdgaspreisen. Bis zu diesem Zeitpunkt kam es sogar noch zu weiteren
Kundenzuwächsen. Ab dem Frühjahr 2023 änderte sich die Situation: Die
Vergleichsportale rückten wieder mehr in den Mittelpunkt, insbesondere die
Angebote für Neukunden nahmen stark zu und waren preislich – vor allem für rein
wirtschaftlich denkende Kunden – durchaus interessant. Auch Verbraucherschützer
und Politiker, die vor gar nicht langer Zeit die Bedeutung und dauerhafte
Zuverlässigkeit kommunaler Stadtwerke betont hatten, empfahlen wieder den
Wechsel des Anbieters. Diese Entwicklung ging auch an den ESTW nicht spurlos
vorbei, die Kündigungen nahmen dann ab Sommer deutlich zu. Insgesamt sorgten
aber nicht nur die Preispolitik der ESTW - größtenteils mit Angeboten unterhalb
der staatlichen Preisbremsen – sondern vor allem Qualitätsmerkmale wie Service,
telefonische Erreichbarkeit, digitale Möglichkeiten sowie das über viele Jahre
positiv aufgebaute Marken-Image für eine weiterhin hohe Kundentreue.
Nach
Auffassung des ESTW-Vorstandes sind die Gesamtentwicklung und die
wirtschaftliche Lage der ESTW im Geschäftsjahr 2023 als sehr zufriedenstellend
einzuschätzen.
Risiken
und Chancen
Durch
die stetig sinkenden Preise wird sich die Wettbewerbssituation für die ESTW in
den Endkundenmärkten wieder verschärfen. Jedoch ist davon auszugehen, dass die
Zuverlässigkeit der ESTW während der Energiekrise und der Stadtwerke-Branche
generell noch einige Zeit einen möglicherweise abschmelzenden
Wettbewerbsvorteil verschafft.
Vor dem
Hintergrund der finanziellen Stabilität sehen sich die ESTW für die Bewältigung
der künftigen Risiken gut aufgestellt.
Die
Versorgungssicherheit ist trotz des Kostendrucks aus der Anreizregulierung für
die ESTW ein wichtiges Unternehmensziel. Aus dem Anlagenbereich waren weiterhin
keine Risiken für das Unternehmensergebnis erkennbar.
Durch
die die Sicherung weiterer Mengenkontingente bei regionalen
Fernwasserversorgern wird die Wasserversorgung in Zukunft noch sicherer. Die
zuletzt trockeneren und heißeren Sommer stellen für Erlangen kein Problem dar.
Im Heizkraftwerk und am Standort Frauenaurach stehen ausreichend Erzeugungskapazitäten
für die Wärmeerzeugung zur Verfügung., um auch einen Mehrfachausfall
abzudecken. Zusätzliche Anlagen aus erneuerbaren Energiequellen befinden sich
in einem noch frühen Planungsstadium.
Die
Margen für die Verstromung von Gas an den Terminmärkten sind auch im Jahr 2024
auf niedrigem Niveau. Durch Termingeschäfte für die Jahre 2024 bis 2026 wurde
bereits ein Teil der Erzeugungsmarge gesichert.
Die
regenerative Stromerzeugung besteht – neben Wasserkraftwerken und
Photovoltaikanlagen kleiner als 1 MW – überwiegend aus Windkraftanlagen mit
einer installierten Leistung von ca. 29 MW. Die Windkraftanlagen sind durch
Vollwartungsverträge mit hoher Verfügbarkeitsgarantie abgesichert.
Die ESTW
haben im Allgemeinen weiterhin eine starke Position durch ihre Kundennähe bei
gleichzeitig wettbewerbsfähigen Preisen. Als 100ige Tochter der Stadt Erlangen
(und damit ihrer Bürger) besteht u.a. eine starke emotionale Bindung der Bürger
an „ihr“ Unternehmen. Somit rechnen die ESTW weiterhin mit einem sehr hohen Marktanteil
im Privatkundengeschäft, auch wenn sich durch den Preisverfall, welcher sich im
gesamten 1. Quartal 2024 fortgesetzt hat, der Wettbewerb um Endkunden nun
wieder belebt.
2.
Gewinnverwendungsbeschluss
Der Vorstand schlägt vor, das Jahresergebnis 2023 i.H.v. 7.951.607,91 € in die Bilanzposition „andere Gewinnrücklagen“ einzustellen. Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung am 5. Juli 2024 eine entsprechende Beschlussempfehlung an die Hauptversammlung beschlossen.
3.
Bestellung
des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2024
Da die BBH AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft München, die Jahresabschlüsse des ESTW Konzerns zum fünften Mal in Folge geprüft hat, wurde die Wirtschaftsprüfung für das Geschäftsjahr 2024 neu ausgeschrieben. Die Göken, Pollak und Partner Treuhandgesellschaft mbH, Bremen (GPP) hat eines der günstigsten Angebote abgegeben. GPP hat sich auf die Wirtschaftsprüfung und Beratung von Kommunen und Unternehmen in öffentlicher Hand spezialisiert, insbesondere im Bereich der Ver- und Entsorgung sowie des Verkehrs. Mit seiner Würzburger Niederlassung kann GPP eine konkurrenzfähige Leistungsqualität zusagen.
Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung am 5. Juli 2024 beschlossen, der Hauptversammlung zu empfehlen, die Göken, Pollak und Partner Treuhandgesellschaft mbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft/Steuerberatungsgesellschaft, Bremen zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2024 zu wählen.
Anlagen: Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung
2023 der ESTW AG