1. Der Sachbericht der Verwaltung wird zur Kenntnis
genommen.
2. Der Fraktionsantrag 031/2024 der CSU ist damit abschließend bearbeitet.
Bericht zur Unterstützung des internationalen „Tag des
alkoholgeschädigten Kindes“: Kein Schluck – kein Risiko
Dem Stadtjugendamt und anderen Akteuren in der Stadt Erlangen sind die
Gefahren durch Alkoholkonsum während einer Schwangerschaft bekannt. In der
Abteilung 512 Sozialdienst sind die Fachkräfte immer wieder mit
FASD-Betroffenen in Kontakt und dem Hilfesystem entstehen neben einem
zusätzlichen Arbeitsaufwand so auch zusätzliche Kosten. In der Stadt Erlangen
werden bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um frühzeitig über Risiken
aufzuklären und um mögliche Folgeschäden (z.B. FASD) für die ungeborenen Kinder
zu verhindern. Folgend wird, in Absprache mit dem FASD-Netzwerk und dem
staatlichen Gesundheitsamt Erlangen-Höchstadt und der Stadt Erlangen, ein
kurzer Überblick darüber gegeben, welche
Angebote es im Erlanger Stadtgebiet diesbezüglich gibt.
Abteilung 511 Integrierte
Beratungsstelle
In der Integrierten Beratungsstelle findet die oben genannte Thematik in
allen Bereichen Beachtung. Im Rahmen der Beratung schwangerer Frauen wird in
der staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen der
Stadt Erlangen beständig darauf geachtet, schwangere Frauen im Umgang mit
Alkohol zu sensibilisieren.
Dies geschieht zum einen proaktiv innerhalb der Beratung und zum anderen
niederschwellig durch Aushänge, Infomaterial und Broschüren im Wartebereich und
in den Beratungszimmern. Hier werden Schwangere über die Risiken und Folgen
eines Alkoholkonsums in der Schwangerschaft aufgeklärt, bei Fragen dazu beraten
und in Notsituationen Unterstützung angeboten.
Alle Berater*innen der Beratungsstelle haben eine Fortbildung von Lilith
e.V. zu Suchtmittelkonsum in der Schwangerschaft durchlaufen und sind gut
informiert.
Weiterhin bestehen optimale Vernetzungen innerhalb der integrierten
Beratungsstelle, so dass eine kurzfristige und schnelle Vermittlung betroffener
Frauen zwischen den Beratungsstellen jederzeit möglich ist.
Eine Vernetzung und Teilnahme an Projekten zur öffentlichen
Gesundheitsförderung zu dieser Thematik fanden in der Vergangenheit statt. Der
Frauengesundheitstag fand 2019 mit dem Titel „Licht und Schatten“ - Gesundheitstag rund um Schwangerschaft,
Geburt und erstes Lebensjahr statt. Weitere Projekte sind bei der Alkohol
Aktionswoche (KW24) möglich und derzeit noch in Planung.
In der städtischen Jugend- und Familienberatungsstelle(JFB)
taucht dieses Thema zwar nicht so explizit auf, nichtdestotrotz ist es ein
wichtiges Thema und eine Sensibilität in der Beratungsarbeit besteht und wird
stets weiterentwickelt. Als wichtiger Bestandteil einer Beratung wird bei
geschilderten Problemlagen die Möglichkeit einer bestehenden FASD von den
Fachkräften stets mitgedacht.
In der Erlanger Drogen- und Suchtberatungsstelle findet die
FASD-Thematik in den Beratungsgesprächen in Form von einer Sensibilisierung und
Aufklärung sowohl von selbstbetroffenem Klienten*innen als auch von schwangeren
Klientinnen Beachtung. Dies beinhaltet ggf. eine Weitervermittlung zum FASD-
Netzwerk und/oder weiteren Kooperationspartnern wie z. B. Lilith e.V.
Des Weiteren kann eine interne Weitervermittlung innerhalb der
Integrierten Beratungsstelle einen niederschwelligen Zugang zu weiteren
Hilfsangeboten ermöglichen. Zudem beteiligt sich auch die Drogen- und
Suchtberatung der Stadt Erlangen an der diesjährigen Aktionswoche Alkohol mit
dem Schwerpunktthema „Auswirkungen des Alkoholkonsums auf Dritte“, im Rahmen
derer eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit stattfinden soll. Hier wird
mittels Plakaten und Informationsmaterial unter anderem auf die Gefahren von
Alkoholkonsum während der Schwangerschaft hingewiesen.
Abteilung 513
Jugendsozialarbeit und Jugendarbeit
Das Thema
Alkoholprävention ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der
Präventionsarbeit der Jugendsozialarbeit an Schulen. Seit vielen Jahren gibt es
einen regelmäßigen Kontakt zum FASD-Netzwerk und zur Ärztlichen Gesellschaft
zur Gesundheitsförderung (ÄGGF).
Die
Jugendsozialarbeit an der staatlichen Berufsschule Erlangen führt seit 2009
jährlich eine Präventionswoche zur Suchtprävention mit dem Schwerpunkt Alkohol
und Cannabis durch. Inhalt sind die Folgen eines riskanten Konsums während der
Schwangerschaft und im Verlauf des eigenen Lebens. Im Bereich der
Jugendsozialarbeit an den Mittelschulen fließen Inhalte zu FASD-Prävention in
Alkoholpräventionsprojekte ebenfalls mit ein.
Die unten genannte
Ausstellung ZERO zu FASD wurde 2016 und 2024 ebenfalls an der Berufsschule und
2017 an der Ernst-Penzoldt-Mittelschule durch JaS angeboten (ca. 20 Klassen
nahmen pro Durchgang teil).
In der Offenen
Jugendsozialarbeit @One in der Junkersstraße wurde im Mai 2024 erstmals in
Rahmen von Offenen Jugendtreffs mit der Ausstellung gearbeitet.
FASD Netzwerk Nordbayern e.V.
Das FASD Netzwerk Nordbayern e.V. (Sitz in Erlangen) wurde 2012 gegründet,
und engagiert sich seitdem intensiv für dieses Thema. Das Netzwerk hat zwei
Seiten, zum einen geht es um Prävention, zum anderen um Beratung für Menschen
mit FASD und deren Umfeld.
Prävention des FASD Netzwerks Nordbayern e.V.
2015 hat das Netzwerk das Präventionsprojekt ZERO! entwickelt, eine
Wanderausstellung über Schwangerschaft, Alkohol und FASD. Ziel ist es, junge
Menschen im Vorfeld ihrer Schwangerschaft für das Thema „Kein Alkohol in der
Schwangerschaft“ zu sensibilisieren. Die Wanderausstellung besteht aus drei
Teilen.
In einem begehbaren Gebärmutterzelt tauchen die Besucher und
Besucherinnen ein in die Welt eines ungeborenen Kindes und erfahren mit
verschiedenen Sinnen, wie faszinierend eine Schwangerschaft ist. Die Außenhülle
zeigt in Form von Wimmelbildern die typische Lebenswelt einer schwangeren Frau.
Auf dem dazugehörigen interaktiven Bildschirm durchlaufen die Besucher und
Besucherinnen 10 Monate Schwangerschaft aus Sicht der Frau. Sie erleben mittels
Bild-, Ton- und Filmaufnahmen zahlreiche Situationen, die zum Alkohol verleiten
können. Sie finden Wissenswertes zu Themen wie Schwangerschaft, Gesundheit,
Alkohol und Drogen. Auch der werdende Vater findet weitergehende Informationen.
Bei einer dritten Station kommen Menschen mit FASD zu Wort. Sie berichten von
ihren täglichen Schwierigkeiten und Herausforderungen.
Dieses Zelt wurde mittlerweile dupliziert, zusätzlich hat das Netzwerk
eine digitale Version und Unterrichtsmaterialien entwickelt (finanziert vom
BMG, der Techniker Kasse und Aktion Mensch).
Letztes Jahr wurde vom Netzwerk zusammen mit der Bürgerstiftung in
Erlangen eine Aktion gestartet, dass die digitale Version und die
Unterrichtsmaterialien allen weiterführenden Schulen in Erlangen im Schuljahr
2023/2024 umsonst zur Verfügung stehen. Dieses Angebot wird von den Schulen
gerne angenommen.
Für 2025 soll die begehbare Ausstellung wieder an einem prominenten Ort
in Erlangen präsentiert werden, hier laufen die ersten Überlegungen. Das
Netzwerk würde sich darüber freuen, wenn die Stadt Erlangen einen geeigneten
Ort zur Verfügung stellt. Die Wanderausstellungen sind derzeit wieder in ganz
Deutschland unterwegs.
Netzwerkarbeit des FASD Netzwerkes Nordbayern
e.V.
Der Runde Tisch FASD des Netzwerkes bietet seit 2012 Fachkräften die
Möglichkeit, sich über das Thema FASD zu informieren und auszutauschen.
Ursprünglich haben sich die Teilnehmenden des runden Tisches in Erlangen
getroffen, mittlerweile findet er online statt und der Kreis der Teilnehmenden
ist dadurch deutlich gestiegen.
Beratung des FASD Netzwerks Nordbayern e.V.
Durch die Anschubfinanzierung von Aktion Mensch hat das Netzwerk eine
Anlaufstelle aufgebaut, die Familien mit FASD Kindern sowie Jugendliche als
auch Erwachsene mit FASD berät. Außerdem konnten Fachkräfte bei spezifischen
Fragestellungen zu FASD Unterstützung bekommen. Da die Finanzierung auf Dauer
nicht gesichert war, konnte die Personalstelle nach der Kündigung der Fachkraft
nicht wiederbesetzt werden. Derzeit bietet das Netzwerk eine ehrenamtliche Beratung
an. Die Anfragen kommen aus ganz Nordbayern und darüber hinaus. Die Anfragen
kommen zu allen Lebensbereichen und aus allen Altersgruppen. In diesem Bereich
besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf, wie in Zukunft diese Anfragen
bearbeitet werden sollen. Das größte Problem bei den Anfragen ist es, geeignete
Wohnplätze für Jugendliche und junge Erwachsene zu finden, die nicht mehr in
den Pflegefamilien verbleiben können. Dies ist kein spezifisches Problem von
Erlangen, sondern betrifft letztendlich ganz Deutschland.
Der Wunsch des Netzwerkes wäre es, wenn es eine überregionale
Beratungsstelle im Großraum Erlangen gäbe, damit Menschen mit FASD geeignete
Ansprechpartner*innen haben und dass langfristig Wohnmöglichkeiten für Menschen
mit FASD in der Region geschaffen werden.
Staatliches Gesundheitsamtes
Erlangen-Höchstadt und Stadt Erlangen
Der Soziale Beratungsdienstes des Staatlichen Gesundheitsamtes
Erlangen-Höchstadt bietet
diverse Angebote zur FASD-Präventionsarbeit:
Schwangerschaftsberatung:
-
Information zu FASD, Aushändigung von
Infomaterial und Darstellung anhand der FASD-Puppe im Rahmen der allgemeinen
Schwangerschaftsberatung
- Infostände mit Broschüren bei Infotagen, z.B. Familientag Heroldsberg im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit
- Vernetzung im Arbeitskreis FASD
- Aktuelle Informationsbroschüren in der Auslage im Gesundheitsamt
Suchtprävention:
-
Veranstaltungen in den Fachakademien für
Sozialpädagogik in Höchstadt und Baiersdorf für angehende Erzieherinnen und
Erzieher zum Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“
- Thematisierung von FASD im Rahmen des Alkoholpräventionsworkshops „Tom und Lisa“ in 8. und 9. Klassen und Hinweis auf das FASD Netzwerk Nordbayern
Suchtberatung:
-
Fachvorträge zum Thema „Sucht und
Schwangerschaft“ für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
- Thematisierung
im Rahmen der Einzelberatung von Frauen mit Suchtmittelabhängigkeit
Zusammenfassung:
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass verschiedenen Akteure in
Erlangen bereits sehr aktiv sind und es zahlreiche Angebote gibt. Gleichzeitig
ist es nicht von der Hand zu weisen, dass es für Betroffene noch einen teils
ungedeckten Hilfebedarf gibt (siehe Punkt Beratung des FASD Netzwerks
Nordbayern e.V.).
In Absprache mit dem städtischen Bürgermeister- und
Presseamt wäre mit dem Stadtjugendamt als Kooperationspartner eine allgemeine
Aufklärung und eine zusätzliche Bewerbung des Aktionstages über die städtischen
Informationskanäle und die digitalen Stadtinformationstafeln bei entsprechender
Beauftragung theoretisch möglich. Aufgrund der aktuellen Haushaltslage stehen
hierfür jedoch aktuell keine Mittel zur Verfügung. So wird empfohlen, keine
entsprechende Bewerbung auf städtische Kosten zu beschließen.
Anlagen:
Fraktionsantrag CSU 031 Bericht zur Unterstützung des internationalen Tages des alkoholgeschädigten Ki.pdf