Betreff
CSU-Fraktionsantrag 031/2024 - Bericht zur Unterstützung des internationalen "Tag des alkoholgeschädigten Kindes": Kein Schluck - kein Risiko
Vorlage
513/016/2024
Aktenzeichen
V/513
Art
Beschlussvorlage

1. Der Sachbericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.

2. Der Fraktionsantrag 031/2024 der CSU ist damit abschließend bearbeitet.

 


Bericht zur Unterstützung des internationalen „Tag des alkoholgeschädigten Kindes“: Kein Schluck – kein Risiko

Dem Stadtjugendamt und anderen Akteuren in der Stadt Erlangen sind die Gefahren durch Alkoholkonsum während einer Schwangerschaft bekannt. In der Abteilung 512 Sozialdienst sind die Fachkräfte immer wieder mit FASD-Betroffenen in Kontakt und dem Hilfesystem entstehen neben einem zusätzlichen Arbeitsaufwand so auch zusätzliche Kosten. In der Stadt Erlangen werden bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um frühzeitig über Risiken aufzuklären und um mögliche Folgeschäden (z.B. FASD) für die ungeborenen Kinder zu verhindern. Folgend wird, in Absprache mit dem FASD-Netzwerk und dem staatlichen Gesundheitsamt Erlangen-Höchstadt und der Stadt Erlangen, ein kurzer Überblick darüber gegeben, welche Angebote es im Erlanger Stadtgebiet diesbezüglich gibt.

 

Abteilung 511 Integrierte Beratungsstelle

In der Integrierten Beratungsstelle findet die oben genannte Thematik in allen Bereichen Beachtung. Im Rahmen der Beratung schwangerer Frauen wird in der staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen der Stadt Erlangen beständig darauf geachtet, schwangere Frauen im Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren.

Dies geschieht zum einen proaktiv innerhalb der Beratung und zum anderen niederschwellig durch Aushänge, Infomaterial und Broschüren im Wartebereich und in den Beratungszimmern. Hier werden Schwangere über die Risiken und Folgen eines Alkoholkonsums in der Schwangerschaft aufgeklärt, bei Fragen dazu beraten und in Notsituationen Unterstützung angeboten.

Alle Berater*innen der Beratungsstelle haben eine Fortbildung von Lilith e.V. zu Suchtmittelkonsum in der Schwangerschaft durchlaufen und sind gut informiert.

Weiterhin bestehen optimale Vernetzungen innerhalb der integrierten Beratungsstelle, so dass eine kurzfristige und schnelle Vermittlung betroffener Frauen zwischen den Beratungsstellen jederzeit möglich ist.

Eine Vernetzung und Teilnahme an Projekten zur öffentlichen Gesundheitsförderung zu dieser Thematik fanden in der Vergangenheit statt. Der Frauengesundheitstag fand 2019 mit dem Titel „Licht und Schatten“ -  Gesundheitstag rund um Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr statt. Weitere Projekte sind bei der Alkohol Aktionswoche (KW24) möglich und derzeit noch in Planung.

 

In der städtischen Jugend- und Familienberatungsstelle(JFB) taucht dieses Thema zwar nicht so explizit auf, nichtdestotrotz ist es ein wichtiges Thema und eine Sensibilität in der Beratungsarbeit besteht und wird stets weiterentwickelt. Als wichtiger Bestandteil einer Beratung wird bei geschilderten Problemlagen die Möglichkeit einer bestehenden FASD von den Fachkräften stets mitgedacht.

 

In der Erlanger Drogen- und Suchtberatungsstelle findet die FASD-Thematik in den Beratungsgesprächen in Form von einer Sensibilisierung und Aufklärung sowohl von selbstbetroffenem Klienten*innen als auch von schwangeren Klientinnen Beachtung. Dies beinhaltet ggf. eine Weitervermittlung zum FASD- Netzwerk und/oder weiteren Kooperationspartnern wie z. B. Lilith e.V.

Des Weiteren kann eine interne Weitervermittlung innerhalb der Integrierten Beratungsstelle einen niederschwelligen Zugang zu weiteren Hilfsangeboten ermöglichen. Zudem beteiligt sich auch die Drogen- und Suchtberatung der Stadt Erlangen an der diesjährigen Aktionswoche Alkohol mit dem Schwerpunktthema „Auswirkungen des Alkoholkonsums auf Dritte“, im Rahmen derer eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit stattfinden soll. Hier wird mittels Plakaten und Informationsmaterial unter anderem auf die Gefahren von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft hingewiesen.

 

Abteilung 513 Jugendsozialarbeit und Jugendarbeit

Das Thema Alkoholprävention ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der Präventionsarbeit der Jugendsozialarbeit an Schulen. Seit vielen Jahren gibt es einen regelmäßigen Kontakt zum FASD-Netzwerk und zur Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung (ÄGGF).

Die Jugendsozialarbeit an der staatlichen Berufsschule Erlangen führt seit 2009 jährlich eine Präventionswoche zur Suchtprävention mit dem Schwerpunkt Alkohol und Cannabis durch. Inhalt sind die Folgen eines riskanten Konsums während der Schwangerschaft und im Verlauf des eigenen Lebens. Im Bereich der Jugendsozialarbeit an den Mittelschulen fließen Inhalte zu FASD-Prävention in Alkoholpräventionsprojekte ebenfalls mit ein.

Die unten genannte Ausstellung ZERO zu FASD wurde 2016 und 2024 ebenfalls an der Berufsschule und 2017 an der Ernst-Penzoldt-Mittelschule durch JaS angeboten (ca. 20 Klassen nahmen pro Durchgang teil).

In der Offenen Jugendsozialarbeit @One in der Junkersstraße wurde im Mai 2024 erstmals in Rahmen von Offenen Jugendtreffs mit der Ausstellung gearbeitet.

 

FASD Netzwerk Nordbayern e.V.

Das FASD Netzwerk Nordbayern e.V. (Sitz in Erlangen) wurde 2012 gegründet, und engagiert sich seitdem intensiv für dieses Thema. Das Netzwerk hat zwei Seiten, zum einen geht es um Prävention, zum anderen um Beratung für Menschen mit FASD und deren Umfeld.

 

Prävention des FASD Netzwerks Nordbayern e.V.  

2015 hat das Netzwerk das Präventionsprojekt ZERO! entwickelt, eine Wanderausstellung über Schwangerschaft, Alkohol und FASD. Ziel ist es, junge Menschen im Vorfeld ihrer Schwangerschaft für das Thema „Kein Alkohol in der Schwangerschaft“ zu sensibilisieren. Die Wanderausstellung besteht aus drei Teilen.

In einem begehbaren Gebärmutterzelt tauchen die Besucher und Besucherinnen ein in die Welt eines ungeborenen Kindes und erfahren mit verschiedenen Sinnen, wie faszinierend eine Schwangerschaft ist. Die Außenhülle zeigt in Form von Wimmelbildern die typische Lebenswelt einer schwangeren Frau. Auf dem dazugehörigen interaktiven Bildschirm durchlaufen die Besucher und Besucherinnen 10 Monate Schwangerschaft aus Sicht der Frau. Sie erleben mittels Bild-, Ton- und Filmaufnahmen zahlreiche Situationen, die zum Alkohol verleiten können. Sie finden Wissenswertes zu Themen wie Schwangerschaft, Gesundheit, Alkohol und Drogen. Auch der werdende Vater findet weitergehende Informationen. Bei einer dritten Station kommen Menschen mit FASD zu Wort. Sie berichten von ihren täglichen Schwierigkeiten und Herausforderungen.

Dieses Zelt wurde mittlerweile dupliziert, zusätzlich hat das Netzwerk eine digitale Version und Unterrichtsmaterialien entwickelt (finanziert vom BMG, der Techniker Kasse und Aktion Mensch).

Letztes Jahr wurde vom Netzwerk zusammen mit der Bürgerstiftung in Erlangen eine Aktion gestartet, dass die digitale Version und die Unterrichtsmaterialien allen weiterführenden Schulen in Erlangen im Schuljahr 2023/2024 umsonst zur Verfügung stehen. Dieses Angebot wird von den Schulen gerne angenommen.

Für 2025 soll die begehbare Ausstellung wieder an einem prominenten Ort in Erlangen präsentiert werden, hier laufen die ersten Überlegungen. Das Netzwerk würde sich darüber freuen, wenn die Stadt Erlangen einen geeigneten Ort zur Verfügung stellt. Die Wanderausstellungen sind derzeit wieder in ganz Deutschland unterwegs.

 

Netzwerkarbeit des FASD Netzwerkes Nordbayern e.V.

Der Runde Tisch FASD des Netzwerkes bietet seit 2012 Fachkräften die Möglichkeit, sich über das Thema FASD zu informieren und auszutauschen. Ursprünglich haben sich die Teilnehmenden des runden Tisches in Erlangen getroffen, mittlerweile findet er online statt und der Kreis der Teilnehmenden ist dadurch deutlich gestiegen.

 

Beratung des FASD Netzwerks Nordbayern e.V.

Durch die Anschubfinanzierung von Aktion Mensch hat das Netzwerk eine Anlaufstelle aufgebaut, die Familien mit FASD Kindern sowie Jugendliche als auch Erwachsene mit FASD berät. Außerdem konnten Fachkräfte bei spezifischen Fragestellungen zu FASD Unterstützung bekommen. Da die Finanzierung auf Dauer nicht gesichert war, konnte die Personalstelle nach der Kündigung der Fachkraft nicht wiederbesetzt werden. Derzeit bietet das Netzwerk eine ehrenamtliche Beratung an. Die Anfragen kommen aus ganz Nordbayern und darüber hinaus. Die Anfragen kommen zu allen Lebensbereichen und aus allen Altersgruppen. In diesem Bereich besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf, wie in Zukunft diese Anfragen bearbeitet werden sollen. Das größte Problem bei den Anfragen ist es, geeignete Wohnplätze für Jugendliche und junge Erwachsene zu finden, die nicht mehr in den Pflegefamilien verbleiben können. Dies ist kein spezifisches Problem von Erlangen, sondern betrifft letztendlich ganz Deutschland.

Der Wunsch des Netzwerkes wäre es, wenn es eine überregionale Beratungsstelle im Großraum Erlangen gäbe, damit Menschen mit FASD geeignete Ansprechpartner*innen haben und dass langfristig Wohnmöglichkeiten für Menschen mit FASD in der Region geschaffen werden.

 

Staatliches Gesundheitsamtes Erlangen-Höchstadt und Stadt Erlangen

Der Soziale Beratungsdienstes des Staatlichen Gesundheitsamtes Erlangen-Höchstadt bietet
diverse Angebote zur FASD-Präventionsarbeit:

 

Schwangerschaftsberatung:

-       Information zu FASD, Aushändigung von Infomaterial und Darstellung anhand der FASD-Puppe im Rahmen der allgemeinen Schwangerschaftsberatung

-       Infostände mit Broschüren bei Infotagen, z.B. Familientag Heroldsberg im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit

-       Vernetzung im Arbeitskreis FASD

-       Aktuelle Informationsbroschüren in der Auslage im Gesundheitsamt

Suchtprävention:

-       Veranstaltungen in den Fachakademien für Sozialpädagogik in Höchstadt und Baiersdorf für angehende Erzieherinnen und Erzieher zum Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“

-       Thematisierung von FASD im Rahmen des Alkoholpräventionsworkshops „Tom und Lisa“ in 8. und 9. Klassen und Hinweis auf das FASD Netzwerk Nordbayern

Suchtberatung:

-       Fachvorträge zum Thema „Sucht und Schwangerschaft“ für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

-       Thematisierung im Rahmen der Einzelberatung von Frauen mit Suchtmittelabhängigkeit

 

Zusammenfassung:

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass verschiedenen Akteure in Erlangen bereits sehr aktiv sind und es zahlreiche Angebote gibt. Gleichzeitig ist es nicht von der Hand zu weisen, dass es für Betroffene noch einen teils ungedeckten Hilfebedarf gibt (siehe Punkt Beratung des FASD Netzwerks Nordbayern e.V.).

In Absprache mit dem städtischen Bürgermeister- und Presseamt wäre mit dem Stadtjugendamt als Kooperationspartner eine allgemeine Aufklärung und eine zusätzliche Bewerbung des Aktionstages über die städtischen Informationskanäle und die digitalen Stadtinformationstafeln bei entsprechender Beauftragung theoretisch möglich. Aufgrund der aktuellen Haushaltslage stehen hierfür jedoch aktuell keine Mittel zur Verfügung. So wird empfohlen, keine entsprechende Bewerbung auf städtische Kosten zu beschließen.

 


Anlagen:

Fraktionsantrag CSU 031 Bericht zur Unterstützung des internationalen Tages des alkoholgeschädigten Ki.pdf