Betreff
Die Integrationsarbeit an der Volkshochschule Erlangen; Stand: 2024
Vorlage
43/037/2024
Aktenzeichen
IV/43
Art
Mitteilung zur Kenntnis

Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.


 

Die Volkshochschule der Stadt Erlangen (vhs) nimmt eine zentrale Rolle in der gesellschaftlichen Integration von Menschen aus aller Welt ein. Sie ist anerkannte Trägerin von Integrationskursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und leistet in Kommune und Landkreis einen wichtigen Beitrag zum Spracherwerb und zur Teilhabe zugewanderter Menschen. Neben einem zügigen und gut strukturierten Zugang zu den Integrationskursen steht die vhs für einen respektvollen und wertschätzenden Umgang gegenüber Neubürger*innen.

 

Neben den offiziell geförderten Integrationskursen verfügt die vhs Erlangen über einen ausgebauten Deutschbereich mit jährlich über 250 Kursen und Veranstaltungen. Hier verzeichnet die vhs fast 4000 Buchungen pro Jahr. Damit zählt sie neben München zu den größten Anbietern von Deutschkursen in Bayern. Des Weiteren bietet die vhs Erlangen die Möglichkeit, die international anerkannte Goethe-Zertifikate auf allen Sprachniveaus zu erwerben. Neben dem Goethe-Institut in München ist die vhs Erlangen damit das größte Sprachprüfungszentrum in Süddeutschland. Im Folgenden widmet sich der Bericht den gesellschaftlich und medial stark wahrgenommenen Integrationskursen und dem Fachbereich Integration an der vhs Erlangen.

 

Entwicklungen der Einstufungstests von 2015 bis 2023

Personen, die in Erlangen oder dem Landkreis Erlangen-Höchstadt gemeldet sind und eine Berechtigung bzw. Verpflichtung zu einem Integrationskurs erhalten haben, stellen sich an der vhs Erlangen vor. Hier werden sie im Rahmen eines Einstufungstests auf ihre Lern- und Sprachniveaus hin eingeschätzt. In der Folge werden sie durch die vhs auf die anerkannten Träger von Integrationskursen verteilt. Dazu gehört auch die vhs Erlangen mit aktuell sechs parallellaufenden Integrationskursen

 

Die Zahl der von der vhs Erlangen durchgeführten Einstufungstests hatte sich von 2016 bis 2023 mit 71 Tests für 1081 Personen mehr als verdreifacht. Gründe hierfür waren und sind zum einen die steigende Zuwanderung von Geflüchteten aus Krisengebieten, wie Syrien und der Ukraine. Die Herkunft der meisten Zugewanderten beschränkt sich dabei nicht auf die beiden genannten Länder, sondern umfasst auch andere Länder des Nahen Ostens, Indien und Länder es afrikanischen Kontinents. Im bundesweiten Vergleich ist bemerkenswert, dass die Zahl der türkischen Personen in Einstufungstests in Erlangen geringer ausfällt, die Zahl der indischen Personen aber deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt.

 

Mittelfristig ist der Bedarf an entsprechenden Einstufungstests weiter auf diesem hohen Niveau zu erwarten. Organisatorisch konnte die vhs die Abläufe optimieren. Einen besonderen Stellenwert kommt dabei die persönliche Beratung zu, da die Menschen auf direkte Kommunikation mit den Kolleg*innen angewiesen sind. Der Aufgabenzuwachs war in den vergangenen Jahren stärker, als die zur Verfügung stehende Personalressource gestiegen.

 

 

Zahl der an der vhs Erlangen durchgeführten

Einstufungstests von 2016 bis 2023

Anteile der Nationalitäten der Personen, die an der vhs Erlangen eingestuft werden.

 

 

Die Integrationskurse an der vhs Erlangen

Die vhs Erlangen ist der zweitgrößte Träger von Integrationskursen in Erlangen. Aktuell können aufgrund begrenzter personeller und räumlicher Ressourcen nur sechs Integrationskurse parallel durchgeführt werden. Durch die Anmietung von zwei größeren Seminarräumen in der Bogenpassage in 2023 konnten die Kurskapazitäten aber auf die maximale Teilnehmer*innen-Zahl von 25 Personen ausgeweitet werden. Die Integrationskurse der vhs Erlangen werden von den Teilnehmenden sehr gut bewertet. Auch die Regionalkoordinatorin des BAMF steht mit der vhs Erlangen im engen Austausch, so dass die Zusammenarbeit mit der Bundesbehörde sehr gut gelingt.

 

 

Prüfungen

Sehr aufwendig gestalten sich für die vhs Erlangen die Organisation und Durchführung von Prüfungen. Für 2024 sind aktuell 7 Prüfungstermine für den „Deutsch-Test für Zuwanderer (DTZ)“ und 10 Prüfungen für den Test „Leben in Deutschland (LiD)“ geplant. Zusätzlich werden monatlich mindestens 4 Einbürgerungstests mit jeweils 25 Teilnehmenden durchgeführt. Die genannten Prüfungen gehen jede für sich mit einem hohen Arbeitsaufwand einher. Der Bedarf an entsprechenden Prüfungen ist weitaus höher. Die personellen Ressourcen der vhs aber nicht ausreichend, um weitere Prüfungstermine zu realisieren. Insbesondere der Bedarf an Einbürgerungstests, hier sind Volkshochschulen die staatlich priorisierten Organisationen, wird in den kommenden Jahren steigen. Dies ist u. a. eine Folge des neuen Einwanderungsgesetzes. Die Organisation und Durchführung der Einbürgerungstests fällt ebenso wie die Deutschkurse für nichtgeförderte Lernende und Goethe-Prüfungen in das Aufgabengebiet des Programmbereichs Sprachen der vhs Erlangen. 

 

Weitere Projekte für Menschen, die Deutsch lernen wollen

Seit Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Siemensgebäude Himbeerpalast, bietet die vhs vor Ort kontinuierlich Deutschkurse an. An vier Tagen in der Woche gibt es ein Unterrichtsangebot und einen weiteren Tag ein Angebot der freien Lernbegleitung. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen.

 

Des Weiteren leistet die vhs Erlangen Unterstützungsgebote an der Berufsschule für Schüler*innen mit Alphabetisierungsbedarf. So werden die Berufsintegrationsklassen mit einem Alpha+-Kurs unterstützt.

 

Schließlich wurden auch außerordentliche Schulungsbedarfe konzipiert und umgesetzt: So wurden beispielsweise für die ESTW ein Kurs „Kommunikation für Busfahrer“ realisiert, ein Sprachkurs für ausländische Spieler des HC Erlangen mit Zeiten passend zum Trainingsplan durchgeführt und auch für den Schlachthof war die vhs vor Ort aktiv: Ein „Deutsch A1“-Kurs für türkische Metzger mit Abschlussprüfung.

 

Einschätzung und Ausblick des Fachamts

Die im Integrationsbereich eingesetzten Kräfte sind über Jahre stark gefordert. Auch in Zukunft wird der Bereich Integration an der vhs einen wachsenden Stellenwert einnehmen. Politische Entscheidungen auf Bundesebene (Chancenaufenthaltsgesetz, JobTurbo, etc.) und gesellschaftliche Entwicklungen (Kriege, Krisen, Brexit) schlagen zeitnah mit erhöhtem Arbeitsaufwand im Bereich der Integrationsarbeit auf. Hier sind kurzfristige Anpassungen der Organisationsabläufe, hohe Flexibilität und eine hohe Einsatzbereitschaft der Mitarbeitenden gefordert. Nahezu jeden Samstag im Semester finden Prüfungen statt, so dass in sehr hohem Maße Samstagsarbeit für prüfungsverantwortlichen Mitarbeiter*innen bewilligt werden müssen.

Schließlich gehören die Mitarbeiter*innen der vhs zu den ersten Ansprechpartner*innen für Zugewanderte und haben einen hohen Beratungsbedarf zu meistern. Viele der Beratungen finden auch im Servicebüro der vhs statt. Der Verwaltungsaufwand ist außerordentlich hoch und mit Blick auf das BAMF nur bedingt zu digitalisieren. Der Informationsfluss wird zudem durch Vorgaben zum Datenschutz verlangsamt. 

 

Dennoch ist der Programmbereich Integration der vhs Erlangen sehr leistungsstark: Klar strukturierte Abläufe und Beratungsangebote erleichtern die komplexe Verwaltungsarbeit. Die Strukturen werden regelmäßig überdacht und optimiert. Auch die Vernetzung innerhalb der Stadt mit allen Akteuren der Integrationsarbeit und nach außen zum BAMF gelingt sehr gut. Die hohe Identifikation der Mitarbeitenden hilft, Arbeitsspitzen abzufangen. Allerdings können mit dem bestehenden Personal nur bedingt Vertretungen realisiert werden.

Ein sehr wichtiger Baustein in der gelingenden Integrationsarbeit stellen die Kursleitungen dar: Sie haben über relativ langen Zeitraum eine enge Bindung zu den Teilnehmenden, sind Ansprechpartner bei Problemen, aber auch „Anker“ beim Integrationsprozess jedes einzelnen Menschen.

 


Anlagen: