Betreff
Frequenzanalyse in der Erlanger Innenstadt 2023
hier: Vorstellung der Ergebnisse
Vorlage
II/WA/033/2024
Aktenzeichen
II/WA
Art
Mitteilung zur Kenntnis

Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.


Innenstädte befinden sich in einem rasanten Wandel und stehen unter anderem vor dem Hinter-grund von Digitalisierung, der Nachwirkungen der Pandemie und des weiter zunehmenden Online-Handel vor großen Herausforderungen. Hinzu kommt, dass immer mehr Entscheidungen aus na-hezu allen Lebensbereichen auf Basis von Datenanalysen getroffen werden.

 

Passantenfrequenzen stellen dabei die Messzahl für die Attraktivität der Innenstadt dar. Mit Hilfe der Messzahlen können Standorte verglichen, Stadtentwicklungsmaßnahmen analysiert oder auch das Umsatzpotenzial einer bestimmten Lage bewertet werden. Vor diesem Hintergrund hat sich die Verwaltung 2023 entschieden, eine Frequenzmessung auf Basis von GPS-Bewegungsdaten in der Erlangener Innenstadt durchzuführen.

 

Die Frequenzmessung 2023 dient in erster Linie als Bestandserfassung, ist aber auch Grundlage für künftig anstehende Strategieüberlegungen in der Erlanger Innenstadt. Mit einer Verstetigung soll es der Wirtschaftsförderung, dem Citymanagement sowie der Stadtplanung ermöglicht werden, Handlungsbedarfe zu erkennen und abzuleiten, um ggfs. gezielte Maßnahmen einleiten zu können.

 

Mit der Durchführung wurde die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH (GMA) Zentrale Ludwigsburg, Hohenzollernstr. 14, 71638 Ludwigsburg beauftragt. Die von der GMA zur Verfügung gestellten Daten liefern objektive Einblicke zu Innenstadtfrequenzen, Einzugsgebieten und Veränderungen von Lagequalitäten im Zeitreihenvergleich. Der Auswertung wurden Daten von 11/2021 bis 10/2023 zugrunde gelegt.

 

Betrachtet wurden

- Straßenzüge mit Fokus Frequenzen und Übergang zwischen Lagen

- Plätze mit Fokus Bewegungsradius der Besucher, Kopplungseffekte zwischen Lagen

- Parkplätze mit Fokus Einzugsgebiet der Parkplätze und Koppelungseffekte mit Innenstadtlagen

- Veranstaltungen mit Fokus Frequenzeffekte und Koppelungseffekte mit Innenstadtlagen

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese erstmalige Frequenzmessung auf Basis von Mobilfunkdaten eine Grundlage (Nullmessung) für zukünftige Messungen von Innenstadtfrequenzen darstellt. Sie ermöglicht es insbesondere, nachlaufend (ex-post Betrachtung) Frequenzen über einen längeren Zeitraum zu betrachten und ist damit aussagekräftiger als punktuelle Messungen zu einem bestimmten vorab festgelegten Zeitpunkt (klassische Passantenzählungen in der Innenstadt).

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Passanten und Besucherinnen und Besucher der Erlanger Innenstadt schwerpunktmäßig aus dem Erlanger Norden/Nordwesten kommen. Dies ist aufgrund der „Sandwichlage“ Erlangens wenig überraschend, da im Süden/Südosten Fürth und Nürnberg für die in diesem Einzugsgebiet wohnende Bevölkerung geographisch günstiger liegen.

 

Nachfolgend eine Kurzzusammenfassung der Ergebnisse:

 

Straßenzüge:

 

Ø  Hauptstraße Nord (Hugenottenplatz bis Heuwaagstraße)

In den Sommermonaten eine deutlich höhere Frequenz, hohe Bedeutung der Einkaufstage Donnerstag bis Samstag. Passantenbewegung vom Martin-Luther-Platz Richtung Hauptstraße Nord stärker ausgeprägt als umgekehrt.

 

Ø  Hauptstraße Mitte (Universitätsstraße bis Helmstraße)

Im Sommer 2023 zwischen Mai und Juli im Vergleich zur sonstigen Innenstadt stärker frequentiert. Bereich profitiert von Sommerevents auf dem Schlossplatz.

 

Ø  Hauptstraße Süd (Henkestraße und Calvinstraße)

Höchste Frequenzen innerhalb der Innenstadt.

 

Ø  Nürnberger Straße (Henkestraße bis Sedanstraße)

Der Abschnitt wird v.a. durch Einzelhandel geprägt. Die Frequenzentwicklung von 2022 auf 2023 ist positiv zu bewerten. Im Vergleich zur sonstigen Innenstadt bewegt sich die Frequenz auf einem etwas niedrigeren Niveau. Allerdings ist in der Adventszeit die Spitzenfrequenz zu beobachten. Sonntags ist in diesem Bereich aufgrund der Ausrichtung Einzelhandel nur ein sehr geringes Frequenzniveau vorhanden. In anderen Innenstadtlagen liegen die Sonntagsfrequenzen auf einem höheren Niveau.

 

Plätze:

 

Ø  Hugenottenplatz

Der Bewegungsradius reicht im Wesentlichen entlang der Hauptlauflagen, welche sich in Nord-Süd-Richtung erstrecken. Die West-Ost-Ausrichtung ist eher gering ausgeprägt. Nur im Bereich des Platzes bewegen sich die Besucher auch stärker außerhalb der Nord-Süd-Achse, hier insbesondere entlang der Universitätsstraße in Richtung Osten. Es ist anzunehmen, dass die universitären Einrichtungen als „Ziel“ insbesondere für Studenten dienen.

 

Ein hoher Kopplungseffekt ist in Richtung Erlanger Arcaden und Hauptstraße Süd gegeben. Weiter Richtung Süden und Norden nehmen die Verbindungen deutlich ab.

 

Ø  Bohlenplatz

Der Bewegungsradius ist im Wesentlichen auf das direkte Umfeld des Platzes beschränkt, moderate Austauschbeziehungen über die zwei West-Ost-Achsen (Obere Karlstraße und Friedrichstraße) in Richtung Hauptstraße sind vorhanden.

 

Auch hier besteht ein hoher Kopplungseffekt mit den Erlanger Arcaden. Daneben sind v.a. die zentralen Hauptlauflagen der Innenstadt wesentliche Zielorte.

 

Ø  Erlanger Arcaden

Der Bewegungsradius der Besucher erstreckt sich im Kern auf die Innenstadtbereiche Richtung Süden.

 

Die Koppelungseffekte mit anderen Innenstadtlagen fallen vergleichsweise gering aus. Es ist davon auszugehen, dass ein Teil der Besucher ausschließlich die Arcaden besuchen und keine weiteren Innenstadtlagen aufsuchen.

Veranstaltungen:

 

Ø  Weihnachtsmarkt

Die Frequenzbringungseffekte des Weihnachtsmarktes sind deutlich messbar. Auch hier zeigen sich in der zweiten Wochenhälfte deutlich höhere Frequenzen.

Der Bewegungsradius verdeutlicht, dass v.a. vor dem Besuch die anderen Lagen in der Innenstadt frequentiert werden. So zeigt sich eine ausgeprägte Ausrichtung der Kopplungseffekte auf die Nord-Süd-Einkaufsachse.

 

Das Einzugsgebiet der Besucher erstreckt sich im Wesentlichen auf das Stadtgebiet. Ein geringer Besucheranteil kommt aus südlich bzw. nördlich angrenzenden Postleitzahlengebieten. Durch den starken Wettbewerbsstandort Nürnberg nehmen die Besucherzahlen in Richtung Süden ab. Ein sehr geringer Anteil der Besucher kommt aus den östlichen bzw. westlich angrenzenden Gebieten.

 

Ø  Stadtstrand

Zum Start des Erlanger Stadtstrandes war eine bessere Frequenzentwicklung zu verzeichnen.

 

Der Bewegungsradius und Kopplungseffekt erstreckt sich auf die Nord-Süd-Einkaufsachse und umfasst alle wesentlichen Einzelhandelslagen.

 

Ø  Kunsthandwerkermarkt 2022

Im Vergleich zu einem normalen Wochenende waren bis zu 2.700 Personen mehr unterwegs. Der Bewerbungsradius war im Wesentlichen auf die nördliche Innenstadt begrenzt.

 

Parkplätze:

 

Ø  Theaterparkplatz

Der Parkplatz wird vor allem von Besuchern aus dem nördlichen Teil von Erlangen sowie einem näheren Umfeld frequentiert. Der mit Abstand höchste Besucheranteil (über 40 %) kommt aus dem direkten Umfeld.

 

Ø  Fuchsengarten

In der Tendenz werden hier vor allem das benachbarte Kaufland und die angrenzenden Innenstadtlagen besucht. Das Einzugsgebiet erstreckt sich im Wesentlichen auf Erlangen selbst und vor allem auf Besucher aus den westlichen Einzugsgebieten.

 

Ø  Großparkplatz

Starke Bewegungseffekte in Richtung Innenstadt Bereich Markt-/Schlossplatz. Austauschbeziehung sind entlang der Nord-Süd-Achse Richtung Süden (Arcaden) und Norden bis auf Höhe Schlossplatz vorhanden. Das Einzugsgebiet für Besucher außerhalb von Erlangen ist stark auf die westlichen Gebiete ausgerichtet.

 

Ø  Erlanger Arcaden

Schwerpunkt des Bewegungsradius der Parkenden bezieht sich auf das Einkaufszentrum selbst. Jedoch werden in deutlich untergeordneten Umfang Innenstadtbereiche außerhalb des Centers frequentiert. Im Allgemeinen profitieren die Erlanger Arcaden von Zuführungseffekten der sonstigen Innenstadt. Das Einzugsgebiet der Erlanger Arcaden inkl. Parkhaus erstreckt sich auf ein regionales Einzugsgebiet. Ein Besucherschwerpunkt ist vor allem aus Richtung des südlichen Umfeldes festzuhalten.

 

Ø  Parkhaus Henkestraße

Beim Parkhaus Henkestraße sind vor allem Austauschbeziehungen in Richtung der südlichen Innenstadtlagen vorhanden. Im Wesentlichen wird es vor allem zum Einkauf vor Ort genutzt. Hinsichtlich der Herkunft der Parkenden ist eine starke Orientierung von Besuchern aus dem direkten Umfeld vorhanden. In regionaler Hinsicht spielt das Parkhaus nur eine untergeordnete Rolle.

Ø  Parkhaus Sedanstraße

Der Besucherradius beschränkt sich im Wesentlichen auf einen Bereich zwischen Arcaden / Henkestraße im Norden und dem südlichen Innenstadtring. Hinsichtlich der Herkunft der Parkenden ist eine starke Orientierung aus Richtung Süden / Südwesten vorhanden.

 

Ø  Parkhaus Neuer Markt

Das Parkhaus hat für den südlichen Innenstadtbereich (Rathaus, Nürnberger Straße, Arcaden bis Hugenottenplatz) eine höhere Bedeutung. Relevant ist das Parkhaus vor allem für Besucher aus Richtung Süden, Südwesten und dem nordwestlichen Umfeld.

 

Ø  Parkhaus Uniklinik

Die Besucherherkunft (Beschäftigte und Besucher) erstreckt sich auf ein regionales Umfeld. Austauschbeziehungen mit der Innenstadt sind so gut wie nicht vorhanden.