Betreff
Konzeptbeauftragung für Umsetzung mitfühlende Gemeinde in Erlangen
Vorlage
13-2/184/2024
Aktenzeichen
OBM/13-2
Art
Beschlussvorlage

Der Seniorenbeirat stellt folgenden Antrag:

Die Stadt Erlangen beschließt, ein Konzept in Auftrag zu geben, wie die Idee der Mitfühlenden Kommune anhand von zwei Erlanger Quartieren exemplarisch verwirklicht werden kann.


1.    Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt werden?)

        Erlangen hat viele wertvolle Angebote für Menschen am Lebensende, in Krankheit und Trauer (Hospizverein, Hospiz, spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV Team Palliavita), Palliativstation und Palliativmedizinischer Dienst im Klinikum, Pflegestützpunkt, Dreycedern Fachstelle Demenz, Offene Tür, Gesundheitsregionplus) – der Bevölkerung fehlen allerdings oft die passenden Informationen, um diese Angebote zu nutzen. Viele ältere Menschen leben allein und sind in ihren Wohnquartieren nicht in soziale Netze eingebunden. Jüngere Betroffene und deren An- und Zugehörige sind unter Umständen isoliert und überfordert, alle damit verbundenen Lebensaufgaben zu bewältigen. Dies führt zu Vereinsamung, die ein Krankheitsfaktor ist. Besonders im Fall von Erkrankungen und höherem Alter sind soziale Kontakte und der Zugang zu Informationen besonders wichtig, um Gesundheitskompetenz zu fördern sowie am Lebensende einen guten Umgang mit dem Sterben, Tod und der Trauer in der Gemeinschaft zu finden.

       

        Selbst mit schwerer Krankheit kann Lebensqualität und Lebensfreude bis zum Schluss vorhanden sein. Erkrankte und An- und Zugehörige benötigen Unterstützung und Einbindung in ein soziales Netz gemeinsamer Verantwortung. Das Konzept der Mitfühlenden Gemeinde soll die Tabuisierung des Lebensendes aufheben und durch Bildung und Aufklärung generationenübergreifend Mündigkeit in Bezug auf die Themen Alter, Lebensende, Krankheit und Sterben schaffen.

 

        Um das zu erreichen, soll am Beispiel der bereits international erfolgreichen Projekte „Caring Community“ und „Compassionate City“ auf Quartiersebene ein integrierendes Sorgenetzwerk etabliert werden, das gemeinsam mit Zivilgesellschaft und professionellen Akteuren den Umgang mit Krankheit, Sterben und Trauer in den Fokus rückt.

 

        Denn während die professionelle Versorgung in aller Regel pflegerisch und medizinisch gut abgedeckt ist, gestaltet sich die soziale Betreuung je nach Vorhandensein und Umfang der sozialen Netzwerke und Beziehungen schwieriger. Hier will die Mitfühlende Gemeinde ansetzen.

       

       


 

        Es gilt, im Quartier gemeinsam mit Zivilgesellschaft und professionellen Akteuren ein integrierendes Sorgenetzwerk zu etablieren, das neben der Pflege und Betreuung durch Familie und/oder Bekannte auch die Sorgearbeit durch Personen außerhalb des Verwandten- und Bekanntenkreises umfasst. Dies kann nur dann gelingen, wenn der Fokus weniger auf die Versorgungsebene (eine Entprofessionalisierung innerhalb der Versorgungslandschaft durch Ehrenamt ist nicht die Lösung!) als vielmehr auf die Ebene der Sorge, Mitverantwortung und Bewusstseinsbildung gerichtet ist. Die Mitfühlende Gemeinde setzt auf ein breites zivilgesellschaftliches Verständnis und Engagement für die Themen Krankheit, Altern und Sterben sowie ein gemeinsames Vorgehen von Politik, Zivilgesellschaft und dem Gesundheits- und Sozialsystem.

 

        Grundlegend hierfür sind niedrigschwellige Treffpunkte ohne Konsumzwang, die es Erkrankten und An- und Zugehörigen ermöglichen in Kontakt zu treten und Netzwerke aufzubauen. Hier gibt es Angebote zu Gesundheitsbildung, Beratung und regelmäßige Angebote für sozialen Austausch und Freizeitgestaltung sowie eine feste Anlaufstelle mit Multiplikator*innen. Durch die festen Anlaufstellen wird den Bewohner*innen Sicherheit vermittelt für Lebenskrisen und Informationen darüber, wer sie in der Zeit der Krise unterstützen kann. Die festen Anlaufstellen benötigen keine eigenen Räumlichkeiten, es ist auch die Mitnutzung von bestehenden Strukturen möglich, hier kann es sogar Synergieeffekte geben. Es bieten sich Gebiete an, in denen bereits seniorenbezogene Quartiersarbeit geleistet wird wo bereits eine Vernetzung mit anderen Akteuren der Seniorenarbeit vorhanden ist. Diese kann beispielsweise über das Netzwerk Hospiz- und Palliativversorgung (NetHPV) erweitert werden, um Akteure hospizlicher und palliativer Versorgung.

 

        Um Erlangen zur „Mitfühlenden Gemeinde“ werden zu lassen, soll ein Konzept erstellt werden, wie in zwei Erlanger Stadtteilen im „Sozial-Nah-Raum“ dieses Projekt erprobt werden kann.

 

2.    Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)

        Das von wissenschaftlichen Fachpersonen erstellte Konzept soll skizzieren, wie die Idee der Mitfühlenden Gemeinde in zwei Erlanger Stadtgebieten umgesetzt werden kann. Es soll enthalten:

 

·         Analyse der im Quartier vorhandenen Institutionen und deren Vernetzung

·         Identifizierung weiterer Partner wie Vereine, Arbeitgeber, Schulen, religiöse Gemeinschaften, etc.

·         Bedarfserhebung niedrigschwelliger Angebote

·         Identifizierung der Bereiche, in denen die Mitfühlende Gemeinde aktiv wird.

·         Beschreibung möglicher Maßnahmen, die in dem Quartier umgesetzt werden können.

·         Strategie, wie erkrankte Personen und deren An- und Zugehörige, aber auch Personen, die bisher nicht betroffen sind, erreicht werden können.

·         Konzeption eines sozialen Treffpunktes (Ort, Öffnungszeiten, etc.). Welche Institutionen bereits vorhanden sind, wie vernetzt sie sind.

·         Identifizierung der Bereiche in denen die Mitfühlende Gemeinde aktiv wird.

·         Identifizierung von Stakeholdern wie Vereinen, Arbeitgebern, Schulen etc.

 

        Die Konzepterstellung wird von einer Steuerungsgruppe oder einem Runden Tische begleitet, an dem Vertreter aktueller Stakeholder in den betroffenen Bereichen beteiligt sind. Darüber hinaus können die bereits existierenden „Caring Communities“, wie etwa in Köln, beratend wirken.

 

3.    Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote erbracht werden?)

        Die Erstellung des Konzepts wird ausgeschrieben und durch wissenschaftliches Fachpersonal erstellt. Die Konzepterstellung wird durch den Seniorenbeirat, andere Mitfühlende Gemeinden sowie lokale Stakeholder begleitet und beraten. In den ausgewählten Quartieren werden Institutionen, Bedarfe und Strukturen erfasst, die sich mit den Themen Krankheit Altern, Sterben, und Tod in jedem Lebensalter auseinandersetzen. Die spätere Umsetzung des Konzepts stellt dann sicher, dass genügend Angebote zur Information über den Umgang mit schwierigen Lebensphasen für alle Menschen bestehen, so dass diese mit Zuversicht die nächsten Schritte planen können. Durch die genannten Maßnahmen wird außerdem eine Sensibilisierung der Bevölkerung für die Themen Krankheit, Sterben, Tod und Trauer, hervorgerufen und der soziale Zusammenhalt gestärkt. Das Lebensende erfährt so eine Aufwertung!

 

4.    Klimaschutz:

 

Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

                ja, positiv*

                ja, negativ*

                nein

 

Wenn ja, negativ:

Bestehen alternative Handlungsoptionen?

 

                 ja*

                 nein*

 

*Erläuterungen dazu sind in der Begründung aufzuführen.

 

 

Falls es sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.

 

 

5.    Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

                 werden nicht benötigt

                 sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                               bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

                         sind nicht vorhanden


Anlagen: