Betreff
Neuorganisation des Seniorenamtes (Abteilung 504)
Vorlage
50/106/2023
Aktenzeichen
V/50/WM021
Art
Mitteilung zur Kenntnis

Der Bericht der Verwaltung zur Neuorganisation des Seniorenamtes zum 01.11.2023 dient zur Kenntnis.


1. Hintergrund

Mit der Umsetzung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts im SGA (Vorlagennummer 50/083/2022 vom 28.09.2022) wurde es notwendig, auch die organisatorische Struktur und bisherige Arbeitsbereiche des Seniorenamts (Abteilung 504 im Sozialamt) neu zu betrachten und anzupassen. Hierbei sind insbesondere folgende Aspekte zu berücksichtigen:

·         Mit dem Seniorenpolitischen Konzept ist eine Neuausrichtung der kommunalen Seniorenarbeit hin zu einer verstärkten dezentralen, sozialräumlichen Quartiersorientierung verbunden.

·         Gleichzeitig bestehen im Seniorenamt mit dem Pflegestützpunkt, der Beratung für Menschen mit Behinderung und der Wohnberatung weiterhin zentrale Unterstützungsstrukturen, die aufgrund ihrer Zielgruppen und ihres Beratungsauftrags stadtweit agieren. Im Sinne ihres Beitrags zur Stärkung und Unterstützung von Teilhabechancen von Menschen in besonderen Lebenslagen sind die Beratungsangebote ebenfalls Teil des Seniorenpolitischen Konzepts.

·         In der Umsetzung des Seniorenpolitischen Konzepts sind seniorenpolitisch relevante Handlungsfelder und Lebenslagen differenziert zu bestimmen, zu priorisieren und hierfür spezifische Handlungskonzepte und Wirkungsziele zu definieren (z.B. Armut, Wohnen, gesellschaftliche Teilhabe, Pflege). Daraus werden jeweils spezifische operative Maßnahmen abgeleitet.

·         Dementsprechend sind geeignete Organisationsstrukturen zur Steuerung der entsprechenden, unterschiedlichen Handlungsansätze und -ebenen zu entwickeln und miteinander zu verzahnen (z.B. strategische und sozialräumliche Planung; Weiterentwicklung von Beratungs- und Unterstützungsstrukturen; operative Umsetzung sozialräumlicher Maßnahmen und Angebote). 

·         Im Zuge der Umsetzung des Seniorenpolitischen Konzepts wurden im Seniorenamt bereits personalpolitische Maßnahmen (Besetzung einer Koordinierungsstelle und einer Stelle für Seniorenquartiersarbeit) sowie quartiersorientierte Angebote und Projekte umgesetzt (siehe MzK im SGA am 27.09.2023, Vorlagennummer 50/004/2023). Diese sind jedoch noch systematisch in die bestehenden Strukturen des bisherigen, stärker zentral ausgerichteten Handlungsansatzes des Seniorenamts eingebunden.

·         Die bereits bestehenden dezentralen Seniorenanlaufstellen sind ebenfalls in ein umfassendes Quartierskonzept einzubinden und entsprechend des Seniorenpolitischen Konzepts konzeptionell weiter zu entwickeln.

Aus diesen Aspekten heraus ergibt sich, dass mit der generellen strategischen Neuausrichtung des Seniorenamts im Rahmen des Seniorenpolitischen Konzepts

·        sowohl einzelne inhaltliche Handlungsfelder neu oder unter einer erweiterten Perspektive definiert beziehungsweise weiterentwickelt werden (siehe 2.),

·        als auch die unterschiedlichen Arbeitsebenen im Seniorenamt im Hinblick auf die ziel- und wirkungsorientierte Umsetzung des Seniorenpolitischen Konzepts in der Organisationsstruktur angepasst werden (siehe 3.).

      

 

2.   Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen

      Für die strategische Weiterentwicklung und Neuausrichtung des Seniorenamts im Sinne des Seniorenpolitischen Konzepts wurden bereits wichtige konzeptionelle Weichenstellungen vorgenommen. Über entsprechende Strategien, Ziele und Maßnahmen wurde im SGA am 29.09.2022 informiert (Vorlagennummer 50/083/2022). Seither umgesetzte Projekte und Maßnahmen wurden im SGA am 27.09.2023 Vorlage berichtet (Vorlagennummer 50/004/2023).

Innerhalb der Gesamtstrategie für die Umsetzung des Seniorenpolitischen Konzepts sind darüber hinaus bisher bestehende Angebotsformate und inhaltliche Ausrichtungen des Seniorenamts neu zu bewerten, zu gewichten, zu konzipieren und weiterzuentwickeln. Dies betrifft insbesondere folgende Bereiche:

·         Seniorenberatung

Im Rahmen der Quartiersorientierung werden anstelle der bisherigen zentralen Beratungsstelle dezentrale, wohnungsnahe Beratungs- und Unterstützungsangebote auf- und ausgebaut beziehungsweise vom Sozialamt gefördert (z.B. Seniorenquartiersarbeit des Seniorenamts; Seniorennachbarschaftsbüro des Malteser Hilfsdienstes; Projekt „pERspektiven“ zur Beratung und Unterstützung von armutsgefährdeten und -betroffenen Älteren der Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbands).

Innerhalb des Sozialamts beziehungsweise der Stadtverwaltung kann darüber hinaus für weitergehende Bedarfe an das umfangreiche Beratungsangebot verwiesen beziehungsweise damit Kontakt aufgenommen werden (zum Beispiel Beratung zu Grundsicherung im Alter, zu Sozialen Hilfen oder zu Wohngeld, Beratung bei Wohnungsnotfällen, Pflegestützpunkt, Beratung für Menschen mit Behinderung, Wohnberatung, Energienotfallberatung, Beratung in Rentenangelegenheiten, Integrations- und Flüchtlingsberatung, Betreuungsstelle der Stadt Erlangen).

Durch Kooperationen und Vernetzungen werden darüber hinaus Verweisstrukturen zu weiteren speziellen Beratungsangeboten anderer Träger aufgebaut. Hierzu trägt auch die Lotsenfunktion der Seniorenanlaufstellen und der Seniorenquartiersarbeit bei (s.u.).Für spezifische Probleme der Lebensgestaltung und zu psychosozialen Fragen besteht ein breites spezialisiertes Beratungsangebot wie beispielsweise die Beratungsstelle für Depression  im Alter und die Fachstelle für pflegende Angehörige und Menschen mit Demenz des Vereins Dreycedern e.V., die Soziale Beratungsstelle und die Schuldner- und Insolvenzberatung sowie der Sozialpsychiatrische Dienst / Beratungsstelle für seelische Gesundheit des Caritasverbands oder die Kirchliche Allgemeine Sozialberatung.

·        Wohnberatung

Die bisherige Wohnberatung wird konzeptionell ausgebaut und bietet Information, Beratung und Unterstützung für altersgerechte Anpassungs- und -umbaumaßnahmen, für technische Hilfen im Wohnbereich sowie über Alternativen zum Leben in der eigenen Häuslichkeit. Für Interessierte an gemeinschaftlichen Wohnformen wird die Kooperation mit dem Verein „Hof e.V.“ angestrebt, um eine Plattform für Austausch und Beratung zu bieten. Außerdem sollen Ratsuchende unterstützt werden, die eine Veränderung ihrer bestehenden Wohnform anstreben (zum Beispiel Wohnungstausch, Umzug).


 

·         Seniorenanlaufstellen

Die Seniorenanlaufstellen stellen wichtige Strukturen in der Quartiersarbeit dar. Sie arbeiten dezentral, niedrigschwellig und wohnungsnah und sind an den Lebenslagen und Bedarfen der Bewohnerschaft im Wohnquartier orientiert. Ihre Anlauf- und Lotsenfunktion für ältere Menschen mit Unterstützungsbedarf soll entsprechend des Seniorenpolitischen Konzepts in der Quartiersentwicklung weiterentwickelt und verstärkt werden. Senior*innen können so an die für sie geeigneten spezifischen Beratungs- und Unterstützungsangebote verwiesen und bei Bedarf unterstützt werden, diese Hilfen tatsächlich in Anspruch zu nehmen.

·         Veranstaltungen

Der bisherige Veranstaltungsbereich soll perspektivisch im Rahmen der Quartiersarbeit dezentral neu ausgerichtet werden (für bereits bestehende Beispiele siehe MzK im Sozialausschuss am 27.09.2023; Vorlagennummer 50/004/2023). Durch wohnungsnahe Angebote sollen schwerpunktmäßig insbesondere wenig mobile und armutsbetroffene ältere Menschen erreicht werden. Punktuelle stadtweite, zentrale Veranstaltungen (zum Beispiel Seniorentag) werden über 504-L gesteuert. Darüber hinaus werden Senior*innen auf das vorhandene, breite Spektrum an Bildungs-, Kultur-, Gesundheits- und Freizeitangebote anderer städtischer Einrichtungen (zum Beispiel vhs Erlangen; Stadtteilhäuser und Bürgertreffs) und freier Träger verwiesen.

·        Generationenarbeit

Politik für Ältere wird heute als generationenübergreifende, intergenerative Querschnittsaufgabe verstanden. Hierbei werden Fragen des Miteinanders der Generationen und Generationenbeziehungen, der gegenseitigen Unterstützung von jüngeren und älteren Menschen sowie der Generationengerechtigkeit und des sozialen Zusammenhalts der Generationen thematisiert[1]. Dies schlägt sich dementsprechend im Seniorenpolitischen Konzept für Erlangen nieder (zum Beispiel Handlungsfeld „Ehrenamtliches Engagement und intergenerative Beziehungsnetzwerke“). In der Quartiersarbeit spielen generationenübergreifende Fragestellungen etwa im Rahmen von nachbarschaftlichen Unterstützungsnetzwerken eine wichtige Rolle.

Auch die zentralen Beratungsangebote richten sich nicht ausschließlich an Menschen im höheren Lebensalter. Pflegebedürftigkeit, Behinderung und eine alters- und bedarfsgerechte Gestaltung des Wohnens sind vom Lebensalter unabhängige Anforderungen. Die Beratung im Pflegestützpunkt nehmen beispielsweise in steigendem Umfang auch jüngere pflegende oder pflegebedürftige Menschen in Anspruch.

Dieser intergenerative Aspekt wird die künftige Arbeit des Seniorenamts daher verstärkt mitbestimmen.

 

3.   Prozesse und Strukturen

      3.1 Umbenennung des Seniorenamts

Mit der bisherigen Bezeichnung „Seniorenamt“ wird die strategische und konzeptionelle Neuausrichtung der Abteilung und insbesondere die verstärkte generationenübergreifende Perspektive nicht widergespiegelt. Zudem werden älter werdende Menschen etwa der „Babyboomer-Generation“ mit der Adressierung als „Senior*innen“ nicht mehr adäquat erreicht.

Die Neuausrichtung der bisherigen Seniorenarbeit im Rahmen des Seniorenpolitischen Konzepts soll sich daher auch in einer Umbenennung des Seniorenamts als „Abteilung für Alters- und Generationenfragen“ widerspiegeln, gleichzeitig aber auch die grundsätzliche Perspektive aus der Sicht des Älterwerdens und des Lebens im höheren und hohen Alter transportieren.

3.2 Organisatorische Umstrukturierung des Seniorenamts

Mit der Neuausrichtung der Seniorenarbeit wird auch die Organisationsstruktur der Abteilung 504 „Seniorenamt“ aufgabenorientiert angepasst. Aufgrund der hohen, differenzierten Aufgabenstruktur  und der notwendigen Fachkenntnisse, die die derzeit insgesamt 16 Mitarbeitenden des Seniorenamts zur Erledigung der Aufgaben benötigen, und aufgrund der großen Führungsspanne erscheint die Einrichtung von Sachgebieten erforderlich, die die oben skizzierte Aufgabenstruktur und -vielfalt zur Umsetzung des Seniorenpolitischen Konzepts repräsentieren.

Abteilungsleitung 504-L

Der Abteilungsleitung kommt (neben allgemeinen Leitungsaufgaben) u.a. die verantwortliche Steuerung der Abteilung insbesondere im Hinblick auf die organisatorische Neustrukturierung und die konzeptionelle Weiterentwicklung der Abteilung zu. Die Gesamtsteuerung der Umsetzung des Seniorenpolitischen Konzepts einschließlich kooperativer Quartiersprojekte und Netzwerkarbeit ist hier ebenso angesiedelt wie die strategische Neuausrichtung des bisherigen Veranstaltungsbereichs sowie die Weiterentwicklung der Seniorenanlaufstellen und der Beratungsarbeit wie etwa der Wohnberatung.

 

Sachgebiete 504-1 und 504-2

Die unter Abschnitt 1. genannte Differenzierung zwischen zentral beziehungsweise stadtweit ausgerichteten Beratungsangeboten und dezentralen Strukturen der Quartiersarbeit bildet sich in der Organisationsstruktur durch die Einrichtung von zwei entsprechenden Sachgebieten ab:

 

·         Sachgebiet 504-1: Beratung in besonderen Lebenslagen

Diesem Sachgebiet sind der Pflegestützpunkt, die Wohnberatung und die Beratung für Menschen mit Behinderung zugeordnet. Die bisherige „Senioren- und Wohnberatung“ wird im Sinne des demografischen Wandels altersübergreifend im Hinblick auf Beratung zu Fragen der Wohnungsanpassung und zu alternativen Wohnformen weiterentwickelt (siehe 2.).

 

·         Sachgebiet 504-2: Quartiersarbeit

Im Sachgebiet „Quartiersarbeit“ sind die Koordinationsstelle für die Umsetzung des Seniorenpolitischen Konzepts einschließlich der Mitwirkung an sozialräumlichen Planungen und  die operative Umsetzung der Seniorenarbeit im Quartier („Seniorenquartiersarbeit“) sowie quartiersorientierter Projekte und Modellvorhaben angesiedelt, die gemeinsam mit Kooperationspartnern modellhaft in Wohnquartieren erprobt und auf weitere Quartiere übertragen werden (zum aktuellen Stand siehe MzK Vorlagennummer 50/004/2023). Die Seniorenanlaufstellen werden im Zuge der konzeptionellen Weiterentwicklung (siehe 2.1) ebenfalls in die umfassendere Quartiersarbeit eingebunden (siehe 2.).

 

Für die konzeptionelle Neuausrichtung und die organisatorische Umsetzung der hier dargestellten Neustrukturierung des Seniorenamtes wurde folgende Schritte bereits mit Amt 11 abgestimmt. Eine entsprechende Organisationsverfügung wurde von Amt 11 freigegeben und die Arbeitsplatzbeschreibungen angepasst:

·        Anpassung der Arbeitsplatzbeschreibungen für die Abteilungsleitung (504-L) sowie die Sachgebietsleitungen für „Beratung in besonderen Lebenslagen“ (504-1) und „Quartiersarbeit“ (504-2); die Arbeitsplatzbeschreibungen für die Beratung für Menschen mit Behinderung und die Wohnberatung wurden bereits angepasst;

·        Ausschreibung zur Stellenbesetzung der Abteilungsleitung;

·         nachfolgend Ausschreibung und Besetzung der Sachgebietsleitung „Quartiersarbeit“;

 

Die folgende Abbildung zeigt die vorgesehene Organisationsstruktur im Überblick:

 

 

 

 



[1] zum Beispiel: Leitlinien für Seniorenpolitische Gesamtkonzepte und Leitlinien der Bayerischen Seniorenpolitik des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales; Thesenpapier der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen BAGSO e.V.2014; Positionspapier des  Bundesnetzwerks Mehrgenerationenhaus 2021; KGsT-Bericht „Generationenpolitik in Kommunen“ 2017;


Anlagen: