Betreff
21. Internationaler Comic-Salon 2024 – Durchführung in Zelthallen
Vorlage
47/102/2023
Aktenzeichen
IV/471/BBL
Art
Beschlussvorlage

1.    Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.

 

2.    Die Verwaltung wird beauftragt, die Ausschreibung der Messezelte einzuleiten und die notwendigen Haushaltsmittel für 2024 bereitzustellen.

 


1. Sachbericht

 

Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung sind sich grundsätzlich darüber einig, dass der Internationale Comic-Salon, seit er in der Innenstadt mit Messezelten auf dem Schlossplatz und im Schlossgarten durchgeführt wird, an Qualität gewonnen hat. Im Hinblick auf die Belebung der Innenstadt und das Erreichen neuer Besucher*innen hat die Zeltlösung unbestreitbare Vorteile. Man kann sagen, dass das Festival dadurch viel stärker zu einem Ereignis für die gesamte Stadt geworden ist.

 

Vor dem Hintergrund des Klimanotstands und des für den Aufbau der Zelte vermuteten Transport- und Energieaufwands wurde die Verwaltung beauftragt, nicht nur die zu erwartenden Mehrkosten durch die Zeltlösung zu ermitteln, sondern auch die Emission klimaschädlicher Treibhausgase, die durch den Transport, den Aufbau und den Betrieb der Zelte verursacht wird, untersuchen zu lassen.

 

2. Klimaschutzaspekte

 

Das Kulturamt hat mit der Untersuchung die Energieagentur Nordbayern mit Sitz in Nürnberg und Kulmbach beauftragt. Das Ergebnis liegt seit 3. Juli 2023 vor. Ziel der Untersuchung war es, zum einen die Treibhausgasbilanz der Heinrich-Lades-Halle mit der Zeltlösung direkt zu vergleichen, aber auch die Relation zur Gesamtbilanz des Internationalen Comic-Salons herzustellen, um dem Stadtrat eine aussagekräftige Entscheidungsgrundlage zur Verfügung stellen zu können.

 

Die Verbrauchsdaten, die für die Analyse zur Verfügung standen, wurden von der Abteilung 471 während der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Internationalen Comic-Salons 2022 gesammelt. Da die Mehrzahl der betrachteten Faktoren extern erbracht wird, wurden die entstehenden Treibhausgase pauschalisiert anhand der erbrachten Leistung betrachtet und konnten nicht mit exakten Verbrauchswerten belegt werden. Dies ist laut Energieagentur Nordbayern aber „integraler Bestandteil jeder vergleichbaren Analyse, da ohne das Treffen realistischer Annahmen nur unter Laborbedingungen alle Informationen gesichert werden könnten.“

 

Im Gegensatz zur Energiebilanzierung von Gebietskörperschaften wurde beim Internationalen Comic-Salon die Untersuchung so ausgelegt, dass auch die An- und Abreisen jeglicher Besucher*innen, Künstler*innen und anderer Beteiligter in die Bilanz einflossen. Diese Kategorie, die einen sehr relevanten Anteil an der Gesamtbilanz ausmacht, konnte durch detaillierte Personenzahlen belegt werden, wobei Reiserouten und Verkehrsmittel nach geschätzten Quoten ermittelt wurden.

 

Da der Vergleich einer Durchführung in der Heinrich-Lades-Halle mit der in Messezelten ein vorrangiges Ziel der Analyse war, wurde Wert auf möglichst genaue Angaben zu den beiden Veranstaltungsorten gelegt. Dabei konnten für die Messezelte die realen Stromrechnungen aus dem Jahr 2022 und Angaben der Firma Losberger De Boer im Hinblick auf Transport und Mitarbeitende genutzt werden. Im Fall der Heinrich-Lades-Halle hat das Amt für Gebäudemanagement die Verbräuche im Mai der letzten Jahre gemittelt und für 14 Tage inklusive Auf- und Abbau berechnet.

 

Insgesamt hat die Energieagentur Nordbayern für den Internationalen Comic-Salon einen Ausstoß von 556,5 t CO2 Äquivalente bilanziert, der sich wie folgt zusammensetzt (> 100% aufgrund von Rundungen):

 

74% Mobilität

17% Übernachtungen

5,4% Transport

3,9 % Material

0,8% Digitale, Entsorgung, Verpflegung

0,02% Strom

 

Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass Mobilität und Übernachtungen die wesentlichen Klima-Faktoren des Internationalen Comic-Salons sind. Die Emissionen der Messezelte inkl. Transport, Übernachtungen des Aufbauteams und Strom belaufen sich auf 3,2 t CO2 Äquivalent, die Emissionen der Heinrich-Lades-Halle im Vergleich dazu auf 2,7 t. Selbst wenn man davon ausgehen würde, dass die Heinrich-Lades-Halle keinerlei Emissionen verursacht, würde sich die Energiebilanz des Internationalen Comic-Salons durch die Zelte lediglich um weniger als 1 Prozent verschlechtern, im Vergleich mit der Bespielung der Heinrich-Lades-Halle liegt der Unterschied sogar nur bei rund 0,1 Prozent.

 

Bei der Bilanzierung der Heinrich-Lades-Halle fällt auf, dass 69% der schädlichen Treibhausgasemissionen auf die Nutzung von Fernwärme zurückzuführen sind. Grundlage ist die gemittelte Nutzung der Fernwärme im Monat Mai in den letzten Jahren. Da Aufbauzeit und Veranstaltung des Comic-Salons 2024 in die zweite Maihälfte und die ersten Junitage fallen, kann davon ausgegangen werden, dass die Fernwärme weniger ins Gewicht fällt, als in der Untersuchung der Energieagentur Nordbayern angenommen. Abt. 471 hat daher mit Unterstützung des Gebäudemanagements auch die Fernwärmenutzung im Juni ermittelt und den Durchschnittswert von Mai und Juni errechnet. Dadurch reduziert sich die berechnete die Emission der Heinrich-Lades-Halle um 0,8 t auf 1,9 t CO2 Äquivalent, was angesichts der 556,5 t Gesamtbilanz die Verhältnismäßigkeit jedoch nicht wesentlich beeinflusst.

 

Aufgrund der Datenlage schätzt die Energieagentur Nordbayern die Ungenauigkeit der Gesamtbilanz auf ca. 20 Prozent. Durch eine genaue Kenntnis der Herkunft und Verkehrsmittelwahl der Besucher*innen könnte laut Abschlussbericht der Agentur die Unsicherheit deutlich reduziert werden. Die Werte werden hinsichtlich ihrer Dimension und Verteilung im Abschlussbericht der Agentur jedoch als „durchaus aussagekräftig“ eingeschätzt.

 

Wie zu erwarten war, gibt es zwar einen Unterschied in der Energiebilanz zwischen Zelten und Heinrich-Lades-Halle, dieser ist jedoch geringer als vermutet und fällt in der Relation zum Gesamtfestival kaum ins Gewicht. Der Klimaschutz ist ein sehr wichtiges Ziel der 17 SDGs – Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals). Bei den anderen Nachhaltigkeitszielen wie inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung, Gerechtigkeit, Partnerschaften, aber auch in Anbetracht weiterer gesamtstädtischer Interessen wie gesellschaftlicher Zusammenhalt, Teilhabe und Image haben die Zelte gegenüber einem Rückzug in die Heinrich-Lades-Halle jedoch unbestreitbare Vorteile.

 

Aufgrund des geringen Unterschieds bei den klimatischen Auswirkungen und in Abwägung mit den Vorteilen der Zelte plädiert die Verwaltung 2024 für die Beibehaltung der Zeltlösung und dafür, für 2026 weitere Daten zu sammeln. Angesichts der großen Bedeutung des Themas Mobilität und Übernachtungen schlägt die Verwaltung im Gegenzug vor, sich – den Empfehlungen des Abschlussbericht der Energieagentur Nordbayern folgend – verstärkt diesen wesentlichen Stellschrauben zu widmen.

 

3. Kosten

 

Neben den klimatischen Auswirkungen sind die Mehrkosten einer Zeltlösung zu berücksichtigen. Die exakten Kosten für die Anmietung und den Aufbau der Zelte können erst nach Durchführung der Ausschreibung benannt werden. Im Jahr 2022 kosteten die Zelte rund 200.000 Euro, wobei es sich dabei um eine Beauftragung von 2020 handelte, die aufgrund der Pandemie um zwei Jahre geschoben werden konnte. Gründliche Recherchen hinsichtlich der Kostensteigerungen in diesem Bereich seit 2020 lassen die Prognose zu, dass 2024 mit 260.000 Euro für Miete, Transport, Auf- und Abbau der Zelte gerechnet werden muss.

 

4.   Klimaschutz:

 

Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

             ja, positiv*

             ja, negativ*

             nein

 

Wenn ja, negativ:

Bestehen alternative Handlungsoptionen?

 

              ja*

              nein*

 

Da der Unterschied zwischen den klimatischen Auswirkungen der Zeltlösung und der Heinrich-Lades-Halle im Verhältnis zu den klimabelastenden Emissionen der Gesamtveranstaltung sehr gering ist, überwiegen aus Sicht der Verwaltung die oben beschriebenen kulturpolitischen und gesamtgesellschaftlichen Vorteile der Innenstadt-Lösung in Zelten

 

 

5.   Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

260.000 €

bei Sachkonto: 523112 KST: 471090 
KTR: 25221080

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

              werden nicht benötigt

              sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                        bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

                    sind nicht vorhanden


Anlagen:

Anlage 1: Abschlussbericht der Energieagentur Nordbayern

Anlage 2: Auszüge aus der Berechnung