1.
Der
Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
2.
Die
Verwaltung wird beauftragt, die Ausschreibung der Messezelte einzuleiten und
die notwendigen Haushaltsmittel für 2024 bereitzustellen.
1. Sachbericht
Öffentlichkeit,
Politik und Verwaltung sind sich grundsätzlich darüber einig, dass der
Internationale Comic-Salon, seit er in der Innenstadt mit Messezelten auf dem
Schlossplatz und im Schlossgarten durchgeführt wird, an Qualität gewonnen hat.
Im Hinblick auf die Belebung der Innenstadt und das Erreichen neuer
Besucher*innen hat die Zeltlösung unbestreitbare Vorteile. Man kann sagen, dass
das Festival dadurch viel stärker zu einem Ereignis für die gesamte Stadt
geworden ist.
Vor dem Hintergrund
des Klimanotstands und des für den Aufbau der Zelte vermuteten Transport- und
Energieaufwands wurde die Verwaltung beauftragt, nicht nur die zu erwartenden
Mehrkosten durch die Zeltlösung zu ermitteln, sondern auch die Emission
klimaschädlicher Treibhausgase, die durch den Transport, den Aufbau und den
Betrieb der Zelte verursacht wird, untersuchen zu lassen.
2. Klimaschutzaspekte
Das Kulturamt hat
mit der Untersuchung die Energieagentur Nordbayern mit Sitz in Nürnberg und
Kulmbach beauftragt. Das Ergebnis liegt seit 3. Juli 2023 vor. Ziel der
Untersuchung war es, zum einen die Treibhausgasbilanz der Heinrich-Lades-Halle
mit der Zeltlösung direkt zu vergleichen, aber auch die Relation zur
Gesamtbilanz des Internationalen Comic-Salons herzustellen, um dem Stadtrat
eine aussagekräftige Entscheidungsgrundlage zur Verfügung stellen zu können.
Die Verbrauchsdaten, die für die Analyse zur
Verfügung standen, wurden von der Abteilung 471 während der Vorbereitung,
Durchführung und Nachbereitung des Internationalen Comic-Salons 2022 gesammelt.
Da die Mehrzahl der betrachteten Faktoren extern erbracht wird, wurden die
entstehenden Treibhausgase pauschalisiert anhand der erbrachten Leistung
betrachtet und konnten nicht mit exakten Verbrauchswerten belegt werden. Dies
ist laut Energieagentur Nordbayern aber „integraler Bestandteil jeder
vergleichbaren Analyse, da ohne das Treffen realistischer Annahmen nur unter
Laborbedingungen alle Informationen gesichert werden könnten.“
Im Gegensatz zur Energiebilanzierung von
Gebietskörperschaften wurde beim Internationalen Comic-Salon die Untersuchung
so ausgelegt, dass auch die An- und Abreisen jeglicher Besucher*innen,
Künstler*innen und anderer Beteiligter in die Bilanz einflossen. Diese
Kategorie, die einen sehr relevanten Anteil an der Gesamtbilanz ausmacht,
konnte durch detaillierte Personenzahlen belegt werden, wobei Reiserouten und
Verkehrsmittel nach geschätzten Quoten ermittelt wurden.
Da der Vergleich einer Durchführung in der
Heinrich-Lades-Halle mit der in Messezelten ein vorrangiges Ziel der Analyse
war, wurde Wert auf möglichst genaue Angaben zu den beiden Veranstaltungsorten
gelegt. Dabei konnten für die Messezelte die realen Stromrechnungen aus dem
Jahr 2022 und Angaben der Firma Losberger De Boer im Hinblick auf Transport und
Mitarbeitende genutzt werden. Im Fall der Heinrich-Lades-Halle hat das Amt für
Gebäudemanagement die Verbräuche im Mai der letzten Jahre gemittelt und für 14
Tage inklusive Auf- und Abbau berechnet.
Insgesamt hat die Energieagentur Nordbayern für den
Internationalen Comic-Salon einen Ausstoß von 556,5 t CO2
Äquivalente bilanziert, der sich wie folgt zusammensetzt (> 100% aufgrund
von Rundungen):
74% Mobilität
17% Übernachtungen
5,4% Transport
3,9 % Material
0,8% Digitale, Entsorgung, Verpflegung
0,02% Strom
Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass Mobilität und
Übernachtungen die wesentlichen Klima-Faktoren des Internationalen Comic-Salons
sind. Die Emissionen der Messezelte inkl. Transport, Übernachtungen des
Aufbauteams und Strom belaufen sich auf 3,2 t CO2 Äquivalent, die
Emissionen der Heinrich-Lades-Halle im Vergleich dazu auf 2,7 t. Selbst wenn
man davon ausgehen würde, dass die Heinrich-Lades-Halle keinerlei Emissionen
verursacht, würde sich die Energiebilanz des Internationalen Comic-Salons durch
die Zelte lediglich um weniger als 1 Prozent verschlechtern, im Vergleich mit
der Bespielung der Heinrich-Lades-Halle liegt der Unterschied sogar nur bei
rund 0,1 Prozent.
Bei der Bilanzierung der Heinrich-Lades-Halle fällt
auf, dass 69% der schädlichen Treibhausgasemissionen auf die Nutzung von
Fernwärme zurückzuführen sind. Grundlage ist die gemittelte Nutzung der
Fernwärme im Monat Mai in den letzten Jahren. Da Aufbauzeit und Veranstaltung
des Comic-Salons 2024 in die zweite Maihälfte und die ersten Junitage fallen,
kann davon ausgegangen werden, dass die Fernwärme weniger ins Gewicht fällt,
als in der Untersuchung der Energieagentur Nordbayern angenommen. Abt. 471 hat
daher mit Unterstützung des Gebäudemanagements auch die Fernwärmenutzung im
Juni ermittelt und den Durchschnittswert von Mai und Juni errechnet. Dadurch
reduziert sich die berechnete die Emission der Heinrich-Lades-Halle um 0,8 t
auf 1,9 t CO2 Äquivalent, was angesichts der 556,5 t Gesamtbilanz
die Verhältnismäßigkeit jedoch nicht wesentlich beeinflusst.
Aufgrund der Datenlage schätzt die Energieagentur
Nordbayern die Ungenauigkeit der Gesamtbilanz auf ca. 20 Prozent. Durch eine
genaue Kenntnis der Herkunft und Verkehrsmittelwahl der Besucher*innen könnte
laut Abschlussbericht der Agentur die Unsicherheit deutlich reduziert werden.
Die Werte werden hinsichtlich ihrer Dimension und Verteilung im
Abschlussbericht der Agentur jedoch als „durchaus aussagekräftig“ eingeschätzt.
Wie zu erwarten war, gibt es zwar einen Unterschied
in der Energiebilanz zwischen Zelten und Heinrich-Lades-Halle, dieser ist
jedoch geringer als vermutet und fällt in der Relation zum Gesamtfestival kaum
ins Gewicht. Der Klimaschutz ist ein sehr wichtiges Ziel der 17 SDGs – Ziele
für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals). Bei den anderen
Nachhaltigkeitszielen wie inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung,
Gerechtigkeit, Partnerschaften, aber auch in Anbetracht weiterer
gesamtstädtischer Interessen wie gesellschaftlicher Zusammenhalt, Teilhabe und
Image haben die Zelte gegenüber einem Rückzug in die Heinrich-Lades-Halle
jedoch unbestreitbare Vorteile.
Aufgrund des geringen Unterschieds bei den
klimatischen Auswirkungen und in Abwägung mit den Vorteilen der Zelte plädiert
die Verwaltung 2024 für die Beibehaltung der Zeltlösung und dafür, für 2026
weitere Daten zu sammeln. Angesichts der großen Bedeutung des Themas Mobilität
und Übernachtungen schlägt die Verwaltung im Gegenzug vor, sich – den
Empfehlungen des Abschlussbericht der Energieagentur Nordbayern folgend –
verstärkt diesen wesentlichen Stellschrauben zu widmen.
3.
Kosten
Neben den klimatischen Auswirkungen sind die
Mehrkosten einer Zeltlösung zu berücksichtigen. Die exakten Kosten für die
Anmietung und den Aufbau der Zelte können erst nach Durchführung der
Ausschreibung benannt werden. Im Jahr 2022 kosteten die Zelte rund 200.000
Euro, wobei es sich dabei um eine Beauftragung von 2020 handelte, die aufgrund
der Pandemie um zwei Jahre geschoben werden konnte. Gründliche Recherchen
hinsichtlich der Kostensteigerungen in diesem Bereich seit 2020 lassen die
Prognose zu, dass 2024 mit 260.000 Euro für Miete, Transport, Auf- und Abbau
der Zelte gerechnet werden muss.
4. Klimaschutz:
Entscheidungsrelevante
Auswirkungen auf den Klimaschutz:
ja, positiv*
ja, negativ*
nein
Wenn ja,
negativ:
Bestehen
alternative Handlungsoptionen?
ja*
nein*
Da der Unterschied zwischen den klimatischen
Auswirkungen der Zeltlösung und der Heinrich-Lades-Halle im Verhältnis zu den
klimabelastenden Emissionen der Gesamtveranstaltung sehr gering ist, überwiegen
aus Sicht der Verwaltung die oben beschriebenen kulturpolitischen und
gesamtgesellschaftlichen Vorteile der Innenstadt-Lösung in Zelten
5. Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des
Leistungsangebotes erforderlich?)
Investitionskosten: |
€ |
bei IPNr.: |
Sachkosten: |
260.000 € |
bei Sachkonto: 523112 KST:
471090 |
Personalkosten (brutto): |
€ |
bei Sachkonto: |
Folgekosten |
€ |
bei Sachkonto: |
Korrespondierende Einnahmen |
€ |
bei Sachkonto: |
|
Haushaltsmittel
werden nicht benötigt
sind vorhanden auf IvP-Nr.
bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk
sind nicht vorhanden
Anlagen:
Anlage 1:
Abschlussbericht der Energieagentur Nordbayern
Anlage 2: Auszüge aus der Berechnung