Betreff
ESTW AG: Bevollmächtigung für die Beschlussfassungen der Hauptversammlung am 28.07.2023
Vorlage
BTM/064/2023
Aktenzeichen
II/BTM
Art
Beschlussvorlage

Herr berufsmäßiger Stadtrat Thomas Ternes wird bevollmächtigt, die Stadt Erlangen in der Ordentlichen Hauptversammlung 2023 als Aktionärsvertreter zu vertreten und zu den folgenden Beschlussempfehlungen die Zustimmung zu erteilen:

 

-       Das Jahresergebnis des Geschäftsjahres 2022 in Höhe von 6.613.792,13 € wird in voller Höhe in die Bilanzposition „andere Gewinnrücklagen“ eingestellt.

-       Den Mitgliedern des Vorstands wird für das Geschäftsjahr 2022 Entlastung erteilt.

-       Den Mitgliedern des Aufsichtsrates wird für das Geschäftsjahr 2022 Entlastung erteilt.

-       Zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2023 wird die BBH AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft München gewählt.

-       Die bisherigen Aktionärsverter*innen werden für den Zeitraum bis zur Ordentlichen Hauptversammlung 2026 erneut in den Aufsichtsrat gewählt.

 


Zu den o.g. Beschlussvorlagen hat sich der Aufsichtsrat der ESTW AG in seiner Sitzung am 07.07.2023 beraten und seine Beschlussempfehlungen an die Hauptversammlung der ESTW AG am 28.07.2023 ausgesprochen. In der Hauptversammlung der ESTW AG wird die Aktionärin Stadt Erlangen von Herrn Ternes vertreten. Gemäß § 3 Abs. 12 i.V.m. § 4 Abs. 12 der Geschäftsordnung des Erlanger Stadtrats hat der Stadtrat das Weisungsrecht für die Stimmabgaben des Vertreters der Stadt Erlangen in der Hauptversammlung der ESTW AG.

 

1.   Jahresabschluss der ESTW AG zum 31.12.2022

Der Jahresabschluss und der zusammengefasste Lagebericht der ESTW AG sowie die Jahresabschlüsse und Lageberichte des Konzerns und der Tochtergesellschaften für das Geschäftsjahr 2022 wurden zum vierten Mal in Folge von der BBH AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft München geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Der Auftrag umfasste auch die Prüfung nach § 53 HGrG über die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung.

 


 

Kennzahlen zum Jahresabschluss 2022 der ESTW AG im Vergleich zu den beiden Vorjahren:



2022
(in T€)

2021
(in T€)

2020
(in T€)

Bilanz

 

 

 

Bilanzsumme (in T€)

299.640

285.051

278.016

EK-Quote

46,7%

46,5%

45,1%

Investitionen (in T€)

25.791

32.587

27.778

Kreditaufnahme (in T€)

20.400

0

10.000

Gewinn- und Verlustrechnung

 

 

 

Umsatz

228.737

186.378

178.585

davon Strom Netz

           Strom Sonstige Aktivitäten

           Erdgas Netz

           Erdgas Sonstige Aktivitäten

           Nah- und Fernwärme

           Wasser

           Sonstige Aktivitäten

15.310

90.099

2.470

31.114

59.098

20.116

10.529

17.707

73.559

2.479

16.577

46.889

19.568

9.598

18.609

73.703

2.676

14.791

40.983

18.633

9.190

 

Personalaufwand

Verlustübernahmen

44.754

12.062

40.358

12.392

39.850

13.465

(nachrichtl.: Steuervorteil durch steuerl. Querverbund)

 

(3.906)

 

(4.170)

 

(4.144)

Jahresergebnis

+6.614

+6.623

-1.219

Sonstiges

 

 

 

Anzahl der Mitarbeiter im Jahres-

632

589

588

Cash-Flow nach DVFA/SG*)

25.106

21.617

14.398

 

Leistungsdaten
(jeweils zum 31.12.)

 

 

 

Stromprod. aus erneuerbaren Energien (Mio. kWh)

Abgabe an Kunden (Mio. kWh)

   Strom (Mio. kWh)

   Erdgas (Mio. kWh)

   Nah- und Fernwärme (Mio. kWh)

   Wasser (Mio. m3)

42,9

 

417,9

291,9

380,0

8,5

39,9

 

310,1

326,4

445,1

8,0

49,9

 

310,4

297,5

394,0

7,6

Verteilungsnetz (km)**)

 

 

 

   Strom

   Erdgas

   Fernwärme

   Wasser

1.062,7

255,4

103,7***)

336,6

1.060,2

253,6

104,6

336,5

1.057,2

252,4

103,7

337,1

*)    Cash-Flow nach DVFA/SG = Jahresergebnis + Abschreibungen +/- Veränderung d. langfristigen Rückstellungen +/- sonstige zahlungsunwirksame wesentliche Aufwenden und Erträge, ohne Sondereinflüsse

**)   ohne Hausanschlussleitungen

***)  Verringerung aufgrund statistischer Korrekturen

 


Trotz der Verwerfungen auf dem Energiemarkt – ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine - konnte die ESTW AG wieder ein positives Jahresergebnis erzielen. Die Energiesparmaßnahmen der Kunden in Verbindung mit einer im Vergleich zum Vorjahr wärmeren Witterung sorgten für einen deutlich geringeren Gas- und Wärmeabsatz. In der Sparte Strom konnte der Absatz dagegen um 36,3% gesteigert werden, im Wesentlichen weil ein großer Kunde zurückgewonnen wurde. Zusammen mit den gestiegenen Energiepreisen führte dies zu einer Verbesserung der Umsatzerlöse um 21,9% im Vergleich zum Vorjahr.

Die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien liegt um 7,5% über dem Vorjahr, aber immer noch um 14,0% unter 2020. Sowohl 2021 als auch das 4. Quartal 2022 lieferten nur eine sehr schlechte Windausbeute. Die Stromproduktion im Wasserkraftwerk Werker stellte dagegen einen positiven Rekord auf.

Als das Jahresergebnis beeinflussende außergewöhnliche Erträge sind Schadensersatzleistungen i.H.v. 2,7 Mio. € hervorzuheben, was sich allerdings im Vergleich zum Vorjahresabschluss weniger niederschlägt, da auch dieser einen bedeutenden Einmaleffekt aufwies (Anlagenzuschreibung i.H.v. 1,8 Mio. €).

Der Materialaufwand nahm um 36,5 Mio. € (36,3%) zu, hauptsächlich wegen der gestiegenen Energiepreise. Der Personalaufwand erhöhte sich aufgrund von tariflichen Lohnanpassungen, Personalmehrbedarf und Pensionsrückstellungen um 4,3 Mio. € (10,9%).

Die Verlustübernahme betreffen die ESTW Stadtverkehr GmbH, mit der ein Ergebnisabführungsvertrag besteht. Die im Vergleich zum Vorjahr vorliegende leichte Verbesserung um 0,3 Mio. € ist im Wesentlichen zurückzuführen auf geringere Abschreibungen, höhere Umsatzerlöse sowie Ausgleichsleistungen im Zusammenhang mit der Einführung des 9-Euro-Tickets und dem Ausbruch von Corona (2,5 Mio. €).

Insgesamt lag das Jahresergebnis der ESTW AG mit 6,6 Mio. € nur geringfügig unter dem bereits sehr guten Ergebnis des Vorjahres.

Investiert wurden im Geschäftsjahr 2022 insgesamt 27,3 Mio. €, im Wesentlichen in die Versorgungsnetze (10,1 Mio. €), in die Fernwärmeerzeugung (4,4 Mio. €, überwiegend für den mit dem Kohleausstieg verbundenen Um- und Neubau der Kesselanlagen im Heizkraftwerk sowie dem Umbau auf Zweistoffbrenner im Heizwerk Franken II), in die Sparte Stadtverkehr (4,4 Mio. €), in den Telekommunikationsbereich (1,4 Mio. €) und in den IT-Bereich (1,4 Mio. €).

Die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung der ESTW AG für das Geschäftsjahr 2022 sind als Anlage beigefügt. Der vollständige Jahresabschluss einschließlich Lagebericht und die Prüfberichte des Abschlussprüfers zum Konzern und den Konzernunternehmen können beim Beteiligungsmanagement der Stadt eingesehen werden.

 

Auszug aus dem Lagebericht der ESTW

Geschäftsverlauf

Die Energiepreise waren das ganze Jahr 2022 ein sehr zentrales und wichtiges Thema. Schon Ende 2021 deutete sich an, dass aufgrund der Preisentwicklungen an den Märkten vieles in Bewegung geraten sollte. Zu Beginn des Jahres kam es bereits zu deutlichen Kundenzuwächsen, auch deshalb, weil einige Versorger von sich aus aktiv Verträge mit ihren eigenen Kunden kündigten oder sich teilweise komplett vom Markt zurückzogen. Bereits im Herbst 2021 sprachen einige Experten von historischen Höchstständen bei den Beschaffungskosten für Energie. Zu diesem Zeitpunkt war noch niemandem bewusst, dass – ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine – im Laufe des Jahres noch nie dagewesene Preisspitzen folgen sollten. Zu diesem Zeitpunkt war noch niemandem bewusst, dass – ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine – im Laufe des Jahres noch nie dagewesene Preisspitzen folgen sollten. In dieser schwierigen Gesamtsituation bestätigte sich einmal mehr die konsequente und langfristig angelegte seriöse ESTW-Beschaffungsstrategie im Sinne der Kunden.

 

In Anbetracht der beschriebenen schwierigen Situation sind nach Auffassung des ESTW-Vorstandes die Gesamtentwicklung und die wirtschaftliche Lage der ESTW im Geschäftsjahr 2022 als sehr zufriedenstellend einzuschätzen.


Risiken und Chancen

Vor dem Hintergrund der finanziellen Stabilität sehen sich die ESTW für die Bewältigung der künftigen Risiken gut gerüstet. Die nun immer konkreter werdenden Pläne der Bundesregierung für einen schnellen Ausstieg aus den fossilen Energien im Gebäudesektor stellen jedoch die gesamte Energiebranche vor große Herausforderungen.

Die noch vor kurzem befürchtete Gasmangellage in Europa ist nicht eingetreten. Das Risiko einer Gasmengenkürzung besteht aus Sicht der ESTW nicht mehr. Auch durch den hohen Nachfragerückgang ist das Preisniveau sowohl für Gas als auch Strom viel schneller gesunken, als viele Experten dies erwartet hätten. Damit wird sich die Wettbewerbssituation für die ESTW in den Endkundenmärkten wieder verschärfen, nachdem im zurückliegenden Teil der Energiekrise viele Kunden den „sicheren Hafen“ ihres Stadtwerks angelaufen haben.

Für die weitere Geschäftsentwicklung spielen die Auswirkungen der Corona-Pandemie keine Rolle mehr.

Die Versorgungssicherheit ist trotz des Kostendrucks aus der Anreizregulierung für die ESTW ein wichtiges Unternehmensziel. Aus dem Anlagenbereich waren weiterhin keine Risiken für das Unternehmensergebnis erkennbar.

Für die Produktion von Wärme und die Förderung von Trinkwasser stehen bei den ESTW ausreichend Reservekapazitäten bereit. Im Heizkraftwerk ist der größte Kessel mit einer Fernwärmeleistung von 55 MW nach zweijähriger Umbauzeit wieder in Betrieb gegangen. Die Margen für die Verstromung von Gas an den Terminmärkten sind im Zuge der Gaskrise wieder negativ geworden. Durch Termingeschäfte für die Jahre 2023 bis 2025 wurde aber schon ein Großteil der Erzeugungsmarge gesichert.

Die regenerative Stromerzeugung besteht – neben Wasserkraftwerken und Photovoltaikanlagen kleiner als 1 MW – überwiegend aus Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von ca. 29 MW. Die Windkraftanlagen sind durch Vollwartungsverträge mit hoher Verfügbarkeitsgarantie abgesichert.

Das Geschäftsgebaren einer Vielzahl von Stromhändlern, die ihren Kunden die Verträge wegen gestiegener Beschaffungskosten kurzfristig gekündigt haben, hat die Stellung der ESTW im Wettbewerb durch ihre Verlässlichkeit weiter gestärkt. Somit rechnen die ESTW nach 25 Jahren Wettbewerb im Strommarkt weiterhin mit einem sehr hohen Anteil im Privatkundengeschäft, auch wenn sich durch den Preisverfall, welcher sich im gesamten 1. Quartal 2023 fortgesetzt hat, der Wettbewerb um die Endkunden wieder belebt.

 

2.      Gewinnverwendungsbeschluss

Der Vorstand schlägt vor, das Jahresergebnis 2022 i.H.v. 6.613.792,13 € in die Bilanzposition „andere Gewinnrücklagen“ einzustellen. Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung am 7. Juli 2023 eine entsprechende Beschlussempfehlung beschlossen.

 

3.      Bestellung des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2022

Der Vorstand schlägt vor, die BBH AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft München, erneut zum Abschlussprüfer zu wählen. Die Beauftragung für das Geschäftsjahr 2023 wäre die fünfte in Folge. Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung am 7. Juli 2023 eine entsprechende Beschlussempfehlung beschlossen.

 

4.      Wahl der Aktionärsvertreter*innen in den Aufsichtsrat der ESTW AG

Der Aufsichtsrat setzt sich zusammen aus zwölf Mitgliedern, von denen zwei Drittel durch die Hauptversammlung gewählt werden (Aktionärsvertreter*innen), ein Drittel nach den Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetzes durch die Arbeitnehmer. Der Aufsichtsrat ist neu zu besetzen für die Amtszeit vom 28. Juli 2023 bis zu der Hauptversammlung, die über die Entlastung für das Geschäftsjahr 2025 beschließt.

Mit Beschluss vom 24. Mai 2023 hat der Stadtrat vorgeschlagen, die bisherigen Aktionärsvertreter*innen erneut zu wählen. Der Aufsichtsrat der ESTW hat sich in seiner Sitzung am 7. Juli 2023 diesem Vorschlag angeschlossen und eine entsprechende Beschlussempfehlung ausgesprochen.


Anlagen:        Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung 2022 der ESTW AG