Herr berufsmäßiger Stadtrat Thomas
Ternes wird bevollmächtigt, die Stadt Erlangen in der Ordentlichen
Hauptversammlung 2023 als Aktionärsvertreter zu vertreten und zu den folgenden
Beschlussempfehlungen die Zustimmung zu erteilen:
- Das Jahresergebnis des Geschäftsjahres 2022 in Höhe von 6.613.792,13 € wird in voller Höhe in die Bilanzposition „andere Gewinnrücklagen“ eingestellt.
- Den Mitgliedern des Vorstands wird für das Geschäftsjahr 2022 Entlastung erteilt.
- Den Mitgliedern des Aufsichtsrates wird für das Geschäftsjahr 2022 Entlastung erteilt.
- Zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2023 wird die BBH AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft München gewählt.
- Die bisherigen Aktionärsverter*innen werden für den Zeitraum bis zur Ordentlichen Hauptversammlung 2026 erneut in den Aufsichtsrat gewählt.
1. Jahresabschluss der ESTW AG zum 31.12.2022
Der Jahresabschluss und der zusammengefasste Lagebericht der ESTW AG sowie die Jahresabschlüsse und Lageberichte des Konzerns und der Tochtergesellschaften für das Geschäftsjahr 2022 wurden zum vierten Mal in Folge von der BBH AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft München geprüft und mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Der Auftrag umfasste auch die Prüfung nach § 53 HGrG über die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung.
Kennzahlen zum Jahresabschluss 2022 der
ESTW AG im Vergleich zu den beiden Vorjahren:
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2022 |
2021 |
2020 |
Bilanz |
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Bilanzsumme (in T€) |
299.640 |
285.051 |
278.016 |
EK-Quote |
46,7% |
46,5% |
45,1% |
Investitionen (in T€) |
25.791 |
32.587 |
27.778 |
Kreditaufnahme (in T€) |
20.400 |
0 |
10.000 |
Gewinn- und
Verlustrechnung |
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Umsatz |
228.737 |
186.378 |
178.585 |
davon Strom Netz Strom Sonstige Aktivitäten Erdgas Netz Erdgas Sonstige Aktivitäten Nah- und Fernwärme Wasser Sonstige Aktivitäten |
15.310 90.099 2.470 31.114 59.098 20.116 10.529 |
17.707 73.559 2.479 16.577 46.889 19.568 9.598 |
18.609 73.703 2.676 14.791 40.983 18.633 9.190 |
Personalaufwand Verlustübernahmen |
44.754 12.062 |
40.358 12.392 |
39.850 13.465 |
(nachrichtl.: Steuervorteil durch
steuerl. Querverbund) |
(3.906) |
(4.170) |
(4.144) |
Jahresergebnis |
+6.614 |
+6.623 |
-1.219 |
Sonstiges |
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Anzahl der Mitarbeiter im Jahres-∅ |
632 |
589 |
588 |
Cash-Flow
nach DVFA/SG*) |
25.106 |
21.617 |
14.398 |
Leistungsdaten |
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Stromprod. aus erneuerbaren
Energien (Mio. kWh) Abgabe an Kunden (Mio. kWh)
Strom (Mio. kWh)
Erdgas (Mio. kWh)
Nah- und Fernwärme (Mio. kWh)
Wasser (Mio. m3) |
42,9 417,9 291,9 380,0 8,5 |
39,9 310,1 326,4 445,1 8,0 |
49,9 310,4 297,5 394,0 7,6 |
Verteilungsnetz (km)**) |
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Strom
Erdgas
Fernwärme
Wasser |
1.062,7 255,4 103,7***) 336,6 |
1.060,2 253,6 104,6 336,5 |
1.057,2 252,4 103,7 337,1 |
*) Cash-Flow nach DVFA/SG = Jahresergebnis + Abschreibungen +/-
Veränderung d. langfristigen Rückstellungen +/- sonstige zahlungsunwirksame
wesentliche Aufwenden und Erträge, ohne Sondereinflüsse
**) ohne Hausanschlussleitungen
***) Verringerung aufgrund statistischer
Korrekturen
Trotz der Verwerfungen auf dem Energiemarkt – ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine - konnte die ESTW AG wieder ein positives Jahresergebnis erzielen. Die Energiesparmaßnahmen der Kunden in Verbindung mit einer im Vergleich zum Vorjahr wärmeren Witterung sorgten für einen deutlich geringeren Gas- und Wärmeabsatz. In der Sparte Strom konnte der Absatz dagegen um 36,3% gesteigert werden, im Wesentlichen weil ein großer Kunde zurückgewonnen wurde. Zusammen mit den gestiegenen Energiepreisen führte dies zu einer Verbesserung der Umsatzerlöse um 21,9% im Vergleich zum Vorjahr.
Die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien liegt um 7,5% über dem Vorjahr, aber immer noch um 14,0% unter 2020. Sowohl 2021 als auch das 4. Quartal 2022 lieferten nur eine sehr schlechte Windausbeute. Die Stromproduktion im Wasserkraftwerk Werker stellte dagegen einen positiven Rekord auf.
Als das Jahresergebnis beeinflussende außergewöhnliche Erträge sind Schadensersatzleistungen i.H.v. 2,7 Mio. € hervorzuheben, was sich allerdings im Vergleich zum Vorjahresabschluss weniger niederschlägt, da auch dieser einen bedeutenden Einmaleffekt aufwies (Anlagenzuschreibung i.H.v. 1,8 Mio. €).
Der Materialaufwand nahm um 36,5 Mio. € (36,3%) zu, hauptsächlich wegen der gestiegenen Energiepreise. Der Personalaufwand erhöhte sich aufgrund von tariflichen Lohnanpassungen, Personalmehrbedarf und Pensionsrückstellungen um 4,3 Mio. € (10,9%).
Die Verlustübernahme betreffen die ESTW Stadtverkehr GmbH, mit der ein Ergebnisabführungsvertrag besteht. Die im Vergleich zum Vorjahr vorliegende leichte Verbesserung um 0,3 Mio. € ist im Wesentlichen zurückzuführen auf geringere Abschreibungen, höhere Umsatzerlöse sowie Ausgleichsleistungen im Zusammenhang mit der Einführung des 9-Euro-Tickets und dem Ausbruch von Corona (2,5 Mio. €).
Insgesamt lag das Jahresergebnis der ESTW AG mit 6,6 Mio. € nur geringfügig unter dem bereits sehr guten Ergebnis des Vorjahres.
Investiert wurden im Geschäftsjahr 2022 insgesamt 27,3 Mio. €, im Wesentlichen in die Versorgungsnetze (10,1 Mio. €), in die Fernwärmeerzeugung (4,4 Mio. €, überwiegend für den mit dem Kohleausstieg verbundenen Um- und Neubau der Kesselanlagen im Heizkraftwerk sowie dem Umbau auf Zweistoffbrenner im Heizwerk Franken II), in die Sparte Stadtverkehr (4,4 Mio. €), in den Telekommunikationsbereich (1,4 Mio. €) und in den IT-Bereich (1,4 Mio. €).
Die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung der ESTW AG für das Geschäftsjahr 2022 sind als Anlage beigefügt. Der vollständige Jahresabschluss einschließlich Lagebericht und die Prüfberichte des Abschlussprüfers zum Konzern und den Konzernunternehmen können beim Beteiligungsmanagement der Stadt eingesehen werden.
Auszug
aus dem Lagebericht der ESTW
Geschäftsverlauf
Die Energiepreise waren das ganze Jahr 2022 ein sehr zentrales und wichtiges Thema. Schon Ende 2021 deutete sich an, dass aufgrund der Preisentwicklungen an den Märkten vieles in Bewegung geraten sollte. Zu Beginn des Jahres kam es bereits zu deutlichen Kundenzuwächsen, auch deshalb, weil einige Versorger von sich aus aktiv Verträge mit ihren eigenen Kunden kündigten oder sich teilweise komplett vom Markt zurückzogen. Bereits im Herbst 2021 sprachen einige Experten von historischen Höchstständen bei den Beschaffungskosten für Energie. Zu diesem Zeitpunkt war noch niemandem bewusst, dass – ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine – im Laufe des Jahres noch nie dagewesene Preisspitzen folgen sollten.
In Anbetracht der beschriebenen schwierigen
Situation sind nach Auffassung des ESTW-Vorstandes die Gesamtentwicklung und
die wirtschaftliche Lage der ESTW im Geschäftsjahr 2022 als sehr
zufriedenstellend einzuschätzen.
Risiken und Chancen
Vor dem Hintergrund der finanziellen Stabilität sehen sich die ESTW für
die Bewältigung der künftigen Risiken gut gerüstet. Die nun immer konkreter
werdenden Pläne der Bundesregierung für einen schnellen Ausstieg aus den fossilen
Energien im Gebäudesektor stellen jedoch die gesamte Energiebranche vor große
Herausforderungen.
Die noch vor kurzem befürchtete Gasmangellage in Europa ist nicht
eingetreten. Das Risiko einer Gasmengenkürzung besteht aus Sicht der ESTW nicht
mehr. Auch durch den hohen Nachfragerückgang ist das Preisniveau sowohl für Gas
als auch Strom viel schneller gesunken, als viele Experten dies erwartet
hätten. Damit wird sich die Wettbewerbssituation für die ESTW in den
Endkundenmärkten wieder verschärfen, nachdem im zurückliegenden Teil der
Energiekrise viele Kunden den „sicheren Hafen“ ihres Stadtwerks angelaufen
haben.
Für die weitere Geschäftsentwicklung spielen die Auswirkungen der
Corona-Pandemie keine Rolle mehr.
Die Versorgungssicherheit ist trotz des Kostendrucks aus der
Anreizregulierung für die ESTW ein wichtiges Unternehmensziel. Aus dem
Anlagenbereich waren weiterhin keine Risiken für das Unternehmensergebnis
erkennbar.
Für die Produktion von Wärme und die Förderung von Trinkwasser stehen
bei den ESTW ausreichend Reservekapazitäten bereit. Im Heizkraftwerk ist der
größte Kessel mit einer Fernwärmeleistung von 55 MW nach zweijähriger Umbauzeit
wieder in Betrieb gegangen. Die Margen für die Verstromung von Gas an den
Terminmärkten sind im Zuge der Gaskrise wieder negativ geworden. Durch
Termingeschäfte für die Jahre 2023 bis 2025 wurde aber schon ein Großteil der
Erzeugungsmarge gesichert.
Die regenerative Stromerzeugung besteht – neben Wasserkraftwerken und
Photovoltaikanlagen kleiner als 1 MW – überwiegend aus Windkraftanlagen mit
einer installierten Leistung von ca. 29 MW. Die Windkraftanlagen sind durch
Vollwartungsverträge mit hoher Verfügbarkeitsgarantie abgesichert.
Das Geschäftsgebaren einer Vielzahl von Stromhändlern, die ihren Kunden
die Verträge wegen gestiegener Beschaffungskosten kurzfristig gekündigt haben,
hat die Stellung der ESTW im Wettbewerb durch ihre Verlässlichkeit weiter
gestärkt. Somit rechnen die ESTW nach 25 Jahren Wettbewerb im Strommarkt
weiterhin mit einem sehr hohen Anteil im Privatkundengeschäft, auch wenn sich
durch den Preisverfall, welcher sich im gesamten 1. Quartal 2023 fortgesetzt
hat, der Wettbewerb um die Endkunden wieder belebt.
2.
Gewinnverwendungsbeschluss
Der Vorstand schlägt vor, das Jahresergebnis 2022 i.H.v. 6.613.792,13 € in die Bilanzposition „andere Gewinnrücklagen“ einzustellen. Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung am 7. Juli 2023 eine entsprechende Beschlussempfehlung beschlossen.
3.
Bestellung
des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2022
Der Vorstand schlägt vor, die BBH AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft München, erneut zum Abschlussprüfer zu wählen. Die Beauftragung für das Geschäftsjahr 2023 wäre die fünfte in Folge. Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung am 7. Juli 2023 eine entsprechende Beschlussempfehlung beschlossen.
4.
Wahl
der Aktionärsvertreter*innen in den Aufsichtsrat der ESTW AG
Der Aufsichtsrat setzt sich zusammen aus zwölf Mitgliedern, von denen zwei Drittel durch die Hauptversammlung gewählt werden (Aktionärsvertreter*innen), ein Drittel nach den Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetzes durch die Arbeitnehmer. Der Aufsichtsrat ist neu zu besetzen für die Amtszeit vom 28. Juli 2023 bis zu der Hauptversammlung, die über die Entlastung für das Geschäftsjahr 2025 beschließt.
Mit Beschluss vom 24. Mai 2023 hat der Stadtrat vorgeschlagen, die bisherigen Aktionärsvertreter*innen erneut zu wählen. Der Aufsichtsrat der ESTW hat sich in seiner Sitzung am 7. Juli 2023 diesem Vorschlag angeschlossen und eine entsprechende Beschlussempfehlung ausgesprochen.
Anlagen: Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung 2022 der ESTW AG