Betreff
Berichtsantrag 019/2023 der SPD-Fraktion: Umsetzung Kampagne Männlichkeitsbilder
Vorlage
Gst/004/2023
Aktenzeichen
OBM/13-3
Art
Beschlussvorlage
  1. Der Sachbericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
  2. Die Gleichstellungsstelle wird beauftragt, ihr geplantes Vorgehen umzusetzen.
  3. Antrag 019/2023 der SPD-Fraktion ist damit abschließend bearbeitet.

 


1.    Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt werden?)

        Bei der Kampagne „Männlichkeit(en)“ handelte es sich um die Umsetzung eines Antrags der SPD-Fraktion. Hierzu wurde ein Programm mit verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen zusammengestellt, welches von Juli bis Dezember 2022 lief. Die Gleichstellungsstelle koordinierte dies federführend und erarbeitete die Inhalte gemeinsam mit den weiteren Mitgliedern des dafür gegründeten „AK Männlichkeit“. Vertreten waren hier neben der Gleichstellungsstelle der Stadtjugendring Erlangen, der Jugendtreff Fuxx (E-Werk Erlangen), der Frauennotruf Erlangen, die Offene Jugendsozialarbeit Büchenbach Süd der Stadt Erlangen, der Ansprechpartner für Männer der Stadt Nürnberg und das Jungenbüro Nürnberg.

 

        Die Auftaktveranstaltung in Form eines Vortrags am 12.07.2022 war mit „Fragile, toxische und fürsorgliche Männer? Einführung in kritische Auseinandersetzung mit Männlichkeiten“ überschrieben. Dr. Daniel Holtermann vom Institut Dissens e.V. aus Berlin referierte in der Stadtbibliothek, die sehr gut besucht war. Die Veranstaltung wurde darüber hinaus auf YouTube gestreamt. Ein zentrales Fazit des Abends war folgendes: Da Kinder ab Geburt in schädliche Rollenmuster gedrängt werden, die sich mit dem Aufwachsen immer weiter manifestieren, sollten wir bereits möglichst früh ansetzen, um diesen Klischees entgegen zu wirken – also bereits in Bildung und Erziehung im (frühen) Kindesalter.

 

        Passen hierzu wurde mit den am AK beteiligten Sozialpädagog*innen aus der Jungenarbeit eine Fortbildung für Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendarbeit geplant. Am 28.07.2022 fand der Fachtag für Sozialarbeitende in der Kinder- und Jugendarbeit zum Thema „Männlichkeitsbilder in der Sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“ veranstaltet. Im ersten Teil gab Jana Haskamp von Dissens e.V. eine Einführung in Theorien aus der Pädagogik zu Männlichkeitskonzepten und leitete dann die Teilnehmenden bei der Auseinandersetzung mit eigenen Bildern und Prägungen in Bezug auf Rollenbilder und Männlichkeit an. Im Zweiten Teil übertrug Michael Posset, der sich auf die sozialpädagogische Arbeit mit Jungen spezialisiert hat, diesen Input auf die Praxis, und stellte u.a. Methoden, Übungen und Spiele für Jungengruppen vor.

 

        Um Kinder und Jugendliche in Erlangen direkt zu erreichen, wurde ein Workshop-Angebot für Erlanger Schüler*innen zusammengestellt. Alle weiterführenden Schulen hatten die Möglichkeit, für ganze Schulklassen die Durchführung verschiedener Workshops kostenfrei in Anspruch zu nehmen. Dabei handelte es sich um einen Workshop zu Sexismus und Geschlechterrollen im Kontext von Ehrvorstellungen und Identität von Heroes Nürnberg e.V. sowie um zwei Workshop-Formate des Frauennotrufs Erlangen e.V., zu den Themen Umgang mit Pornografie und zu Gewalt in jungen Beziehungen. Es wurden sechs Workshop-Durchführungen von insgesamt zwei Schulen gebucht.

 

        Ebenfalls vorrangig an Kinder und Jugendliche richtete sich die Postkarten-Aktion „Männlichkeit ist…so viel mehr“. Hierbei handelte es sich um ein Projekt der AK-Mitglieder aus der Jungen- und Männerarbeit. Es wurden verschiedene Motive entwickelt, die etwa anhand eines Comics oder Bilder wie dem eines weinenden Mannes ermuntern, sich mit Männlichkeit(en) bzw. zugehörigen gesellschaftlichen Vorstellungen auseinanderzusetzen. Aus den Bildern entstand ein Postkartenset, das die beteiligten Einrichtungen in der Jugendarbeit und im Rahmen von Aktionen nutzten sowie weiteren Einrichtungen wie Jugendreffes zur Verfügung stellten. Die Karten wurden z.B. bei Jungengruppen in offenen Treffs eingesetzt, um sich gemeinsam mit den Kindern der Frage zu nähern, was „männlich“ eigentlich bedeutet, wo und wie diese Vorstellungen einschränkend und schädlich wirken, und wie eine Geschlechtsidentität jenseits starrer Muster aussehen kann.

 

        Die Abschlussveranstaltung widmete sich mit den sozialen Medien einem Bereich, der gerade in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen eine große Rolle spielt. Hier sind Rollenklischees und starre Zuschreibungen in Bezug auf Geschlecht besonders präsent. Die Veranstaltung zum Themenbereich Rollenbilder in Sozialen Medien, ihre Auswirkungen auf Jugendliche und Präventionsmöglichkeiten fand am 14.12.2022 statt. Dr. Maya Götz, Medienpädagogin und -wissenschaftlerin und Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfern-sehen des Bayerischen Rundfunks, stellte zunächst unter dem Titel „Einfach perfekt: Muskeln, Mode, Make Up – die Ideale in sozialen Netzwerken und ihre Bedeutung für Mädchen und Jungen“ Erkenntnisse aus der Forschung vor. Im Anschluss gab es eine Austauschrunde mit Fachkräften aus Kinder- und Jugendarbeit, bei der angeregt diskutiert wurde, v.a. darüber, was Eltern, Lehrer*innen und Sozialarbeitende im Sinne der Prävention sowie im Umgang mit Kindern und Jugendlichen tun können, um diesen einen möglichst gesunden und wenig schädlichen Umgang mit digitalen Angeboten und sozialen Medien zu ermöglichen.

 

        Neben den Veranstaltungen und Aktionen war in Erlangen den Sommer über (von Ende Juli bis Ende September 2022) die Bildkampagne „Männlichkeit entscheidest du“ zu sehen. Hierbei handelt es sich um eine Posterserie, die pro Motiv einen Mann inkl. einer Aussage zu Rollenklischees und dem damit verbundenen Thema Gewalt gegen Frauen abbildet. So wird deutlich, dass ein Reflektieren und Ablegen von vermeintlich „männlichen“ Verhaltensweisen essenziell im Kampf gegen Gewalt an Frauen ist, und Männer sich im Alltag aktiv für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen können und sollten. Für die Erlanger Kampagne wurde ein zusätzliches Motiv mit Oberbürgermeister Dr. Janik erstellt, der mit dem Slogan „Kein Sexismus in unserer Stadt! Dafür setze ich mich ein!“ ein Zeichen gegen jede Form von Sexismus in Erlangen setzte. Die Bildkampagne war auf Flaggen in der Fußgängerzone und Plakaten im gesamten Stadtgebiet zu sehen sowie auf Postkarten, die stadtweit zum kostenlosen Mitnehmen verteilt wurden.

 

2.    Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)

        Bei Vorbereitung und Durchführung der Kampagne wurde deutlich, dass besonders die Arbeit mit Kindern- und Jugendlichen sowie Fachkräften und Multiplikator*innen einen langfristig wirksamen Weg darstellt, Männlichkeitskonzepte aufzubrechen und ein vielfältigeres Bild von Geschlechtern in der Gesellschaft zu etablieren. Dies trägt auch dazu bei, Antifeminismus und Frauenhass entgegenzuwirken. Denn wenn Jungen und Männer in der Lage sind, sich frei von Geschlechterklischees zu entfalten und die Schädlichkeit dieser zu erkennen, sind sie weniger anfällig für die mit traditionellen Männlichkeitsbildern verbundene Abwertung des „Nicht-Männlichen“ und damit auch von Frauen und Queers.

        Auch wird durch diese Art der Bildung die Gefahr, dass Gleichstellungspolitik und Feminismus als Bedrohung wahrgenommen werden, geringer. Dies ist relevant, da die Rhetorik von antifeministischen und frauenfeindlichen Strömungen oft darauf abzielt, Ängste und Unwissen in Bezug auf Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit zu nutzen und zu befeuern.

       

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3.    Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote erbracht werden?)

        Das Workshop-Angebot für Schulen wird 2023 weitergeführt. Grundsätzlich soll bei der Veranstaltungsplanung das Thema Männlichkeit auch zukünftig berücksichtig werden und speziell der Bereich Antifeminismus soll weiterhin regelmäßig in den von der Gleichstellungsstelle veranstalteten Programmen zum Internationalen Frauentag am 8. März und dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November behandelt werden.

 

 

4.    Klimaschutz:

 

Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

                ja, positiv*

                ja, negativ*

                nein

 

Wenn ja, negativ:

Bestehen alternative Handlungsoptionen?

 

                 ja*

                 nein*

 

*Erläuterungen dazu sind in der Begründung aufzuführen.

 

 

Falls es sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.

 

 

5.    Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

                 werden nicht benötigt

                 sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                               bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

                         sind nicht vorhanden


Anlagen:             Antrag 019/2023 der SPD-Fraktion