Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.
Die Reisendenverkehrsprognose 2040 der DB geht von einer massiven Steigerung der Fahrgastzahlen in den kommenden 17 Jahren aus. Bereits heute ist jedoch an den meisten Haltepunkten ein genereller Mangel an Fahrradstellplätzen zu verzeichnen, insbesondere an gesicherten Stellplätzen. Eine Abschätzung mittels der Berechnungshilfe der „Infostelle Fahrradparken am Bahnhof“ der DB und des Bundesverkehrsministeriums ergibt folgende Werte:
|
Reisende |
Stellplätze |
|||||
heute |
2040 |
Zunahme |
Bestand |
Auslastung |
Zusätzlicher Bedarf 2040 |
davon gesichert* |
|
Bahnhof
Erlangen (O) |
24.000 |
36.000 |
50% |
828 |
131 % |
2449 |
320 |
Bahnhof
Erlangen (W) |
564 |
68 % |
609 |
80 |
|||
Paul-Gossen-Straße |
1.900 |
2.000 |
5% |
230 |
78 % |
65 |
9 |
Bruck |
1.600 |
2.200 |
38% |
374 |
51 % |
110 |
24 |
Eltersdorf |
900 |
1.500 |
67% |
28 |
432 % |
295 |
63 |
* d. h.
abschließbar und/oder bewacht
Bhf. Erlangen
Am Bahnhof Erlangen besteht insbesondere auf der Ostseite (Innenstadtseite) ein stark erhöhter Bedarf an Abstellplätzen. Zwar sind zwischen der Stadtmauer und Gleis 1 noch Kapazitäten vorhanden, die jedoch aus verschiedenen Gründen unattraktiv sind, etwa mangelnde Schrottradentfernung, generelle Verschmutzung, mangelhafte soziale Kontrolle (abseits und außer Sicht der Verkehrswege) und nicht zuletzt die hohe Entfernung zur Unterführung und damit den Zugängen der restlichen Gleise.
Zwar werden mit der geplanten Abstellanlage im Bereich südlich des Bahnhofgebäudes knapp 800 überdachte Stellplätze sowie 30 gesicherte Stellplätze (Fahrradboxen) geschaffen werden, wie obenstehender Tabelle zu entnehmen ist, wird in den kommenden Jahren jedoch die dreifache Menge, im Hinblick auf gesicherte Stellplätze sogar mehr als die zehnfache Menge benötigt.
Die Schaffung der nötigen Fahrradstellplätze ist voraussichtlich nicht ohne Eingriffe in die derzeit vom MIV beanspruchten Flächen darstellbar. Zwar sind gerade für die gesicherten Stellplätze platzsparende Lösungen denkbar (etwa Turm- oder Schachtsysteme wie der Wöhr-Fahrradparkturm am Bhf. Heilbronn (siehe Anlage 1), die auch über kostenpflichtige Stellplätze darin und Förderprogramme wenigstens teilweise fremdfinanziert werden können), für die Herstellung der restlichen Stellplätze ist jedoch ein größeres Bauwerk mit entsprechendem Flächenbedarf nötig. Eine alternative Möglichkeit wäre auch eine Tiefgarage mit direktem Zugang zur Bahn-Unterführung, die jedoch ebenfalls einen entsprechenden Platzbedarf, mindestens für die Zufahrtsrampe sowie während der Bauzeit, aufweist.
Bhf.
Paul-Gossen-Straße
Am S-Bahnhof Paul-Gossen-Straße ist die sehr hohe Anzahl
Wildparker im Umfeld des direkten Gleiszugangs bei gleichzeitig mittlerer bis
hoher Auslastung der überdachten Abstellanlagen beim Abgang
Michael-Vogel-Straße beziehungsweise niedriger Auslastung der (nicht
witterungsgeschützten) Abstellanlagen beim Zugang Siemens-Campus auffällig. Die
Umsetzung der geplanten überdachten Fahrradabstellanlage am Eingang zum
Siemens-Campus würde helfen, diesen Zustand zu verbessern. Durch die hohe
Entfernung zu den Zugängen auf der Brücke (ca. 80 m zur Südseite, ca. 230
m zur Nordseite) ist jedoch nicht davon auszugehen, dass damit die
Wildparker-Situation an den Brückengeländern damit gänzlich abzustellen ist.
Bhf. Bruck
Am Bahnhof Bruck sind im Bestand noch Kapazitäten vorhanden (auch hier ist die deutlich höhere Auslastung der überdachten Anlagen zu erkennen), jedoch herrscht auch hier bereits heute ein Mangel an gesicherten Abstellanlagen. Dieser Mangel wurde auch bereits vom Stadtrat erkannt und eine Lösung beauftragt (613/028/2021 - Sicherheit an den Fahrradabstellanlagen am S-Bahn-Halt Erlangen-Bruck erhöhen; Antrag Nr. 389/2020 der CSU-Fraktion). Die Anlage befindet sich derzeit in Prüfung, jedoch ist die Umsetzung aufgrund der Flächenbesitzverhältnisse sowie im Untergrund verlaufender Leitungen und Kanäle kompliziert (s. Anlage 2).
Bhf. Eltersdorf
Am Bahnhof Eltersdorf ist bereits heute eine massive Überlastung der wenigen Stellplätze zu erkennen, die auch negative Auswirkungen auf den Fußverkehr, die Barrierefreiheit und das Erscheinungsbild des Bahnhofszugangs hat. Kurzfristig sind 30 überdachte Stellplätze am neu geschaffenen südlichen Gleiszugang (Mobilpunkt Flurstraße) sowie mittelfristig eine in das Nahversorgerzentrum (Bebauungsplan E-229 B) integrierte witterungsgeschützte B+R-Anlage geplant.
Der Bedarf dürfte auch mit der kurz- bis mittelfristig geplanten verbesserten Anbindung nach Tennenlohe (Ausbau der Radverkehrsanlagen an der Weinstraße) steigen. Auf der am östlichen Treppenzugang gelegenen Fläche (s. ebenfalls Anlage 3) besteht die Möglichkeit, hierfür ebenfalls B+R-Anlagen einzurichten, die über die Nationale Klimaschutzinitiative förderfähig wären.
Stadt-Umland-Bahn
(StUB)
Zu beachten ist, dass im Zuge der StUB an einigen Haltestellen (v. a. Mobilitätsdrehscheiben wie Südkreuzung, Himbeerpalast, Hauptbahnhof) weitere, teils substantielle Stellplatzbedarfe hinzukommen werden. Auch an diesen Standorten müssen mit fortschreitender Planung ausreichende und gesicherte Abstellanlagen mitgeplant werden.
Zusammenfassung
An allen Bahnhöfen sind die gegenwärtigen Stellplätze für Fahrräder sowohl in der Menge als auch der Qualität unzureichend. Die bereits konkret in Planung befindlichen Projekte können den prognostizierten Bedarf zwar nicht in Gänze decken (mit Ausnahme der Paul-Gossen-Straße), weshalb weitere Projekte nötig sein werden, sollten jedoch zielstrebig weiterverfolgt und mit den nötigen Mitteln versorgt und unterstützt werden. Durch die nur punktuell nötigen Baumaßnahmen sind Abstellanlagen zudem im Vergleich zur Streckeninfrastruktur eine verhältnismäßig günstige Methode der Radverkehrsförderung mit entsprechend hohem Wirkungsgrad. Maßnahmen an Bahnhöfen kommen zudem gerade in einer Pendlerstadt wie Erlangen einer großen Anzahl Menschen zu Gute, da sie die multimodale Fortbewegung mit Rad und Zug deutlich attraktiver und komfortabler machen.
Die Ordnung des Fahrradparkens durch adäquate Abstellanlagen dient neben der Förderung des Radverkehrs durch eine verbesserte Verknüpfung mit dem ÖPNV und der Erhöhung des Diebstahl- und Vandalismusschutzes auch anderen Zwecken. Beispielsweise wird durch eine ordentlichere Abstellung und Verringerung des aktuell vor allem im Umfeld fast aller Bahnhöfe praktizierten Wildparkens nicht nur die Aufenthaltsqualität und Attraktivität der Orte gesteigert, sondern auch der Fußverkehr durch Freihalten der Wege gefördert. Auch die Barrierefreiheit profitiert von freien Wegen, zumal geordnetes Parken auch die Kontrolle und Entfernung von Schrott- und Waisenrädern vereinfacht. Auch können durch hochwertige Abstellanlagen die Reisendenströme besser verteilt werden: je besser ausgestattet eine Fahrradabstellanlage ist (Überdachung, Einsehbarkeit, Abschließbarkeit etc.) desto größer ist die akzeptierte Entfernung zu den Bahnhofszugängen, bevor sich die Nutzung reduziert.
Anlagen:
Anlage 1 – Beispiele Turmlösung
Anlage 2 – Flächenbesitzverhältnisse S-Bahnhöfe Bruck und Eltersdorf