Die
Vorüberlegung und Konzeption in der Anlage zum weiteren Vorgehen zur
flächendeckenden Versorgung mit Defibrillatoren im Stadtgebiet Erlangen wird
zur Kenntnis genommen.
Der CSU-Fraktionsantrag 073/2019 gilt somit als bearbeitet.
Die Verwaltung wird daher beauftragt einen
Kooperationsvertrag mit der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth e.V.
vorzubereiten und dem Sportausschuss zum Beschluss vorzulegen.
1. Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt
werden?)
In Deutschland erleiden jährlich über 50.000 Menschen einen
Herz-Kreislaufstillstand. Etwa 15 bis 20 Prozent davon finden im öffentlichen
Raum statt, ca. 80 Prozent ereignen sich im häuslichen Umfeld. In der Stadt
Erlangen dauert es im Durchschnitt 5 bis 6 Minuten bis der Rettungsdienst
eintrifft.[1] Mit
jeder verstrichenen Minute sinken die Überlebenschancen jedoch rapide. Werden
Wiederbelebungsmaßnahmen allerdings in den ersten 4 Minuten gestartet, steigen
die Überlebensaussichten auf bis zu 50 Prozent an.[2]
Um eine möglichst
gute Versorgung in den ersten Minuten sicherzustellen und in Notfällen im
Zusammenhang mit Herzkammerflimmern und Herz-Kreislauf-Stillstand die
Überlebenschancen durch eine Frühdefibrillation zu steigern, soll ein
flächendeckendes Netz öffentlich zugänglicher AEDs (Automatisierte externe Defibrillatoren) geschaffen werden. Außerdem sollen die
AED-Standorte mit dem System der Integrierten Rettungsleitstellen verknüpft
werden, sodass bei eingehenden Notrufen auf AEDs in der Nähe verwiesen werden
kann und geschulte First-Responder (professionelle ehrenamtliche Ersthelfer) informiert werden können. Diese professionellen Retter, die in den
ersten 3-5 Minuten nach einem Herz-Kreislaufstillstand eintreffen, können die
Überlebenschance von Patienten verdoppeln bis vervierfachen. Öffentlich
zugänglichen AEDs können darüber hinaus auch von Laien bedient werden (PADs =
Public Access Defibrillation). Wichtig sind dabei besonders die Aufklärung und
Ausbildung der Bevölkerung. Diese Einzelmaßnahmen ermöglichen im Zusammenspiel
die außerklinische Defibrillation im Notfall zum frühestmöglichen Zeitpunkt,
noch vor Eintreffen der Einsatzkräfte.
Aktuell gibt es in
der Stadt Erlangen keine zentral organisierte und einheitliche Übersicht über
vorhandene AEDs. Dabei ist anzumerken, dass es derzeit in Deutschland keine
Registerpflicht für AEDs gibt.
Eine erste Bestandserhebung des Amtes für Sport und
Gesundheitsförderung ergab, dass aktuell etwa 100 AEDs in Erlangen vorhanden
sind. Allerdings fehlen noch Angaben weiterer großer Organisationen wie der
Uniklinik und privatwirtschaftlichen Unternehmen. Ein Konzept zur
Ersthelferaktivierung gibt es in Erlangen ebenfalls noch nicht.
Des Weiteren wurden folgende Punkte als wegweisend für das
AED-Konzept herausgearbeitet: Überblick über den Ist-Stand und Ermitteln
relevanter Partner, Detaillierter Überblick über vorhandene AEDs, Transparenz
über AED Standorte und Information der Öffentlichkeit, Ermittlung eines
Bedarfes zur Implementierung neuer AED Standorte, Schulung der Ersthelfer im
Umgang mit AEDs, Sensibilisierung der Öffentlichkeit, App-Integration der AED
Standorte sowie Verknüpfung der AED Struktur mit der Ersthelferaktivierung und der
integrierten Leitstelle.
2. Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw.
Wirkungen zu erzielen?)
Es erfolgte eine Recherche bereits vorhandener Projekte sowie eine Kontaktaufnahme zu den Initiativen, um diese besser einschätzen zu können.
Eine gute Abdeckung aller geforderten Punkte biete das
Projekt „Fürth wird herzsicher“. Amt 52 ist hier in einen intensiven
Austauschmit der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth getreten. Ziel des
Projektes in Fürth ist die Steigerung der Überlebenszahlen nach plötzlichem
Herztod in Stadt und Landkreis Fürth. Die Umsetzung des Konzeptes erfolgt über
zwei Schwerpunkte: Aufbau eines flächendeckenden
AED-Netzwerkes in Stadt und Landkreis Fürth sowie den Aufbau
eines Systems zur
Ersthelferaktivierung. Umgesetzt wird das Projekt/Konzept von der
Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth e.V. (AGNF e.V). Zum Ausbau des
AED-Netzes werden Patenschaften eingegangen, die es ermöglichen, einen AED
Standort über vier oder acht Jahre zu finanzieren. Zusätzlich zu den
Anschaffungskosten kommen Kosten für Wartung sowie zur Wiederaufbereitung der
Geräte nach der Nutzung.
Ein entscheidender Beitrag zur Steigerung der Überlebenschancen kommt dem
System der Ersthelferaktivierung zu. Der Verein Region der Lebensretter e.V.
hat daher seit 2018 ein App-basiertes System etabliert, mit dem
Rettungsleitstellen registrierte, qualifizierte Ersthelfer über Smartphone in
der unmittelbaren Nähe des Notfalls orten, alarmieren und zu verfügbaren AEDs
sowie Unfallort lotsen können. Die AEDs können dabei durch ein dynamisches
Überwachungssystem jederzeit auf ihre Einsatzfähigkeit hin geprüft werden.
Die AGNF kann sich eine Übertragung ihres Konzepts auf Erlangen und eine
Betreuung des Projekts vorstellen und hat bereits einen Zeit- sowie Kostenplan
für die Stadt Erlangen entworfen. Eine Zusammenarbeit mit der AGNF hätte den
Vorteil, dass das Projekt bei einem Partner/Verein verortet wäre, der eine hohe
fachliche Kompetenz in diesem Bereich sowie bereits Erfahrungswerte in der
Umsetzung besitzt. Außerdem können über einen Zusammenschluss der (sechs)
Gebietskörperschaften (Fürth Stadt und Landkreis, Erlangen Stadt und Landkreis,
Nürnberger Land und Nürnberg Stadt) die Kosten reduziert werden (siehe Punkt
3). Diese Gebietskörperschaften laufen in der gleichen Rettungsleitstelle (ILS)
zusammen, sodass seitens der AGNF bereits Kontakte zur Leitstelle bestehen und
darüber hinaus für die Einführung des Systems der Ersthelferaktivierung (App
der Region der Lebensretter) keine extra Kosten entstehen. Derartige gemeinsame
Anstrengung unter den Gebietskörperschaften wären in diesem Umfang zudem
einmalig in Bayern.
3. Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote
erbracht werden?)
Der von der AGNF vorgestellte
Zeitplan (s. Präsentation S.4) sieht den Kick-Off des Projekts - nach
Kooperationsvertragsunterzeichnung, erster Netzwerkarbeit und Klärung der
Projektfinanzierung - im dritten Quartal 2023 vor. Das Marketingkonzept kann
für Erlangen übernommen werden (Erlangen SCHOCKT!). Auch eine Website für
Erlangen nach Fürther Vorbild kann durch den Projektpartner AGNF geschaffen
werden. Aufbauend auf einer ausführlichen Ist-Analyse der AED-Versorgung können
AED-Patenschaften abgeschlossen und Ersthelfer akquiriert und geschult werden,
sodass die Lebensretter-App Ende 2023/Anfang 2024 für die Stadt Erlangen in
Betrieb genommen werden kann. Eine flächendeckende AED-Infrastruktur ist so
innerhalb der nächsten 3-5 Jahre denkbar.
Der Kostenplan der AGNF für die Stadt Erlangen (s. Präsentation S. 12-15)
beruht auf der Annahme, dass sich alle sechs Gebietskörperschaften am Projekt
beteiligen. Außerdem werden die Einwohnerzahlverhältnisse zwischen den
Städten/LK berücksichtigt. Die Kostenaufteilung teilt sich in einmalige
Investitionskosten und laufende Kosten.
Im ersten Jahr wird mit Investitionskosten von ca. 12.000 € und mit laufenden Kosten in Höhe von 20.000 € pro Jahr gerechnet. Die Investitionskosten setzten sich dabei aus dem Mehraufwand für das Projekt Setup, dem Marketing und der Anschaffung des App-Systems sowie Ersthelferschulungen zusammen. Die mögliche Ausstattung der Helfer ist noch nicht berücksichtigt.
Die laufenden Kosten beinhalten die Beträge zur Projektbetreuung „Erlangen SCHOCKT!“ und „Region der Lebensretter“. Die Finanzierung der lokalen Ansprechpartner und der Neu-/Auffrischungsschulungen für die Ersthelfer sowie die Erhaltungskosten der App sind ebenfalls bedacht.
Aufgrund der vorhandenen Expertise und der räumlichen Nähe zu Fürth würden sich mit der AGNF e.V. die besten Synergieeffekte ergeben, um ein Defibrillatorenkonzept für Erlangen umzusetzen.
4. Klimaschutz:
Entscheidungsrelevante
Auswirkungen auf den Klimaschutz:
ja, positiv*
ja, negativ*
X
nein
Wenn ja,
negativ:
Bestehen
alternative Handlungsoptionen?
ja*
nein*
*Erläuterungen
dazu sind in der Begründung aufzuführen.
Falls es sich um negative Auswirkungen auf den
Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist
bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine
Begründung zu formulieren.
5. Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des
Leistungsangebotes erforderlich?)
Investitionskosten: |
€ |
bei IPNr.: |
Sachkosten: |
€ |
bei Sachkonto: |
Personalkosten (brutto): |
€ |
bei Sachkonto: |
Folgekosten |
€ |
bei Sachkonto: |
Korrespondierende Einnahmen |
€ |
bei Sachkonto: |
|
Haushaltsmittel
werden nicht benötigt
sind vorhanden auf IvP-Nr.
bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk
X sind nicht vorhanden
Anlagen: Konzeption Defibrillatoren
CSU Fraktionsantrag 073/2019