Betreff
CSU Antrag 073/2019 Bessere Flächenabdeckung mit Defibrillatoren im Stadtgebiet
Vorlage
52/109/2023
Art
Beschlussvorlage

Die Vorüberlegung und Konzeption in der Anlage zum weiteren Vorgehen zur flächendeckenden Versorgung mit Defibrillatoren im Stadtgebiet Erlangen wird zur Kenntnis genommen.

Der CSU-Fraktionsantrag 073/2019 gilt somit als bearbeitet.

Die Verwaltung wird daher beauftragt einen Kooperationsvertrag mit der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth e.V. vorzubereiten und dem Sportausschuss zum Beschluss vorzulegen.

 


1.   Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt werden?)

In Deutschland erleiden jährlich über 50.000 Menschen einen Herz-Kreislaufstillstand. Etwa 15 bis 20 Prozent davon finden im öffentlichen Raum statt, ca. 80 Prozent ereignen sich im häuslichen Umfeld. In der Stadt Erlangen dauert es im Durchschnitt 5 bis 6 Minuten bis der Rettungsdienst eintrifft.[1] Mit jeder verstrichenen Minute sinken die Überlebenschancen jedoch rapide. Werden Wiederbelebungsmaßnahmen allerdings in den ersten 4 Minuten gestartet, steigen die Überlebensaussichten auf bis zu 50 Prozent an.[2]

 

Um eine möglichst gute Versorgung in den ersten Minuten sicherzustellen und in Notfällen im Zusammenhang mit Herzkammerflimmern und Herz-Kreislauf-Stillstand die Überlebenschancen durch eine Frühdefibrillation zu steigern, soll ein flächendeckendes Netz öffentlich zugänglicher AEDs (Automatisierte externe Defibrillatoren) geschaffen werden. Außerdem sollen die AED-Standorte mit dem System der Integrierten Rettungsleitstellen verknüpft werden, sodass bei eingehenden Notrufen auf AEDs in der Nähe verwiesen werden kann und geschulte First-Responder (professionelle ehrenamtliche Ersthelfer) informiert werden können. Diese professionellen Retter, die in den ersten 3-5 Minuten nach einem Herz-Kreislaufstillstand eintreffen, können die Überlebenschance von Patienten verdoppeln bis vervierfachen. Öffentlich zugänglichen AEDs können darüber hinaus auch von Laien bedient werden (PADs = Public Access Defibrillation). Wichtig sind dabei besonders die Aufklärung und Ausbildung der Bevölkerung. Diese Einzelmaßnahmen ermöglichen im Zusammenspiel die außerklinische Defibrillation im Notfall zum frühestmöglichen Zeitpunkt, noch vor Eintreffen der Einsatzkräfte.

Aktuell gibt es in der Stadt Erlangen keine zentral organisierte und einheitliche Übersicht über vorhandene AEDs. Dabei ist anzumerken, dass es derzeit in Deutschland keine Registerpflicht für AEDs gibt.

Eine erste Bestandserhebung des Amtes für Sport und Gesundheitsförderung ergab, dass aktuell etwa 100 AEDs in Erlangen vorhanden sind. Allerdings fehlen noch Angaben weiterer großer Organisationen wie der Uniklinik und privatwirtschaftlichen Unternehmen. Ein Konzept zur Ersthelferaktivierung gibt es in Erlangen ebenfalls noch nicht.

Des Weiteren wurden folgende Punkte als wegweisend für das AED-Konzept herausgearbeitet: Überblick über den Ist-Stand und Ermitteln relevanter Partner, Detaillierter Überblick über vorhandene AEDs, Transparenz über AED Standorte und Information der Öffentlichkeit, Ermittlung eines Bedarfes zur Implementierung neuer AED Standorte, Schulung der Ersthelfer im Umgang mit AEDs, Sensibilisierung der Öffentlichkeit, App-Integration der AED Standorte sowie Verknüpfung der AED Struktur mit der Ersthelferaktivierung und der integrierten Leitstelle.

 

2.   Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)

Es erfolgte eine Recherche bereits vorhandener Projekte sowie eine Kontaktaufnahme zu den Initiativen, um diese besser einschätzen zu können.

Eine gute Abdeckung aller geforderten Punkte biete das Projekt „Fürth wird herzsicher“. Amt 52 ist hier in einen intensiven Austauschmit der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth getreten. Ziel des Projektes in Fürth ist die Steigerung der Überlebenszahlen nach plötzlichem Herztod in Stadt und Landkreis Fürth. Die Umsetzung des Konzeptes erfolgt über zwei Schwerpunkte: Aufbau eines flächendeckenden AED-Netzwerkes in Stadt und Landkreis Fürth sowie den Aufbau eines Systems zur Ersthelferaktivierung. Umgesetzt wird das Projekt/Konzept von der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth e.V. (AGNF e.V). Zum Ausbau des AED-Netzes werden Patenschaften eingegangen, die es ermöglichen, einen AED Standort über vier oder acht Jahre zu finanzieren. Zusätzlich zu den Anschaffungskosten kommen Kosten für Wartung sowie zur Wiederaufbereitung der Geräte nach der Nutzung.
Ein entscheidender Beitrag zur Steigerung der Überlebenschancen kommt dem System der Ersthelferaktivierung zu. Der Verein Region der Lebensretter e.V. hat daher seit 2018 ein App-basiertes System etabliert, mit dem Rettungsleitstellen registrierte, qualifizierte Ersthelfer über Smartphone in der unmittelbaren Nähe des Notfalls orten, alarmieren und zu verfügbaren AEDs sowie Unfallort lotsen können. Die AEDs können dabei durch ein dynamisches Überwachungssystem jederzeit auf ihre Einsatzfähigkeit hin geprüft werden.


Die AGNF kann sich eine Übertragung ihres Konzepts auf Erlangen und eine Betreuung des Projekts vorstellen und hat bereits einen Zeit- sowie Kostenplan für die Stadt Erlangen entworfen. Eine Zusammenarbeit mit der AGNF hätte den Vorteil, dass das Projekt bei einem Partner/Verein verortet wäre, der eine hohe fachliche Kompetenz in diesem Bereich sowie bereits Erfahrungswerte in der Umsetzung besitzt. Außerdem können über einen Zusammenschluss der (sechs) Gebietskörperschaften (Fürth Stadt und Landkreis, Erlangen Stadt und Landkreis, Nürnberger Land und Nürnberg Stadt) die Kosten reduziert werden (siehe Punkt 3). Diese Gebietskörperschaften laufen in der gleichen Rettungsleitstelle (ILS) zusammen, sodass seitens der AGNF bereits Kontakte zur Leitstelle bestehen und darüber hinaus für die Einführung des Systems der Ersthelferaktivierung (App der Region der Lebensretter) keine extra Kosten entstehen. Derartige gemeinsame Anstrengung unter den Gebietskörperschaften wären in diesem Umfang zudem einmalig in Bayern.

 

3.   Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote erbracht werden?)

Der von der AGNF vorgestellte Zeitplan (s. Präsentation S.4) sieht den Kick-Off des Projekts - nach Kooperationsvertragsunterzeichnung, erster Netzwerkarbeit und Klärung der Projektfinanzierung - im dritten Quartal 2023 vor. Das Marketingkonzept kann für Erlangen übernommen werden (Erlangen SCHOCKT!). Auch eine Website für Erlangen nach Fürther Vorbild kann durch den Projektpartner AGNF geschaffen werden. Aufbauend auf einer ausführlichen Ist-Analyse der AED-Versorgung können AED-Patenschaften abgeschlossen und Ersthelfer akquiriert und geschult werden, sodass die Lebensretter-App Ende 2023/Anfang 2024 für die Stadt Erlangen in Betrieb genommen werden kann. Eine flächendeckende AED-Infrastruktur ist so innerhalb der nächsten 3-5 Jahre denkbar.
Der Kostenplan der AGNF für die Stadt Erlangen (s. Präsentation S. 12-15) beruht auf der Annahme, dass sich alle sechs Gebietskörperschaften am Projekt beteiligen. Außerdem werden die Einwohnerzahlverhältnisse zwischen den Städten/LK berücksichtigt. Die Kostenaufteilung teilt sich in einmalige Investitionskosten und laufende Kosten.

Im ersten Jahr wird mit Investitionskosten von ca. 12.000 € und mit laufenden Kosten in Höhe von 20.000 € pro Jahr gerechnet. Die Investitionskosten setzten sich dabei aus dem Mehraufwand für das Projekt Setup, dem Marketing und der Anschaffung des App-Systems sowie Ersthelferschulungen zusammen. Die mögliche Ausstattung der Helfer ist noch nicht berücksichtigt.

Die laufenden Kosten beinhalten die Beträge zur Projektbetreuung „Erlangen SCHOCKT!“ und „Region der Lebensretter“. Die Finanzierung der lokalen Ansprechpartner und der Neu-/Auffrischungsschulungen für die Ersthelfer sowie die Erhaltungskosten der App sind ebenfalls bedacht.

Aufgrund der vorhandenen Expertise und der räumlichen Nähe zu Fürth würden sich mit der AGNF e.V. die besten Synergieeffekte ergeben, um ein Defibrillatorenkonzept für Erlangen umzusetzen.

 

4.   Klimaschutz:

 

Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

             ja, positiv*

             ja, negativ*

X             nein

 

Wenn ja, negativ:

Bestehen alternative Handlungsoptionen?

 

              ja*

              nein*

*Erläuterungen dazu sind in der Begründung aufzuführen.

Falls es sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.

5.   Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

              werden nicht benötigt

              sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                        bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

      X               sind nicht vorhanden


Anlagen:        Konzeption Defibrillatoren

                        CSU Fraktionsantrag 073/2019