Betreff
Wirtschaftsschule: Schulversuch-Angebot der 5. Jahrgangsstufe; Fraktionsantrag der CSU und SPD Nr. 022/2021
Vorlage
40/071/2021
Aktenzeichen
IV/40-15
Art
Beschlussvorlage
  1. Die Ausführungen der Verwaltung werden zur Kenntnis genommen.

 

  1. Der Fraktionsantrag Nr. 022/2021 ist damit bearbeitet.

 


1.   Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt werden?)

Die städtische Wirtschaftsschule (WIR) stellt als berufliche Schule ein attraktives Angebot in der vielfältigen Erlanger Schullandschaft dar. Momentan kann die Wirtschaftsschule frühestens in der 6. Jahrgangsstufe besucht werden, was zur Folge hat, dass Schüler*innen, die die Wirtschaftsschule besuchen möchten, nach der Grundschule zuerst auf eine andere Schulart wechseln müssen.

 

Um einen reibungsloseren Übergang zu ermöglichen, stellen die Fraktionen der CSU und der SPD folgenden Antrag:

 

·         Die Stadt Erlangen möge beim Kultusministerium beantragen, dass die Wirtschaftsschule Erlangen im Schulversuchsmodell, d.h. mit einem Zug, bereits mit der 5. Jahrgangsstufe beginnen kann.

 

·         Die dafür notwendigen personellen und räumlichen Ressourcen werden in einem der nächsten Bildungsausschüsse noch in diesem Schuljahr dargestellt.

 

 

2.   Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)

Situation vor Ort und Schülerentwicklung an der Wirtschaftsschule in Erlangen

 

Im Schuljahr 2020/2021 besuchen 490 Schülerinnen und Schüler in 24 Klassen die städtische Wirtschaftsschule in Erlangen. Der Schülerhöchststand wurde im Schuljahr 2010 mit 605 Schülerinnen und Schülern in 23 Klassen erreicht. Danach sanken die Schülerzahlen bis zum Schuljahr 2014/2015, blieben bis zum Schuljahr 2018/2019 auf gleichbleibendem Niveau und sind seither wieder leicht gesunken. Ab dem Schuljahr 2023/2024 werden laut Schülerprognose aus dem Jahr 2020 wieder steigende Schülerzahlen (bis zu max. ca. 550 Schülerinnen und Schüler in 25 Klassen) erwartet.

 

Die Schülerentwicklung und die Prognosezahlen sind folgenden Grafiken zu entnehmen:

 

Textfeld: Abbildung 1: Schülerentwicklung an der Wirtschaftsschule

Textfeld: Abbildung 2: Schülerprognose der Wirtschaftsschule mit Ist-Zahlen im Schuljahr 2020/2021

 

 

Die Wirtschaftsschule verfügt derzeit über 22 Klassen- und 14 Fachräume. Insgesamt umfasst die Wirtschaftsschule am jetzigen Standort über ca. 4.300 m² Hauptnutzfläche. Die vorhandenen Raumkapazitäten sind ausreichend für die erwartete Schülerentwicklung, ggf. müssen schulorganisatorische Umstrukturierungen und multifunktionale Nutzungen erfolgen. Die Wirtschaftsschule soll zukünftig auf dem Campus Berufliche Bildung neu errichtet werden. Perspektivisch können die Planungen (VgV-Verfahren) hierfür im Jahr 2025 beginnen.

 

Die Wirtschaftsschule zählt zu den Besonderheiten des bayerischen Schulwesens. Sie ist bundesweit einzigartig und darauf spezialisiert, kaufmännische Nachwuchskräfte auszubilden. Als eine berufsvorbereitende Schule vermittelt sie eine allgemeine Bildung und eine berufliche Grundbildung im Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung. An der Wirtschaftsschule erwerben die Schülerinnen und Schüler einen mittleren Schulabschluss. Die Wirtschaftsschule umfasste bislang regulär - je nach Art - die Jahrgangsstufen 7 bis 10 in der vierstufigen, die Jahrgangsstufen 8 bis 10 in der dreistufigen oder 10 bis 11 in der zweistufigen Form. Am Schulversuch „Wirtschaftsschule ab der 6. Jahrgangsstufe“ beteiligte sich auch die WIR ab dem Schuljahr 2017/2018 als eine von 26 Modellschulen. Zum Schuljahr 2020/2021 wurde die 6. Jahrgangsstufe als Regelangebot eingeführt. Ein nahtloser Übertritt nach der Grundschule an die WIR kann derzeit jedoch immer noch nicht erfolgen.

 

Die Schulleitung der Wirtschaftsschule spricht sich deshalb explizit für die Einführung eines Schulversuchs der Jahrgangsstufe 5 an den Wirtschaftsschulen aus, um somit zur Stabilisierung dieses schulischen Angebotes beizutragen.

 

Informationen des Kultusministeriums zum Schulversuch „Wirtschaftsschule ab der 5. Jahrgangsstufe“

 

Der Schulversuch „Wirtschaftsschule ab der 6. Jahrgangsstufe“ ist in vielen Kommunen bereits zum Regelangebot geworden, welches von Schülerinnen und Schülern sowie Eltern nachgefragt wird und sich in der Schullandschaft etabliert hat. Da durch den Besuch der Wirtschaftsschule ab der 5. Klasse ein doppelter Schulwechsel nach der Grundschule entfallen würde, ist zu erwarten, dass auch dieses Angebot Anklang finden würde.

 

Nach Rücksprache der Verwaltung mit dem Kultusministerium ist die Einführung eines Schulversuchs „Wirtschaftsschule ab der 5. Jahrgangsstufe“ bislang allerdings noch nicht geplant und beschlossen. In den kommenden Jahren sollen zunächst die Profile und Lehrpläne der bayerischen Wirtschaftsschulen weiterentwickelt werden. Im Zuge dessen wäre auch die Einführung eines neuen Schulversuchs möglich. Sollte der Schulversuch zukünftig eingeführt werden, so werden alle betroffenen Akteure frühzeitig mit Informationen versorgt, um einen transparenten Prozess zu ermöglichen. Bislang können die Wirtschaftsschulen lediglich eine Interessenbekundung an das Kultusministerium herantragen, ein Antrag zur Teilnahme am Schulversuch ist hingegen erst bei tatsächlicher Einführung möglich.

 

Auswirkungen auf die Mittelschulen und Realschulen bei Einführung des Schulversuchs

 

Mit der Einführung der 5. Jahrgangsstufe im Schulversuch wäre der Zugang zu allen Vollzeitschulen, die zum mittleren Schulabschluss führen, unmittelbar im Anschluss an die Grundschule möglich. Aus Sicht der Schulleitung der Wirtschaftsschule wird damit keine negative Beeinträchtigung der weiterführenden Schulen verbunden sein, da die WIR eine besondere berufliche Ausrichtung hat.

 

Von Seiten der Erlanger Realschulen wird die Einführung der 6-stufigen Wirtschaftsschule mit Skepsis betrachtet, da diese mit einem Rückgang der Schülerzahlen rechnen. Es wird befürchtet, weniger Eingangsklassen bilden zu können, wodurch sich ein eingeschränktes Angebot an Profilfächern und an Wahlpflichtfächern ergeben könnte. Durch das Angebot einer 5. Jahrgangsstufe könnte die Wirtschaftsschule verstärkt den Charakter einer allgemeinbildenden Schule erhalten und die Entscheidung der Eltern zur Schulwahl erschweren.

 

Auch von Seiten des Staatlichen Schulamts wird der Schulversuch aus pädagogischer Sicht kritisch bewertet. Schüler*innen und deren Eltern müssten sich bereits nach der Grundschulzeit für eine schulische Ausbildung entscheiden, bei der kaufmännische und wirtschaftliche Inhalte eine nicht unerhebliche Rolle spielen und auf einen bestimmten Berufszweig vorbereiten. Erfahrungen aus dem Mittelschulbereich zeigen, dass eine frühzeitige berufsorientierende Entscheidung für die einzelnen Schülerinnen und Schüler häufig problematisch ist. Oftmals entwickeln sich Begabungen und Interessen, die nach der 4. Klasse noch nicht absehbar sind, erst viel später. Auch wenn die Schülerzahlen in Erlangen ansteigen, würde eine neue Jahrgangsstufe an der Wirtschaftsschule zu einer weiteren Aufteilung der Schülerschaft nach der 4 Jahrgangsstufe führen und den Wettbewerb verstärken.

 

Die Übertrittsquote aus der Grundschule an die Mittelschulen beträgt ca. 30 %, Die Übertrittszahlen während der Mittelschulzeit (nicht getrennt nach Gym, RS und WS, für alle 3 Mittelschulen gesamt) sind dagegen eher gering: nach der 5. Jgst. ca. 5 %, nach der 6. Jgst. ca. 3 %.

 

Seit Einführung der Jahrgangsstufe 6 im Schuljahr 2017/2018 an der WIR stellt sich die Situation wie folgt dar: Es wurde jeweils eine 6. Klasse gebildet: 24 Schüler*innen (2017/2018), 27 Schüler*innen (2018/2019), 21 Schüler*innen (2019/2020) und aktuell 17 Schüler*innen (2020/2021). Davon wechseln ca. 60 % der Schüler*innen von den Gymnasien, 15 % von den Realschulen, 15 % von den Mittelschulen und 10 % von privaten Schulen, die Schüler*innen kommen überwiegend aus Erlangen. Durchschnittlich sind das ca. 13 Schüler*innen von Gymnasien, je 4 Schüler*innen von Realschulen und Mittelschulen und 1 Schüler von einer privaten Schule.

 

Unter der Annahme ähnlicher Zahlen auch für die 5. Jahrgangsstufe an der WIR ist somit aus Sicht der Verwaltung (selbst wenn alle Schüler*innen aus Erlangen kommen würden) nicht mit einer deutlichen Auswirkung auf die anderen Erlanger Schulen zu rechnen.

 

Darüber hinaus gehen die Schülerprognosen für die Mittelschulen in den kommenden Jahren von leicht steigenden Zahlen aus. In den Gymnasien ist zum Schuljahr 2025/2026 der Vollausbau des G9 erreicht, womit ebenfalls steigende Schülerzahlen verbunden sind. Für die Realschulen werden zunächst gleichbleibende, ab Schuljahr 2027/2028 leicht steigende Zahlen erwartet. An den Grundschulen werden bis 2024/2025 steigende, anschließend leicht sinkende Zahlen prognostiziert. Insgesamt ist somit selbst bei Einführung einer 5. Klasse an der WIR nicht von einem deutlichen Schülerrückgang an den weiterführenden Schulen zu rechnen.

 

Personelle und räumliche Ressourcen bei Einführung des Schulversuchs Jahrgangs-stufe 5

 

Die städtische Wirtschaftsschule ist mit 25 Klassen „gedeckelt“. Die Einführung der 5. Jahrgangsstufe ist auch nach Aussage der Schulleitung nicht mit einem zusätzlichen Raumbedarf verbunden (siehe auch Ausführungen oben). Alle Räume der Schule werden bereits multifunktional genutzt, um die vorhandenen Raumkapazitäten bestmöglich auszuschöpfen.

 

Die dauerhafte Auslastung der Wirtschaftsschule (25 Klassen) hätte nach Einschätzung der Schulleitung den Bedarf einer zusätzlichen Personalstelle zur Folge. Durch Zusammenlegungen der Klassen beim Sport- und Religionsunterricht könnte sich der personelle Mehrbedarf ggf. auf eine halbe Stelle reduzieren. Dies müsste zu gegebener Zeit ausführlich geprüft werden.

 

3.   Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote erbracht werden?)

      Die Teilnahme der Wirtschaftsschule an einem Schulversuch zur Einführung der Jahrgangs-stufe 5 wird seitens der Verwaltung befürwortet.

      Bei Einführung des Schulversuchs durch das Kultusministerium werden die entsprechenden Formalitäten bekannt gegeben. Dies bleibt abzuwarten.

      Eine Interessensbekundung beim Kultusministerium hat seitens der Wirtschaftsschule bereits stattgefunden.

 

4.   Klimaschutz:

 

Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

             ja, positiv*

             ja, negativ*

             nein

 

Wenn ja, negativ:

Bestehen alternative Handlungsoptionen?

 

              ja*

              nein*

 

*Erläuterungen dazu sind in der Begründung aufzuführen.

 

 

Falls es sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.

 

 

5.   Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

              werden nicht benötigt

              sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                        bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

                    sind nicht vorhanden


Anlagen:

Fraktionsantrag Nr. 022/2021 der CSU und SPD