Die Abschlussdokumentation der Studie „Aktivierung mindergenutzter Flächen“ sowie der Bericht der Verwaltung zum weiteren Vorgehen werden zur Kenntnis genommen.
Die Verwaltung wird beauftragt, die Kommunikationsstrategie weiter auszuarbeiten und umzusetzen sowie bei Bedarf die notwendigen finanziellen und personellen Mittel im Jahre 2021 für 2022 anzumelden.
1. Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw.
Wirkungen sollen erzielt werden?)
Hintergrund
Die Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeimmobilien rangiert auf anhaltend
hohem Niveau. In den vergangenen Jahren hat Erlangen bereits stark auf
Maßnahmen der Innenentwicklung gesetzt. Im Rahmen von Nachverdichtungsmaßnahmen
werden Flächen intensiver genutzt. Damit kann bei gleichzeitiger Schaffung von
Wohnraum oder neuen Gewerbeflächen der Flächenverbrauch reduziert und die
bestehende Infrastruktur genutzt werden.
Viele Projekte der Innenentwicklung, wie die Entwicklung des
Röthelheimparks, der Bau des Siemens Campus oder das Gossen-Quartier wurden
bereits umgesetzt oder sind in der Realisierung. Weitere große
Entwicklungsprojekte sind mit den Wettbewerben zum Großparkplatz, zur
Hilpertstraße und Rathenau-Süd auf den Weg gebracht worden.
Jedoch sind die mit dem klassischen Instrumentarium (Baulückenschließung,
Wiedernutzung von Brachflächen, Weiterentwicklung von Wohnsiedlungen) noch neu
aktivierbaren Potenziale inzwischen begrenzt. Zudem sind in einigen Bereichen
Zielkonflikte hinsichtlich ökologischer und stadtklimatischer Funktionen sowie
Freiraumnutzungen für die Naherholung erkennbar.
Daher sollten zusätzlich neue Ansätze zur Nachverdichtung geprüft werden.
Die Verwaltung wurde beauftragt, ein Konzept zur Nachverdichtung auf
ebenerdigen Stellplatzanlagen und über gewerblichen Flachbauten zu erarbeiten.
Hierfür wurde mit Beschluss vom 25.09.2018 das Büro arc.grün mit der Erstellung
einer Studie zu diesen potenziell mindergenutzten Flächen beauftragt. Das
Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr / Regierung von
Mittelfranken förderte diese Studie im Rahmen eines Programms zur Erhebung der
Innenentwicklungspotenziale.
Das Büro arc.grün präsentierte in der Sitzung des UVPA am 10.12.2019 das
Ergebnis der systematischen stadtweiten Bestandsanalyse und Potenzialermittlung
von Parkplätzen und eingeschossigen Gewerbebauten. Zudem wurden
Handlungsszenarien für ausgewählte Beispielflächen präsentiert und allgemeine
Erkenntnisse aus der Analyse abgeleitet.
Zwischenzeitlich liegt der Endbericht der Studie vor (siehe Anlage 1).
Lediglich der im Projekt enthaltene „Arbeitsschritt Öffentlichkeitsarbeit“
konnte aufgrund der Covid19-Pandemie noch nicht durchgeführt werden.
Entsprechende Mittel aus dem Förderprogramm sollen in Absprache mit der
Regierung von Mitelfranken im Jahr 2021 eingesetzt werden.
Ebenso wurde die in der Sitzung am 10.12.2019 beschlossene Beantragung von
personellen und finanziellen Mitteln für das Jahr 2021 auf das Jahr 2022
verschoben.
Wesentliche
Ergebnisse der Studie
Ø Im Rahmen der
Studie wurden insgesamt 745 mindergenutzte Flächen in Erlangen identifiziert.
Hiervon befindet sich der überwiegende Teil in privatem Besitz. Der Anteil
städtischer Flächen mit direktem Handlungszugriff ist vergleichsweise gering.
Ø Aufgrund der
Heterogenität der Flächen ist eine durchgängige Handlungsempfehlung nicht
möglich. Zur Ausschöpfung der Potenziale ist eine Einzelfallbetrachtung der
Flächen, ihrer Restriktionen und Potenziale sowie der daraus resultierenden
Handlungsansätze notwendig.
Ø Aufgrund
statischer Restriktionen kann im Bereich der eingeschossigen Gewerbebauten eine
Nachverdichtung in der Regel nur durch Abbruch und Neubau erfolgen.
Ø Die in
Gewerbegebieten liegenden Potenziale eignen sich für eine Nachverdichtung der
Gewerbe- und Dienstleistungsnutzungen. Eine Wohnnutzung scheidet im Regelfall
aus.
Ø Während sich bei
Baumärkten vor allem eine bessere Ausnutzung der Parkplatzflächen anbietet,
können im Bereich der Lebensmittelmärkte auch Nutzungen über der
Einzelhandelsnutzung realisiert werden.
Ø Die
innerstädtischen Tankstellen bieten ein hohes Potenzial für eine
Nutzungsänderung in Wohn- oder Mischbebauung, oft an städtebaulich
interessanten Standorten.
Ø Im Rahmen der
Nachverdichtung sind Folgeeffekte, wie Auswirkungen auf die Siedlungsstruktur,
Erschließung oder auch Ver- und Entsorgung zu prüfen.
Ø Bevorzugt
sollten Nachverdichtungen in Bereichen mit einer guten ÖPNV- und
Radwegeanbindung erfolgen.
Ø Insgesamt darf
Nachverdichtung nicht zu einer Reduzierung der klimawirksamen Grünflächen und
einer Verringerung der Freiraumqualität führen.
Ø Für die weitere
Betrachtung der Flächen können unter anderem folgende Kriterien
Berücksichtigung finden:
o Lage im
Stadtgebiet (auch Bevölkerungs- und Mietpreisentwicklung im Quartier)
o Derzeitige
Nutzung à Umnutzungseignung, Veränderungspotenzial
o Eigentumsverhältnisse
o Flächengröße
o Planungs- und
Baurecht
o Nachverdichtungspotenzial
(Ausschöpfung GRZ, GFZ)
o Erschließung und
Anbindung an den ÖPNV, das Radwegenetz und den MIV
o Infrastrukturausstattung:
Nahversorgung, soziale Einrichtungen
o Naherholungsmöglichkeiten
o Restriktionen:
Schutzgebiete, Immissionen, Topographie, Altlasten, Klimafunktionen,
Hochwasserschutz etc.
o Stadtbildprägende
Bausubstanz, Denkmalschutz
o Nachbarbebauung,
Homogenität der Siedlungsstruktur
o Bei
eingeschossigen Gebäuden: Baulicher Zustand
Ø Zur Ausschöpfung
der Nachverdichtungpotenziale müssen verschiedene Akteursgruppen aktiviert
werden. Hierbei reicht die Spannbreite von einer Informationskampagne über eine
gezielte und proaktive Ansprache der privaten Eigentümer durch die Stadt
Erlangen bis hin zu einer aktiven und individuellen Beratung und Begleitung
einzelner Bauherrn bis in die Baugenehmigungsverfahren. Um eine möglichst hohe
Aktivierungsquote zu erreichen, ist eine Anlaufstelle im Amt für
Stadtentwicklung und Stadtplanung erforderlich (Innenentwicklungsmanager).
2. Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die
Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)
Zur Schaffung
von zusätzlichem Raum für Wohnen und Arbeiten sollen die
Nachverdichtungspotenziale aktiviert werden. Hierzu ist es, aufbauend auf die
Ergebnisse der Studie erforderlich, die identifizierten Potenziale hinsichtlich
ihrer Bebaubarkeit weiter zu qualifizieren und Flächen auszuschließen, auf
denen eine stärkere Ausnutzung aufgrund vorhandener Restriktionen, wie z.B.
freizuhaltende Bauverbotszonen entlang von Autobahnen, nicht möglich oder
sinnvoll ist.
Anschließend
gilt es die Eigentümer und Nutzer der jeweiligen Grundstücke zu erreichen, um
bei Interesse gemeinsam mit ihnen zu prüfen, welche Möglichkeiten zur
Nachverdichtung es konkret für ihr Grundstück gibt.
3. Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote
erbracht werden?)
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden die Flächen, auf denen eine bessere Ausnutzung theoretisch möglich wäre, mit Hilfe einer GIS-gestützten automatisierten Abfrage identifiziert und in der Folge einzelne Flächen exemplarisch herausgegriffen. Eine weitere Qualifizierung aller Flächen ist noch nicht erfolgt. Das bedeutet in der Konsequenz, dass nicht auf allen der identifizierten Flächen eine Nachverdichtung auch tatsächlich sinnvoll bzw. realisierbar ist.
Um bei den Eigentümern
der Flächen keine unrealistischen Erwartungen zu erzeugen, ist es notwendig
dieses theoretische Nachverdichtungspotenzial genauer zu untersuchen. Hierfür
werden in der Planungsverwaltung vorliegende Daten aus dem Bau- und
Planungsbereich herangezogen. Im Ergebnis werden dadurch die Flächen gefiltert,
die sich für eine intensivere Ausnutzung eignen.
Da sich ein
Großteil der Potenzialflächen in Privateigentum befindet, auf die die Stadt
Erlangen keinen Zugriff hat, ist es auf die vertiefende Flächenanalyse
aufbauend notwendig, ein Kommunikationskonzept zu erarbeiten, um die Eigentümer
und Nutzer der Flächen anzusprechen.
Hierzu wird ein
abgestuftes Verfahren vorgeschlagen, das je nach Resonanz angepasst werden
kann.
Im ersten
Schritt sollen alle Eigentümer der identifizierten Flächen direkt angeschrieben
werden (Anlage 2), um sie auf die Möglichkeit der Nachverdichtung aufmerksam zu
machen und ihnen das Angebot zu unterbreiten, gemeinsam mit der Verwaltung über
ihre konkreten Zielvorstellungen zu sprechen und die Entwicklungsmöglichkeiten
ihres Grundstücks zu erörtern. Parallel hierzu sollen das IHK- Gremium Erlangen
und die Kreishandwerkerschaft Erlangen über die Ergebnisse der Studie und das
Anschreiben der Eigentümer informiert werden, um so eine breite Streuung des
Themas bei Eigentümern und Nutzern von Gewerbeflächen zu erreichen.
Begleitend ist
die Erstellung eines Faltblatts geplant, das erste Informationen zu
Möglichkeiten der Nachverdichtung enthält (Anlage 3).
Je nach
Rückmeldung der Eigentümer können im Anschluss daran verschiedene Wege der
Öffentlichkeitsarbeit beschritten werden. Neben bilateralen Gesprächen mit
Interessierten ist die Durchführung einer öffentlichen Veranstaltung
vorgesehen.
Die erste
Ansprache der Eigentümer kann mit dem derzeitigen Personal erfolgen. Je nach
Resonanz kann es im Anschluss erforderlich sein, eine entsprechende Stelle zur
Priorisierung der Flächen und/oder Begleitung der Bauwilligen bzw. zur
proaktiven Ansprache der Flächeneigentümer zu schaffen („Innenentwicklungsmanager“).
4. Klimaschutz:
Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den
Klimaschutz:
ja, positiv*
ja, negativ*
nein
Wenn ja, negativ:
Bestehen alternative Handlungsoptionen?
ja*
nein*
*Erläuterungen dazu sind in der Begründung
aufzuführen.
Falls es
sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative
Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung
vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.
5. Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur
Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)
Investitionskosten: |
€ |
bei IPNr.: |
Sachkosten: |
10.800 € |
bei Sachkonto: 543192 / 527141 |
Personalkosten (brutto): |
€ |
bei Sachkonto: |
Folgekosten |
€ |
bei Sachkonto: |
Korrespondierende Einnahmen |
1.988,42 € |
bei Sachkonto:414101 |
|
Haushaltsmittel
werden nicht benötigt
sind vorhanden im Budget auf Kst/KTr/Sk 611090 / 51100010 / 543192 u. 527141
sind nicht vorhanden
Anlagen: Anlage 1: Konzeptstudie Innenentwicklung 2.0- „Aktivierung von mindergenutzten Flächen“
Anlage 2: Anschreiben an Eigentümer
Anlage 3: Entwurf des Faltblattes