Betreff
GGFA AöR: Jahresabschluss 2019
Vorlage
BTM/006/2020
Aktenzeichen
II/BTM
Art
Beschlussvorlage

1.       Es wird davon Kenntnis genommen, dass der Verwaltungsrat der Gesellschaft zur Förderung der Arbeit (GGFA), Anstalt des öffentlichen Rechts der Stadt Erlangen beschlossen hat,

a)       den geprüften Jahresabschluss festzustellen,

b)      den Jahresfehlbetrag in Höhe -131.804,85 € mit der allgemeinen Rücklage zu verrechnen,

c)       den Vorstand Herrn Gerd Worm für das Geschäftsjahr 2019 zu entlasten.

 

2.       Der Verwaltungsrat wird entlastet.

 


In seiner Sitzung am 17.07.2020 hat der Verwaltungsrat der GGFA AöR auf Grundlage der Berichte des Vorstands, Herrn Gerd Worm, sowie der Wirtschaftsprüferin, Frau Petra Mayer (Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Baker Tilly GmbH & Co. KG, Nürnberg) satzungsgemäß den Jahresabschluss 2019 festgestellt, über die Behandlung des Jahresfehlbetrags beschlossen und den Vorstand entlastet. Er bittet den Stadtrat der Stadt Erlangen als Gewährträgerin der GGFA AöR seinerseits um Entlastung.

 

Sachbericht zum Geschäftsjahr 2019:

 

1         Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung für 2019

Der Jahresabschluss der GGFA AöR schließt per 31.12.2019 (Vorjahre 2018 und 2017) mit
folgenden Zahlen (in T€) ab:

 

Ist
31.12.2019

WiPlan
2019

Ist
31.12.2018

Ist
31.12.2017

Jahresergebnis

-132

+12

+30

-45

Umsatzerlöse

397

516

438

503

Aufwandszuschüsse

6.867

6.918

6.381

5.956

Bilanzsumme

1.798

k.A.

1.962

1.794

Eigenkapital

915

k.A.

1.047

1.017

Darlehensverbindlichkeiten

138

k.A.

149

162

Stammpersonal ges.
(inkl. Auszubildende; in Vollzeit-
äquivalenten)

88,3

79,5

77,4

75,8

 

Der Jahresfehlbetrag 2019 von -132 T€ liegt 144 T€ unter Plan. Wegen der verspäteten offiziellen Neueröffnung des Café Hergricht Ende Januar 2020 (mit Probebetrieb ab Herbst 2019) lagen die Umsatzerlöse 39 T€ unter den Planwerten. Die Umsatzerlöse im Sozialkaufhaus lagen aufgrund des unerwartet niedrigen Bedarfs an Erstausstattung für anerkannte Geflüchtete ebenfalls 78 T€ unter Plan, was jedoch durch einen geringeren Zukauf von Neuwaren weitestgehend kompensiert werden konnte. Der Personalaufwand lag 190 T€ über Plan. Ursächlich hierfür waren im Wesentlichen der gestiegene Personalbedarf wegen neuer Projekte, eine neue Rückstellung für eine Altersteilzeitmaßnahme sowie gestiegene Rückstellungen für Urlaub und Überstunden. Überplanmäßige Ausgaben gab es 2019 auch in den Bereichen Gebäudekosten wegen gestiegener Mitarbeiterzahlen, Fortbildungskosten für Mitarbeiter, Instandhaltungen und Bürobedarf.

 

Für 2020 wird aktuell mit einem voraussichtlich ausgeglichenen Jahresergebnis gerechnet, geplant war – vor Eintritt der Corona-Pandemie - ursprünglich ein Jahresergebnis von +25 T€. Wesentliche Ursache für die Veränderung zum Planwert ist der durch die Corona-Pandemie zusätzlich verursachte Aufwand für den Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden und Kunden.

 

Die Umsatzerlöse im Betrieb gewerblicher Art (BgA) zu 397 T€ (Vj. 438 T€) setzen sich zusammen aus dem Sozialkaufhaus mit 303 T€ (Vj. 364 T€), dem Bike-Projekt mit 46 T€ (Vj. 26 T€), Mieteinnahmen mit 42 T€ (Vj. 45 T€) und Sonstigem mit 6 T€ (Vj. 3 T€).

 

Die Aufwandszuschüsse sind mit 6.867 T€ (Vj. 6.381 T€) um 486 T€ im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Hierin enthalten sind 84 T€ (Vj. 0 T€) aus dem Projekt „LAUT – Leben, Arbeiten und Teilhaben in einer inklusiven Gesellschaft“, die direkt an die beteiligten Projektpartner weitergeleitet wurden. Unter Einbeziehung dieser Weiterleitungen betrug die Drittmittelquote (Drittmittel/Zuschüsse) 19% (Vj. 28%). In der Gesamtbetrachtung wurden 23% (Vj. 32%) der von der GGFA eingenommenen Mittel im BgA selbst erwirtschaftet oder als Drittmittel eingeworben.

Die Aufwandszuschüsse gliedern sich – unterteilt nach Zuwendungsgebern – folgendermaßen:

 

2019

2018

2017

2016

2015

Stadt Erlangen/weitergeleitete BMAS-Mittel (nach Umschichtung)

5.584

5.061

4.788

3.984

4.238

-  Verwaltungstitel

(3.453)

(3.015)

(2.836)

(2.615)

(2.693)

-  Eingliederungstitel (inkl. LZA u. PAT)

(2.131)

(2.046)

(1.952)

(1.369)

(1.545)

Stadt Erlangen/weitergeleitete Mittel für Bildungs- u. Teilhabe-Budget bzw.
BiJ Beschulung Flüchtlinge

276

335

391

350

1093)

Stadt Erlangen/Mittel aus städt. Haushalt

476

563

339

287

285

-  zweckgebundene städt. Zuschüsse1)

(407)

(455)

(287)

(287)

(285)

-  Mittel aus städt. Überziehungsgarantie, projektbezogener Defizitausgleich2)

(69)

(108)

(52)

(0)

(0)

Regierung von Mittelfranken

0

0

58

106

115

Europäischer Sozialfonds

273

298

273

185

155

Übrige

258

124

107

50

51

 

6.867

6.381

5.956

4.962

4.953

1)    in 2019 für Sozialkaufhaus (78 T€ wie Vj), Mittelschulabschluss (65 T€ wie Vj.), Jugend stärken im Quartier (90 T€ wie Vj.), Berufsvorbereitungsklasse (54 T€ wie Vj.), „Café Hergricht“ - Beschäftigungsprojekt für Langzeitarbeitslose (120 T€, Vj. 133 T€).

2)      in 2019 für Defizitausgleich Bahnhofsfahrräder (37 T€, Vj. 17 T€), Defizitausgleich Berufsintegrationsklassen (32 T€, Vj. 0 T€), Eingliederungsmittel aus städtischer Überziehungsgarantie (0 T€, Vj. 91 T€)

3)    im JA 2015 unter den Umsatzerlösen ausgewiesen

 

Die Eigenkapitalquote beträgt 50,9 % (Vorjahr 53,3%).

 

Der Cash-Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit beläuft sich auf – 140 T€ (Vorjahr 240 T€). Der negative Saldo beruht im Wesentlichen auf dem negativen Jahresergebnis (-132 T€), einem Anstieg der Forderungen (-75 T€) und einem Rückgang der sonstigen Rückstellungen (-86 T€), bei einem gegenläufig wirkenden Anstieg der Verbindlichkeiten (+65 T€). Entsprechend verringern sich die flüssigen Mittel von 334 T€ im Vorjahr auf 53 T€ zum 31.12.2019.

 

Die Investitionen in das Anlagevermögen (127 T€, Vj. 91 T€) betreffen vor allem den IT-Bereich, Anschaffungen für das Café Hergricht sowie Vorbereitungsarbeiten für die Brandschutzmaßnahme Alfred-Wegener-Straße.

 

Die Spartenrechnung 2019 stellt sich für die drei Unternehmensbereiche wie folgt dar:

 

in T€

Hoheitlicher Bereich

Betrieb gewerblicher Art

Vermögens-verwaltung

Gesamt

Umsatzerlöse

0

355

0

355

Zuschüsse

3.617

1.936

0

5.553

Sonstiges

52

43

0

95

Personalkosten

-3.051

-1.937

0

-4.988

Sachkosten

-593

-457

0

-1.050

Materialeinsatz

0

-139

0

-139

Mieteinnahmen

0

0

42

42

Ergebnis

25

-199

42

-132

 

 

2         Auszüge aus dem Lagebericht 2019 des Vorstands

·         Im Jahr 2019 sank die Zahl der erzielten Integration weiterhin und lag bei insgesamt 788 Eingliederungen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (2018: 817; 2017: 854) und 12 Existenzgründungen (2018: 16; 2017: 18). Die Anzahl der aufgenommenen Minijobs lag bei 222 (2018: 220; 2017: 275). Der Rückgang der Eingliederungen ist einerseits dem Rückgang der Zahl an ELB an sich geschuldet. Insgesamt führt dies dennoch zu einer Steigerung der Integrationsquote (Integrationen: ø ELB) von 26,2 % (2018) auf 27,3 % in 2019.

·         Es liegt auf der Hand, dass mit fortdauernder Hochkonjunktur und stetig aufnahmefähigem Arbeitsmarkt die Chancen der im System SGB II Verbleibenden sinken, weil sie umso komplexere Integrationshemmnisse aufweisen. Eingliederungsprozesse nahmen somit insgesamt deutlich mehr Zeit in Anspruch. Umso mehr spricht die Steigerung der Eingliederungsquote für die gewählte Integrationsstrategie, die auch zu einem besten Wert bei der kontinuierlichen Beschäftigung innerhalb des SGB II Vergleichstyps führt (März 2019: 68,1% der aufgenommenen Beschäftigungsverhältnisse bestanden länger als 6 Monate).

·         Hervorzuheben sind die Erfolge, die das neue Förderinstrument des § 16 i SGB II, in Kraft seit 01.01.2019 mit bereits 16 Vermittlungen in verschiedene Branchen, ermöglichte. In Einzelfällen wurden Menschen in Arbeit gebracht, die bis zu 20 Jahre unter Arbeitslosigkeit gelitten hatten. Dennoch ist die Zahl der Langzeitleistungsbeziehenden (LZB) gegenüber dem Vorjahr geringfügig gestiegen (+ 4,4 %). Gestiegen gegenüber dem Vorjahr sind die Langzeitleistungsbeziehenden der Altersgruppe bis 19 Jahre. Bei dieser Gruppe handelt es sich i.d.R. um junge Geflüchtete, die meist wegen mangelnder Sprachkenntnisse noch nicht ausbildungsreif sind. Ebenfalls gestiegen ist, überwiegend altersbedingt, die Gruppe der über 50-jährigen, während bei den 19 bis 35-jährigen ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist.

 

·         Durch die verbesserte Mittelausstattung durch den Bund und zahlreiche Drittmittelprojekte konnte das Platzangebot erneut gesteigert werden. Das erhöhte Platzangebot beinhaltete insbesondere längerdauernde Qualifizierungsmaßnahmen, wodurch der Teilnehmerdurchlauf in den Maßnahmen nicht so hoch wie in den Jahren zuvor war. Im Jahr 2019 konnten insgesamt 5.395 Maßnahmeteilnahmen und Aktivierungen, teils bei externen Trägern oder im gemeinnützigen Betriebsteil der gewerblichen Art der GGFA durchgeführt werden (VJ: 6.064). Das Niveau zum Vorjahr konnte nicht ganz gehalten werden, bewährte Maßnahmen wurden weiterhin bereitgestellt und neue Drittmittel-Maßnahmen (wie z.B. IdEE-Projekt und LAUT) wurden eingeworben.

 

·         Seit November 2019 hat sich das Projekt „LAUT – Leben, Arbeiten und Teilhaben in einer inklusiven Gesellschaft“ zum Ziel gesetzt, neue, nachhaltig wirksame Impulse zu geben, um bestehende Maßnahmen zur Förderung arbeitsuchender Personen mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen einschließlich schwerbehinderter Menschen mit besonderen Vermittlungsbedürfnissen zu unterstützen und zu stärken. Das Projekt LAUT ist dabei sowohl Ansprechpartner und Coach für Arbeitssuchende, als auch kompetenter Berater und Partner für Arbeitgebende zur Etablierung inklusiver Strukturen im Unternehmen.

 

·         Die Übernahme des Betriebs einer Fahrradparkanlage am Bahnhof durch das im Januar 2020 offiziell eröffnete Langzeitarbeitslosenprojekt mit dem Namen „Café Hergricht“ (das Konzept wurde bereits im Lagebericht 2018 ausgeführt) lässt leider noch auf sich warten. Auftraggebenden Ämtern der Stadt liegen konkrete Angebote der GGFA für das Management weiterer Lasten-, vor allem aber der Dienstfahrräder vor. Hierzu stehen die Auftragserteilungen seitens der Ämter aus. Mit einem derartigen Ausbau der Dienstleistungen durch Langzeitarbeitslose wird sich deren und das Ansehen der GGFA in der Erlanger Stadtgesellschaft weiter positiv entwickeln.

 

Der vollständige Jahresabschluss 2019 und der Lagebericht liegen beim Beteiligungsmanagement der Stadt Erlangen zur Einsichtnahme aus.

 

 

3         Bericht des Abschlussprüfers

Die Wirtschaftsprüferinnen Alexandra Dittus und Petra Mayer von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Baker Tilly GmbH & Co. KG, Nürnberg haben den Jahresabschluss 2019 und den Lagebericht erstmals geprüft und mit Datum vom 12.06.2020 einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt.

 

Nach Beurteilung der Abschlussprüfer aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht der beigefügte Jahresabschluss in allen wesentlichen Belangen den deutschen, für Kapitalgesellschaften geltenden handelsrechtlichen Vorschriften und vermittelt unter Beachtung der deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens- und Finanzlage der Gesellschaft zum 31. Dezember 2019 sowie ihrer Ertragslage für das Geschäftsjahr vom 1. Januar 2019 bis zum 31. Dezember 2019. Der Lagebericht vermittelt insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage der Gesellschaft und steht in allen wesentlichen Belangen in Einklang mit dem Jahresabschluss, entspricht den deutschen gesetzlichen Vorschriften und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.

 

 

4         Bericht des Verwaltungsrates der GGFA

Der Verwaltungsrat hat in seiner Sitzung am 17.07.2020 über den Jahresabschluss 2019 und den Prüfungsbericht beraten. An die anwesende Abschlussprüferin Frau Mayer, wurden Fragen gerichtet, diskutiert und beantwortet. Der Verwaltungsrat hat den Jahresabschluss mit dem Lagebericht einstimmig zur Kenntnis genommen, festgestellt und dem Vorstand die Entlastung für das Geschäftsjahr 2019 ausgesprochen. Des Weiteren hat der Verwaltungsrat beschlossen, den Jahresfehlbetrag 2019 in Höhe von -131.804,85 € mit der allgemeinen Rücklage zu verrechnen. Nach Verrechnung sind in der allgemeinen Rücklage 888.987,47 € enthalten.

 

Der Vorstand hat den Verwaltungsrat während des Geschäftsjahres regelmäßig schriftlich und mündlich über die Entwicklung und Lage der Gesellschaft und über alle wesentlichen Geschäftsvorfälle unterrichtet. Der Verwaltungsrat hat die Tätigkeit des Vorstands überwacht und in seinen Sitzungen am 28.06. und 29.11.2019 die grundsätzlichen Fragen der Geschäftspolitik ausführlich beraten.

 

 

5         Geschäfts-/Sozialbericht der GGFA AöR

(Ausgewählt die wichtigsten Daten im Überblick)

a)      Betriebsteil gewerblicher Art:
Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebote der GGFA in 2019


b)      Hoheitlicher Bereich/Eingliederungsbereich

 

 

 

 

 


Anlagen:             Bilanz zum 31.12.2019 und Gewinn- und Verlustrechnung
                               für das Geschäftsjahr 2019