Die Verwaltung plant den Einbau von Metallplaketten in den Stadtboden, um auf die historischen Gasthäuser hinzuweisen, die vielen Straßen in der Innenstadt den Namen gaben. Mit dieser Maßnahme soll die Einmaligkeit der Erlanger Innenstadt betont werden. Das Projekt soll ein Impulsgeber sein, sich mit der Erlanger Stadtgeschichte auseinanderzusetzen.
Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.
Stadtgeschichtlicher Hintergrund
Eine
stadtgeschichtliche Besonderheit der historischen Innenstadt Erlangens ist die
Anlage als barocke Idealstadt. Die Neustadt wurde ab 1686 für die
französisch-reformierten Calvinisten, die als „Refugies“ nach Erlangen kamen,
im rechtwinkligen Rastersystem angelegt. Nach dem Brand 1706 wurde auch die
Altstadt nach dem Vorbild der barocken Neustadt wiederaufgebaut.
Eine Besonderheit
der Erlanger Doppelstadt ist die große Anzahl der Gaststuben im 18. und frühen
19. Jahrhundert. Die Gasthäuser dienten zugleich als wichtige
Orientierungspunkte in der barocken Planstadt. Viele bis dahin namenlose Gassen
der schnell wachsenden Stadt wurden nach dem dort ansässigen Gasthaus benannt.
Scheinbar nebensächliche Dokumente wie die Straßennamen werden so zu Zeugen einer
lebendigen Stadtgeschichte.
Die meisten dieser
Gaststätten existieren heute nicht mehr. Fast alle Gebäude sind im Stadtbild
aber noch wahrnehmbar. Oft ist die ehemalige Hofeinfahrt der Gaststätte mit dem
typischen Korbbogentor erkennbar.
Projekt zu den historischen Straßennamen
Vor dem Eingang der
historischen Gasthäuser soll jeweils eine runde Bodenplakette z. B. aus Messing
in den Stadtboden eingebaut werden (siehe Anlage 2 Beispiele aus anderen
Städten). Die Metallplaketten tragen ein individuelles Symbol, welches den
Namen der historischen Gaststätte und des früheren oder heutigen Straßennamens
als Bildmotiv widerspiegelt. Als Motive sind u. a. ein Halbmond, ein Apfel oder
drei Könige vorgesehen. Aber auch ein Schwan für die Schwanengasse (heute Vierzigmannstraße)
oder eine Traube für die Traubengasse (heute Paulistraße) können ein „Fenster“
in die Stadtgeschichte sein.
Den Bewohnern und
den Besuchern werden auf ihrer Entdeckungsreise durch die Stadt
Überraschungsmomente geboten. Mit der Verlegung der Bodenplaketten kann die
Individualität der einzelnen Straßenräume in der historischen Innenstadt
Erlangens betont werden. Durch die Bildsprache soll das Projekt für alle leicht
erschließbar sein. Ergänzend wird hierzu ein Flyer erstellt, welcher Informationen
zum Gesamtprojekt sowie zu jeder einzelnen Bodenplakette gibt. Die Leser des
Flyers erfahren, dass mehr als die Hälfte der Straßen und Plätze im Bereich der
ehemaligen Stadt- und Zollmauer nach einem historischen Gasthaus benannt
wurden.
Realisierung des Projektes
Die geplanten
Bodenplaketten aus Messing haben einen Durchmesser von 12 cm. Sie werden im
Stadtboden (Innenstadtstein, Gehwegplatte oder Großsteinpflaster) vor dem
Eingang des historischen Gasthauses verankert. Im Lageplan sind die geplanten
29 Standorte dargestellt (siehe Anlage 1).
Die grafische
Vorlage zu den Bildmotiven erstellt das Amt für Stadtentwicklung und
Stadtplanung. Danach werden die Metallplaketten von einem Kunstschmied
angefertigt und vor Ort in den Stadtboden ggf. mit Unterstützung des
Tiefbauamtes eingebaut.
Die erforderlichen
Mittel stehen bereit.
Das Projekt wurde
im Meinungsträgerkreis Innenstadt am 14.10.2019 vorgestellt und begrüßt.
Es ist daran gedacht, das Projekt mit einer Führung zu den
Bodenplaketten in der Erlanger Innenstadt zum Tag des offenen Denkmals 2020
einzuweihen.
Anlagen:
Anlage 1 Übersichtsplan mit Kennzeichnung der Standorte und Erläuterung, Stand 08/2019
Anlage 2 Beispiele zu Bodenplaketten aus anderen Städten