Betreff
Anpassungsbedarf der ESTW-Linien 281 und 283 aufgrund von Linienänderungen des Landkreises ERH, geänderter Linienverlauf der VAG-Linie 20 gemäß Nahverkehrsplan sowie weitere geplante Infrastrukturmaßnahmen
Vorlage
613/189/2018
Aktenzeichen
VI/61
Art
Mitteilung zur Kenntnis

Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.


Veränderungen im regionalen Busverkehr

In den vergangenen zwei Jahren wurden entsprechend der vom Landkreis ERH ausgeschriebenen Linienbündel Änderungen an den Regionalbuslinien 202, 203 und 205 vorgenommen, ab Dezember 2018 folgen unter anderem noch Änderungen bei der Regionalbuslinie 201. Hierdurch wird der Regionalbusverkehr zwar einerseits auf Teilabschnitten durch kürzere Linienwege beschleunigt, andererseits sind die Erlanger Stadtgebiete Dechsendorf und Frauenaurach teilweise nicht mehr ausreichend erschlossen. Um den im Nahverkehrsplan Erlangen 2016-2021 formulierten Qualitätsstandards zu genügen, müssen diese neu entstandenen Angebotsdefizite jetzt mit ESTW-Linien kostenintensiv kompensiert werden.

 

Darüber hinaus ist bereits bekannt, dass die Linien 252, 253 und 254 des Landkreises ERH sowie die Linien 208, 209 und 210 des Landkreises Forchheim ihre Takte voraussichtlich auch innerstädtisch zum Dezember 2018 deutlich erhöhen. Hierdurch werden sich die bereits jetzt bestehenden Leistungsfähigkeitsengpässe auf den innerstädtischen Straßen (z. B. Goethe-, Hauptstraße) sowie an mehreren Haltestellen im Stadtgebiet (z.B. Martin-Luther-Platz, Langemarckplatz) weiter verschärfen. Darüber hinaus entsteht den ESTW innerstädtisch auf den Hauptachsen durch die Verlagerung von Fahrgästen der ESTW auf Regionalbuslinien (sog. Kannibalisierungseffekte) ein wirtschaftlicher Nachteil, da die Fahrgastzahlen die Grundlage für die Einnahmenzuteilung des VGN bilden.

 

Außerdem müssen die ESTW aufgrund der verschlechterten Bedienung von Stadtteilen im Erlanger Westen teilweise ihren Takt erhöhen. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 betrifft dies folgende Abschnitte der ESTW-Linien 281 und 283:

 

Anpassungsbedarf der ESTW-Linie 281

Ab Dezember 2018 entfällt bei der Regionalbuslinie 201 die Verbindung zwischen „Neuses - Abzw. Kriegenbrunn - Frauenaurach Brückenstraße“, d.h. die Buslinie verkehrt direkt über die St 2244 von Neuses zum Gewerbegebiet Frauenaurach. Somit wird zukünftig keine schnelle Verbindung mehr von Frauenaurach ins Erlanger Zentrum bzw. keine Verbindung von Frauenaurach nach Neuses angeboten. Anlage 1 zeigt die Haltestellen und Einzugsradien, die zukünftig von der Linie 201 in Frauenaurach nicht mehr bedient werden.

 

Derzeit besteht bei der ESTW-Linie 281 kein einheitlicher Takt (Hintergrund: Ergänzende Erschließung durch die Linie 201). Dieser soll ab Dezember 2018 von Montag bis Samstag auf einen 30-Min.- Takt, am Sonntag auf einen 60-Min.-Takt vereinheitlicht werden, da die Linie 201 den Bereich in Frauenaurach nicht mehr erschließt. Bei den Schulfahrten soll es keine Veränderungen geben.

 

Durch diese Maßnahme soll ein attraktives sowie übersichtliches Angebot geschaffen werden, was seit längerem auch Wunsch der Bürgerinnen und Bürger ist. Mit der genannten Erschließung wird auch der Nahverkehrsplan der Stadt Erlangen 2016-2021 vollumfänglich erfüllt.

 

Würden die Fahrten der Linie 201 ab Dezember 2018 durch die ESTW im Rahmen eines Schnellbusses der Linie 281 kompensiert, entstünden hierfür erhebliche Mehrkosten. Die ESTW raten daher von der Einführung eines Schnellbusses der Linie 281 ab, da lt. Fahrgasterhebungen der aktuellen Fahrten der Linie 201 ein zu geringer Bedarf vorliegt und die reguläre Linie 281 Frauenaurach ausreichend erschließt.

 

 

Anpassungsbedarf der ESTW-Linien 283

Bei der Linie 205 entfällt ab Dezember 2018 die Bedienung der Haltestelle Naturbadstraße in Dechsendorf. Bis April 2017 wurde die Naturbadstraße und teilweise sogar noch die Haltestellen Loheweg und Dechsendorfer Weiher durch die Linie 202 erschlossen.

 

In der Vergangenheit bestanden für die Erschließung der genannten Streckenabschnitte Verträge zwischen dem durch den Landkreis beauftragten Regionalbusunternehmer und den ESTW. Somit konnte ein optimales Angebot für Fahrgäste geschaffen und die geschilderte Problematik weitestgehend vermieden werden. Leider wurden diese zusätzlichen Vertragslösungen mit den Regionalbusunternehmen vom Landkreis ERH zum Fahrplanwechsel 2018 nicht weiter zugelassen, um Zeitverluste von Regionalbuslinien durch die Teilerschließung von Dechsendorf zu vermeiden. Die ESTW sind aufgrund dieser Vorgaben daher gezwungen, ihr Angebot in Dechsendorf zu erhöhen bzw. anzupassen.

 

Die Haltestelle Naturbadstraße wird noch bis Dezember 2018 ergänzend zu der ESTW Linie 283 mit der Linie 205 durch den Landkreis ERH erschlossen. Zwar besteht bei der Linie 283 derzeit kein einheitlicher Takt (Hintergrund: Ergänzende Erschließung der Linie 205, früher Linie 202), durch die Kombination der Erschließung aus Regionalbuslinien 205 und ESTW-Linie 283 liegt die aktuelle Bedienhäufigkeit der Haltestelle Naturbadstraße aber sogar weit über den Vorgaben des Nahverkehrsplans der Stadt Erlangen.

 

Mit dem o. g. Entfall der Bedienung der Haltestelle Naturbadstraße durch die Linie 205 ab Dezember 2018 würde sich die Anbindung von Dechsendorf verschlechtern (s. Anlage 2). Zwar könnte die Haltestelle Weisendorfer Straße als alternative Haltestelle für die Naturbadstraße genutzt werden, zwei Haltestellen von Dechsendorf wären von dort aber nicht mehr entsprechend der im Nahverkehrsplan geforderten Bedienungsstands erschlossen.

 

Diese Änderung nehmen die ESTW zum Anlass, den Takt der Linie 283 anzupassen, da die zwei Haltestellen Loheweg und Dechsendorfer Weiher von der Entfernung her nicht in den Erschließungsbereich der Haltestelle Weisendorfer Straße fallen. Bei den Schulfahrten soll es keine Veränderungen geben. Der Takt der Linie 283 soll von Montag bis Freitag auf einen 60-Min.-Takt und am Samstag auf einen 120-Min.-Takt angepasst werden. Für die Abendstunden sowie Sonntag ist der Einsatz von Linienbedarfstaxen für den Streckenabschnitt innerhalb Dechsendorfs geplant (betrifft die Haltestellen Loheweg und Dechsendorfer Weiher).

 

Für dieses Konzept besteht aber folgende Problematik:

Die ESTW Linie 283 bedient den Streckenabschnitt vom Hugenottenplatz Erlangen, Altstadtmarkt, Martin-Luther-Platz, Schlachthof, St. Johann, Heiligenlohstr., Heusteg, Weisendorfer Straße, Naturbadstraße, Loheweg bis zum Dechsendorfer Weiher. Jedoch ist bereits jetzt insbesondere der innerstädtische Streckenabschnitt Goethe-, Hauptstraße des Streckenbereichs Hugenottenplatz bis Weisendorfer Straße durch Regionalbuslinien stark belastet (202, 203, 205). Somit übernimmt die Linie 283 eigentlich nur die reine Erschließungsfunktion für die zwei Haltestellen Loheweg und Dechsendorfer Weiher. Würden die zwei Haltestellen Loheweg und Dechsendorfer Weiher lt. Nahverkehrsplan im Rahmen einer Verdichtung der ESTW Linie 283 angebunden werden, entstünden hierfür erhebliche Mehrkosten.

 

In diesem Zusammenhang wird daher derzeit auch erwogen, den Bereich zwischen Dechsendorfer Weiher und Loheweg zur Weisendorfer Straße komplett mit dem Einsatz von Linienbedarfstaxen zu erschließen. Somit könnte auf den Bedarf im Randgebiet von Dechsendorf flexibel reagiert und Doppelbedienungen auf dem überwiegenden Teil des Streckenabschnitts der Linie 283 vermieden werden. Darüber hinaus soll die im Nahverkehrsplan vorgeschlagene Verlängerung der Buslinien 280 von Büchenbach über Kosbach nach Dechsendorf weiter untersucht werden.

 

 

Änderung Linienverlauf der VAG-Linie 20 gemäß Nahverkehrsplan Erlangen 2016-2021

Seit 2015 verkehrt die neu eingerichtete Buslinie 20 zwischen Nürnberg Am Wegfeld, Tennenlohe, Technische Fakultät und Arcaden durch die Sebaldussiedlung und Hartmannstraße. Diese Linienführung wurde als Provisorium eingerichtet, da die im Nahverkehrsplan Erlangen 2016 – 2021 vorgesehene Führung über die Kurt-Schumacher-Straße und Allee-am-Röthelheimpark mangels Fertigstellung der Nikolaus-Fiebiger-Straße noch nicht möglich war. Diese Straße wurde 2017 fertiggestellt und wird bereits von der Linien 280 in Richtung Spardorf bedient.

 

Im Jahr 2017 bestanden aber noch Unsicherheiten bzgl. Fertigstellung dieser Straße, vor allem aber lagen noch keine Erfahrungen über die Auswirkungen der Stausituation im Bereich Markuskirche auf den Linienbetrieb in der Kurt-Schumacher-Straße vor. Daher wurde die provisorische Führung der Linie 20 über die Sebaldussiedlung zunächst beibehalten (s. UVPA-Beschluss 613/133/2017 vom 27.06.2017).

 

Zwischenzeitlich sind die Nikolaus-Fiebiger-Straße sowie die Haltestelle Kurt-Schumacher-Str. in Betrieb, aufgrund der veränderten Verkehrsführung an der Kreuzung Markuskirche (s. UVPA-Beschluss 613/104/2016 vom 18.10.16) läuft der Linienbetrieb in der Kurt-Schumacher-Str. stabil.

 

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 soll daher auch die Buslinie 20 über die Nikolaus-Fiebiger-Straße und Allee-am-Röthelheimpark geführt werden. Hierdurch besteht erstmalig eine direkte Busverbindung von Nürnberg und den Arcaden in den Röthelheimpark mit seinen zahlreichen Arbeitsplätzen und seiner verdichteten Wohnbebauung (s. Anlage 3). Die Buslinien 293 erschließt weiterhin die Sebaldussiedlung richtlinienkonform, ggf. zukünftig auch mit Gelenkbussen. Das Fridericianum ist außerdem durch die Bushaltestelle Staudtstraße richtlinienkonform erschlossen.

 

Es wird derzeit davon ausgegangen, dass die Betriebskosten weitgehend unverändert bleiben. Die Entwicklung der Fahrgastzahlen kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden.

 

 

Infrastrukturelle Verbesserungsmaßnahmen

Im Rahmen des Neuaufbaus eines eigenständigen Stadtverkehrs der ESTW aufgrund der Direktvergabe im Jahr 2019 wurden gemeinsam mit einem Beratungsbüro die Anforderungen an ein zukünftiges Betriebsleitsystems erstellt. Diese Anforderungen entsprechen den neuesten Standards und bieten im Vergleich zum heutigen System weitreichende Verbesserungen für Fahrgäste. Das gesamte Betriebsleitsystem der ESTW umfasst ein neues Fahr- und Dienstplansystem, ein Dispositionssystem sowie ein ITCS (Leistellensystem) mit dazugehörigen DFI-Anzeigen (Fahrgastinformationssystem). Dieses System wird zukünftig unter anderem Anschlusssicherungen generieren können sowie umfangreichere, verbesserte Informationen an Fahrgäste liefern, auch unternehmensübergreifend (Darstellung von Regionalbussen). Es ist geplant, an den wichtigen Haltestellen im Stadtgebiet von Erlangen neue DFI-Anzeigen anzubringen.

 

Das Konzept zum Aus- und Umbau der DFI-Anzeigen wird zu gegebener Zeit dem UVPA vorgelegt. Nach heutiger Planung wird davon ausgegangen, dass dieses System ab dem Jahr 2020 in Betrieb geht.

 

ESTW und Stadtverwaltung werden dabei gemeinsam versuchen, für diese Maßnahmen auch Zuschüsse aus dem Bundesförderprogramm Saubere Luft zu erhalten.

 

 

 

Fazit:

Die o.g. Maßnahmen verbessern das vorhandene ÖPNV-Angebot bzw. kompensieren Verschlechterungen auf Erlanger Stadtgebiet durch Linienveränderungen des Landkreises.

 

Die vorliegenden Abhängigkeiten zwischen den Regionalbuslinien und den ESTW-Linien bestätigen aber auch das im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplanes entwickelte ÖPNV-Konzept 2030, dass das ÖPNV-Angebot in Erlangen ganzheitlich betrachtet werden muss.

 

Im Koordinationsgespräch Stadt Erlangen / Landkreise am 25.04.2018 wurde bereits vereinbart, durch regelmäßigere Abstimmungsgespräche Verkehrskonzepte zukünftig besser aufeinander abzustimmen. Möglicherweise können dann auch noch zeitnah Verbesserungen für die Situation in Dechsendorf gewonnen werden.

 


Anlagen:       

Anlage 1: Bushaltestellen mit Einzugsradien in Frauenaurach-Nord

Anlage 2: Bushaltestellen mit Einzugsradien in Dechsendorf

Anlage 3: Linienverlauf der Linie 20 im Bestand- und Zielnetz