Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.
Die Stelle der Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des zweijährigen Projektes „Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“ bis zum 14. September 2018 vollfinanziert. Integration durch Bildung ist für die gesamtgesellschaftliche Integration Neuzugewanderter von großer Bedeutung. Präventiv setzen (formale, non-formale und informelle) Maßnahmen bereits in der frühkindlichen Bildung an und begleiten die Neuzugewanderten in allen Lebensphasen. Um die Integration in Bildung der Neuzugewanderten zu unterstützen, arbeitet die Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte eng mit den Erlanger Bildungsakteuren zusammen. Ziel ist es u.a., Vernetzungen zwischen den Phasen des Lernens im Lebensverlauf sowie zwischen den Bildungsakteuren und den Betreuern als auch Beratern von Neuzugewanderten zu schaffen. Außerdem sollen Doppelstrukturen vermieden und Transparenz über Bildungsangebote hergestellt werden. Es folgt ein kurzer Überblick zu bereits abgeschlossenen und derzeit laufenden Projekten sowie Herausforderungen:
1.
Abgeschlossene
Projekte:
a) Datenerhebung
zu Kindern mit Fluchthintergrund in Erlanger Kindertageseinrichtungen
Die Datengrundlage zu Kindern mit
Fluchthintergrund in Erlanger Kindertageseinrichtungen ist bislang
unzureichend. In der Datenbank ist derzeit lediglich die Anzahl der Kinder in
Erlangen nach Altersstufe erfasst. Um den Versorgungsgrad an Kitaplätzen zu
bestimmen sowie die Herausforderungen und den Bedarf der Einrichtungen zu
erfassen, erfolgte vom 20. April bis zum 19. Mai 2017 eine quantitative
Befragung aller Erlanger Kindertageseinrichtungen. Die Rücklaufquote beträgt 63
Prozent. Derzeit werden die Ergebnisse aufbereitet und im Juli mit dem
Stadtjugendamt besprochen. Anschließend wird ein Fact Sheet mit den Ergebnissen
herausgegeben.
b) Herausgabe
von Informationsmaterialien
Bisher fehlte es an Transparenz
zu Bildungsangeboten für Neuzugewanderte in Erlangen. Eine Handreichung für
Betreuer, Ehrenamtliche und Fachkräfte zu Bildungsangeboten für Neuzugewanderte
in Erlangen wurde am 30.06.2017 herausgegeben. Die Handreichung wird in Zukunft
regelmäßig aktualisiert und ergänzt. Abrufbar ist das Dokument zukünftig unter www.erlangen.de-> Geflüchtete.
Bildungsanbietern fehlt oft die Information, wie sie ihre Angebote für Neuzugewanderte an diese weitergeben können. Um Bildungsanbietern Informationswege in einem Überblick transparent darzustellen, wurden die erhobenen Möglichkeiten in einer Grafik zusammengefasst und an die Bildungsanbieter verschickt.
Da die Bildungsstrukturen für Neuzugewanderte innerhalb der Erlanger Bildungslandschaft teilweise wild gewachsen sind, fehlte bislang ein Überblick über die Akteure in diesem Bereich. Die Grafik zu Akteuren im Bereich der frühkindlichen und der schulischen Bildung für Neuzugewanderte ermöglicht einen Überblick zu den beteiligten Akteuren und kann als Grundlage für weitere Vernetzungen dienen. Auch diese wurde an alle wichtigen Ansprechpartner verschickt.
Aufgabe der Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte ist es, kontinuierlich die Bedarfe im Bereich „Bildung für Neuzugewanderte“ zu erfassen und, ausgehend von diesen, Ideen für Maßnahmen zu entwickeln. Zur Transparenz der Arbeitsschritte wurde eine Übersicht zu bisher erhobenen Bedarfen, verbunden mit dem aktuellen Bearbeitungsstand, erstellt.
c) Fachaustausch
zur sprachkursbegleitenden Kinderbetreuung
Aufgrund der Verpflichtung zu
Integrationskursen sowie des Familiennachzuges ist die Einführung von
Kinderbetreuungsangeboten während Sprach- und Integrationskursen eine derzeit
drängende Frage. Um Lösungen für eine parallele Kinderbetreuung zu diskutieren,
fand in Kooperation mit der Sprachkoordinatorin für Flüchtlings- und
Integrationskurse der vhs am 11. Mai 2017 ein Fachaustausch zur
sprachkursbegleitenden Kinderbetreuung statt. Die (räumlichen) Auflagen für ein
Kinderbetreuungsangebot während Integrationskursen sind streng reglementiert
und erschweren die Umsetzung eines solchen Angebotes maßgeblich. Neben einer
Betriebserlaubnis ist zudem eine pädagogische Fachkraft zur Betreuung der
Kinder nötig. Derzeit wird die Option einer Containerlösung zur Unterbringung
für ein Kinderbetreuungsangebot bei Integrationskursen geprüft. Die Auflagen
für ein Kinderbetreuungsangebot während Sprachkursen sind weniger restriktiv.
Das Deutsch-Französische Institut könnte im Bürgertreff Die Villa, Räume für
einen Sprachkurs, zu dem die Kinder mitgebracht werden können, kostenfrei
erhalten.
2.
Derzeit
laufende Projekte (Stand: 30.06.2017):
a) Entwicklung
eines Konzeptes für Begegnungsprojekte von Schüler/innen aus Übergangs- und
Regelklassen
Gemeinsam mit der Stelle der
soziokulturellen Integration und verschiedener Erlanger Kulturinstitutionen
(Theater, Stadtmuseum, Kunstpalais, Jugendkunstschule, Sing-und Musikschule)
wird an einem Gesamtkonzept gearbeitet, um für Schüler und Schülerinnen aus
Übergangs- und Regelklassen Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen. Durch einen
außerschulischen Rahmen können sich die Schüler und Schülerinnen unbefangen
kennenlernen und mögliche Berührungsängste abbauen. Gleichzeitig kann der
Spracherwerb verbessert werden. Zur Ausarbeitung des Gesamtkonzeptes findet im
Juli 2017 ein Treffen mit allen interessierten Institutionen statt.
b) Eltern-Kind-Gruppen
als niedrigschwelligen Zugang nutzen
Um neuzugewanderte Familien mit
Fluchthintergrund in die Gesellschaft zu integrieren und ihnen die Möglichkeit
zu bieten, das hiesige System der Kinderbetreuung näher kennenzulernen, wird
aktuell, in Kooperation mit dem Amt für Soziokultur, der Asylsozialberatung,
dem Treffpunkt Röthelheimpark und dem Mütter- und Familientreff Erlangen e.V.
an einem Konzept gearbeitet, wie diese Familien in Eltern-Kind-Gruppen
eingebunden werden können. Zwar werden bereits bestehende Eltern-Kind-Gruppen
von neuzugewanderten Eltern ohne Fluchthintergrund in Anspruch genommen, jedoch
fehlen diesen Gruppen oftmals Konstanz und Verbindlichkeit. Teilweise lösen
sich Eltern-Kind-Gruppen bereits nach kurzem Bestehen wieder auf. Ein
kontinuierlicher Fortbestand einer Eltern-Kind-Gruppe ist aber für
neuzugewanderte Eltern mit Fluchthintergrund u.a. zum Aufbau von Vertrauen
entscheidend. Aus diesem Grund sollen zwei internationale Eltern-Kind-Gruppen
als Politgruppen, die für alle Erlanger Familien ein Angebot darstellen,
geschaffen werden. Durch die Unterstützung von Ehrenamtlichen und
Multiplikatoren sollen die internationalen Eltern-Kind-Gruppen regelmäßig und
längerfristig angeboten werden können.
c) Entwicklungsworkshop
„Eltern- und Familienbildung“
In Kooperation mit der
Koordinierungsstelle Familienbildung wird im September 2017 ein
Entwicklungsworkshop für Fachkräfte zur Eltern- und Familienbildung
stattfinden, der sich auf die Zielgruppe der Geflüchteten spezialisiert. In
diesem soll analysiert werden, wie Zugänge zu Bildungsangeboten der Eltern- und
Familienbildung für Geflüchtete geschaffen werden können, inwieweit eine
Weiterentwicklung von Konzepten bestehender Angebote nötig ist und wie dies mit
den Teilnehmer/innen konkret umgesetzt werden kann.
d) Klärung
offener Fragen im Schulbereich
Im schulischen Bereich ist die
Datenlage bislang unzureichend. Fehlende Daten zu Übergängen oder in Bezug auf
benötigte Nachhilfe lassen keine validen Aussagen zu Bedarfen zu. Da die
Datenerhebung im schulischen Bereich den staatlichen Stellen obliegt, führt das
Bildungsbüro Gespräche mit dem Staatlichen Schulamt, um eine Verbesserung der
Datenlage anzuregen. Auch mögliche Kooperationen mit dem Staatlichen Schulamt
im Bereich „Übergangsklassen“ werden derzeit diskutiert.
e) Workshop
„Nachhilfe für Ehrenamtliche“
Um die Ehrenamtlichen, die
Neuzugewanderten Nachhilfe geben, zu unterstützen wird derzeit von der
Ehrenamtskoordinatorin für Flüchtlingsfragen in Kooperation mit der
Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte ein Workshop geplant. Das Ziel ist
es, den Ehrenamtlichen Methoden und Hilfestellungen bei Fragen zu u.a. Deutsch
als Zweitsprache zu geben. Um geeignete Dozent/innen zu finden, werden derzeit
Gespräche mit dem Lehrstuhl für Didaktik des Deutschen als Zweitsprache der FAU
Erlangen-Nürnberg geführt.
f) Förderbekanntmachungen
transparent machen
Im Bereich Bildung und
Neuzugewanderte gibt es mittlerweile sehr viele Förderbekanntmachungen, für die
sich Anbieter bewerben können. Um gezielt auf diese aufmerksam zu machen, wurde
eine Übersicht zu Fördermöglichkeiten erarbeitet und entsprechende
Institutionen, für die eine Förderung interessant sein könnte, kontaktiert
sowie bei Bedarf bei der Antragstellung unterstützt. Die Übersicht wird
kontinuierlich aktualisiert. So konnte z.B. der Lehrstuhl für Didaktik des
Deutschen als Zweitsprache der FAU mit Informationen und Daten zur Situation
der Neuzugewanderten in Erlangen bei einer Antragstellung unterstützt werden.
g) Ideensammlung
für eine Aktion zum Internationalen Tag der Migranten
Auf Initiative der
Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte werden derzeit Ideen für eine
Gestaltung des Internationalen Tages der Migranten am 18. Dezember 2017
referatsübergreifend von u.a. den verschiedenen Koordinationsstellen in der
Flüchtlingsarbeit gesammelt. Gemeinsam werden die Ideen ausgewertet und
Umsetzungsmöglichkeiten mit dem Büro für Chancengleichheit und Vielfalt
abgestimmt.
3.
Bestehende
Herausforderungen
Die Vernetzungen im Feld der Integration von Neuzugewanderten sind im Bereich der frühkindlichen und schulischen Bildung immer noch unzureichend. Diese werden von der Bildungskoordination für Neuzugewanderte weiter ausgebaut und entstehende Synergien für die Umsetzung weiterer Ideen und Maßnahmen genutzt. Zudem ist es das Ziel, die Angebote stärker an die Bedürfnisse der Neuzugewanderten anzupassen. Neben der frühkindlichen und der schulischen Bildung werden zudem die universitäre Bildung und die Erwachsenenbildung von der Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte bearbeitet.