- Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.
- Der Jugendhilfeausschuss stellt grundsätzlich den Bedarf für einen weiteren Ausbau Jugendsozialarbeit an Schulen fest.
- Die Verwaltung wird beauftragt, ein Konzept für den weiteren Ausbau mit JaS zu entwickeln.
Sachbericht:
Historie:
Das Bayerische Staatsministerium förderte ab 1999 ein Modellprojekt „Schulbezogene Jugendsozialarbeit“. Das Stadtjugendamt hat sich auf die Ausschreibung beworben und erhielt als eine Modellkommune die Förderung einer Ganztagesstelle. In diesem Modellprojekt, das begleitend evaluiert wurde, galt es zu klären, ob Jugendsozialarbeit an Schulen direkt im Kultusbereich, mit Dienst- und Fachaufsicht im Schulbereich, oder im Bereich der Jugendhilfe anzusiedeln wäre. Die Auswertung der Ergebnisse ergab die Verortung von Jugendsozialarbeit an Schulen in der Jugendhilfe. Ab dem Schuljahr 2002/03 führte der Freistaat die Regelförderung „Jugendsozialarbeit an Schulen“ (JaS) ein. Unser Modellstandort in der Hermann-Hedenus-Hauptschule wurde als erste Schule in Erlangen in die Regelförderung überführt. Als Förderung wurde für eine Ganztagesstelle 16.360 Euro pauschal festgelegt. Die Förderhöhe wurde seit der Einführung nicht angehoben.
JaS…
·
ist
die intensivste Form der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule,
·
leistet
niedrigschwellige und individuelle Hilfe für die Zielgruppe nach §13 SGB VIII
(siehe Abschnitt „Zielgruppe der JaS),
·
arbeitet
an den Schnittstellen zu Familie – Schule – Umfeld – Berufseinmündung,
·
verfügt
über ein breites Netzwerk und Kooperationen zur spezifischen Unterstützung der
Zielgruppe.
Die
Schwerpunkte in der täglichen
JaS-Arbeit:
Direkte Kooperation und Abstimmung mit Schulleitung und Lehrkräften zur Unterstützung bei Themen der Schulentwicklung, bei der Förderung von Schüler*innen, in der Elternarbeit und in den unterschiedlichen Übergangssituationen
Beratung von Kindern, Jugendlichen und Eltern in allen lebensrelevanten Fragen oder in Konflikt- und Krisensituationen.
Kompetenzentwicklung von Kinder und Jugendlichen im Rahmen von (erlebnispädagogischen) Projekten, Fahrten und Aktionen.
Krisenintervention im Kontext des § 8a Kindeswohlgefährdung. Direkte Zusammenarbeit mit insoweit erfahrenen Fachkräften (Erziehungsberatungsstelle) und den Fachkräften des Allgemeinen Sozialdienstes (ASD).
Dabei ergeben sich inhaltliche und thematische Unterschiede in den verschiedenen Schul-typen. In den Grundschulen sind dominierende Themen in der JaS Arbeit Konflikt und Streit, Persönlichkeitsentwicklung, Regelverstöße und auffälliges Verhalten. In der Mittelschule und Förderzentrum Beziehung und Freundschaft, Mobbing, Abwesenheit vom Unterricht, familiäre Situation (Trennung der Eltern), auffälliges Verhalten (u.a. Adoleszenz bedingt). In der Berufsschule dominieren die Themen Ausbildung und Beruf, psychische Situation (u.a. Suizidät) und Gesundheitsthemen.
In den Förderrichtlinien beschreibt das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration die Zielegruppe und die Arbeitsweise von JaS wie folgt:
Zielgruppe der JaS:
JaS
wendet sich an junge Menschen
- die unter sozio-ökonomisch schwierigen
Bedingungen aufwachsen und denen es an Unterstützung durch das Elternhaus
mangelt,
- die Verhaltensauffälligkeiten zeigen,
z. B. gehäuftes Fernbleiben vom Unterricht,
- die wegen ihrer individuellen oder
sozialen Schwierigkeiten voraussichtlich keine Ausbildungs- oder
Arbeitsstelle finden,
- aus Zuwandererfamilien, deren
Integration erschwert ist,
- mit erhöhtem Aggressionspotential und
Gewaltbereitschaft,
- mit Drogenproblemen,
- mit Versagens- oder Schulängsten,
- mit mangelndem Selbstwertgefühl
etc.
JaS bringt in der Arbeit mit der Zielgruppe
nicht nur sozialpädagogische Kompetenz ein, sondern agiert mit dem gesamten
System der Jugendhilfe. Dies geschieht durch:
- Beratung und sozialpädagogische Hilfen:
In Einzel- oder auch Gruppengesprächen mit den jungen Menschen werden
deren Probleme im Alltag, in der Familie, in der Schule oder auch im
Übergang in die Ausbildung und in den Beruf besprochen und gemeinsam
Lösungswege entwickelt.
- Soziale Gruppenarbeit zur Stärkung
sozialer Kompetenzen, insbesondere der Kommunikations- und
Konfliktfähigkeit.
- Elternarbeit: Innerfamiliäre,
erzieherische und/oder schulische Probleme erfordern eine enge
Zusammenarbeit mit den Eltern und deren Beratung, um gemeinsam Wege zur
Verbesserung zu finden. Hierbei können auch weitere Leistungen der
Jugendhilfe oder anderer Leistungserbringer angeregt bzw. letztere
einbezogen werden.
- Zusammenarbeit mit dem Jugendamt
(Allgemeiner Sozialdienst, Jugendgerichtshilfe etc.) und mit den Einrichtungen
und Diensten der Jugendhilfe (z. B. Erziehungsberatungs-stellen, Horten,
Jugendzentren) und anderen sozialen Einrichtungen insbesondere mit
Angeboten der schulischen Ganztagsbetreuung (offene und gebundene
Ganztagsschule), dem Gesundheitswesen (z. B. Drogenberatungsstellen) sowie
mit Polizei und Justiz.
- Im Zusammenhang mit dem Übergang von
der Schule in den Beruf ist die Kooperation mit der Agentur für Arbeit
unverzichtbar.
Aktueller
Ausbaustand der Jugendsozialarbeit an Schulen in Erlangen
Tabelle mit Schule, Umfang
Schule-Schulart |
Stunden |
Sonstiges |
|
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Eichendorff-Mittelschule |
|
30 28,5 |
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Hermann-Hedenus- Mittelschule-West Hermann-Hedenus-
Mittelschule-Nord |
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39 39 |
|
|
Ernst-Penzoldt- Mittelschule |
|
39 |
|
|
Ernst-Penzoldt- Mittelschule-Übergangsklassen
ganztags |
|
39 |
ESF-Förderung |
|
Berufsschule |
|
39 |
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Werner von Siemens-Realschule |
|
39 |
|
|
Grundschule an der Brucker
Lache |
|
39 |
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|
Max und Justine Elsner Schule |
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30 |
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Hermann-Hedenus-Grundschule |
|
33 |
|
|
Mönauschule |
|
30 |
|
|
Friedrich-Rückert-Grundschule |
|
39 |
|
|
Pestalozzischule |
|
39 |
|
|
Sonderpädagogisches
Förderzentrum, Mittelschulalter |
|
39 |
|
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|
|
|
|
Für
alle Schulen und Stellen in der obigen Tabelle ist das Jugendamt zuständig. Die
Mitarbeiter*innen sind beim Stadtjugendamt, die Dienst- und Fachaufsicht liegt
beim Jugendamt im Sachgebiet 511-6.
In
der Eichendorffschule sind im Rahmen des ESF-Projekts Übergangsklassen im
Ganztag zwei weitere Fachkräfte tätig.
Hier wurde als Träger die Volkshochschule gewählt, die Fachkräfte sind bei JAZ
e.V. angestellt.
Interessenbekundungen
bzw. Neuanträge auf JaS von Schulen
Im
Frühjahr 2016 wurden die Grund-, die Realschulen, die Wirtschaftsschule und die
Erlanger Gymnasien als Vorarbeit zu einem eventuellen Masterplan zu einem
Informationsgespräch über Jugendsozialarbeit an Schulen eingeladen. Das
Interesse war sehr groß, fast alle eingeladenen Schulen konnten an diesen
Gesprächen teilnehmen. Im Anschluss wurden Interesse und Bedarf an der
Einrichtung JaS mit Hilfe einer Informationsabfrage erhoben. Telefonisch wurde
bei allen oben beschriebenen Schulen im Juni 2017 der aktuelle Stand abgefragt.
Folgende
Grundschulen haben starkes Interesse bzw. wurde teils hoher Bedarf an einer
Jas-Fachkraft rückgemeldet:
GS
Tennenlohe, GS Frauenaurach, Stifter-Schule, GS Büchenbach, Poeschkeschule und
Förderzentrum-Grundschulalter
Interessenbekundungen
aus den Bereichen Realschule, Wirtschaftsschule und Gymnasien:
Marie-Therese- , Ohm- und
Emmy-Noether-Gymnasium;
Realschule am Europakanal
Die
Berufsschule und die Pestalozzigrundschule, beide mit einer Ganztagskraft JaS ausgestattet, meldeten
aufgrund eines erhöhten Bedarfs an ihren Schulen schriftlich zusätzlichen
Bedarf an einer weiteren Fachkraft an.
Fachliche
Bewertung des Jugendamtes
Jugendsozialarbeit
an Schulen ist ein Erfolgsmodell. Alle Schulen, die bereits mit einer solchen Fachkraft
ausgestattet sind, äußern hohes Lob und Anerkennung für diese Arbeit des
Jugendamtes an den jeweiligen Schulen. Die wichtige Schnittstelle Schule/
Jugendhilfe wird durch diese Arbeit zum Wohle der Schüler*innen sehr gut
bearbeitet, weiterführende Hilfen sind aufgrund der Feldkenntnisse der
Fachkräfte niederschwellig vermittelbar, der Zugang zu dieser Unterstützung ist
für die Schüler*innen an jedem Schultag ohne größeren Vorlauf möglich. So
können oft schon weit im Vorfeld von individuellen Einzelhilfen die
erforderliche Beratung und unterstützende Begleitung wirken. Vor allem auch in Übergangssituationen (z.B.
Grundschule in weiterführende Schulen oder Übergang Schule-Beruf) bzw. in der
Bearbeitung der hier entstehenden individuellen Dynamiken sind die JaS
Fachkräfte eine wichtige, professionelle Unterstützung für die jungen Menschen
und für ihre Familien.
Das Jugendamt sieht aufgrund der
beobachtbaren zunehmenden Komplexität
des Aufwachsens und den einhergehenden Verunsicherungen und
Problematiken den Bedarf von Jugendsozialarbeit an Schulen an allen Schulen als
fachlich erforderlich.
Verfahren für
die staatliche Förderung durch das Land
Der Antrag muss an die Regierung von Mittelfranken gestellt werden und besteht aus dem Beschluss des Jugendhilfeausschusses, einer aussagekräftigen Konzeption mit Bedarfsanalyse, der Leistungs- und Stellenbeschreibung, der Kooperationsvereinbarung sowie einem Kosten- und Finanzierungsplan gemäß der Förderrichtlinie. Er ist bis zum 1. Oktober des Vorjahres der örtlich zuständigen Regierung zu zuleiten.
Der Träger der öffentlichen Jugendhilfe hat im Benehmen mit dem jeweiligen Schulamt bzw. bei Berufs- und Förderschulen mit der jeweiligen Regierung, bei Realschulen mit den Ministerialbeauftragten den Bedarf für die JaS an öffentlichen Schulen mittels einer Bedarfsanalyse im Rahmen seiner planerischen Tätigkeiten festzustellen. Dieser ist anhand relevanter sozialräumlicher Indikatoren aus dem Einzugsgebiet der Schule sowie aus Sicht der Schule zu belegen. Indikatoren sind insbesondere soziale Belastungsfaktoren wie Arbeitslosenquote, Sozialleistungsbezug, Scheidungsrate, Anteil der jungen Menschen mit Migrationshintergrund, Häufigkeit erzieherischer Hilfen, Maßnahmen nach dem Jugendgerichtsgesetz etc. und bei Grundschulen ein Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund von über 20 %. Der Bedarf ist durch den Jugendhilfeausschuss zu bestätigen.
Das Verfahren für den Antrag auf staatliche Förderung und das Verfahren für die Schaffung neuer Planstellen bei der Stadt Erlangen ist nicht harmonisiert, so dass es an dieser Schnittstelle zu erheblichen pragmatischen Umsetzungsproblematiken kommen kann. Weiter legt sich die Stadt bei Feststellung des Bedarfs insoweit fest, da Planung auf Umsetzung und Zukunftsgestaltung ausgerichtet ist.
1. Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt
werden?)
Der Ausbau mit JaS-Stellen soll
sachgerecht vorangetrieben werden.
2. Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw.
Wirkungen zu erzielen?)
Information des Bildungs- und
Jugendhilfeausschuss über die aktuelle Ausstattung der Schulen in Erlangen mit
JaS-Fachkräften und den Bedarfen, die von den Schulen gemeldet werden.
3. Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote
erbracht werden?)
Entwicklung eines mehrjährigen
Umsetzungsplans.
4. Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des
Leistungsangebotes erforderlich?)
Eine Ganztagesstelle für eine
JaS-Fachkraft kostet nach den Personaldurchschnittskosten, Eingruppierung S
12, 58.200,00 €, nach Abzug der
Förderung entstehen jährliche Gesamtkosten für die Stadt in Höhe 41.840,00
€.
Anlagen: keine