Die Ausführungen der Verwaltung und der Vortrag von Herrn Dr. Hochhuber werden zur Kenntnis genommen.
Ergebnis
Herr Stadtrat Wangerin regte im UVPA am 17.09.2013, TOP 19,
an, die MzK, „Wärmedämmung lohnt sich“,
Stellungnahme zum Bericht „Die große Lüge mit der Wärmedämmung“ aus der
Tageszeitung „Die Welt“, Vorlagennummer 31/238/2013, wegen des Umfangs der
Thematik nochmals ausführlich als eigenen Tagesordnungspunkt zu behandeln und
zu beschließen.
Ergänzend zu den Ausführungen der Verwaltung wird Herr Dr. Josef Hochhuber,
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (STMUG) / Landesamt für
Umwelt (LfU), Ref. 22 einen Vortrag zu diesem Themenbereich halten und
anschließend für Fragen und Diskussion zur Verfügung stehen.
1. Zur Prognos-Studie
Im Auftrag der Kreditanstalt für Wiederaufbau
(KfW) erstellte die Prognos AG am 08.03.2013 die Studie Ermittlung der
Wachstumswirkungen der KfW-Programme zum Energieeffizienten Bauen und Sanieren.
Die Studie untersucht die
Auswirkungen KfW-geförderter privater Investitionen in energieeffiziente
Gebäude auf Wachstum und Beschäftigung. Die Studie berechnet makroökonomische
Impulse langfristiger, privater Wohnungsbaumaßnahmen, die von der KfW aufgrund
ihrer besonderen Energieeinsparung oder Energieeffizienz gefördert werden.
Die gesamtwirtschaftliche
Bilanz der Förderprogramme ist positiv. Auf dem Weg zum klimaneutralen
Gebäudebestand bis 2050 mit 20% des heutigen Primärenergieverbrauchs sinkt der
CO2-Ausstoß
um insgesamt 67 Mio. Tonnen jährlich. Die KfW fördert in einem der untersuchten
Szenarien private Wohnungsbauinvestitionen in Höhe von 838 Mrd. EURO. Diese
Investitionen tragen durchschnittlich 0,4% zum jährlichen Bruttoinlandsprodukt
bei und sichern durchschnittlich zwischen 200.000 und 300.000 Arbeitsplätze pro
Jahr.
Die Studie ist keine
Wirtschaftlichkeitsanalyse, wie der o. g. Bericht in „Der Welt“ impliziert:
Ziel war nicht die Beurteilung der
Amortisationszeiten einzelner Effizienzmaßnahmen für den Bauträger bzw.
Gebäudeeigentümer, sondern die Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen
Wirksamkeit der KfW-Programme. Zwischenzeitlich wurde dem Bericht von vielen
Seiten, so auch zum Beispiel Spiegel-online, widersprochen.
2. Wirtschaftlichkeit von energetischen Maßnahmen am Gebäude
Die ausschließliche
Betrachtung der Wirtschaftlichkeit energieeinsparender Maßnahmen am Gebäude ist
nicht zielführend, da einerseits der Schutz der Gebäudesubstanz verbessert wird
und damit eine Wertsteigerung der Immobilie gegeben ist, andererseits das
Wohnraumklima und die Wohnbehaglichkeit deutlich verbessert werden. Die
Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen ist maßgeblich abhängig von der zukünftigen
Preisentwicklung des verwendeten Energieträgers. Die unten stehende Grafik
zeigt beispielhaft die Entwicklung des Rohölpreises von 1965 bis 2012. Eine
Spekulation über die zukünftige Entwicklung soll an dieser Stelle nicht
erfolgen.
Ausgehend von ab heute konstant bleibenden Kosten für
Energieträger läge die durchschnittliche Amortisationszeit für die
nachträgliche förderfähige Dämmung der Außenwand für ein freistehendes
Einfamilienhaus (Baujahr vor 1980) bei mehr als 30 Jahren. Allerdings darf man
von einer Mindestlebensdauer des Wärmedämmverbundes von über 40 Jahren
ausgehen. Finden Modernisierungsmaßnahmen im Zuge sowieso anstehender
Sanierungsmaßnahmen statt und berücksichtigt man entsprechende
Fördermöglichkeiten durch die Stadt Erlangen oder die KfW, so verringern sich
die Amortisationszeiten - konservativ gerechnet - auf 15 – 25 Jahre.
3. Energie-Einsparpotentiale durch Fassadendämmung
In der Diskussion um
Einsparpotentiale kommt es sehr häufig zu Fehlinterpretationen. In der
Literatur und im Internet wird häufig von Einsparpotentialen durch die
Modernisierung eines Wohngebäudes von 70 bis 80% gesprochen. Gemeint sind hier
immer konzertierte Maßnahmen wie Dämmung des Daches, der Fassade, der
Kellerdecke oder der Kellerwände, Erneuerung der Fenster und der Heizung. Diese
Angaben sind dann plausibel und entsprechen gemessenen und nachvollziehbaren
Erfahrungswerten. Beschränkt man sich auf das Einsparpotential der
Fassadendämmung, muss deutlich zwischen freistehenden Einfamilienhäusern,
Doppelhaushälften/Reihenendhäusern, Reihenmittelhäusern und Mehrfamilienhäusern
unterschieden werden. Maßgeblich sind die Fassadenanteile im Verhältnis zu den
restlichen Außenflächen (Dach, Fenster, Keller) sowie die Kompaktheit des
Baukörpers (Verhältnis der Außenflächen zu dem Gebäudevolumen). Das
Einsparpotential ist weiterhin abhängig vom Baujahr des Gebäudes sowie des
durch die Dämmung erreichten Wärmedurchgangs. Seitens der städtischen
Energieberatung wird eine Unterschreitung des Wärmedurchgangs (U-Wert) von 0,2
W/m²K empfohlen, womit die Maßnahme durch die KfW oder die Stadt Erlangen
gefördert werden kann. Zur Erreichung des durch die Energieeinsparverordnung
(EnEV) vorgegebenen Mindeststandards würde eine Unterschreitung des U-Wertes
von 0,24 W/m²K genügen. Das Energieeinsparpotential liegt erfahrungsgemäß
zwischen 12% (Reihenmittelhaus) und 20% (freistehendes Einfamilienhaus, Baujahr
vor 1979).
4. Wärmedämmung und Schimmelbildung
Schimmel bildet sich dort, wo
über einen längeren Zeitraum Bauteile durchfeuchtet sind, zum Beispiel durch
die Unterschreitung des Taupunktes der Raumluft. Der Taupunkt ist die
Temperatur, bei der die relative Luftfeuchte 100% erreicht. Je kälter Luft ist,
desto geringer ist ihr Aufnahmevermögen für Dampf, unterschreitet die Temperatur
den Taupunkt, steigt die relative Luftfeuchte auf 100% und es kommt zu
Tauwasserbildung. Ein Beispiel: Wenn Raumluft mit 20 Grad Celsius und einer
relativen Luftfeuchte von 60% an einem kalten Bauteil (nicht gedämmte
Außenwandinnenseite) auf 12 Grad Celsius abkühlt, steigt die relative
Luftfeuchte auf 100% an und Tauwasser bildet sich. Durch 12 cm Außendämmung der
Fassade wird ein Temperaturanstieg um ca. 4 Kelvin raumseitig erreicht, in
unserem Beispiel also ein Anstieg von 12 auf 16 Grad Celsius und damit deutlich
oberhalb des Taupunktes, die Wand bleibt also trocken. Dämmung schafft
- soweit handwerklich korrekt ausgeführt – durch höher temperierte Bauteile ein
angenehmes Raumklimas und Behaglichkeit und schütz vor Schimmelbildung.
Schimmelbildung erfolgt durch falsche Lüftungsgewohnheiten. Wichtig ist es
daher, die Bewohnerinnen und Bewohner über energiesparendes und Schimmel
vermeidendes Nutzungsverhalten zu informieren. Gerade in der Heizperiode ist
ein ausreichendes Beheizen der Räume notwendig, kombiniert mit regelmäßigen
Stoßlüften. Negative Auswirkungen haben sowohl das Unterlassen des Lüftens, als
auch dauerhaftes Kippen der Fenster. Ausnahmen bilden Gebäude, die mit
Lüftungsanlagen (vorzugsweise mit Wärmerückgewinnung) ausgestattet sind (z.B.
Gebäude im Passivhausstandard), die für einen optimierten und energiesparenden
Luftwechsel sorgen.
5. Atmung von Wänden
Oft werden
Dämmmaßnahmen mit dem Argument unterlassen, die „Atmung“ der Wand werde
beeinträchtigt. Außenwände sind jedoch luftundurchlässig. Der einzig messbare
Stoffdurchgang durch massive Bauteile ist die Diffusion von
Wasserdampfmolekülen. Für die Schaffung
gesunder Raumluftverhältnisse ist Dampfdiffusion nicht ausreichend. Wird z.
B. bei einem Einfamilienhaus die Außenwand nachträglich mit Polystyrol-Platten
gedämmt, vermindert sich die durch die gesamte Außenwand (120 m²)
diffundierende Wassermenge um maximal 90 Liter pro Heizperiode. Im gleichen
Zeitraum verdunsten in dem Gebäude durch Kochen, Duschen etc. 1.500 - 2.000
Liter Wasser. Für ein Badezimmer mit 7 m² Außenwandfläche bedeutet das: Die
Diffusion ist ein so langsamer Vorgang, dass von morgens freigesetzten 1.200
Gramm Wasserdampf (Duschen von 3 Personen) in 24 Stunden nur maximal 60 Gramm
durch die ungedämmte Wand diffundieren können.
Nur Lüftung
sorgt für einen ausreichenden Abtransport der Feuchtigkeit.
6. Materialwahl und Brandschutz
Im Rahmen einer
Energieberatung wird kein Einfluss auf die Wahl des Dämmmaterials genommen. Während
im Bereich der Steildach-Zwischensparrendämmung auf Grund ihrer
Materialeigenschaften fast ausschließlich Mineralfaser zum Einsatz kommt,
dominiert bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) der Fassaden-Außendämmung von
Einfamilienhäusern Polystyrol. Mineralische Dämmstoffe kommen hier selten zur
Anwendung, da die Mehrkosten gegenüber einer Dämmung aus Polystyrol bei ca. 50%
liegen. Bei Gebäuden mit mehr als drei Stockwerken, vornehmlich also
Mehrfamiliengebäuden, müssen spezielle Brandschutzvorgaben berücksichtigt
werden: Gebäudeöffnungen müssen mit Brandschutzriegel aus nicht brennbaren
Dämmmaterialen (Mineralwolle!) eingefasst werden.
Generell
wird unterschieden zwischen leichtentflammbaren, normalentflammbaren,
schwerentflammbaren und nichtbrennbaren Fassadenbekleidungssystemen:
- Leichtentflammbare
Fassadenbekleidungssysteme wären durch eine kleine Flamme (z.B.
Streichholz) sofort entzündbar und würden unkontrollierbar schnell
abbrennen
- Normalentflammbare
Fassadenbekleidungssysteme dürfen durch eine kleine Flamme (z.B.
Streichholz) entzündbar sein, dann aber nur langsam fortschreitend brennen
(Beispiel: Holzfassaden)
- Schwerentflammbare
Fassadenbekleidungssysteme dürfen auch bei Einwirkung einer größeren
Zündquelle nicht zu einer schnellen Brandausbreitung führen, der Brand
muss lokal begrenzt bleiben (Beispiel: WDVS mit Polystyrolhartschaum)
- Nichtbrennbare
Fassadenbekleidungssysteme dürfen auch bei einem teilweise oder voll
entwickelten Brand nicht wesentlich zum Brand beitragen, ein lokales
Mitbrennen kann aber auftreten (Beispiel: WDVS mit Mineralwolle)
Leichtentflammbare
Baustoffe dürfen in Deutschland grundsätzlich an Fassaden nicht verwendet
werden. An Gebäuden bis zu 7 m Höhe dürfen normalentflammbare Baustoffe als
Fassadenbekleidungen verwendet werden. An Gebäuden zwischen 7 m und 22 m ist
die Verwendung mindestens schwerentflammbarer Fassadenbekleidungen baurechtlich
vorgeschrieben. Für Gebäude über 22 m Höhe – Hochhäuser- dürfen ausschließlich
nichtbrennbare Fassadenbekleidungen eingesetzt werden.
Für Wärmedämmung
wird ausschließlich flammgeschützter Polystyrolhartschaum eingesetzt, der nach
DIN 4102-1 als schwerentflammbar (B1) eingestuft ist. Der Dämmstoff in einem
WDVS ist im verbauten Zustand immer vollflächig umhüllt. Das Gefüge von Putzen
besteht bei WDVS überwiegend (ca. 90% oder mehr) aus nichtbrennbaren
mineralischen Materialien. Dieser sehr hohe nichtbrennbare Anteil verhindert
ein fortschreitendes „Lauffeuer“ an der Putzoberfläche. Zur Verbesserung der
Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Beschädigungen enthält
der Putzaufbau zusätzlich immer ein Armierungsgewebe, das in der Regel aus
Glasfasern besteht. Bereits bei einer Stärke von 4 mm halten derartige
Putzschichten einer einseitigen Voll-Brandbeanspruchung (Flammen vor der
Fassade) über mindestens 30 Minuten stand, ohne sich zu öffnen. Zwei der in den
Medien behandelten Brände ereigneten sich während der Bauphase, das WDVS war in
diesen Fällen noch nicht verputzt, in einem anderen Brandfall war ein nicht
zugelassenes WDVS angebracht. Wenn Polystyrol allerdings tatsächlich brennt,
entsteht ein hohes gesundheitliches Gefährdungspotential durch giftige Gase.
Das Amt für Brand-
und Katastrophenschutz der Stadt Erlangen hat in einem Vermerk vom 28.09.2013
zur Brennbarkeit von WDVS aus Polystyrol Stellung genommen (siehe Anlage).
7. Algenbildung
auf gedämmten Fassaden
Dass Wärmedämmverbundsysteme
etwas schneller von Algen, Moosen und Flechten besiedelt werden, hat zwei
Gründe: Die Putzschicht auf dem WDVS hat keinen thermischen Kontakt zum
Mauerwerk und kühlt demzufolge nachts schneller ab. Deshalb schlägt sich auf
der Fläche häufiger Tau nieder. Nach einer Befeuchtung durch Regen oder Tau in
der kalten Jahreszeit trocknet die Oberfläche nicht so schnell ab, weil sie
nicht von innen erwärmt wird. Diesen Wärmestrom zu unterbrechen ist ja auch
genau das, was durch das Aufbringen der Dämmschicht erreicht werden sollte.
Algen, Moose oder Flechten schaden dem WDVS nicht, werden vielleicht als
optische Beeinträchtigung erachtet. Inzwischen werden auch mineralische Putze
angeboten, die auch ohne die Verwendung zugesetzter Algizide ein Algenwachstum
verhindern.
8. Rückbau wärmegedämmter Gebäude
WDVS werden seit den 1960er Jahren angebracht. In diesen fast 50
Jahren wurden die Verarbeitungsqualität, die Standfestigkeit sowie
Verschmutzung und Bewuchs in mehreren Untersuchungen vom Fraunhofer Institut
für Bauphysik (IBP) untersucht und bewertet. Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass sich Fassaden mit und ohne WDVS bezüglich Haltbarkeit und erforderlichem
Wartungsaufwand kaum voneinander unterscheiden. Wände mit WDVS sind insgesamt
trockener und kleinere Setzrisse in der Fassade werden von der Dämmung
überbrückt. Bei sorgfältiger Planung und fachgerechter Ausführung wird das
Wärmedämmverbundsystem unter dem Strich nicht mehr Wartung erfordern als eine
verputzte einschalige Wand. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP)
veranschlagt die Lebensdauer von Wärmedämmverbundsystemen nach neuesten
Forschungen in einer Größenordnung von 40 bis 60 Jahren.
Keines Falles handelt es sich bei den dann doch einmal
entstehenden Abfällen um Sonder- oder Problemabfall. Das Problem besteht eher
in der Trennung von Mauerwerk und Dämmung, damit ein Recycling ermöglicht wird.
Über die Wiederverwertbarkeit rückgebauter WDVS lässt sich heute noch keine
Aussage treffen: Das IBP ist aktuell mit einer Studie zu dieser Thematik
beauftragt, Ergebnisse liegen bislang noch nicht vor.
Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des
Leistungsangebotes erforderlich?)
Investitionskosten: |
€ |
bei
IPNr.: |
Sachkosten: |
€ |
bei
Sachkonto: |
Personalkosten
(brutto): |
€ |
bei
Sachkonto: |
Folgekosten |
€ |
bei
Sachkonto: |
Korrespondierende
Einnahmen |
€ |
bei
Sachkonto: |
|
Haushaltsmittel
werden nicht benötigt
sind vorhanden auf IvP-Nr.
bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk
sind nicht vorhanden
Anlagen:
- Protokollvermerk UVPA_17_09_2013_TOP_19_Anfrage
- Stellungnahme Amt 37, Brand- und Katastrophenschutz