1. Zahlen und Fakten
Veranstaltungsorte................................................................................................................... 14
Veranstaltungen....................................................................................................................... 76
Mitwirkende.......................................................................................................................... 120
Besucher
eintrittspflichtige Veranstaltungen...................................................................... 3.000
Besucher gesamt............................................................................................................... 13.500
Ausgaben Programm.................................................................................................. 105.000
€*
Ausgaben Personal
(extern)......................................................................................... 40.000
€*
Ausgaben
Technik/Mieten........................................................................................... 22.500
€*
Ausgaben
Werbung/Drucksachen/Dokumentation...................................................... 18.500
€*
Ausgaben Sonstiges....................................................................................................... 4.000
€*
Ausgaben gesamt....................................................................................................... 190.000
€*
Einnahmen durch
Kartenverkauf................................................................................. 20.000
€*
Einnahmen Sponsoring................................................................................................ 15.000
€*
Einnahmen Zuschüsse.................................................................................................. 30.000
€*
Einnahmen Sonstige.................................................................................................... 15.000
€*
Einnahmen gesamt....................................................................................................... 80.000
€*
Erforderliche
Haushaltsmittel Erlangen..................................................................... 110.000
€*
* Beträge gerundet und vorläufig, Abrechnung noch nicht
endgültig abgeschlossen
2.
Bilanz
2.1
Programm
Mit einem Autorenporträt der Georg-Büchner-Preisträgerin
Felicitas Hoppe ging das 33. Erlanger Poetenfest
zu Ende. Ein in diesem Jahr thematisch besonders breit gefächertes und
politisches Poetenfest fand so
seinen literarischen Abschluss. Kurz zuvor sprach der in Deutschland lebende
syrische Autor Rafik Schami im ausverkauften Markgrafentheater über die
aktuelle Lage in seiner Heimat und forderte dabei mehr „Aufrichtigkeit“ des
Westens. Er sprach sich gegen eine militärische Intervention in Syrien aus,
kritisierte aber die jahrelange Tatenlosigkeit hinsichtlich einer Unterstützung
der syrischen Opposition.
Das erste Autorenporträt des diesjährigen Poetenfests war dem scheidenden Leiter des
Hanser-Verlags und Lyriker Michael Krüger gewidmet. Es stand zunächst ganz im
Zeichen des am gleichen Tag verstorbenen Literatur-Nobelpreisträgers Seamus
Heaney, dem Michael Krüger sehr verbunden war. Im Laufe des Abends blickte
Michael Krüger auf rund 40 Jahre Literaturgeschichte zurück, die von ihm
maßgeblich mitgeprägt wurden. Den Ausblick auf die Zukunft überließ er seinem
designierten Nachfolger Jo Lendle, der in der Gesprächsrunde „Warum Bücher?“
weitere tiefgreifende Änderungen der Verlagslandschaft und des Buchhandels
prognostizierte.
Überraschend politisch entwickelte sich auch das
Autorenporträt mit dem Philosophen Peter Bieri, der unter dem Pseudonym Pascal
Mercier den Bestseller-Roman „Nachtzug nach Lissabon“ verfasst hat. Mit seinem
soeben erschienenen philosophischen Buch „Eine Art zu Leben. Über die Vielfalt
menschlicher Würde“ gab er dem diesjährigen Erlanger Poetenfest
so etwas wie ein geheimes Motto. Das Thema Würde zog sich wie ein roter Faden
durch das Programm, von der Frage, wie in der modernen Gesellschaft mit
menschlicher Würde beim Altern und Sterben umgegangen wird, bis zu den
gesellschaftlichen Folgen des NSA-Skandals. Besondere Brisanz wurde der
traditionellen Sonntagsmatinee mit Armin Nassehi, Paul Nolte, Ingo Schulze,
Gesine Schwan und Christoph Schwennicke durch die bevorstehende Bundestagswahl
verliehen.
Begonnen hatte das 33. Erlanger Poetenfest
mit der Verleihung des Erlanger Literaturpreises für Poesie als Übersetzung an
die japanisch-deutsche Schriftstellerin Yoko Tawada. Über 80
Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Publizisten und Literaturkritiker lasen
in Erlangen vier Tage lang aus ihren aktuellen Neuerscheinungen und
diskutierten literarische, gesellschaftliche und politische Fragestellungen.
Die langen Lese-Nachmittage im Erlanger Schlossgarten, unter anderem mit den
für den Deutschen Buchpreis nominierten Autoren Mirko Bonné, Norbert Gstrein,
Jonas Lüscher, Terézia Mora und Monika Zeiner, der Bachmann-Preisträgerin Katja
Petrowskaja, mit Helene Hegemann, Michael Köhlmeier, Monika Maron, Petra
Morsbach und Peter Schneider, standen auch in diesem Jahr im Mittelpunkt des
Publikumsinteresses.
Mit einem umfangreichen Kinder- und
Jugendliteratur-Programm, der zehnten Erlanger Übersetzerwerkstatt, einem
Sonderprogramm zum 250. Geburtstag von Jean Paul, der Bayern 2-Nacht der
Poesie, dem Büchermagazin „Diwan“ von Bayern 2, unter anderem mit Uwe Timm,
einer Performance mit Liao Yiwu, der Präsentation des vielbeachteten Romans
„Diese Dinge geschehen nicht einfach so“ von Taiye Selasi, der „Living Library“
der Stadtbibliothek Erlangen, Konzerten, Ausstellungen, einem Poetry-Slam und
vielem mehr zählte das 33. Erlanger Poetenfest
zu den inhaltlich vielfältigsten und programmatisch anspruchsvollsten seiner
Geschichte.
2.2 Besucherzahlen
Mit rund 13.500
Besuchern war das 33. Erlanger Poetenfest
auch von den Besucherzahlen her eines der erfolgreichsten seiner Geschichte.
Das Kulturprojektbüro war mit dem
Besuch der Veranstaltungen durchgängig zufrieden. Nicht nur die klassischen
Autorenporträts im Markgrafentheater und die Sonntagsmatinee waren
erwartungsgemäß gut besucht und teilweise ausverkauft, auch die komplizierten
und experimentellen eintrittspflichtigen Abendveranstaltungen fanden ihr
Publikum und Sonderformate, wie beispielsweise der hervorragend besuchte
Open-Air-Poetry-Slam im E-Werk, trugen ihren Teil zur sehr guten Gesamtbesucherzahl
bei. Die parallel zu den langen Lesenachmittagen im Schlossgarten in der
Orangerie stattfindenden Sonderveranstaltungen erfreuten sich außerordentlicher
Beliebtheit. Durch die Übertragung der Veranstaltungen auf die Wiese vor der
Orangerie kann die eigentlich zu geringe Platzkapazität der Orangerie
kompensiert werden. Die Veranstaltungen im Schlossgarten waren trotz der am
Samstag unsicheren und am Sonntag kühlen Wetterlage sehr gut besucht.
2.3 Kulturelle Bildung
Das
Literatur-Programm für Kinder, Jugendliche und Familien ist ein wesentlicher
Bestandteil des Erlanger Poetenfests.
Neben acht Lesungen von Autorinnen und Autoren für unterschiedliche
Altersgruppen, wurde auch in diesem Jahr wieder eine Bilderbuch-Lesewiese mit
mehreren hundert Neuerscheinungen realisiert, die von professionellen
„Vorlesern“ betreut wurde. Wie Buchstaben, Wörter und in Linol geschnittene
Geschichten zu Gutenbergs Zeit aufs Papier kamen, konnten Kinder und
Jugendliche wieder in der Druck-Werkstatt ausprobieren. In eigener Handarbeit
hatten sie die Gelegenheit, mit zum Teil über 100 Jahre alten Buchstaben von
Holzplakatschriften in verschiedenen Größen und Schriftarten aus der
Häfner-Werkstatt zu experimentieren oder fantasievolle Motive in Linolplatten
zu schnitzen und auf Papier zu stempeln oder zu drucken. Erstmals hatte das Kulturprojektbüro das Hamburger Kinderbuchhaus mit
seinen Workshop-Angeboten zum Thema „Geheimzeichen“ und „Hosentaschenbücher“
eingeladen. Alle Angebote wurden hervorragend angenommen.
2.4 Medien-Resonanz
Zum Zeitpunkt der
Erstellung dieser Vorlage waren die Arbeiten am Pressespiegel
noch nicht abgeschlossen. Dennoch lässt sich festhalten, dass die
Berichterstattung sehr umfangreich und durchgängig positiv war. Aktuelle
politische und gesellschaftliche Fragestellungen sorgten darüber hinaus für
eine ungewöhnlich hohe Aufmerksamkeit in der überregionalen Presse. Neben der Süddeutschen Zeitung und der Welt
am Sonntag wurde auf stern.de, spiegel.de, focus.de usw. über das 33. Erlanger Poetenfest berichtet.
2.5 Finanzen
Das 33. Erlanger Poetenfest hat mit Gesamtausgaben von rund 190.000
Euro das gleiche gekostet wie im Jahr 2012. Nach gegenwärtigem Stand rechnet
das Kulturprojektbüro ebenfalls mit
stabilen Einnahmen. Dabei konnten etwas geringere Sponsoring-Einnahmen durch
leicht höhere Eintritts-Einnahmen, vor allem aber durch einen erhöhten Zuschuss
des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst ausgeglichen
werden. Obwohl die Abrechnung des Poetenfests
zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Vorlage noch nicht abgeschlossen ist, kann
davon ausgegangen werden, dass sich das 33. Erlanger Poetenfest
weitestgehend im vom Kulturprojektbüro
kalkulierten Kostenrahmen bewegen wird.
2.6 Kooperationspartner/Unterstützer
Hauptsponsor des 33. Erlanger Poetenfests: AREVA.
Förderer: Das 33. Erlanger Poetenfest
wurde aus Mitteln der Literaturförderung des Bayerischen Staatsministeriums für
Wissenschaft, Forschung und Kunst unterstützt. Die Lesung von Terézia Mora
wurde von der Robert Bosch Stiftung aus dem Förderprogramm „Grenzgänger“
bezuschusst. Medienpartner:
Erlanger Nachrichten, Bayern 2. Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung: Kulturstiftung
Erlangen. Kooperationspartner:
Theater Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,
Druck & Buch e. V. Nürnberg, Literarisches Colloquium Berlin e. V. –
www.literaturport.de, Stadtbibliothek Erlangen, Deutsche Akademie für
Fußball-Kultur, Nürnberg, Kunstpalais Erlangen, Kunstverein Erlangen e. V.,
Poetry-Slam Erlangen, Kulturzentrum E-Werk, Lamm-Lichtspiele, Buchhandlung Ex
Libris, Hamburger Kinderbuchhaus, Sixt GmbH & Co. Autovermietung KG
Erlangen, Birke und Partner Kommunikationsagentur GmbH, InterFace AG, Nürnberg.
3. Zusammenfassung
Das 33. Erlanger Poetenfest
war hinsichtlich seiner Programmatik und seiner Besucherzahlen überaus
erfolgreich. Die Berichterstattung in den Medien war durchgängig positiv, die
aktuellen und politischen Themen sorgten für eine ungewöhnlich hohe
Aufmerksamkeit in der überregionalen Presse.
Hinsichtlich der Finanzierung bewegt sich das 33. Erlanger Poetenfest im kalkulierten Rahmen.
4. Ausgewählte Pressestimmen
Erlanger
Nachrichten, 2.9.2013
Poetische Melange
Das Erlanger Poetenfest entwickelt sich immer mehr zu einem
Wunschkonzert für Anbieter und Gäste. Neben dem eigentlichen Literaturbetrieb
gibt es mittlerweile einen ganzen bunten Strauß an Neben- und
Parallelveranstaltungen: Ausstellungen, Kino, Impro-Jazz, Tanz mit DJs, eine
Kunstbuch-Schau, Performances, Open Air Poetry Slam. Wer vieles bringt, bringt
manchem etwas, lautet die Devise. Und wer dies jetzt als Kritik versteht, liegt
falsch: Die vielen Angebote rund um das gedruckte und gesprochene Wort, um das
Gezeigte und Gezeichnete, ums Gespielte und Spielerische kommt als süffige
Melange gut an, weil Festival-Leiter Bodo Birk
alle Teile zu einem Ganzen, zu einem Gesamtkunstwerk zusammenzufügen versteht.
Nürnberger
Nachrichten, 2.9.2013
Nah dran an der Literatur:
Erlanger Poetenfest setzt seine
Erfolgsgeschichte fort
Literatur für die
Massen, aber keineswegs Massenware: Beim Erlanger Poetenfest
sind Autoren wie Besucher von der entspannten Atmosphäre angetan. Warum muss man zum Poetenfest
gehen, wo es doch all die schönen Bücher auch im Laden (oder im Netz) zu kaufen
gibt? Wer dort war (und es waren geschätzte 13.000), weiß die Antwort.
Nürnberger Zeitung,
2.9.2013
Was wir Liebe zu Büchern nennen
Und wieder hat das
Wetter mitgespielt: Schon am Samstag fand sich im sonnigen Schlossgarten eine
ungewöhnlich große Menge von Besuchern, aber auch gestern, als es weit schöner
blieb als erwartet, lockte das 33. Erlanger Poetenfest
mit seinen Lesungen und Gesprächen das Publikum in Strömen an. Besucherrekord?
Nein, das will Organisator Bodo Birk
gar nicht hören. Trotzdem: Durch das schöne Wetter sind dieses Jahr weit mehr
als 13000 Besucher zum Poetenfest
gekommen. Eine Erlanger Erfolgsgeschichte, bei der vom Poetry-Slam bis zum
Autorenporträt wieder alles stimmte.
Süddeutsche Zeitung
3.9.2013
Glückliche Poeten
(…) So wurde aus
Peter Bieri Pascal Mercier. Und aus dem Philosophen ein Dichter, der den
„Nachtzug nach Lissabon“ schreiben sollte. Es sind solche Geschichten, die nach
Erlangen locken, wo man von einer vermeintlichen Krise des Buchmarktes wenig zu
spüren bekommt. 13000 Besucher kamen an vier Tagen, kaum dürften es je mehr
gewesen sein. (…) Dieses Festival ist so eine Art Spätsommernachmittag der
zeitgenössischen Literatur, wer noch nicht unter den Laubbäumen von Erlangen
gelesen hat, darf als Exot gelten. Die Lyrikerin Tzveta Sofronieva (…) sagt auf
dem Hauptpodium, sie stehe nun am „schönsten Ort zu lesen in Deutschland“. Man
sagt solche Sachen, wenn man irgendwo eingeladen ist, schon klar. In Erlangen
aber hört man das auffällig oft.
Bayerische Staatszeitung, 6.9.2013
Poesie und Politik
Wenn sich im
wunderbaren Ambiente des Erlanger Schlossgartens und vor der Orangerie wie im
barocken Markgrafentheater Tausende von Menschen vier Tage lang zum Erlanger Poetenfest einfinden und den Dichtern und Denkern
lauschen, sich mit ihnen auf die Spuren von Jean Paul begeben, sich aber auch
dem blutigen Kriegsgeschehen in Syrien aussetzen, sich die Gefährdungen unserer
Demokratie vor Augen führen lassen oder sich der Angst einer globalen Überwachung
aussetzen: Dann läuft das auf den Spagat zwischen Poesie und Politik (…)
hinaus. Aber genau diese Stimmung war beim 33. Erlanger Poetenfest,
das zu den größten Literaturfestivals in Deutschland gehört, fast mit Händen zu
greifen: Sinnsuche von Menschen, die Antworten auf brisante Fragen der Zeit
suchen.
Welt am Sonntag,
8.9.2013
Frankfurt? Leipzig? Erlangen!
Wenn's
um Bücher und Autoren geht, den
ganzen, schillernden Literaturzirkus, um Neuerscheinungen und ihre
publikumswirksame Vermarktung, dann sind es die Buchmessen in Leipzig und
Frankfurt, auf die man sich hierzulande fokussiert. Dementsprechend ist der
Bohei. Wer wirklich mit Autoren ins Gespräch kommen will; wer im Trubel die
leisen Töne vermisst und sich mehr für ernsthafte Debatten als für inszenierte
PR interessiert (…), wird sich im Zweifel für Erlangen entscheiden. 13.000
Besucher an drei Tagen in Erlangen dürfen aber auch als ermunterndes Signal
angesehen werden: Das Publikum jedenfalls hat das Interesse am Buch noch lange
nicht verloren. Das 34. Erlanger Poetenfest
ist jedenfalls schon terminiert (28.–31. August 2014). Und das ist gut so.