Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
Die Anträge 226/2012, 049/2013 und 071/2013 sind damit bearbeitet.
1. Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt
werden?)
Die Erlanger Vorort-Kirchweihen sollen nach Möglichkeit als Element der kulturellen Identität und sozialen Begegnung erhalten bleiben.
2. Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw.
Wirkungen zu erzielen?)
In den vorliegenden Fraktionsanträgen werden bezüglich der Vorort-Kirchweihen in Erlangen verschiedene Themen aufgegriffen. Deshalb wird zur Situation der Vorort-Kirchweihen in Erlangen aktuell berichtet:
1. Attraktivitätsverlust
durch Verlust von Schaugeschäften:
Aufgrund der Geschehnisse
während der Love-Parade 2010 in Duisburg wurden auch in Erlangen die
Sicherheitsanforderungen neu bewertet. Dadurch gingen bei einigen
Vorort-Kirchweihen Plätze verloren, weil dies zur Einhaltung von
Sicherheitsabständen oder zur Freihaltung von Rettungswegen notwendig war. Nur
zum Teil konnten hier Ersatzplätze geschaffen werden. Allerdings war diese
Überprüfung nicht mit
dem Wegfall großer, attraktiver Geschäfte verbunden.
Abgesehen davon ist es nicht nur ein in Erlangen zu beobachtendes Phänomen,
dass aus verschiedenen Gründen die Besucherzahl bei kleineren Kirchweihen
stagniert oder gar zurück geht. Ganz wesentlich hängt der Erfolg von
Vorort-Kirchweihen mit der Identifikation der jeweiligen Anwohner mit „ihrer“
Kirchweih zusammen. In Orten mit einer funktionierenden Kirchweih-Kultur
(Kirchweih-Burschen, Aufstellung eines Kirchweih-Baumes) gibt es in diesem Zusammenhang
deutlich weniger Probleme, weil die Veranstaltung damit ein
Alleinstellungsmerkmal erhält und das Interesse der Anwohner weckt. Allerdings
hängt dies wiederum ganz wesentlich von Menschen ab, die zu ehrenamtlichem
Engagement bereit sind, um die damit zusammenhängende Organisationsarbeit zu
übernehmen. Dies kann nicht die Verwaltung leisten. Fehlt der Kirchweih diese
Anziehungskraft, kommen in der Regel auch weniger Besucher.
2. verschiedenste
Probleme im administrativen Bereich
Im Antrag 226/2012 wird angesprochen, dass möglicherweise „verschiedenste Probleme auch im administrativen Bereich“ die Attraktivität der Kirchweihen für Schausteller mindern würden. Abgesehen von den bereits unter 1. angesprochenen baurechtlichen Veränderungen werden hier allenfalls lebensmittelrechtliche Auflagen gesehen (Trinkwasserschläuche, Verwendung entsprechender Fußböden), die zu Mehrkosten bei den betroffenen Geschäften führen. Für ortsansässige, auch ehrenamtliche Teilnehmer schlagen diese Kosten stark zu Buche, da sie sich nicht bei anderen Veranstaltungen außerhalb Erlangens amortisieren können.
Darüber hinaus sind der
Verwaltung keine Probleme im administrativen Bereich bekannt. Entsprechende
Hinweise werden gern entgegen genommen und im Rahmen der Möglichkeiten einer
Verbesserung zugeführt.
3. Maßnahmen
zum Erhalt und zur Attraktivitätssteigerung von Kirchweihen
Eines vorausgeschickt: Alle
Erlanger Vorort-Kirchweihen finden in 2013 statt, keine davon ist in ihrer
Durchführung derzeit sichtbar gefährdet. Darüber hinaus haben alle Vorort-Kirchweihen
ihre jeweils eigene, nur schwer vergleichbare Situation sowie ihren eigenen
Charakter. Eine kurze Zusammenfassung ist der Tabelle in der Anlage zu entnehmen.
a) Bereits in der Vergangenheit und auch heute pflegt die Verwaltung mit allen Ortsbeiräten oder Kirchweihburschen guten Kontakt auch in Bezug auf die jeweilige Kirchweih und eventuelle Verbesserungs- oder Veränderungsmöglichkeiten. Dabei wird dem Urteil des Ortsbeirats jeweils großes Gewicht beigemessen.
So war zum Beispiel im Jahr 2007 die Verlagerung der Kirchweih in Kriegenbrunn vom Festplatz (wo mehr und attraktivere Geschäfte Platz hätten) in die Ortsmitte ausdrücklich vom Ortsbeirat so gewünscht worden und wurde dann von der Verwaltung umgesetzt. Der Verlust von zwei größeren Geschäften war dabei in Kauf genommen worden.
In Alterlangen war die
Wiederbelebung der Kirchweihbaumtradition ein Ergebnis enger Kooperation
zwischen Verwaltung und Kirchweihburschen.
b) Die anzustrebende Rückkehr von Schaustellern und Wirten hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Springen – wie z. B. in der Stadtrandsiedlung – erfahrene Wirte aus Altersgründen ab, so kann dies für die Kirchweih ein großer Verlust sein, weil eventuell Besucher gerade auch wegen des bekannten Wirtes gekommen sind. Viele Wirte scheuen in den bekannt wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen mit hohen Investitionen verbundenen Neubeginn. Im Fall der Stadtrandsiedlung ist dies für dieses Jahr gelungen, indem ein ansässiger Schausteller einen Ausschankwagen mit Außenbestuhlung und musikalischem Rahmenprogramm organisiert. Für Schausteller mit attraktiven Geschäften wären oftmals größere Plätze nötig, die schlicht nicht vorhanden sind. Hier sind jedoch wieder die unter a) bereits ausgeführten Gespräche mit den Ortsbeiräten ein wichtiges Instrument. Wo dies irgend möglich erscheint, trägt die Verwaltung ihren Teil zur Anwerbung guter Wirte und Schausteller bei. Im Fall der Kirchweih in Dechsendorf ist allerdings im vergangenen Jahr der Versuch der Anwerbung neuer Schausteller in Zusammenarbeit mit dem Süddeutschen Schaustellerverband gescheitert.
c) Die
Absenkung von Sondernutzungsgebühren ist kein geeignetes Instrument zur Attraktivitätssteigerung.
Die entsprechenden Gebührensätze sind abgesehen von einer Glättung im
Zusammenhang mit der Euroeinführung seit 1981 unverändert; die Verwaltung
bewegt sich bei den Kirchweihen zudem am unteren Rand der festgesetzten Spielräume.
Sollte für einen Schausteller oder Wirt die Teilnahme an einer Kirchweih unwirtschaftlich
sein, dann nicht wegen der Gebühren im zwei- bis unteren dreistelligen Bereich.
Hier sind ganz andere Kosten ausschlaggebend: Anreise, Personalkosten, Infrastruktur
oder schlicht auch Zeit. Wenn mangels Besuchern keine adäquaten Einnahmen
erzielt werden können, entscheidet sich der Schausteller gegen eine Teilnahme
und sucht lukrativere Veranstaltungen.
In diesem Zusammenhang darf ausgeführt werden, dass die Vorort-Kirchweihen seit
2011 ein jährliches Defizit von fast 13.000,-- EUR bei Amt 32 verursachen (ca.
21.500 EUR für Infrastruktur wie etwa Toiletten, Verkehrsregelungen und ca.
2.000 EUR für Brauchtumspflege, denen nur rd. 10.500 EUR an Einnahmen aus
Platzgeldern aus allen 10 Vorort-Kirchweihen entgegenstehen). Wesentliche
Ausgabenposition ist dabei die aufwändige Verkehrsregelung in Eltersdorf mit
rd. 11.000 EUR.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es in 2013 bei den Kirchweihen in Dechsendorf, Tennenlohe und in der Stadtrandsiedlung bestimmte Punkte zu klären gab, die im Rahmen der Möglichkeiten gut gelöst wurden. Ein Konzept, dass Probleme ausschließt, kann es aufgrund der unterschiedlichen Themen und Eigenarten der jeweiligen Veranstaltungen nicht geben. Je nach Entwicklung ist jeweils eine individuelle Lösung zu suchen.
Anlagen:
Antrag der FDP-Fraktion Nr. 226/2012
Antrag der SPD-Fraktion Nr. 049/2013
Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion Nr. 071/2013
Tabellarische Zusammenstellung der Situation der jeweiligen Vorort-Kirchweihen