Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.
15. Internationaler
Comic-Salon 2012
Vorläufiger Abschlussbericht
Zahlen und Fakten
Ausstellungen.............................................................................................................................. 24
Aussteller Messe und Börse......................................................................................................... 187
Veranstaltungen
Rahmenprogramm.............................................................................................. 156
offiziell gemeldete
Signierstunden............................................................................................... 711
Veranstaltungsorte....................................................................................................................... 24
Besucher Messe und
Ausstellungen Heinrich-Lades-Halle........................................................... 16.020
Besucher Ausstellungen
Stadtgebiet........................................................................................... 9.600
Besucher Veranstaltungen
Rahmenprogramm............................................................................. 4.990
Besucher gesamt.................................................................................................................... 30.610
Offiziell gemeldete
Besucherzahl..................................................................................... über
25.000
Aussteller-Ausweise................................................................................................................... 737
Künstler-Ausweise *................................................................................................................... 516
Ausweise Partner, Gäste,
Fachbesucher, Sonstige........................................................................... 545
Presse-Ausweise......................................................................................................................... 285
Mitwirkende Schülerinnen
und Schüler „Schüler – Stadt – Comic“.................................................. 188
Artikel in Printmedien................................................................................................................ 321
Artikel in den
Online-Medien Top 60 **...................................................................................... 147
Meldungen von
Nachrichtenagenturen............................................................................................ 21
Beiträge in Fernsehen,
Teletext und Hörfunk.................................................................................. 26
Reichweite Printmedien und
Teletext in Mio.............................................................................. 56,35
Pagevisits Online-Medien
Top 60...................................................................................... 76.074.292
Ausgaben.................................................................................................................... 510.000
€***
Einnahmen.................................................................................................................. 260.000
€***
Haushaltsmittel............................................................................................................ 250.000
€***
* Herkunft der Künstler (A-Z): Ägypten,
Algerien, Belgien, Bulgarien, Chile, Dänemark, Deutschland, Finnland,
Frankreich, Großbritannien, Haiti, Indonesien, Italien, Japan, Jordanien,
Kasachstan, Kroatien, Luxemburg, Marokko, Neuseeland, Niederlanden, Österreich,
Palästinensische Gebiete, Polen, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Spanien,
Tschechien, Tunesien, Türkei, Ukraine, USA
** Beobachtet wurden nur die 60 wichtigsten Online-Seiten
*** Finanz-Zahlen 2012 vorläufig, Abrechnung noch nicht abgeschlossen
Bilanz
1.
Besucher
Die
positive Besucherentwicklung der Jahre 2008 und 2010 konnte auch 2012
fortgeschrieben werden. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand besuchten über 30.000
Comic-Kunst-Interessierte das Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle, die 24
Ausstellungen im ganzen Stadtgebiet und die über 150 Veranstaltungen des breit
gefächerten Rahmenprogramms. Aufgrund der Tatsache, dass für einen Großteil der
Veranstaltungen und Ausstellungen im Stadtgebiet zum Zeitpunkt der offiziellen
Abschluss-Pressemitteilung am Mittag des letzten Veranstaltungstags nur grobe
Schätzungen vorliegen konnten, wurde die vorsichtige Zahl von „über 25.000
Besuchern“ gemeldet. Dabei war deutlich zu beobachten, dass nicht nur die
Comic-Messe mit 150 Ausstellern, über 400 Künstlerinnen und Künstlern und
annähernd 1.000 Signierstunden die Faszination des alle zwei Jahre
stattfindenden
2. Inhalte
Der
15. Internationale Comic-Salon präsentierte sich so international wie selten
zuvor. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut wurden Künstlerinnen und
Künstler aus Indonesien, Russland und aus dem arabischen Raum nach Erlangen
eingeladen. Allein in der Hauptausstellung des diesjährigen Salons mit dem
Titel „Illustration der Geschichte – Comics aus der arabischen Welt“, die sich
mit der Rolle der Comics im gesellschaftlichen und politischen
Transformationsprozess in Nordafrika und im Nahen Osten auseinandersetzt,
wurden Arbeiten von über 50 Künstlerinnen und Künstlern aus Ägypten, Algerien,
Marokko, Tunesien, dem Libanon, Jordanien, den Palästinensischen Gebieten und
Syrien präsentiert, mehr als 20 von ihnen waren in Erlangen anwesend. Im Mittelpunkt
des Interesses stand der ägyptische Zeichner Magdy El-Shafee, dessen Graphic
Novel „Metro“ – in Ägypten nach wie vor verboten – zum Salon in deutscher
Sprache erschienen ist. Informationen zu den Künstlerinnen und Künstlern, ihren
Werken, den historischen und politischen Hintergründen wurden in dieser
Ausstellung über QR-Codes und iPads vermittelt, ein Angebot, das von den
Besuchern sehr gut angenommen wurde. Außerdem fanden in der Ausstellung
Skype-Interviews unter anderem mit syrischen Künstlern statt, die nicht in
Erlangen anwesend sein konnten. Die Integration sozialer Netzwerke und
interaktiver Technologien in eine neue Ausstellungskonzeption kann als geglückt
bezeichnet werden. Auf große Resonanz stießen auch die Ausstellungen zum 50.
Geburtstag von Spider-Man, über den Comic- und Trickfilm-Pionier Winsor McCay,
die Retrospektive des einflussreichen französischen Comic-Autors David B. und
die Werkschau des amerikanischen Ausnahme-Künstlers
3. Kulturelle Bildung
Auf
gemeinsame Initiative des Kulturprojektbüros (Internationaler Comic-Salon und
Kulturservice für Schulen und Kitas – KS:ER) und der Jugendkunstschule fand mit
„Schüler – Stadt – Comic“ in diesem Jahr im Vorfeld und begleitend zum Festival
zum ersten Mal ein großes Schulprojekt statt: 188 Kinder und Jugendliche aus
verschiedenen Erlanger Bildungseinrichtungen hatten seit den Osterferien in
Workshops mit renommierten Comic-Künstlern und Kunstpädagogen gezeichnet und
geschrieben. Im Mittelpunkt standen die Lebenswelten der Kinder und
Jugendlichen und ihre Umsetzung in die Sprache des Comics: Wie erfinde ich eine
Geschichte? Wie entwickle ich eine Figur? Wie verbindet man Text und Bild?
Entstanden sind originelle Bildergeschichten und neue Comic-Helden. Ein Teil
der 481 Einzelarbeiten wurde in einer gemeinsamen Präsentation an 15 Stationen
in der Erlanger Innenstadt ausgestellt – deutlich erkennbar an den roten
Punkten auf den Bürgersteigen und dem MAUSS-Maskottchen. Beteiligte
Einrichtungen waren: Christian-Ernst-Gymnasium, Erich Kästner-Schule,
Max-und-Justine-Elsner-Schule, Jugendkunstschule, Jugendlernstube Bruck, Ernst-Penzoldt-Mittelschule,
Hermann-Hedenus-Mittelschule, Realschule am Europakanal, Stadtbibliothek,
Städtische Wirtschaftsschule im Röthelheimpark, Hort Liegnitzer Straße.
Unterstützt wurde das Projekt von der MAUSS Bau Erlangen GmbH & Co. KG
sowie der Hermann Gutmann Stiftung.
4. Medien-Resonanz
Die
politische Ausrichtung des 15. Internationalen Comic-Salons sowie der
Schwerpunkt mit Comics aus dem arabischen Raum haben zu einem großen Medienecho
geführt: Beinahe alle großen deutschsprachigen Tageszeitungen – Frankfurter
Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung, Der Tagesspiegel
Berlin, die tageszeitung, Süddeutsche Zeitung, Stuttgarter Zeitung,
Westdeutsche Allgemeine, Neue Zürcher Zeitung usw., sowie die zentralen
Online-Medien spiegel.de, stern.de, focus.de, bild.de, welt.de, zeit.de,
n-tv.de, news.de – berichteten über den Salon, mehrere Meldungen der Deutschen
Presseagentur sorgten für Verbreitung auch in den regionalen Zeitungen, die
Tagesschau, das Bayerische Fernsehen, Arte, 3sat, der Deutschlandfunk sowie
zahlreiche öffentlich-rechtliche und private Rundfunksender nahmen den Salon in
ihre Sendungen auf.
5. Finanzen
Zu
den Finanzen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine abschließende Aussage
möglich. Durch den ambitionierten Festival-Schwerpunkt mit der Einladung
zahlreicher Comic-Künstler aus dem arabischen Raum, die innovative Vermittlung
von Hintergrund-Informationen zu den Künstlern und ihren Heimatländern über
mobile media und das Großprojekt „Schüler – Stadt – Comic“ sind trotz der
Unterstützung u. a. durch institutionelle Förderer wie das Goethe-Institut
höhere Ausgaben entstanden als zunächst kalkuliert. Die Einnahmen konnten
gegenüber 2010 jedoch um mehr als 20.000 Euro gesteigert werden. Der
Einnahmeansatz war zu Planungsbeginn jedoch noch höher kalkuliert, leider ist
es in diesem Jahr – selbst mit Unterstützung des Oberbürgermeisters – nicht
gelungen, einen Hauptsponsor für den Internationalen Comic-Salon zu finden.
Eine weitgehende Kostenstabilität im Saldo im Vergleich zu 2010 und 2008 ließ
sich zuletzt jedoch nur durch die konsequente Konzentration auf das Programm
und Einsparungen im Bereich des Marketings aufrecht halten. Die Veranstalter
wurden von den Besuchern jedoch immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass das
aus der Vergangenheit bekannte Ambiente im öffentlichen Raum, wie Fahnenschmuck
und Dekorationen am Bahnhofsplatz schmerzlich vermisst würden.
6. Ausblick
„Der
einzige Nachteil am Internationalen Comic-Salon Erlangen ist, dass er nur alle
zwei Jahre stattfindet“ – so Johann Ulrich, Chef des Berliner avant-verlags,
der seine Jahresplanung ganz auf Erlangen ausgerichtet hat. Sehr zufrieden
äußerte sich auch der Vertreter des Panini-Verlags Steffen Volkmer, der großes
Interesse am DC-Relaunch beobachten konnte und sich darüber freut, dass mit
vielen jungen Besuchern und Familien neue Zielgruppen für den Comic erschlossen
werden können. Dirk Rehm vom Berliner Graphic Novel-Verlag Reprodukt sprach vom
„besten Salon aller Zeiten“. Zum Abschluss des Internationalen Comic-Salons
kann man optimistisch nach vorne blicken. Wachsende Anerkennung,
abwechslungsreiche Verlagsprogramme, herausragende Comic-Künstler, und ein
anspruchsvolles und interessiertes Publikum lassen bereits heute einen
spannenden 16. Internationalen Comic-Salon erwarten, der vom 19. bis 22. Juni
2014 sein 30-jähriges Jubiläum feiern wird.
7.
Kooperationspartner/Unterstützer
Bulls
Press, Siemens AG, NH-Hotel Erlangen, MAUSS Bau Erlangen GmbH & Co. KG,
Sixt GmbH & Co Autovermietung KG, Der Beck, FMS – Der Apple Premium
Reseller Erlangen, Goethe-Institute Moskau, Kairo, Jakarta, Amman und Rabat,
Black.Light Project (Hannover), Comicon Napoli, Beeld Beeld (Leuwen/Belgien),
NPN – Nationales Performance Netz, dFi – deutsch-französisches Institut Erlangen,
Französische Botschaft Berlin, Institut Français, Kunstmuseum Erlangen e. V.,
Kunstverein Erlangen e. V., Kunstpalais, Stadtbibliothek Erlangen, Gummi-Wörner
Kulturzentrale, Theater Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg, Institut für Theater- und Medienwissenschaft, Hermann
Gutmann Stiftung, Jugendkunstschule Erlangen (JuKS), Agentur Contours
(Hamburg), Mérimée Conseil (Angles-sur-l’Anglin/Frankreich), German Academy of
Comic Art, walz 2 consult (Überlingen), Glücklicher Montag (Leipzig), caravain
– contemporary communication arts (Nürnberg), Manhattan-Kinos,
Lamm-Lichtspiele, Das Lamm muss laufen! e. V., CineStar – Der Filmpalast, JNK
Media, www.splashcomics.de, www.mycomics.de, www.mehrwertzone.net
Ausgewählte Pressestimmen
Focus online www.focus.de, 7. Juni 2012
Comics zum Nahostkonflikt oder zu den
revolutionären Umbrüchen im arabischen Raum neben dem klassischen Superhelden:
Am Donnerstag hat der Internationale Comic-Salon in Erlangen seine Tore
geöffnet. Im Mittelpunkt des viertägigen
Der Tagesspiegel Lars von Törne, 8. Juni 2012
Zeichner und Autoren mischen
sich in Debatten ein, arbeiten Sachthemen auf oder nehmen politisch Stellung.
Es geht um das Afghanistan-Debakel der Bundeswehr, die Auswirkungen des
Nationalsozialismus oder den Kalten Krieg. Die grafische Erzählung wird als
Medium des sozialen und politischen Diskurses wieder entdeckt. In Frankreich und
den USA werden schon seit längerem politische Ereignisse in Comics behandelt,
aktuellste Beispiele sind „Gaza“ von Joe Sacco und „Aufzeichnungen aus
Jerusalem“ von Guy Delisle. In Deutschland haben sich Comicautoren bisher nur
selten an derartige Themen gewagt. Etwa der Berliner Reinhard Kleist. Nachdem
er mit seiner Comic-Biografie „Castro“ auch im Ausland Erfolge feierte, hat er
jetzt in seiner Graphic Novel „Der Boxer“ das Leben des jüdischen Boxers
Hertzko Haft nachgezeichnet. Haft musste im KZ zur Unterhaltung der Wachleute
gegen andere Gefangene um sein Leben kämpfen und machte später in den USA
Karriere. Öffentlich zugängliche Fotos oder Filme von den oft geheimen
Bundeswehreinsätzen dürften ebenso rar sein wie Bilder von Hertzko Hafts
Leidensgeschichte. So haben Comics anderen Medien etwas voraus: die Fantasie
der Zeichner.
Süddeutsche Zeitung
Christoph Haas, 11. Juni 2012
Wie wenig wir dennoch
nach wie vor über Comics als globales Phänomen wissen, das konnte man,
verblüfft und beglückt zugleich, am vergangenen Wochenende beim 15. Erlanger
Comic-Salon erfahren. Inspiriert vom Arabischen Frühling, widmete sich die
Hauptausstellung diesmal Comics aus dem Maghreb und Ägypten, aus Syrien, dem
Libanon und Palästina. Das war einerseits ein Zeichen von politischem
Engagement, wie es in der nerdlastigen Comic-Szene nicht selbstverständlich
ist. Andererseits war es wunderbar zu sehen, dass die ausgestellten Arbeiten
keinerlei politischen oder kulturellen Bonus benötigten: Sie waren nicht nur
von vielfältiger Machart, sondern durchweg von so hoher, teilweise
außerordentlicher künstlerischer Qualität, dass es schwer fällt, einzelne
Künstler herauszustellen. (…) Besonders ins Auge stachen allerdings die Blätter
der libanesischen Zeichnerin Zeina Abirached, deren autobiographische Comics
ihre Kindheit im vom Bürgerkrieg zerrissenen Beirut der achtziger Jahre
schildern. Politische und soziale Konflikte wurden in den ausgestellten Comics
teils erstaunlich offen, teils verschlüsselt angesprochen. In einer Kurzgeschichte
des Tunesiers Aladin Abu Taleb skandieren Demonstranten: "We are not dead
people!" Am Schluss wird aber deutlich, dass in ihren Kleidern nur
Skelette stecken, genauso unter den Uniformen der Polizisten, die sie brutal
zusammenknüppeln.
Frankfurter
Allgemeine Zeitung Thomas Vorwerk, 11.
Juni 2012
Kunst und Kommerz, Klebebildchen und
Kostüme – der Erlanger Comic-Salon ist ein geschäftiges Gesamtkunstwerk, das
alle zwei Jahre zu Fronleichnam Freunde der neunten Kunst versammelt, um alle
Facetten und Randgebiete der Bilderzählung aufzuzeigen. (…) Doch auch dem
ernsthaften Interessenten an der Kunstform wird mehr geboten, als man in vier
Tagen wahrnehmen kann. Künstlergespräche, Podiumsdiskussionen, Workshops,
Comicforschung – allein mit den mehr als zwanzig Ausstellungen kann man sich
lange befassen. Zu den kuratorischen Höhepunkten gehört die weitgereiste
Sammlung mit Werken des Amerikaners
die tageszeitung Katja Lüthge, 11. Juni 2012
In Konkurrenz zu anderen großkulturellen Ereignissen
fand vom 7.–10. Juni zum 15. Mal der Internationale Comic-Salon in Erlangen
statt, und die Entwicklung, den das ehedem männlich dominierte, eher unangenehm
nerdige Festival in den letzten Jahren genommen hat, ist ausgesprochen
erfreulich. Es riecht nicht nur besser, derart vielseitig ist das aus
Ausstellungen, Verlagsmesse, Panel-Diskussionen, Künstlergesprächen,
Nachwuchsförderung und begleitenden Filmen bestehende Programm mittlerweile,
dass ein Wochenende leider nicht reicht, um auch nur annähernd alles wahrnehmen
zu können.
Vor allem die bewusste Hinwendung zum
Comic-Geschehen in aller Welt trägt dabei anschaulich lehrreiche Früchte. So
wäre in diesem Jahr allein die Ausstellung „Illustration der Geschichte. Comics
aus der arabischen Welt“ der Kuratoren Anna Gabai und Paul Derouet eine Reise
in die fränkische Kleinstadt wert gewesen. Hierzulande kaum zu sehende Werke
aus dem Libanon, Tunesien, Algerien, Marokko, Ägypten, Jordanien, Syrien und
den palästinensischen Gebieten waren zu entdecken und zu bestaunen. Deren
Bildsprache ist, so der erste Eindruck, bei aller Fremdheit der Schrift
überraschend gut zu lesen.
Zeit online www.zeit.de, 11. Juni 2012
Bedrückend
und beeindruckend zugleich: Der 15. Erlanger Comic-Salon widmete sich in diesem
Jahr insbesondere den politischen Werken des Genres. In der Vergangenheit
wurden Besucher des Comic-Salons fast ausschließlich von niedlichen Comichelden
in Erlangen begrüßt. Einladend sollten sie aussehen und familienfreundlich
sein. Auf dem diesjährigen Poster des amerikanischen Stargasts
Stuttgarter Zeitung Rupert Kopold, 12. Juni 2012
Ausstellungen,
Workshops, Führungen, Künstlergespräche, Diskussionen und ungezählte
Signierstunden: der größere Teil davon spielt sich rund um das Rathaus und die
angegliederte Kongresshalle ab. Auf der Open Air Bühne des Vorplatzes wird etwa
die „Battle der Comicmagazine“ ausgetragen (…) Ein New Yorker Galerist bietet
an seinem Stand stolz Originale an, für eine vom Altmeister Robert Crumb
skizzierte stämmige Frau im Minirock verlangt er 11 500 Dollar. (…) Vorwiegend weibliche Manga Fans haben sich
auch wieder papageienbunte Kostüme geschneidert, paradieren als
Cosplay-Grüppchen durch die Menge und begegnen schwarzen Anhängern der Gothic
Fraktion oder dem Schnitter Tod in brauner Kutte, der Joscha Sauers „Nicht
lustig“-Cartoons entsprungen ist. Der Panini Verlag stellt den Relaunch der DC
Superhelden vor, im Reich von Superman, Batman und Co. wird nämlich gerade
alles wieder zurück auf Anfang gestellt. Und im „Black Light Project“ dagegen
beschäftigen sich Künstler mit den Grausamkeiten der realen Welt, sie haben
pulitzerpreisgekrönte Reportagen in düstere Zeichnungen umgesetzt. Auf das
Thema Gewalt ist die große Kongresshallen Ausstellung der etwa dreißig Künstler
aus der arabischen Welt natürlich nicht zu reduzieren, dafür ist die Bandbreite
der Genres viel zu groß. Und doch tauchen in diesen auch stilistisch
erstaunlich vielfältigen Arbeiten immer wieder Polizeihelme und Knüppel auf,
schlägt sich die arabische Revolution also ganz buchstäblich nieder. Über den
einzelnen Kabinen sind hier bebilderte Satellitenschüsseln angebracht, die
symbolisch auf die digitale Vernetzung der arabischen Welt hinweisen.
Neues Deutschland Ralf Hutter, 12. Juni 2012
Thematisch anspruchsvolle Bücher werden
gemeinhin und unnötigerweise auch formal anspruchsvoll aufbereitet, nämlich als
reine Textwüste. Dabei ist der Sehsinn wohl der aufnahmefähigste, sensibelste,
den wir haben. Das zu ignorieren spaltet die Gesellschaft in kulturelle
Klassen. Viel zu lange haben alle, die sich intellektuell nennen, die visuelle
Kommunikation den politischen Propagandisten und den Tunichtguten bei Kino und
Fernsehen überlassen. Der soeben zu Ende gegangene 15. Internationale
Comic-Salon in Erlangen zeigte die gegenläufigen Tendenzen. Grafische Romane
und Reportagen können Verständnis erleichtern und geradezu aufklärend sein. Wie
wichtig das gerade auch für historische Themen sein kann, zeigt das
eindringliche, halbrealistisch gezeichnete Buch „Der Boxer“ von Reinhard
Kleist, in dem es um einen jungen Juden geht, der im KZ gezwungen wird, zur
Belustigung der SS gegen Häftlinge zu boxen – wobei die jeweiligen Verlierer
getötet werden. Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg,
zeigte sich bei der Buchvorstellung beeindruckt von den fiktiven Innenansichten
der KZ-Baracken, und er kündigte entsprechend grafisch orientierte
Ausstellungen in seinem Haus an. (…) Dass Illustrationen notwendig Zumutungen
sein können, zeigt das in Erlangen vorgestellte Projekt „Black. Light“.
Reportagen und Fotos aus den vom Despoten Charles Taylor angezettelten Kriegen
in Westafrika sollen grafisch umgesetzt werden. Die Ergebnisse werden in den
von den Gräueln betroffenen Ländern gezeigt und sollen in einer von mündlicher
Weitergabe und Analphabetismus geprägten Welt die Aufarbeitung erleichtern.
Renommierte Zeichner, die ansonsten auch Superhelden kreieren, haben sich an
die Arbeit gemacht. Auch der Italiener Lorenzo Mattotti, der den
Max-und-Moritz-Preis für sein Lebenswerk erhielt, ist dabei. John Garrick,
Pfarrer und Aktivist aus Sierra Leone, sagte in Erlangen: „Diese Illustrationen
sind für viele von uns eine neue Form Journalismus.“
Anlagen: -