Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.
5 Jahre Streetwork Erlangen
Zu Beginn:
Im Mai diesen Jahres feierte die Streetwork Erlangen ihr 5-jähriges Bestehen. Das war für uns ein besonderer Anlass zum Feiern, da die Startbedingungen im Mai 2006 noch ganz anders aussahen.
Begonnen haben wir als
befristetes Projekt, co-finanziert durch das Förderprogramm „Soziale Stadt“ mit
2 Sozialpädagog/innenstellen á 20 Stunden. Hintergrund waren große Gruppen
Jugendlicher, die sich vor allem am Wochenende in der Erlanger Innenstadt
aufhielten und massiv Alkohol konsumierten.
Dies
waren laut Kerstin Barth, Vorsitzende der LAG Streetwork Bayern e.V., erstmal
kritische Rahmenbedingungen, da sinnvolle Streetworkarbeit viel Zeit zum
Beziehungsaufbau benötigt, die durch die geringen Arbeitsstunden und die
Befristung erstmal nicht gegeben waren. So äußerte sie sich bei unserer
Jubiläumsfeier erfreut, dass die Streetwork Erlangen sich in der Stadt
mittlerweile etabliert hat und auch das Stundenkontingent für die Arbeit auf 2
mal 32 Stunden erhöht wurde.
Frau
Bürgermeisterin Birgitt Aßmus fasste es mit den Worten „die Streetwork ist in
Erlangen nicht mehr wegzudenken“ kurz zusammen.
Aufgaben des Streetwork
Sehr schnell begannen wir unsere Arbeit in drei Kerngeschäfte aufzuteilen:
·
Arbeit mit Cliquen
· Arbeit mit Einzelnen
· Arbeit im Gemeinwesen
Diese
drei Arbeitsbereiche haben sich in der vergangenen 5 Jahren nicht verändert.
Die Arbeit im Gemeinwesen und mit Cliquen hatte zunächst den größten
Stellenwert in unserer Arbeit. Interessen und Bedürfnisse von Jugendlichen zu
kommunizieren und auf fehlende Infrastruktur hinzuweisen ist heute noch Teil
unserer Arbeit. Die Einzelfallhilfe ist mittlerweile ein wichtiges Standbein
der Streetwork Erlangen und setzt viel Zeit, regelmäßige Präsenz an relevanten
Treffpunkten und ein gut funktionierendes Netzwerk voraus.
Die
Grafik veranschaulicht sehr deutlich, was zu der Arbeit mit Einzelnen
dazugehört. Beziehungspflege ist in der Streetwork der wichtigste Baustein, da
die Beziehungsarbeit die Voraussetzung für weitergehende Angebote und Hilfen
ist.
Mehrfachnennungen möglich
Es ist uns in unsere Arbeit ebenfalls sehr wichtig, Themen, die von unserem Klientel an uns herangetragen werden, entsprechend aufzuschlüsseln. Am häufigsten geht es den Jugendlichen um Freizeitgestaltung und ihre Familien und Freunde. Unter sonstiges wird von uns alles summiert, wie z.B. Umzug, drohende Obdachlosigkeit, Projekte, etc.
Bereits
in unserem Jahresbericht 2008 haben wir darauf hingewiesen, dass den Jugendlichen
ein Jugendtreff mit pädagogischer Betreuung in der Innenstadt fehlt. Zwar hat
die Stadt Erlangen der Initiative Jugendhaus Erlangen neue Räumlichkeiten in
der Wöhrmühle zur Verfügung gestellt und damit ein attraktives Angebot geschaffen,
doch reicht dieser Ort noch lange nicht aus. Gerade jüngere Jugendliche
benötigen zur Bewältigung ihrer Probleme zu Beginn ihrer Pubertät auch ein
pädagogisches Angebot, das wir auch als primäre Suchtprävention verstehen. Winfried
Pletzer vom Bayerischen Jugendring, hat bei unserer Jubiläumsfeier am
10.November 2011 ausdrücklich die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung für
Erlangen unterstrichen und auch auf mögliche Förderung und Unterstützung durch
den BJR hingewiesen.
Klientel der Streetwork Erlangen
Wir
arbeiten mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 14 und 27 Jahren. Zunächst
wurde unser Angebot vor allem von jüngeren Jugendlichen bis etwa 17 Jahren wahrgenommen.
Dies hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, wie die Kontaktzahlen
in der nachfolgenden Grafik darstellen. Gerade von männlichem Klientel über 18
Jahren wird unser Angebot sehr gerne in Anspruch genommen, weil hier andere
Hilfen häufig fehlen oder nicht wahrgenommen werden.
Die Streetwork Erlangen erfreut sich mittlerweile großer Bekanntheit, was die Vergleichszahlen der Kontakte aus unserem Jahresbericht 2007 zeigen.
„Mit
Beginn des Projekts wurden ca. 400 sogenannter „Erstkontakte“ hergestellt.
Diese dienen dazu, das Angebot und die Streetworker bekannt zu machen und
daraus tiefergehende Beziehungen zu Jugendlichen zu entwickeln. Aus diesen
„Erstkontakten“ haben sich etwa. 40 regelmäßige Kontakte zu Einzelnen ergeben,
die das Hilfs-, Informations- und Beratungsangebot wahrgenommen haben. Zu
weiteren ca. 50 Jugendlichen besteht ein oberflächlicher Kontakt, da diese sich
vor allem am Wochenende in der Erlanger Innenstadt aufhalten. Die Altersspanne
bei den intensiveren Kontakten reicht von 13 bis 24 Jahren. Vor allem jüngere
Jugendliche halten sich über lange Zeiträume im öffentlichen Raum auf, weil
sowohl die Altervoraussetzung als auch die finanziellen Mittel für viele kommerzielle
Angebote fehlen.“
Allerdings
müssen wir uns auch die Frage stellen, wohin mit Erwachsenen, die immer noch
massive Probleme mit Drogen- und Alkoholkonsum, Obdach- und Arbeitslosigkeit
haben und bereits über 27 Jahre sind. Niederschwellige Hilfsangebote, wie
Streetwork, ist eine gute Methode dieses Klientel zu erreichen, reicht allerdings
bei weitem nicht aus. Notunterkünfte und Tagesstätten, gerade für
Drogenabhängige sind in Erlangen noch Mangelware. Die hiesige Drogenberatung
ist für uns über die Jahre ein verlässlicher und wichtiger Netzwerkpartner
geworden, nur reicht das Angebot noch lange nicht aus.
Wünschenswert!
Zum
Abschluss ein kleines Wunschkonzert aus unserer Sicht für die nächsten 5 Jahre:
·
Pädagogisch betreuter Jugendtreff in der Erlanger Innenstadt
·
Notunterkunft und Tagesstätte für Drogenabhängige Erwachsene
·
Notschlafstelle für Jugendliche und Junge Erwachsene
Anlagen: