Betreff
Demographischer Wandel hier: Ergebnisse der Referentenklausur und Vorbereitung eines Workshops
Vorlage
13-2/135/2011
Aktenzeichen
V/PEG
Art
Beschlussvorlage

Der Sachbericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen. Die Verwaltung wird beauftragt, einen Workshop für die Politik, die Verwaltung sowie die Beiräte bis Ende November 2011 zu organisieren.

 


Demographischer Wandel

Mit der Diskussion um den demographischen Wandel werden drei Entwicklungen benannt, die für die Entwicklung der Städte von zentraler Bedeutung sind: „Alterung, Schrumpfung und wachsende Vielfalt der Bevölkerung“[1] Der demografische Wandel ist kein Phänomen des neuen Jahrtausends, sondern seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts festzustellen.

Der demographische Wandel findet auch in Erlangen statt, aber anders. So die Abteilung Statistik und Stadtforschung, die bereits 2009 und im April 2010 zum zweiten Mal einen Bericht vorgelegt hat, wie sich die Bevölkerung in der Stadt Erlangen entwickeln wird. Aktuell führte sie eine stadtweite Befragung zum Thema „Wohnen im Alter“ durch, die endgültigen Ergebnisse werden im Herbst vorliegen.

„Auch in Erlangen steigt der Altenquotient mindestens seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nahezu kontinuierlich an. Während im Jahr 1950 noch rund 12 Senioren auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter entfielen, stieg dieser Wert bis heute auf rund 28 und wird in den kommenden 15 Jahren nach aktuellen Prognose auf 31 weiter steigen.“[2]

 

Gestaltungsbedarf Demographischer Wandel

Gleichzeitig wird Erlangen (anders als viele andere Städte) zumindest bis zum Jahr 2025 nicht schrumpfen, wie überall wird der Anteil der Älteren zunehmen.

Dies ist ein positives Ergebnis, denn es setzt die Verwaltung, Politik und die Stadtgesellschaft nicht unter „Handlungsdruck“, sondern eröffnet „Gestaltungsbedarf“.

Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft stehen dennoch vor einer wichtigen, sicherlich jahrzehntelangen Aufgabe, nämlich dem Management des demographischen Wandels bzw. der Gestaltung der Folgen desselben. Erlangen darf also einigermaßen optimistisch in die Zukunft sehen, was ihren Status als Großstadt anbelangt. Das Beispiel Chemnitz zeigt, dass dies nicht selbstverständlich ist: Diese Stadt verlor von 1990 bis 2009 ca. 25% ihrer Einwohner.

 

 

Integrierte Stadtentwicklung

Erlangen liegt aber nicht als „Oase der Glückseligkeit“ abgekoppelt von den ungünstigeren Entwicklungen anderer Städte und Regionen, sondern wird von deren Entwicklung stark betroffen werden. So werden die schrumpfenden Städte diesem „Weniger werden“ sicher nicht tatenlos zusehen, sondern in prosperierenderen Städten um Einwohner, insbesondere um gut ausgebildete junge Menschen oder um Familien werben. Andere Städte werben bewusst als „Stadt für Senioren“. Erlangen muss also etwas tun, um attraktiv zu bleiben und Einwohner nicht an andere Städte abzugeben, die schon heute ganz bewusst mit günstigen Bedingungen für bestimmte Zielgruppen werben.

 

Diese Attraktivität baut auf der Weiterentwicklung des urbanen Lebensraums auf (Bildung, Kultur, Wohnen, Arbeit, Mobilität, Umweltfreundlichkeit, Gesundheit…).

Mit dem demographieorientierten Blick kann die Analyse der Bevölkerungszusammensetzung und –entwicklung vorgenommen werden. Die Datengrundlage bildet ein Demographiemonitoring, das bei der Abteilung Statistik aufgebaut wird. Damit rücken insbesondere Fragen der Stadtentwicklung in den Fokus kommunalpolitischen Handelns.

Für Erlangen heißt dies, dass das Schlagwort „Integrierte Stadtplanung“ noch stärker mit Leben gefüllt werden muss. Stichwort Quartiersentwicklung als zentrale Planungseinheit oder auch die sogenannten Planungszellen: Planung der Verwaltung mit den Bürgern für die Bürger im Quartier, dabei die Verantwortung für die Gesamtstadt stets im Blick. Dass dies nicht einfach ist, steht außer Frage.

 

Querschnittsaufgabe Demographischer Wandel

Die Verwaltung hat sich in mehreren Einheiten mit dem Thema demographischer Wandel auseinandergesetzt.

Dabei wurde deutlich, dass das Management des demographischen Wandels eine Querschnittsaufgabe ist, wie beispielsweise Integration, Gesundheit, Familienfreundlichkeit und Geschlechtergerechtigkeit und dass diese Aufgabe in allen Referaten nicht nur angekommen ist, sondern bereits an Projekten, Angebotsentwicklungen und Lösungen gearbeitet wird. Hier ein paar Schlaglichter auf den Aspekt Demographie in verschiedenen Bereichen:

 

  • Bauen und Stadtentwicklung - Mobilität, Wohnformen, Infrastruktur
  • Personalentwicklung - älter werdende Belegschaften und drohender Fachkräftemangel, Bedarf an Gesundheitsförderung, Wissensmanagement und attraktiven Arbeitsplätzen
  • Wohnen - Wohnformen, öffentlicher Nahverkehr, Nahversorgung, kulturelle und soziale Angebote, Barrierefreiheit
  • Familienfreundlichkeit – Mehrgenerationenprojekte, Patenschaften, Pflegetätigkeiten
  • Gender Mainstreaming – geschlechtergerechte Teilhabe und Fachpolitik, z.B. Arbeit, Bildung, Gesundheit, Stadtentwicklung
  • Integration - Wohnen, Arbeiten, Teilhabe für Menschen mit Migrationshintergrund

 

Das Projekt Elder Care zur Vereinbarung von Pflegezeiten und Beruf ist ein gutes Beispiel wie verzahnt viele Aktivitäten sind: Hier geht es um Gesundheit, Gender, Diversity, Alter, work-life balance…

Oder ein anderes aktuelles Beispiel der Verzahnung der verschiedenen Themenbereiche: die Veranstaltung des Kultur- und Freizeitamts „Alt werden in der Fremde“ zu dem neben dem Seniorenbeirat und dem Ausländer- und Integrationsbeirat viele andere Gruppen gekommen sind. Wohnen, Gesundheit, Partizipation waren die Themen des Nachmittags.

 

Für die Referentenklausur bereiteten die Referenten Exzerpte beispielhafter Themen aus ihren Referaten vor. Diese werden aufgearbeitet und dann auf der Website Erlangen.de öffentlich gemacht.

Die Diskussion im Rahmen des ersten Workshops erbrachte eine schier unüberschaubare Menge von Themen in den einzelnen Referaten, bei deren Bearbeitung der demographische Wandel eine Rolle spielt und spielen wird.

 

 

 

Leitgedanken Demographischer Wandel

Aus dieser Sammlung wurden die großen, gemeinsamen Themen herausgearbeitet, und zentrale Leitgedanken der Verwaltung formuliert. So bestand Einigkeit, dass

  • Erlangen für alle Generationen attraktiv sein und bleiben soll (und damit auch für Unternehmen!!)
  • Erlangen ansprechende Lebensbedingungen für alle Lebensentwürfe bieten soll und damit die wachsende Diversität unserer Gesellschaft als Ressource sieht
  • die Quartiers-Perspektive an Bedeutung gewinnen wird und gleichzeitig der Blick fürs Ganze nicht verloren gehen darf
  • Vernetzung und Bürgerinnen- und Bürgernähe Arbeitsgrundlage sein werden

 

Themendächer Demographischer Wandel

In einem weiteren Arbeitsschritt wurden die Referate und städtischen Töchter gebeten, ihre drei TOP-Themen mit Bezug zum demographischen Wandel zu benennen. Gefragt war, in den Kategorien

-          Personalmanagement/-entwicklung

-          Wirtschaft/Arbeitsmarkt

-          Integration

-          Bildung

-          Kultur

-          Familienpolitik

-          Wohnen/Quartiersentwicklung

-          Gesundheit

-          Soziale Infrastruktur

-          Technische Infrastruktur

-          Mobilität/Verkehrsentwicklung

-          Bürgerschaftliches Engagement

-          Klima/Energie/Umwelt

pro Referat/Tochter drei Themen zu platzieren.

 

Die Auswertung dieser Benennung brachte das Ergebnis, dass die TOP-Themen zu wenigen Clustern zusammengefasst werden können, welche als Dächer für die anstehenden Aufgaben gesehen werden können: Am höchsten gewichtet wurde das Thema „Integration“, durch „Wolkenbildung“ kristallisierten sich weitere Schwerpunkte als Themendächer heraus:

 

  1. Arbeit – Bildung - Integration: Ohne vermehrte Zuwanderung und bessere Förderung und Partizipation der bisher schon zugewanderten Menschen werden wir weder den Arbeitsmarkt bedienen können und schon gar nicht den Geburtenrückgang ausgleichen können. Integration (und interkulturelle Kompetenz) spielt bei Präventionsmaßnahmen, im gesamten Bildungsbereich, bei der Qualifizierung von Arbeitskräften eine tragende Rolle.
  2. Diversität – Umgang mit Vielfalt - Aktiv in allen Bereichen lebenslagenorientiert gestalten (Alter, Migration, Geschlecht …):
    a) in der Personalgewinnung, -arbeit und –entwicklung, Stellen-, Gesundheits- und Wissensmanagement,
    b) Lebenslagenorientierte Zielgruppenorientierung bei den Dienstleistungen der Stadt und
    c) eine Stadtgesellschaft, die Diversität als Ressource lebt
  3. Wohnen und Quartiers-Perspektive: Von kulturellem Angebot vor Ort bis hin zu Mobilität und Umweltgedanken wird das Quartier eine tragende Rolle spielen

 

Die Verwaltung schlägt daher vor, Leitlinien für das Management des demographischen Wandels in Erlangen zu formulieren und kein weiteres Leitbild zu entwickeln (das Leitbild Integration berücksichtigt viele Aspekte bereits.)

Als Leitlinie wird die „Attraktivität Erlangens für alle Generationen und Lebensentwürfe“ benannt und mit den drei oben benannten Clustern inhaltlich unterfüttert.

Dafür und für die nötige Feinarbeit, sind die Fraktionen ebenso gefragt, wie die Stadtgesellschaft, also Parteien, Religionsgemeinschaften, Kulturschaffende, Bildungseinrichtungen, Wirtschaft, Vereine und Verbände etc.

 

Workshop Demographischer Wandel

Die Verwaltung schlägt daher vor, als nächsten Schritt einen Workshop für die Politik, die Verwaltung sowie die Beiräte anzubieten, um gemeinsam an diesem Leitziel zu arbeiten.

 

Wie oben ausgeführt, bietet das Thema Demographie viele Schnittpunkte zu den in den letzten Jahren bei der Stadt Erlangen den Handlungsrahmen bildenden Querschnittsthemen.

Diese Schnittpunkte, gilt es im Workshop herauszuarbeiten und deutlich zu machen, wie das Thema demographischer Wandel genutzt werden kann, um die Gestaltung von Stadtentwicklung als Quartiersentwicklung zu differenzieren.

 

Hinweis: Am 13.10.2011 findet ein Workshop für Führungskräfte der Verwaltung und Politik zum Thema Diversity Management statt. Dieser bietet eine gute Grundlage für den Blickwechsel und unterschiedliche Fokussierungen (Alter, Geschlecht, Migration, Behinderung, Lebenslagen…).

Die Diversity Orientierung als Schlüsselkompetenz gesellschaftspolitischen Denkens und Handelns soll eine differenzierte Zielgruppenorientierung bieten und alle Aspekte der Vielfalt berücksichtigen.

 

 

1.   Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt werden?)

Das Thema Demographischer Wandel wurde auf der Referentenebene bereits mehrfach behandelt.

In einem nächsten Schritt soll die Politik, Führungskräfte der Verwaltung und die Beiräte einbezogen werden.

Weitere Schritte zur Beteiligung weiterer gesellschaftlicher Gruppen sind zu erwarten.

 

2.   Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)

Durchführung eines Workshops für o. g. Gruppen im Herbst 2011 (Nov. 2011)

 

3.   Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote erbracht werden?)

Aktuell wird nach einer/einem kompetenten Workshop-Moderator gesucht.

 

4.   Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

             werden nicht benötigt

             sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                        bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

                   sind nicht vorhanden


Anlagen: