Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.
1.Organisation / Sicherungsprioritäten
Die Verkehrssicherungspflicht im Winter ist kommunale Pflichtaufgabe der Stadt Erlangen. Zur Erfüllung stellen die Verantwortlichen des EB 77 eine aufgabengerechte Organisation, die sich aus Gesetz und Rechtsprechung ergibt, bereit.
Die Mitarbeiter/innen des Winterdienstes tragen persönlich strafrechtliche Verantwortung.
Der EB 77 organisiert den Winterdienst ämterübergreifend.
D.h. die beteiligten Ämter EB 77, Amt 66 und EBE stellen rechtzeitig Personal
sowie doppelt genutzte Fahrzeuge bereit.
Der EB 77 legt den Winterdienstplan fest, der jährlich im Einvernehmen mit der
Polizei, den Rettungsdiensten und den Verkehrsbetrieben aktualisiert wird.
Der EB 77 entscheidet über den Einsatz des geeignesten Streumittels nach
pflichtgemäßer Abwägung der Verkehrssicherheit und der Umweltbelange. Auf
besonders sparsame Verwendung von Tausalz auf den Fahrbahnen wird geachtet und
nach dem Motto „soviel wie nötig, sowenig wie möglich“ gehandelt.
In erster Priorität werden – verpflichtend entsprechend Gesetzgebung und den Grundsätzen der Rechtsprechung - folgende verkehrliche Anlagen in der Regel bis zum Einsetzen des Berufsverkehrs gesichert:
·
163 km Hauptverkehrsstrecken
(Erweiterung um ca. 1 km: Verlängerung des Adenauerringes)
· 120 km Radwege
·
397 Bushaltestellen
(Erweiterung um 11 Bushaltestellen: Verlängerung Linie 293 von der
Sebaldussiedlung bis zum Brucker Bahnhof)
· 142 Ampelanlagen
· 162 Fußgängerüberwege und Querungshilfen
· 55 Kreuzungen
· 28 Treppenanlagen
· 19 Park- und öffentliche Plätze und
· die Gehwege an städtischen Grundstücken (z.B. Kindergärten, Schulen, Plätze, Grünflächen etc.)
In zweiter Priorität werden Strecken gesichert, die im Sinne der Rechtsprechung keine Verkehrsbedeutung haben, aber besondere bauliche Gefahrenstellen (Steigungen, Gefällestrecken, Engstellen, Brücken etc.) aufweisen und Strecken mit höherem Verkehrsaufkommen aber ohne bauliche Gefahrenstellen. Weiterhin fallen hierunter Straßen, die zu Schulen, Kindergärten und Altenheimen führen.
In dritter Priorität erfolgt die Sicherung der restlichen Straßen im Stadtgebiet soweit technische und personelle Ressourcen zur Verfügung stehen.
2. Einsatz von Personal, Fahrzeugen und Geräten
Für den Winterdienst 2010/2011 wurde für ca. 130
Mitarbeiter/innen (Einsatzleiter, Fahrer, Kfz-Mechaniker und Mitarbeiter/innen
der Dauerrufbereitschaft aus den Bereichen EB 77, EBE, Amt 66) vom 19.11.2010
bis 31.03.2011 Winterdienstrufbereitschaft angeordnet.
Während dieser Zeit müssen die Mitarbeiter/innen für Wintereinsätze bereit
stehen.
Die Mitarbeiter/innen wurden vor der Winterdienstperiode in einer Sicherheitsunterweisung
geschult und in ihre Aufgaben, Strecken und Winterdienstgeräte eingewiesen.
Technisch standen insbesondere 12 große Räum- und Streufahrzeuge sowie
40 Transporter und Kleintraktoren für den Winterdienst zur Verfügung.
Alle im Winterdienst eingesetzten Fahrzeuge und Geräte wurden umgerüstet und
auf Einsatzfähigkeit getestet.
Insgesamt verfügen 9 große Räum- und Streufahrzeuge über Soletanks zur sparsamen und wirkungsvollen Ausbringung von Feuchtsalz auf allen 8 Hauptstrecken.
3. Witterung, Winterdiensteinsätze
Der Winter 2010/11 begann am Freitag, den 26.11.2010 mit dem
ersten Einsatz; der letzte Einsatz erfolgte am 28.02.2011
Während der ersten 7 Einsatzwochen präsentierte sich ein äußerst schneereicher
Winter, welcher ununterbrochen mindestens 1 bis 4 Einsätze am Tag erforderte
und die Mitarbeiter/innen an ihre Leistungsgrenzen führte.
Außergewöhnliche Neuschneehöhen bis zu 35 cm führten zu Auswirkungen auf den
gesamten Betrieb. So war z.B. am Freitag den 10.12.2010 die Leerung der
Mülltonnen bei 35 cm Neuschnee nicht möglich. Deshalb wurde die Müllabfuhr an
diesem Tag eingestellt und die Mitarbeiter zur Unterstützung des Winterdienstes
herangezogen.
Infolge des immer wieder kehrenden starken Schneefalls musste über Tage hinweg
Schnee aus der Gesamtstadt, insbesondere aus der Innenstadt, Fußgängerzone
sowie aus Kreuzungsbereichen und von Bushaltestellen abgefahren werden, um
Stauraum für weitere Einsätze zu schaffen. Dabei war zum Teil
fahrzeugtechnische und personelle Unterstützung einer Fremdfirma notwendig.
Während dieser schneereichen Wochen wurde das komplette Stadtgebiet, soweit
technisch möglich, im Rahmen der 3. Priorität geräumt.
Der Winter gipfelte am 06.01.2011 in einem flächendeckenden von Nordwest nach
Südost bundesweit durchziehendem Eisregen. Durch diese widrige Witterung war es
nicht allen Winterdienstmitarbeitern/innen möglich, ihren Diensteinsatzort zu
erreichen. Glücklicherweise erreichte uns der Eisregen am Feiertag Heilige Drei
Könige, an welchem feiertagsbedingt relativ wenig Berufsverkehr stattfand. Der
Eisregen setzte gegen 05:30 Uhr ein. Auf einigen Streustrecken mit Steigungen
war die Sicherung durch die Winterdienstfahrzeuge nur mit Ketten möglich. Bis
gegen 12:00 Uhr hatte der Winterdienst die Lage im Griff. Trotzdem wurden die
Buslinien bis Mittag im gesamten VAG-Gebiet (Nürnberg, Fürth, Erlangen) vorsorglich
eingestellt.
Ein zweiter Eisregen im Februar setzte tagsüber gegen 10.00 Uhr ein, war jedoch
hinsichtlich seiner Auswirkungen nicht mit dem Eisregen vom 06.01.2011
vergleichbar.
Der Winterdienst 20010/2011 erforderte:
auf Fahrbahnen:
62 Volleinsätze (Vorjahr 61) und 40 Teileinsätze (Vorjahr 43) und
auf Geh- und Radwegen:
31 Volleinsätze (Vorjahr 36) und 33 Teileinsätze (Vorjahr 32).
Diese Einsätze verteilten sich auf insgesamt 59 Tage.
Bei ähnlicher Anzahl der Einsätze unterschied sich der Winter 2010/2011 vom
Vorherigen dadurch, dass er sich im Wesentlichen auf 7 Wochen konzentrierte.
Dies führte den Erlanger Winterdienst an die Grenzen der personellen und
technischen Leistungsfähigkeit.
4. Streumittelverbrauch
Der frühe und
konzentrierte Winter führte diesmal bereits 14 Tage nach den ersten Einsätzen
zu Lieferschwierigkeiten seitens der Salzindustrie im gesamten Bundesgebiet.
Wie im letzten Winter war auch die Stadt Erlangen von diesen Lieferengpässen
betroffen, die bis Ende Januar anhielten. So musste der Erlanger Winterdienst
in den 7 Winterwochen fast die gesamte vertraglich georderte Salzmenge von
1.000 Tonnen abrufen, die letztlich nur mit sehr großen Zeitverzögerungen
geliefert wurde. Nachfragen bei anderen Lieferanten der Salzindustrie ab Mitte
Dezember verliefen negativ.
Die Winterdienstorganisatoren hielten auch in diesem Jahr ständig eine eiserne
Reserve von ca. 50 to für den Fall von Eisregen vor. Das hatte zur Folge, dass
bei einigen Winterdiensteinsätzen auf Fahrbahnen nur noch 5 g/m² Feuchtsalz
gestreut werden konnten und ein hoher maschineller wie auch personeller Einsatz
nötig war, um die Straßen in einen verkehrssicheren Zustand zu halten.
Am 20.12.2011 gelang
es der Stadt Erlangen über einen Nürnberger Großhändler 500 Tonnen Meersalz aus
Ägypten zu ordern, welches ab der 2. Januarwoche geliefert wurde. Dieses
Angebot wurde auch von der Stadt Nürnberg mit einer Menge von ca. 3.000 Tonnen
genutzt. Um diese Mengen an losem Streusalz ordnungsgemäß lagern zu können und
um künftigen Lieferengpässen entgegen zu wirken, entschied sich der EB 77 noch
während des Winters für die Umnutzung der vorhandenen Granulathalle in eine
Salzhalle. Hierfür wurde die Halle zum Schutz der Betonwände mit Holzplatten
ausgekleidet; ein Tor zum Schutz vor Nässe wird noch eingebaut. Zur
Granulatbevorratung werden nun die beiden kleinen Silos genutzt. Das große Silo
dient weiterhin der Salzbevorratung für die Solebereitung.
Damit wurde die Lagerkapazität auf ca. 780 Tonnen Salz verdoppelt und die
Streugutsicherheit erheblich verbessert.
Entsprechend der o.g. häufigen Einsätze war gegenüber dem letzten Winter ein
Mehrverbrauch von ca. 11 % Streusalz und ca. 8 % Granulat zu verzeichnen:
1.287 to
(Vorjahr 1.158 to) Streusalz für Fahrbahnen
1.040 m³ (Vorjahr 960 m³) Granulat für Geh- und Radwege.
5. Kosten des Winterdienstes / Einsatzstunden
Nach der vorläufigen (noch nicht abgeschlossenen)
Kostenermittlung der Verwaltung belaufen sich die Gesamtkosten für den Winterdienst 2010/2011 auf ca. 2,2 Mio. €. Davon entfallen ca.1,3
Mio. € auf Personalkosten und ca. 900.000,-€ auf Sach- und Gemeinkosten.
Inklusive der personellen Unterstützung durch den EBE und Amt 66 wurden
insgesamt deutlich über 24.000 Einsatzstunden geleistet.
Der größte Teil der geleisteten Winterdienststunden fielen im 4. Quartal 2010 an. Gemeinsam mit dem überwiegenden Winterdienstanteil des Winters 2009/2010 im 1. Quartal 2010 wird der Jahresabschluss 2010 des EB 77 eine erhebliche Überschreitung des Winterdienstzuschusses ausweisen.
6.
Verkehrssicherheit / öffentlicher Nahverkehr
Im Ergebnis aller Aufwendungen waren die im Streuplan
enthaltenen Fahrbahnen, Geh- und Radwege in der Regel sicher begeh- und
befahrbar. Trotz des zeitlich konzentrierten und präsenten Winters mit
außergewöhnlichen Schneehöhen auch zu Hauptverkehrszeiten wurden sowohl von den
Verkehrsbetrieben, als auch von der Polizeiinspektion Erlangen keine
außergewöhnlichen Verkehrsereignisse gemeldet.
Sowohl die Polizei als auch die VAG lobte den Winterdienst für die geleistete
Arbeit.
Durch den massiven Winter haben sich die Verkehrsteilnehmer auf die Situation
eingestellt und in der Regel ihr Fahrverhalten den Witterungsumständen
angepasst.
Durch den abrupten
Übergang in das Frühjahr konnte die Reinigung des Stadtgebietes von
Streumaterial bis Ende März abgeschlossen und bereits Anfang April die
Absperrpfosten durch Amt 66 wieder eingesetzt werden.
7. Fazit und Ausblick – Winterdienst
erreichte Grenze der Belastbarkeit
Trotz des Einsatzes aller verfügbaren technischen und
personellen Möglichkeiten ist die Stadt Erlangen für derartig außergewöhnlich
anspruchsvolle Winter nicht auf Dauer ausgerüstet.
Der Winter 2010/2011 führte die Mitarbeiter/innen und die Winterdienstleitung
an die Grenze des Leistbaren. Während der ersten 7 Winterwochen wurde diese
teilweise überschritten. Es gab keinerlei Verschnaufpausen, weder an den
Wochenenden noch zu Weihnachten oder Silvester. Die Mitarbeiter/innen der
Dauerrufbereitschaft (Radwege, Bushaltestellen, Kreuzungen, Überwege…) leisten
alle notwendigen Sicherungsarbeiten in einfacher Besetzung. Erschwerend kommt
für die Verantwortlichen des EB 77 hinzu, dass die Unterstützung durch Personal
aus anderen Bereichen nicht immer reibungslos funktioniert und zum Teil krankheitsbedingte
Ausfälle nicht adäquat ersetzt werden. Eine Verbesserung dieser Situation soll
im Rahmen eines „Untersuchungsauftrages Winterdienst“ erreicht werden, der
unter anderem zum Ziel hat, die Verpflichtung der amts- und
referatsübergreifenden Personalgestellung auf Ebene OBM/Stadtrat zu regeln und
somit das Zusammenspiel aller Beteiligten zu optimieren.
Aufgrund der Häufigkeit der Einsätze bestehen inzwischen erhebliche
Schwierigkeiten, die für das Personal notwendigen Ruhezeiten einzuhalten. Um
ihnen diese dennoch zu gewähren, wurde das Personal nach 2 Einsätzen, teilweise
bereits zwischen dem 1. und 2. Einsatz, in die Ruhephase geschickt.
Im Bereich der Wintersicherung der Fahrbahnen (3 Fahrergruppen) sind o.g.
Personalengpässe für die Strecken der 1. Priorität nicht festzustellen. Hier
konnte seit der Einrichtung einer 3. Fahrergruppe zur Einhaltung der damals
neuen Lenk- und Ruhezeiten Vorsorge getroffen werden.
Trotz bereits stellenweise erfolgter Reparaturen erschweren nach wie vor
schlechte bauliche Zustände einiger Rad- und Gehwege eine ordnungsgemäße
Wintersicherung.
Obwohl sich die Verkehrsteilnehmer aus Sicht des Winterdienstes in der Regel
auf die vorherrschenden Witterungsumstände eingestellt haben, gingen erneut die
meisten Beschwerden von Fahrradfahrern ein.
Für den nächsten Winter 2011/2012 ist die Beschaffung und der Einsatz von
Schleuderbesen zur Erhöhung der Sicherungsqualität auf Radwegen vorgesehen.
Anlagen: