Betreff
Brandschutzsanierung Markgrafentheater - Auswirkungen des verschobenen Baubeginns auf das Theater
Vorlage
44/015/2010
Aktenzeichen
RBI/IV/44
Art
Mitteilung zur Kenntnis

Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.


 

Wie bereits allen Mitgliedern des KFA bekannt ist, hat sich der Baubeginn für die Brandschutzsanierung des Markgrafentheaters erneut verschoben. Es soll nun ab Mitte März 2011 mit den umfangreichen, schmutz- und lärmintensiven Arbeiten der Baumaßnahme begonnen werden.

Nun könnte man annehmen, dass diese Verschiebung das Theater nicht belastet, da bis zum Baubeginn der reibungslose Betriebsablauf ja weiter gehen kann und das Theater einfach erst später mit den Einschränkungen einer Umbauspielzeit umgehen muss.

Fatal daran ist jedoch, dass das Theater bereits die gesamte Planung der Spielzeit 2010.2011 auf den Umbau mit Baubeginn Ende Juli 2010 ausgerichtet hatte und auf die Verzögerung dispositionell nicht mehr reagieren konnte und kann.

 

Dass eine Baumaßnahme organisatorisch und finanziell erhebliche Einschränkungen mit sich bringt, ist allen bekannt und kein Anlass für Aufregung oder Verwunderung.

Dass diese finanziellen Defizite das Theater aber dennoch genauso massiv treffen, obwohl der Umbau noch gar nicht begonnen hat, will und muss das Theater dem KFA und den Entscheidungsträgern darlegen.

 

 

  1. Spielzeiteröffung 2010.2011 erst im November 2010, anstatt im Oktober 2010

 

Um eine längere Bauphase der gröbsten und lärmintensivsten Arbeiten im Unteren Foyer in den Monaten August, September und Oktober 2010 zu ermöglichen, wurde die erste Premiere im Markgrafentheater von Anfang Oktober auf Mitte November 2010 verschoben.

Diese Verschiebung hatte auf die Publikumsresonanz eine deutlich negative Auswirkung, da u.a. die Presse von keinem Spielzeitstart und neuen Premieren berichten konnte, war das Theater noch nicht im Bewusstsein des Publikums präsent. Mit der ersten Premiere von Mutter Courage und Ihre Kinder und KOHLHAAS änderte sich schlagartig der Publikumszulauf, so dass es naheliegend ist, dass die Terminierung der ersten Premiere in einer Spielzeit Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen zu Spielzeitbeginn hat.

Im Oktober 2010 konnten im Markgrafentheater lediglich Wiederaufnahmen der bestehenden Produktionen sowie Gastspiele gezeigt werden, wodurch die Auslastung der Vorstellungen im Oktober im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sehr schlecht war (2009 besuchten 3.733 Besucher die 25 kostenpflichtigen Veranstaltungen, was zu Kasseneinnahmen von 33.500,- € führte; im Oktober 2010 jedoch besuchten lediglich 2.369 Zuschauer die 24 kostenpflichtigen Veranstaltungen, die Kasseneinnahmen lagen entsprechend nur bei 28.400,- €).

(Einnahme-)Einbußen waren an dieser Stelle zu erwarten, jedoch ist es mehr als bedauerlich, dass sie faktisch „umsonst“, also ohne einen erfolgten Umbau zu verzeichnen sind.

 

 

  1. Auslagerung des Weihnachtsmärchens 2010 in den Redoutensaal

 

Durch die Auslagerung des Märchens 2010 wurden hohe Zusatzausgaben vor allem für die technische Einrichtung und die Miete des Redoutensaals als Ausweichspielstätte nötig (siehe Informationen aus den Sitzungen des KFA und des Stadtrats aus den Monaten Juli und September 2010). Es wurde zur Finanzierung des Märchens eine Produktion in der Garage gestrichen, was zu einer erheblichen Verflachung des Spielplans führt, besonders vor dem Hintergrund, dass ja bereits eine Produktion im Markgrafentheater weniger auf dem Spielplan steht.

 

Die Auslagerung des Weihnachtsmärchens hat neben allen Ärgernissen ein erfreuliches Ende gefunden – sollte sich aber nicht in der kommenden Spielzeit 2011.2012 wiederholen - allein deshalb darf sich die Umbauphase nicht noch weiter nach hinten verschieben. Das Theater ist z.Zt. mit dem GME übereingekommen, dass das Weihnachtsmärchen 2011, trotz noch nicht abgeschlossener Baumaßnahmen, im Markgrafentheater stattfinden kann, befürchtet jedoch, dass bei weiteren Verzögerungen die Umbausituation im Foyer einen reibungslosen, organisatorischen Ablauf unmöglich macht. Besonders an der Nahtstelle zwischen dem Ende der 9.00 Uhr Vorstellung, also ca. um 10.20 Uhr und dem Beginn der zweiten Vorstellung um 11.00 Uhr, müssen ca. 400 Kinder ihre Jacken, Handschuhe und Mützen finden, das Theater gemeinsam verlassen und gleichzeitig wieder ca. 400 Kinder ihre Sachen abgeben und ihre Plätze finden. Real ist dies immer eine kleine Invasion und nur mit einem baufreien Foyer bewältigbar. Anders als das Erwachsene Abendpublikum, das sich zum einen meistens im Theater gut auskennt, vereinzelt und nicht gleichzeitig in großen Gruppen ankommt und man auch etwas mehr Geduld bei schwierigen Garderobensituationen erwarten kann, ist das Märchen ohne voll funktionsfähige Foyersituation und mit eingeschränktem Toilettenzugang (!) organisatorisch nicht denkbar und müsste wieder ausgelagert werden. Neben erneuter finanzieller Mehrbelastung und Folgekosten, würde es auch zu Ärger bei den Besuchern kommen und größere Abwanderungen zu anderen Theatern wären nicht auszuschließen. Dies ist unbedingt zu vermeiden.

Die genaue Abrechnung des Weihnachtsmärchens 2010 wird das Theater dem KFA im März 2011 vorlegen, wobei klar ist, dass die Erfolgsbilanz aus dem Vorjahr nicht erreicht werden kann.

 

 

  1. Streichung 1 Produktion im Markgrafentheater

 

Um den Bedarf der Bühnenprobenzeiten einer Produktion, von ca. 10 Tagen uneingeschränkter Probenzeit (10.00 - 14.30 Uhr szenische Proben, 14.30 – 19.00 technische Bühnenzeit, sowie Ton- und Beleuchtungsproben und 19.00 – 22.45 Uhr weitere szenische Proben) während der Brandschutzsanierungsphase zu gewährleisten (Bühnenzeit erst ab 18.00 Uhr möglich), musste die jeweilige Bühnenprobenphase auf 15 - 17 Tage verlängert werden, bei ursprünglich geplanten 5 Premieren im Markgrafentheater, hätte dies ca. 30 zusätzliche Schließtagen nach sich gezogen, so dass die Produktionen gar nicht oft genug hätten gespielt werden können.

 

FAZIT: Es musste eine Produktion gestrichen werden und dementsprechend sämtliche Abos um eine Vorstellung reduziert werden.

 

Daraus resultieren

a.      Einnahmeeinbußen in Höhe von ca. 30.000,- €

b.      Durch veränderte Abonnements statt 7 Vorstellungen im MGT nur 6 Vorstellungen im MGT und 1 Garagengutschein (was bei vielen Abonnenten nicht gut ankam) gibt es im Bereich des Abonnements Mindereinnahmen in Höhe von 5.900,- €.

 

Darüber hinaus hat das Theater in der gesamten Disposition von Oktober 2010 –

April 2011 (bis dahin sollte ja das „Schlimmste“ bereits geschafft sein) Ausweichtermine blockiert, falls wider Erwarten eine Abo-Vorstellung durch unvorhersehbare Bauprobleme doch nicht wie geplant hätte stattfinden können, um das Nachholen dadurch zu gewährleisten. Auch diese gesperrten Spieltermine führen zu weniger Einnahmemöglichkeiten, wobei das Theater versucht diese, durch Verzögerung des Baubeginns nun nicht benötigten und somit leeren Sperrtermine, mit Zusatzvorstellungen und einer Wiederaufnahme von WER HAT ANGST VON VIRGINIA WOOLF? kurzfristig zu kompensieren. Vollständig sind die Einnahmeverluste jedoch kaum auszugleichen.

 

 

ZUSAMMENFASSEND

 

Für das Theater findet bis März 2011 in Spielplangestaltung und –umsetzung, sowie in den wirtschaftlichen Einbußen eine Umbauspielzeit ohne tatsächlichen Umbau, bzw. mit verspätetem Umbaubeginn statt. Jede weitere Verzögerung verlängert de facto nur die Umbauphase – es verschiebt sie nicht!

Das Theater sieht aktuell nur ein noch nicht geklärtes Problem durch die Bauverschiebung in den März 2011. Wenn aufgrund von unvorhersehbaren Bauproblemen zwischen April und Juli 2011 es zu Vorstellungsverschiebungen kommen muss, hat das Theater kaum eine Möglichkeit zwischen Osterferien, FIGU, ARENA-Festival, Pfingstferien und Bergkirchweih Vorstellungen nachzuholen. Einzige Ausweich- bzw. Nachholmöglichkeiten würden in der Woche der Schultheatertage liegen, diese müssten allerdings einmalig im Jahr 2011 (z.B. ins Experimentiertheater) ausgelagert werden. Diese Entscheidung sollte baldmöglichst getroffen werden, anderenfalls kann es dazu kommen, dass entweder das Theater ausgefallene Vorstellungen auszahlen muss und dadurch noch mehr Einnahmeverluste zu verzeichnen hätte (eine für das Theater nicht denkbare Variante) oder die Schultheatertage 2011 müssten kurzfristig abgesagt werden.

Beide Varianten sind katastrophal, dass das Theater sehr dazu tendiert die mögliche Auslagerung zu favorisieren.

 

Die Spielzeitplanung 2011.2012 ist dispositionell weitestgehend abgeschlossen und mit dem GME ausführlich besprochen und abgestimmt. Wir sind übereingekommen, dass die Spielzeit 2011.2012 keine solch großen Einschränkungen mit sich bringt wie in der laufenden Spielzeit und das Theater versucht zu einem „normalen“ Spielzeitablauf zurückzukehren. Das Märchen 2011 findet wieder im Markgrafentheater statt und es werden wieder fünf Premieren im Abendspielplan stehen. Die ersten Verträge mit Gastregisseuren, Verlagen und Gastspielanbietern sind bereits geschlossen. Wir können die derzeit geplante Spielzeit 2011.2012 nur halten, wenn es zu keinen weiteren Verzögerungen mit dem Baubeginn kommt – der Baubeginn im März 2011 muss gehalten werden.

 


Anlagen: