1.Organisation /
Sicherungsprioritäten
Die Verkehrssicherungspflicht
im Winter ist als Pflichtaufgabe von den Verantwortlichen des EB 77 zu
erfüllen. Sie sind verpflichtet, eine aufgabengerechte Organisation, die sich
aus Gesetz und Rechtsprechung ergibt, bereit zu stellen.
Der EB 77 ist verantwortlich
für die Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht. Seine Mitarbeiter tragen
persönlich strafrechtliche Verantwortung.
Der EB 77 organisiert den
Winterdienst und legt den Winterdienstplan fest, der jährlich im Einvernehmen
mit der Polizei und den Verkehrsbetrieben aktualisiert wird.
Der EB 77 entscheidet über den Einsatz des geeignetsten Streumittels nach
pflichtgemäßer Abwägung der Verkehrssicherheit und der Umweltbelange. Auf
besonders sparsame Verwendung von Tausalz wird geachtet: „soviel wie nötig,
sowenig wie möglich“. Ein erfolgreicher Schritt hierfür ist die komplette
Umstellung der Fahrbahnstreustrecken auf Feuchtsalz.
In erster Priorität werden – verpflichtend entsprechend Gesetzgebung und
den Grundsätzen der Rechtsprechung -
·
162 km Hauptverkehrsstrecken
·
120 km Radwege
·
386
Bushaltestellen
·
142 Ampelanlagen
·
162
Fußgängerüberwege und Querungshilfen
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55 Kreuzungen
·
28 Treppenanlagen
·
19 Park- und öffentliche Plätze und
·
die Gehwege an
städtischen Grundstücken (z.B. Kindergärten, Schulen, Plätze, Grünflächen etc.)
in der Regel bis zum
Einsetzen des Berufsverkehrs gesichert.
In zweiter Priorität werden Strecken gesichert, die im Sinne der
Rechtsprechung keine Verkehrsbedeutung haben, aber besondere bauliche
Gefahrenstellen (Steigungen, Engstellen, Brücken etc.) aufweisen und Strecken
mit höherem Verkehrsaufkommen aber ohne bauliche Gefahrenstellen. Weiterhin
fallen hierunter Straßen, die zu Schulen, Kindergärten und Altenheimen führen.
In dritter Priorität erfolgt die Sicherung der Nebenstrecken und
Anliegerstraßen soweit technische und personelle Ressourcen zur Verfügung
stehen.
2. Einsatz von Personal,
Fahrzeugen und Geräten
Für den Winterdienst
2009/2010 wurde für ca. 130 Mitarbeiter (Einsatzleiter, Fahrer, Kfz-Mechaniker
und Mitarbeiter der Dauerrufbereitschaft aus den Bereichen EB 77, EBE, Amt 66)
vom 20.11.2009 bis 31.03.2010 Winterdienstrufbereitschaft angeordnet. Während
dieser Zeit müssen die Mitarbeiter für Wintereinsätze bereit stehen.
Die Mitarbeiter wurden vor der Winterdienstperiode geschult und in ihre
Aufgaben, Strecken und Winterdienstgeräte eingewiesen.
Technisch standen insbesondere 12 große Räum- und Streufahrzeuge sowie
40 Transporter und Kleintraktoren für den Winterdienst zur Verfügung.
Die Fahrzeuge und Geräte wurden umgerüstet und auf Einsatzfähigkeit getestet.
Insgesamt verfügen 9 große
Räum- und Streufahrzeuge über Soletanks zur sparsamen und wirkungsvollen
Ausbringung von Feuchtsalz auf allen 8 Hauptstrecken.
3. Witterung,
Winterdiensteinsätze
Während der Winter 2009/2010
im November eher ruhig begann, folgte ab 18.12.2009 bis zum 15.03.2010 eine
fast durchgehende wiederkehrend schnee-reiche Winterperiode, welche die volle
Einsatzbereitschaft des Winterdienstpersonals forderte.
Im Gegensatz zu letzten Wintern kam es zu ganztägigen Schneefällen,
Schnee-höhen bis zu 15 cm, Schneeverwehungen, überfrierende Nässe,
Temperaturstürze bis zu minus 15°C und bis zu 3 Einsätzen des
Winterdienstpersonals täglich.
Wegen fehlendem Stauraum in
der Innenstadt wurde mehrmals Schnee vor allem aus dem Bereich Hugenottenplatz
und Bahnhofsplatz, entlang der Hauptstraße sowie von Bushaltestellen und
schmalen Gehsteigen herausgefahren.
Der Winterdienst 2009/2010
erforderte:
auf
Fahrbahnen:
61 Volleinsätze (Vorjahr 38) und 43 Teileinsätze (Vorjahr 35) und
auf Geh- und Radwegen:
36 Volleinsätze (Vorjahr 24) und 32 Teileinsätze (Vorjahr 30).
Diese
Einsätze verteilten sich auf insgesamt 69 Tage.
4. Streumittelverbrauch
Nach
dem großen Wintereinbruch kam es relativ schnell im gesamten Bundesgebiet zu
Lieferschwierigkeiten seitens der Salzindustrie.
Auch
die Stadt Erlangen war von diesen Lieferengpässen betroffen.
Auf Grund mehrmals täglich erfolgter Nachfragen beim Vertragspartner ist es
letztendlich gelungen die notwendigen Salzmengen zur Durchführung der
kommunalen Winterdienstes zu erhalten. Festzustellen ist aber auch, dass die
bestellten Mengen nie fristgerecht und im
vollen Umfang geliefert wurden.
Nachfragen bei anderen Salzlieferanten oder Kommunen führten wegen der
allgemeinen außergewöhnlichen Wintersituation in ganz Deutschland zu keinem
positiven Ergebnis.
Aus diesem Grund wird überlegt eine Halle zur zusätzlichen Salzbevorratung
anzumieten und damit derartigen Lieferengpässe entgegen zu wirken.
Die
Winterdienstorganisatoren hielten ständig eine eiserne Reserve von ca. 50 to
für den Fall von Eisregen vor. Das hatte zur Folge, dass bei einigen
Winterdiensteinsätzen auf Fahrbahnen nur noch 5 g/m² Feuchtsalz gestreut werden
konnten und ein hoher maschineller wie auch personeller Einsatz nötig war, um
die Straßen in einen verkehrssicheren Zustand zu halten.
Die
Ankündigung in der Tagespresse nur noch Gefällstrecken, Steigungen, Brücken und
Kreisverkehre zu sichern, im Falle dass kein Salz mehr geliefert würde, musste
nicht vollzogen werden.
Entsprechend der o.g. häufigen Einsätze war ein um ca. 30 % höherer Verbrauch
an Streumitteln als im letzten Winter zu verzeichnen:
1.158
to (Vorjahr 877 to) Streusalz für
Fahrbahnen
960 m³ (Vorjahr 720 m³) Granulat für Geh-
und Radwege.
5. Kosten des
Winterdienstes / Einsatzstunden
Nach der vorläufigen (noch
nicht abgeschlossenen) Kostenermittlung der Verwaltung belaufen sich die Gesamtkosten für den Winterdienst 2009/2010
auf
ca. 1,65 Mio. €, wovon ca.1 Mio.
€ auf Personalkosten und ca. 650.000,-€ auf
Sach- und Gemeinkosten entfallen.
Allein die beim EB 77 geleisteten Einsatzstunden belaufen sich auf ca. 18.000.
Inklusive der personellen Unterstützung durch den EBE und Amt 66 wurden
insgesamt wohl deutlich über 22.000 Einsatzstunden geleistet.
Der größte Teil entfällt
dabei auf das 1. Quartal 2010, sodass im laufenden Wirtschaftsjahr mit einer
Überschreitung der Pauschale für den
Winterdienst gerechnet werden muss.
6. Verkehrssicherheit / öffentlicher Nahverkehr
Im Ergebnis aller
Aufwendungen waren die im Streuplan enthaltenen Fahrbahnen, Geh- und Radwege in
der Regel sicher begeh- und befahrbar. Trotz des präsenten Winters mit Schnee
zu Hauptverkehrszeiten wurden sowohl von den Verkehrsbetrieben, als auch von
der Polizeiinspektion Erlangen keine außergewöhnlichen Verkehrsereignisse
gemeldet.
Durch den lang anhaltenden Winter haben sich die Verkehrsteilnehmer auf die
Situation eingestellt und in der Regel ihr Fahrverhalten den
Witterungsumständen angepasst.
Die
Absperrpfosten im Stadtgebiet werden bis Mitte April wieder eingesetzt.
7. Fazit – Winterdienst
erreichte Grenze der Belastbarkeit
Der
Winter 2009/2010 führte die Mitarbeiter/innen und die Winterdienstleitung an
die Grenze des Leistbaren.
Insbesondere die Zunahme der Winterdienstumfanges bei Querungshilfen,
Übergängen und Bushaltestellen in Neubaugebieten hat sich bislang noch nicht
auf eine personelle Verstärkung der Dauerrufbereitschaft ausgewirkt. Die
Mitarbeiter/innen leisten in einfacher Besetzung alle notwendigen
Sicherungsarbeiten und befinden sich in dauernder Rufbereitschaft.
Die Einsätze der für die Sicherung der Geh- und Radwege eingesetzten Mitarbeiter/innen
dauern bei ausschließlichen Streuarbeiten je 2,5 bis 3,5 Stunden, bei
notwendigen Streu- und Räumarbeiten sogar je 4 bis 6 Stunden.
Um den Mitarbeitern die notwendige Ruhezeit dennoch zu gewähren, wurde das
Personal nach 2 Einsätzen, teilweise bereits zwischen dem 1. und 2. Einsatz, in
die Ruhephase geschickt, sodass sich unter Umständen nicht alle Geh- und
Radwege in einem für alle stets zufriedenstellenden Zustand befanden. Durch
weitere Schneefälle mussten am Folgetag die betroffenen Geh- und Radwege z.B.
wegen festgefahrenem / festgetretenem Schnee wesentlich umfangreicher betreut
werden. Dies hat in der Praxis zur Folge, dass Geh- und Radwege bei anhaltendem
Schneefall nicht ausreichend nachbetreut werden können. Aufgrund der Häufigkeit
der Einsätze (2-3x täglich) bestehen inzwischen erhebliche Schwierigkeiten, die
für das Personal notwendigen Ruhezeiten einzuhalten.
Darüber
hinaus erschweren schlechte bauliche Zustände einiger Rad- und Gehwege eine
ordnungsgemäße Wintersicherung.
Obwohl
sich die Verkehrsteilnehmer aus Sicht des Winterdienstes in der Regel auf die
vorherrschenden Witterungsumstände eingestellt haben, gingen die meisten
Beschwerden von Fahrradfahrern ein.
Zur Verbesserung der winterlichen Verkehrssicherheit auf Radwegen könnte – wie
in anderen Kommunen bereits praktiziert - eine versuchsweise Salzstreuung auf 1
oder 2 ausgewählten Fahrradrouten durchgeführt werden.
Im
Bereich der Wintersicherung der Fahrbahnen (3 Fahrergruppen) sind o.g.
Personalengpässe für die Strecken der 1. Priorität nicht festzustellen. Hier
konnte seit der Einrichtung einer 3. Fahrergruppe zur Einhaltung der damals
neuen Lenk- und Ruhezeiten Vorsorge getroffen werden.
Durch die Bindung der Mitarbeiter und Fahrzeuge auf den Hauptstrecken während
des langanhaltenden intensiven Winters konnten
Einsätze in der 2. oder gar 3. Priorität jedoch nicht immer im
gewünschten Umfang durchgeführt werden.