Erläuterungsbericht
(Kurzfassung)
1 Einleitung
Das Wasserstraßen-Neubauamt
Aschaffenburg plant den Ersatzneubau der Schleusen Kriegenbrunn und Erlangen
(siehe Anlage 1 c). Hierbei wird eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU)
nach dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) durchgeführt. Die
Stadt Erlangen wird im Verfahren als Träger öffentlicher Belange beteiligt.
Die
nachfolgenden Ausführungen dienen den Festlegungen des voraussichtlichen
Untersuchungsrahmens für die UVU. Hierzu werden die geplanten Baumaßnahmen –
entsprechend dem derzeitigen Planungsstand – erläutert und die aus der Sicht
des Vorhabensträgers erforderlichen technischen und ökologischen Untersuchungen
aufgeführt. Alle umweltrelevanten bau-, anlagen- und betriebsbedingten
Auswirkungen des Vorhabens werden hierbei nach derzeitigem Kenntnisstand
erfasst.
2 Veranlassung
Anfang der 1970er Jahre wurden am Main-Donau-Kanal
(MDK) die Schleusen Kriegenbrunn und Erlangen fertig gestellt.
Bereits kurze Zeit nach
Inbetriebnahme der Schleusen mussten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen
durchgeführt werden. Undichte Fugen hatten zur Ausspülungen im Sohlbereich
geführt, was die Bauwerksbettung beeinträchtigte. Als Folge wurde der
Stahlbetonquerschnitt der Schleusen im Schleusenbetrieb überbeansprucht.
Zur mittelfristigen Erhöhung
der Standsicherheit der Schleusenkammern wurden Sofortmaßnahmen in den Jahren
2008 und 2009 durchgeführt. Dabei wird die Standsicherheit nicht erreicht, wohl
jedoch für voraussichtlich 10 Jahre wiederhergestellt.
Aufgrund von Berechnungen
sowie umfassenden Analysen konnte keine Sanierungsvariante gefunden werden, die
die Standsicherheit der Schleusenkammern mit Sicherheit langfristig
gewährleistet.
Daher wird ein Neubau der beiden baugleichen Schleusen innerhalb der nächsten
10 Jahre empfohlen, um so einen sicheren und reibungslosen Schiffsverkehr auf
dem MDK garantieren zu können.
3 Beschreibung des Planungsraumes
3.1 Örtliche
Lage
Schleuse Kriegenbrunn
- Der Bereich der Schleuse liegt am westlichen Rand
des Regnitztales.
- Der MDK liegt südlich der Schleuse (Oberwasser) höher
als das ursprüngliche Gelände
(Dammlage).
- Nördlich der Schleuse (Unterwasser) befindet sich
der MDK auf Höhe des ursprünglichen Geländes bzw. im Einschnitt.
- Der zu betrachtende Abschnitt des MDK beginnt
südlich der Autobahnquerung A 3 über den Kanal.
- Westlich des MDK befinden sich vorwiegend
landwirtschaftliche Flächen.
- Östlich des unteren Vorhafens der Schleuse grenzt
ein ca. 30 - 50 m entferntes Umspannwerk an.
- Östlich der Schleusenkammer steht in ca. 100 m
Entfernung eine Reihenhaussiedlung.
- Das östliche Ufer ist gesäumt von bewaldetem,
teilweise landwirtschaftlich genutztem Gebiet, das am oberen Vorhafen bis auf
ca. 40 m Entfernung an den MDK herantritt.
Schleuse Erlangen
- Der Bereich der Schleuse liegt am westlichen Rand
des Regnitztales.
- Der MDK liegt südlich der Schleuse (Oberwasser)
höher als das ursprüngliche Gelände
(Dammlage).
- Nördlich der Schleuse (Unterwasser) befindet sich
der MDK auf Höhe des ursprünglichen Geländes bzw. im Einschnitt.
- Der MDK liegt im zu betrachtenden Abschnitt
überwiegend in bewaldetem Gebiet, das teilweise von landwirtschaftlichen
Nutzflächen unterbrochen wird.
- Die nächstgelegene Wohnbebauung steht ca. 900 m von
der Schleuse entfernt.
3.2 Wasserschutzgebiete
Schleuse Kriegenbrunn
- Keine Wasserschutzgebiete im
Untersuchungsraum.
Schleuse Erlangen
- Engere Schutzzone (II) des
Wasserwerkes West der Erlanger Stadtwerke (ESTW).
- Weitere Schutzzone (III) des Wasserwerkes West der Erlanger Stadtwerke
(ESTW).
3.3 Gebiet nach
Naturschutzrecht
Schleuse Kriegenbrunn
- Flussauf liegt westlich des MDK das
Landschaftsschutzgebiet „ Regnitztal“.
- Im Untersuchungsraum befinden sich keine kartierten Biotope.
Anmerkung:
Die Biotop- und Artenschutzkartierung
für Erlangen befindet sich aktuell in der Fortschreibung, die
Ergebnisse liegen frühestens Anfang 2010
vor.
Schleuse Erlangen
- Schutzgebiete nach Naturschutzrecht
im Untersuchungsraum sind nicht bekannt.
- Im Untersuchungsraum befinden sich keine kartierten Biotope.
3.4 EU-Vogelschutzgebiete
Schleuse Kriegenbrunn
- Das nächstgelegene
Vogelschutzgebiet „Nürnberger Reichswald“ befindet sich über 2 km vom
Untersuchungsraum entfernt.
Schleuse Erlangen
- Die nächstgelegenen
Vogelschutzgebiete „Regnitz- und Unteres Wiesental“ und „Markwald“ bei
Baiersdorf befinden sich über 400 m vom
Untersuchungsraum entfernt.
3.5 Vorkommen
von Denkmalen
Schleuse Kriegenbrunn
- Im Untersuchungsraum befinden sich
keine Denkmale.
Schleuse Erlangen
- Im Untersuchungsraum befinden sich
keine Denkmale.
4 Bauvorhaben
4.1 Allgemeine
Beschreibung des Bauvorhabens (entnommen
aus Unterlagen des Wasserstraßen-Neubauamtes Aschaffenburg)
Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf
beide baugleichen Schleusenneubauten.
Die neuen Schleusenkammern
werden östlich der alten Schleusen in einem Abstand von ca. 37 m geplant. Die
zugehörigen Sparbecken werden auf der östlichen Seite der neuen
Schleusenkammern gebaut.
Während des gesamten
Bauablaufes wird der Betrieb der alten Schleusen gewährleistet.
Nach Fertigstellung der neuen Schleusen und Vorhäfen, wird der Schiffsverkehr
von den alten auf die neuen Schleusenkammern umgelegt. Anschließend werden die
alten Schleusenkammern einschl. der alten Sparbecken rückgebaut und verfüllt.
4.2 Baugruppen
der geplanten Schleusen
Ein Vergleich der Baugruppen im Bestand und in der
Planung stellt sich wie folgt dar:
Baugruppe |
Bestand |
Planung |
Differenz |
Schleusenkammer |
|
|
|
Sparbeckenreihen |
|
|
|
Vorhäfen |
Zur Anpassung an die neuen
Schleusenkammern werden die bestehenden Vorhäfen in dem notwendigen Maße
erweitert. |
1) Im Zuge
der weiteren Planung kann sich die Anzahl der Sparbeckenreihen reduzieren.
4.3 Baustelleneinrichtungsflächen,
Zwischenlagerflächen, Umschlagstellen
Schleuse Kriegenbrunn
- Die Baustelleneinrichtungs- und
Zwischenlagerflächen sind östlich der Baustelle vorgesehen.
Zurzeit ist ein großer Anteil der
Fläche bewaldet.
- Für die Baustellenzufahrt ist eine asphaltierte Baustraße vorgesehen.
Schleuse Erlangen
- Die geplanten
Baustelleneinrichtungs- und Zwischenlagerflächen sind östlich der Baustelle
vorgesehen. Zurzeit ist ein großer
Anteil der Fläche bewaldet. Eine weitere geplante Zwischenlager-
fläche befindet sich westlich des
vorhandenen unteren Vorhafens und wird zurzeit landwirtschaftlich
genutzt.
- Die geplanten Baustelleneinrichtungs- und Zwischenlagerflächen liegen in der
engeren Wasser-
schutzzone (II). Erforderliche
Maßnahmen zum Schutz vor grundwassergefährdenden Stoffen
werden nach den gültigen Vorschriften
getroffen.
- Für die Baustellenzufahrt ist eine asphaltierte Baustraße vorgesehen.
5 Auswirkungen
5.1 Wasserrechtliche
Auswirkungen
Die Auswirkungen auf die Grundwasserstände und das
Wasserwerk West infolge der Uferabgrabungen am östlichen Ufer und die
Verschiebung der Kanalachse werden in einem hydrogeologischen Gutachten
untersucht.
5.2 Baggergutunterbringung
Das anfallende Baggergut wird auf die Zusammensetzung
des Materials, insbesondere auf mögliche Schadstoffbelastungen, untersucht. Das
Baggergut wird dementsprechend seiner chemischen und physikalischen Zusammensetzung
in Absprache mit den zuständigen Fachbehörden wiederverwertet oder deponiert.
Ausgewiesene Zwischenlager befinden sich in direkter Nähe des Baugebiets.
5.3
Bauzeit
Der Planfeststellungsantrag für den
Neubau der Schleusen Kriegenbrunn und Erlangen soll 2013 gestellt werden. Mit
den Bauarbeiten kann voraussichtlich Ende 2015 begonnen werden. Als Bauzeit
werden ca. fünf Jahre veranschlagt.
5.4 Bedarf von
Grundstücken
Schleuse Kriegenbrunn
Es müssen ca. 10 derzeit forst- bzw.
landwirtschaftlich genutzte Flurstücke an dem östlichen Ufer des MDK teilweise
erworben werden. Hierbei sind Grundstücke, die temporär für die Dauer der
Bauzeit benötigt werden, enthalten.
Schleuse Erlangen
Es müssen ca. 30 derzeit forst- bzw.
landwirtschaftlich genutzte Flurstücke an dem östlichen Ufer des MDK teilweise
erworben werden. Hierbei sind Grundstücke, die temporär für die Dauer der
Bauzeit benötigt werden, enthalten.
5.5 Baustellenverkehr
Schleuse Kriegenbrunn
Die geplante Baustellenzufahrt zweigt
von der Kreisstraße ER 2 (Hüttendorfer Straße) ab und führt direkt über die
Schleusenstraße zum Baugebiet. Der Baustellenverkehr wird durch die
Verkehrsinsel an der Kreuzung Hüttendorfer Straße/Schleusenstraße behindert. Mögliche
Lösungen sind hier ggf. eine Erweiterung der Einfahrt in die Schleusenstraße
oder ein temporärer Rückbau der Verkehrsinsel. Im weiteren Verlauf zur BAB A 3
verläuft die Baustellenzufahrt überwiegend durch landwirtschaftlich genutztes
Gebiet. Wohngebiete des Ortsteils Kriegenbrunn werden nur am Rande berührt.
Schleuse
Erlangen
Die geplante
Baustellenzufahrt zweigt von der Staatsstraße 2240 (Sankt Johann) ab und führt
durch überwiegend bewaldetes Gebiet. Der bereits bestehende asphaltierte Weg
ist eine der verbindenden Landstraßen zwischen der Gemeinde Möhrendorf und dem
Ortsteil Alterlangen. Die Zufahrt verläuft durch die Wasserschutzzonen II +III.
6
Untersuchungsprogramm
Das Untersuchungsprogramm, das aus Sicht des
Vorhabensträgers ausreichend ist, die Auswirkungen auf die Umwelt zu ermitteln,
beruht einerseits auf den umfangreichen Erfahrungen des Vorhabensträgers und
berücksichtigt andererseits die speziellen Verhältnisse an den Schleusen
Kriegenbrunn und Erlangen.
Der Untersuchungsbereich wird sämtliche Flächen beiderseits des MDK beinhalten, die entweder im direkten
funktionalen Zusammenhang mit den geplanten Maßnahmen stehen oder die indirekt
vom Schleusenausbau betroffen sein können.
6.1
Technische Untersuchungen
Gegenstand |
Inhalt |
Ergebnis/Maßnahmen |
Hydrogeologie |
- Ermittlung der hydrogeologischen |
- Die Betrachtung
qualitativer als auch - Bei Bedarf Vorschläge
für Beweissicherungsmaßnahmen und Kontrolluntersuchungen. - Die Nutzung
der vorhandenen Grundwassermessstellen zur Beweissicherung der
Grundwasserstände. |
Geotechnik |
- Bohrungen,
Sondierungen und Schürfe in einem weiten Raster. - Beschreibung des
Locker- und Festgesteinaufbaus. - Erkundung des
Felshorizonts zwecks hydrogeologischer Auswirkungen. |
- Die Erkenntnisse für
die Art des Bauverfahrens (Bagger- oder Meißelarbeit, Einbringen von
Spunddielen). - Die Möglichkeit über
die Wiederverwertung des Aushubs. |
Baggergut |
- Ermittlung
der Schadstoffbelastung des Baggergutes durch Beprobungen. |
|
Lärm |
- Ermittlung des
Ist-Zustandes der Geräuschimmissionen bei Schleusenbetrieb. - Prognose der
Geräuschimmissionen nach Inbetriebnahme der neuen Schleuse unter
Berücksichtigung der künftigen Entwicklung der Verkehrszahlen. |
- Durchführung von
Ortsbesichtigungen zwecks Ermittlung der schalltechnischen Immissionsorte
sowie der topographischen Verhältnisse. - Die Gebietseinstufung und
Zuordnung der Immissionswerte für die Ortsteile gem. der Bauleitplanung. - Die Darstellung von
Maßnahmen zur Lärmminderung. |
Erschütterung |
- Für das Einbringen der
Spundbohlen in den Untergrund werden bevorzugt erschütterungsarme Verfahren
gewählt. - Je nach Ergebnis der
geotechnischen Untersuchungen wird eine Kombination aus Vorbohren und
Einvibrieren gewählt bzw. müssen ggf. Proberammungen durchführt werden. |
- Die Proberammungen
würden von schall- und erschütterungstechnischen Untersuchungen begleitet. - Bei prognostizierter
Überschreitung zulässiger Grenzwerte werden Möglichkeiten der Minimierung
aufgezeigt. |
Verkehr |
- Darstellung des
derzeitigen Verkehrsaufkommens. - Prüfung der geplanten
Trassenführung für den Baustellenverkehr. - Aufzeigen von Gefährdungspotenzialen
durch den Baustellenverkehr. |
- Die
Entwicklung von Vorschlägen für geeignete Gegenmaßnahmen. |
6.2
Ökologische Untersuchungen
Gegenstand |
Inhalt |
Ergebnis/Maßnahmen |
Aquatische |
- Die tierischen
Kleinorganismen der Gewässersohle und der Uferböschungen werden durch
repräsentative Stichproben qualitativ und halbquantitativ erhoben. |
- Die Probenahme erfolgt in
der ersten Julihälfte 2010. - Die Auswertung der Daten
erfolgt gemäß den nationalen Vorgaben zur Wasserrahmenrichtlinie. |
Fledermäuse |
- Die großflächigen
Gehölzbereiche bieten Lebensraum für Fledermäuse, denen durch die
Wasserfläche des MDK eine hohes Beuteangebot zur Verfügung steht. |
- Die Erhebungen erfolgen
zwischen Anfang Juni und Ende September. |
Vögel |
- Als hochmobile Artengruppe
eignen sich die Vögel besonders gut zur Bewertung von Lebensraumkomplexen
oder großflächigen Gebieten. |
- Im Frühjahr / Sommer 2010
werden das Artenspektrum und die Lage der Brutreviere naturschutzrelevanter
Arten ermittelt. |
Totholzkäfer |
- Holzkäfer stellen gute
Indikatoren für naturnahe Gehölz- bzw. Waldgesellschaften dar. - Viele Arten der
Totholzkäfer sind unter artenschutzrechtlichen Gesichtspunkten relevant. |
- Die Erfassung erfolgt
zwischen Mai und September 2010. |
Pflanzensoziologische Kartierung |
- Die vorkommenden
Pflanzengemeinschaften lassen Rückschlüsse auf die Feuchtigkeits- und
Nährstoffverhältnisse bestimmter Standorte zu und geben damit wertvolle
Hinweise auf deren potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten. |
- Die Erfassung erfolgt
zwischen April und September 2010. - Die Vegetationseinheiten
werden beschrieben und im Plan dargestellt. |
7
FFH-Verträglichkeitsstudie
Folgende EU-Vogelschutzgebiete befinden sich im
Bereich der geplanten Maßnahmen:
Schleuse Kriegenbrunn
Gebiet Nr. 6533-471.01 „Nürnberger Reichswald“
(Abstand zum Untersuchungsgebiet über 2 km).
Schleuse Erlangen
Gebiet Nr. 6332-471.01 „Regnitz- und
Unteres Wiesental“
(Abstand zum Untersuchungsgebiet über 800 m).
Gebiet Nr. 6331-472 „Markwald bei Baiersdorf“
(Abstand zum Untersuchungsgebiet über 400 m).
In allen drei Fällen ist aufgrund der Entfernung der
Gebiete zu geplanten Baumaßnahmen nicht davon auszugehen, dass
Beeinträchtigungen des Vorhabens auf die Schutzgebiete vorhanden sind. Eine
FFH-Verträglichkeitsstudie wird daher für nicht erforderlich gehalten.
8
Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag
Die artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände bezüglich der gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten, die durch das Vorhaben erfüllt werden können, werden ermittelt und dargestellt. Bei Bedarf werden dann die naturschutzfachlichen Voraussetzungen für eine Ausnahme von den Verboten geprüft.
Anlagen:
1 a Neubau der MDK – Schleuse Kriegenbrunn
1 b Neubau der MDK – Schleuse Erlangen
1 c Erlanger Nachrichten, Artikel vom 25.02.2010