- Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis
genommen.
- Die Verwaltung wird beauftragt, den Verein Comic-Museum e. V. bei der Antragsstellung zur Förderung eines Comic-Museums in Erlangen durch die Bayerische Staatsregierung München zu unterstützen.
- Die Verwaltung wird beauftragt, die für Phase I notwendigen Mittel für 2024 zu gegebener Zeit in die Haushaltsberatungen einzubringen.
Sachbericht
Comic-Museum Erlangen: Eckpunkte zur
Entwicklung eines Rahmenkonzepts
Zusammengestellt von: Comicmuseum Erlangen e.V., Referat für Kultur, Bildung
und Freizeit der Stadt Erlangen, Kulturamt der Stadt Erlangen
1. Grundlage
Stadtratsbeschluss vom 28.07. 2022: „Die Verwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit dem Verein Comicmuseum
Erlangen e.V. ein erstes Rahmenkonzept für ein Comicmuseum in Erlangen zu
erarbeiten.“
Gemeinsam mit dem Verein Comicmuseum Erlangen e.V., externen Comic-Expert*innen
sowie Vertreter*innen Erlanger Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen soll also
ein Rahmenkonzept erarbeitet werden mit ersten Überlegungen zur inhaltlichen
Ausrichtung, zur Trägerschaft, zur Anmietung von Räumen/Depotflächen sowie zum Finanzbedarf
für die ersten Schritte der Aufbauphase. An dieser Stelle werden die Eckpunkte
dargelegt, die zur Entwicklung des Rahmenkonzepts inhaltlich und finanziell
eine Rolle spielen.
2. Festivalstadt Erlangen
Erlangen ist eine sehr junge Großstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte
Erlangen lediglich rund 45.000 Einwohner*innen und eine entsprechend
übersichtliche kulturelle Infrastruktur. Durch die Ansiedlung der SIEMENS AG,
das Wachstum der Friedrich-Alexander-Universität und Eingemeindungen überschritt
Erlangen 1974 erstmals die 100.000-Einwohner*innen-Grenze und wurde dadurch zur
Großstadt.
Bis heute
hat Erlangen ein verhältnismäßig kleines Stadttheater und eine übersichtliche
Anzahl an Museen. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre entstanden in Erlangen
hingegen das Internationale Figurentheater-Festival, das Erlanger Poetenfest
und der Internationale Comic-Salon und begründeten Erlangens Ruf als
Festivalstadt. Alle drei Festivals gehören heute zu den wichtigsten Ereignissen
ihres jeweiligen Genres im deutschsprachigen Raum.
Das
Erlanger Poetenfest findet jedes Jahr am letzten Augustwochenende im
Schlossgarten und den umliegenden Gebäuden Markgrafentheater, Redoutensaal,
Orangerie, Schloss und Palais Stutterheim statt. Rund hundert
Schriftsteller*innen und Publizist*innen kommen zu Lesungen und Gesprächen
zusammen. Neben der Vorstellung von Neuerscheinungen spielen Podien zu
aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen eine wesentliche Rolle. Zum
Erlanger Poetenfest können die Veranstalter jedes Jahr über 12.000
Besucher*innen begrüßen.
Alle zwei
Jahre findet in Erlangen, Nürnberg, Fürth und Schwabach unter Erlanger
Federführung das Internationale Figurentheater-Festival statt. Es ist das
wichtigste Treffen für zeitgenössisches Figuren-, Bilder- und Objekttheater an
der Schnittstelle zu Tanz, Performance und Neue Medien im deutschsprachigen
Raum. Mit rund 100 Aufführungen von über 50 verschiedenen Gruppen und Ensembles
werden insgesamt etwa 25.000 Besucher*innen erreicht.
Seit 1984
findet im biennalen Wechsel mit dem Internationalen Figurentheater-Festival der
Internationale Comic-Salon statt. Als größtes und wichtigstes Festival für
grafische Literatur und Comic-Kunst im deutschsprachigen Raum hat er in den
zurückliegenden Jahrzehnten die Entwicklung der deutschen Comic-Kultur
maßgeblich mitgeprägt.
So hat
sich Erlangen mit seinen durchaus flexiblen Formaten als Festivalstadt
etabliert. Ein gewisses Defizit besteht hingegen bei festen Einrichtungen mit
Alleinstellungsmerkmal.
3. Entwicklung
der Comic-Kunst in Deutschland
Obgleich
Deutschland keine „Comic-Nation“ ist wie die Nachbarn Frankreich und Belgien –
oder gar die USA und Japan –, haben Bildergeschichten und andere
Comic-Vorläufer hierzulande dennoch eine lange Tradition. Moritz von Schwinds Der
gestiefelte Kater (1850), Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter (1854)
und Wilhelm Buschs Max und Moritz (1865) waren dabei nur die
bekanntesten Vertreter.
Im 19. und
frühen 20. Jahrhundert kultivieren besonders deutschsprachige Satirezeitschriften
wie die Lustigen Blätter oder der Simplicissimus humoristische
Bilderbögen und Bildfolgen. Auch zahlreiche US-amerikanische Comic-Pioniere wie
Rudolph Dirks, Lyonel Feininger oder Charles William Kahles hatten deutsche
Wurzeln, dennoch kommen lange nur wenig Impulse aus den USA zurück in den
deutschsprachigen Raum. Insbesondere was die Hybridisierung von Text und Bild
durch Sprechblasen oder Onomatopoesien betraf, hielten deutschsprachige
Bildergeschichten vor dem 2. Weltkrieg beides noch „sauber“ voneinander
getrennt oder blieben wie Erich Ohsers Vater und Sohn (1934–1937) ganz
wortlos. Ausnahmen finden sich vor 1945 vor allem im Werbecomic und in
Kinderzeitschriften. Die Bezeichnung „Comic“ selbst taucht in Deutschland erst
nach dem Zweiten Weltkrieg auf, als die Medienform seit den 1950er Jahren in
immer mehr Zeitungen und Zeitschriften, seit den 1960er Jahren auch als eigene
Heftchengattung zu finden ist. Zwei dominante Strömungen bilden dabei
einerseits Abenteuerfortsetzungen im Stile Hansrudi Wäschers, andererseits
„Funnies“ mit abgeschlossenen Kurzgeschichten im Stile Rolf Kaukas.
Die
Blütezeit der (meist 32-seitigen) Comic-Zeitschriften in Westdeutschland liegt
in den 1970er Jahren, in denen auch die ersten Fanzines und Fachmagazine aufkommen.
Adressiert werden aber weiterhin zumeist Kinder und Jugendliche, das Programm
ist zudem stark durch Importe bestimmt, sowohl was tatsächliche Übersetzungen
als auch übernommene Trends der Eigenproduktionen betraf. Eigene Akzente werden
vor allem im Bereich von Satirezeitschriften wie pardon (seit 1962),
also im Zwischenbereich von Comics, Cartoons und Textsatire, gesetzt. In der
DDR entwickelt sich derweil eine äußerst rege Parallelkultur mit weniger
amerikanischen und frankobelgischen Einflüssen, vor allem im Anschluss an die
1955 gestartete Zeitschrift Mosaik, die 1989 sogar überlebt.
„Autorencomics“
(zunächst noch männlich dominiert) kamen in Deutschland erst gegen Mitte der
1980er Jahre auf, nachdem der Heftchenmarkt beinahe vollständig durch Alben
abgelöst worden ist. Dabei fließen verschiedene Einflüsse zusammen, vor allem
französische Alben und amerikanische „Underground Comix“. In Werken von Gerhard
Seyfried, Franziska Becker oder Ralf König verbindet sich Humoristisches und
Gesellschaftskritisches neu. Nach der Wiedervereinigung entwickelt sich
schließlich Schritt für Schritt eine heimische Comic-Avantgarde, vorangetrieben
nicht nur durch die bundesdeutsche Sichtbarkeit experimenteller ostdeutscher
Autor*innen wie der Gruppe „Renate“ sowie neuen Verlagen wie Reprodukt in
Berlin, sondern verstärkt auch durch neue, autobiographische Themen.
Seit der
Jahrtausendwende pflegen zudem nicht nur etablierte Publikumsverlage wie
Rowohlt oder Suhrkamp zunehmend eigene Comicsparten, der hiesige Comic wird
auch immer internationaler und transnationaler. Einerseits erhalten
deutschsprachige „Comicromane“ wie Ulli Lusts Heute ist der letzte Tag vom
Rest deines Lebens (2007), Jens Haders Alpha (2015) oder die
Comic-Biographien von Reinhard Kleist auch international immer mehr Beachtung,
andererseits bilden sich spezialisierte Szenen heraus wie jene der
„Germangaka“, wo japanische Erzähltechniken und Stile als deutschsprachige
Eigenproduktionen adaptiert und weiter transformiert werden. Parallel dazu
wurden Kunsthochschulen zu einer wichtigen Keimzelle des modernen deutschen
Comics, wo Autor*innen wie Anke Feuchtenberger (HAW) oder Martin tom Dieck
(Folkwang Hochschule Essen) immer häufiger als Dozierende zu finden sind.
Zwei
Themen, die die deutschsprachigen Comicproduktionen seit den 2010er Jahren am
stärksten geprägt haben, sind sicherlich die Aufarbeitung des Nazi-Regimes
sowie der deutsch-deutschen Vergangenheit. Auch die deutschsprachige
Webcomicproduktion ist seit etwa dieser Zeit ausgesprochen sichtbar und schafft
häufig auch den Sprung in Verlagspublikationen, wie beispielsweise die
feministischen Arbeiten von Künstlerinnen wie Katja Klengel oder Lisa Frühbeis.
4. Der
Internationale Comic-Salon Erlangen
Der Internationale Comic-Salon
Erlangen ist das wichtigste Festival für
grafische Literatur im deutschsprachigen Raum und hat einen erheblichen
Anteil daran, dass der Comic inzwischen auch in Deutschland als Kunstform
anerkannt ist. Er verbindet in seinem Programm Kunst und Kommerz, Mainstream
und Avantgarde, er ist Seismograph und Motor der deutschsprachigen Branche
zugleich und spiegelt seit knapp 40 Jahren die ganze Vielfalt des Genres wider.
Im Zentrum des Internationalen
Comic-Salons Erlangen steht die Publikums-Messe in Messezelthallen mitten in der Erlanger Innenstadt. Über 200 Aussteller
– deutsche und internationale Verlage, Agenturen, der Comic-Handel und
Comic-Klassen der Hochschulen –
präsentieren hier ihr Programm. Zahlreiche Neuerscheinungen werden erstmals
der Öffentlichkeit vorgestellt, rund 500 Künstler*innen aus aller Welt kann
beim Zeichnen und Signieren ihrer Bücher über
die Schulter gesehen werden.
Wichtiges Merkmal des
Internationalen Comic-Salons Erlangen sind die zahlreichen Ausstellungen im gesamten Stadtgebiet –
Einzelschauen internationaler Stars ebenso wie Einblicke in die
deutschsprachige Szene, den Comic-Nachwuchs, Themenausstellungen zur
Comic-Geschichte, zu Comic und Neuen Medien, Computer-Animation und Film.
Künstler*innen wie ATAK, Baru, Benjamin, Christophe Blain, Émile Bravo, Charles Burns, David B., Hendrik Dorgathen, Anke
Feuchtenberger, Flix, Greser & Lenz, Reinhard Kleist, Isabel Kreitz,
Jeff Lemire, Nicolas Mahler, Marc-Antoine Mathieu, Lorenzo Mattotti, Moebius,
Art Spiegelman, Joost Swarte, Jiro Taniguchi und Jacques Tardi wurden bereits
Ausstellungen gewidmet. Der Comic-Salon arbeitet dabei mit regionalen und
überregionalen Museen und Ausstellungsinstitutionen zusammen.
Der von der Stadt Erlangen
verliehene Max und Moritz-Preis ist die wichtigste Auszeichnung für grafische
Literatur im deutschsprachigen Raum. Er wird von einer unabhängigen Fachjury in
verschiedenen Kategorien vergeben und trägt wesentlich zur künstlerischen und
gesellschaftlichen Anerkennung der Comic-Kunst bei. Mit der Verleihung wird die
Arbeit herausragender Künstler*innen
gewürdigt, verdienstvolle Verlagsarbeit
bestärkt und die Auseinandersetzung
über grafische Literatur intensiviert.
Albert Uderzo, Jacques Tardi, Alan Moore, Pierre Christin, Lorenzo Mattotti,
Ralf König, Claire Bretécher, Jean-Claude Mézières, Anke Feuchtenberger und
Naoki Urasawa wurden in den letzten Jahren für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Das Rahmenprogramm umfasst Vorträge, Gespräche und
Diskussionen mit Zeichner*innen, Autor*innen, Journalist*innen und Verleger*innen,
Comic-Lesungen, Zeichenwettbewerbe und Workshops. Beim Comic Film Fest sind
neben neuen Comic-Verfilmungen alle Formen des Animationsfilms zu sehen – von
aktuellen Animes bis zur Avantgarde. Der Familien-Sonntag bietet zahlreiche
Aktionen für Kinder und Jugendliche bei reduzierten Eintrittspreisen.
Inspiriert durch das vermehrte Interesse an Kindercomics und eine wachsende
Zahl anspruchsvoller Titel für ein junges Publikum in den Verlagsprogrammen
wurde 2016 erstmals das Projekt „Kinder lieben Comics!“ als Festival im
Festival ins Leben gerufen. Das viertägige Programm mit interaktiven Sonderprojekten,
Lesungen, Workshops und Live-Zeichnen zieht zahlreiche kleine und große
Besucher*innen an. Insgesamt zeichnet sich der Internationale Comic-Salon im
Vergleich zu anderen genrebezogenen Festivals durch eine besondere Breite
seines Publikums aus.
5. Perspektive:
Bewahren, verstetigen, vernetzen, Impulse setzen
Aufgrund
des alle zwei Jahre stattfindenden Internationalen Comic-Salons gilt Erlangen
bundesweit in der Öffentlichkeit als „deutsche Comic-Hauptstadt“. Eine
übersichtliche Künstler*innenszene und wenige kontinuierliche Angebote im
Bereich der grafischen Literatur, beispielsweise im Rahmen des Erlanger
Poetenfests, rechtfertigen diesen Ruf nur teilweise.
Im Jahr
2022 haben zwei wichtige Vernetzungstreffen zentraler Akteur*innen der Comic-Branche
stattgefunden, finanziert von der Bundesregierung im April 2022 im
Literarischen Colloquium in Berlin und finanziert von der Bayerischen
Staatsregierung im Oktober 2022 in der Monacensia in München. Beide Fachtreffen
kamen unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass in Deutschland dringend ein
zentraler Ort – ein Comic-Haus, Comic-Zentrum oder Comic-Museum – benötigt
wird, das den Erhalt, die Pflege, die Vermittlung und die Weiterentwicklung der
Comic-Kunst als kulturelles Erbe in den Mittelpunkt stellt.
Vor allem
im Bereich Sammeln und Erhalt besteht aktuell dringender Handlungsbedarf.
Zahlreiche Sammler*innen im deutschsprachigen Raum stehen aufgrund ihres
fortgeschrittenen Alters vor der Frage, was mit ihren teilweise umfangreichen
und wertvollen Sammlungen geschehen soll. Die Bereitschaft, diese an eine
Erlanger Institution zu geben, wäre sehr hoch. Für Erlangen ergäbe sich die
Chance, nicht nur alle zwei Jahre als sichtbare und erlebbare Comic-Stadt in
Erscheinung zu treten, sondern mit einem Comic-Museum ein dauerhafte
Einrichtung als Alleinstellungsmerkmal mit überregionaler Ausstrahlung und
Auswirkungen auf den Tourismus zu etablieren.
6. Institutionen mit Comic-Bezug im deutschsprachigen Raum (Auswahl)
Trotz
der dynamischen Entwicklung der Comic-Kunst im deutschsprachigen Raum gibt es
bis heute wenige Einrichtungen, die aufgesucht werden können, um sich mit
dem Genre vertieft auseinanderzusetzen. Es fehlt also die Institution eines
deutschen Comic-Museums, welches sich systematisch mit der Geschichte der
deutschsprachigen Comic-Kunst insgesamt, aber auch der Szene, den Verlagen, den
sammelnden Personen sowie den unterschiedlichen Gruppen von Schaffenden
auseinandersetzt. Bestehende Institutionen widmen sich bislang in der Regel
eher der Satire und Karikatur oder Teilbereichen der Comic-Kunst.
Erika-Fuchs-Haus – Museum für Comic und Sprachkunst
Das Museum wird von der
Stadt Schwarzenbach getragen, in der die Donald-Duck-Übersetzerin Erika Fuchs
lange gelebt und gearbeitet hat. Die Dauerausstellung beschäftigt sich mit dem
Universum von Carl Barks und Entenhausens sowie mit dem Thema Übersetzung. Ergänzend
finden Sonderausstellungen zu zeitgenössischen Comic-Themen statt.
Caricatura Museum für komische Kunst (Frankfurt)
Der Fokus des Hauses
liegt auf satirischen Zeichnungen. Die Dauerausstellung präsentiert Zeichner
der Neuen Frankfurter Schule, Werke von F.W. Bernstein, Robert Gernhardt,
Chlodwig Poth, Hans Traxler und F. K. Waechter. Das Caricatura Museum ist eine
Einrichtung der Stadt Frankfurt.
Cöln Comic-Haus
Die Einrichtung geht auf die Privatinitiative eines Sammlers zurück und
wird von einer eigens gegründeten Stiftung getragen. Schwerpunkt ist die
Erforschung, Bewahrung und Vermittlung U.S.-amerikanischer Comic-Kultur.
Gelegentlich finden Ausstellungen, Lesungen und Workshops statt.
Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee
Das Museum beherbergt die Werke des
norwegischen Malers und Zeichners Olaf Gulbransson und veranstaltet
Ausstellungen zur Geschichte der Karikatur sowie zur Kunst der Klassischen
Moderne. Es ist eine Außenstelle der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und
wird von der Olaf Gulbransson Gesellschaft e.V. Tegernsee betrieben.
Wilhelm-Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Hannover
Das Museum besitzt eine
umfangreiche Wilhelm-Busch-Sammlung und eine international bedeutende Sammlung
satirischer Kunst aus vier Jahrhunderten. Wechselausstellungen beschäftigen
sich mit Karikatur, kritischer Grafik und Comic-Kunst. Das Gebäude sowie eine
regelmäßige Förderung werden von der Stadt Hannover zur Verfügung gestellt,
betrieben wird das Museum von der Wilhelm-Busch-Gesellschaft.
Cartoonmuseum Basel
Das Museum widmet sich als einzige
Schweizer Einrichtung ausschließlich der Kunst der narrativen Zeichnung –
Comic, Graphic Novel, Comic-Reportage, Cartoon, Karikatur, Animation.
Ausgangspunkt des Hauses war eine umfangreiche Privatsammlung, die ständig
ausgebaut und erweitert wird. Träger des vom Architekturbüro Herzog & de
Meuron modernisierten Hauses ist eine Stiftung.
Karikaturmuseum Krems
Das einzige
österreichische Museum für satirische Kunst widmet sich vor allem der politischen
Karikatur, der humoristischen Zeichnung bis hin zu Comic, Cartoon und
Illustration. Die umfangreiche Sammlung legt ihren Schwerpunkt auf die
europäische Karikatur seit 1900. Das Museum mit wechselnden Ausstellungen wird
von der Kunstmeile Krems Betriebsges.m.b.H.
betrieben.
Schauraum Comic + Cartoon
Dortmund
In
einem ehemaligen Ladenleerstand in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hauptbahnhof
und zum Deutschen Fußballmuseum finden regelmäßig wechselnde Ausstellungen zu
historischen Comic-Themen und Comic-Künstlern*innen statt. Träger ist die Stadt
Dortmund, das Museum für Kunst und Kulturgeschichte, die Stadt- und
Landesbibliothek, das Stadtarchiv, das Kulturbüro und die Bildungsetage im
Dortmunder U. Derzeit beginnt der Aufbau einer Sammlung.
Galerie e.o. plauen
Die Galerie
e.o.plauen im Erich-Ohser-Haus präsentiert Leben und Werk des Zeichners Erich
Ohser (1903–1944), bekannt für seine Bildgeschichten „Vater & Sohn“, die er
unter dem Künstlernamen e.o.plauen veröffentlichte. Die Galerie ist eine
Einrichtung der Stadt Plauen.
7. Gründung
des Vereins Comicmuseum Erlangen e.V.
Der Verein „Comicmuseum Erlangen e.V.“ wurde
am 13.12.2018 von einer Gruppe von Leuten gegründet, die entweder selbst
zeichnerisch tätig sind oder aber ein starkes Interesse an Comics und an einen
Comic-Museum in Erlangen haben. Zweck des Vereines ist die Förderung von Kunst
und Kultur. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt. Mit Stichtag 10.12.2022
hat der Verein 59 Mitglieder aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.
Bisherige Aktivitäten
·
2019 – Aufbau eines virtuellen Museums im Internet
„Besucher*innen“ haben die Möglichkeit, durch ein 3-dimensionales virtuelles
Museum zu flanieren und sich Arbeiten wichtiger Comic-Künstler*innen anzusehen.
Die Eröffnung in der „Real World“ erfolgte im Erlanger Stadtmuseum am
19.10.2019 im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften
·
2020 – Anmietung eigener Räume in der Schiffstraße
Einrichtung des Aktions- und Schauraums des Comicmuseum Erlangen e.V. Durch
eine Erbschaft wurde die Anmietung für eine Dauer von 2 Jahren ermöglicht
·
2021 – Erste Ausstellungen
„Zeichnen aus dem Homeoffice“ (in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt)
„Future Visions, Chinas Zukunft gezeichnet“ (IKGF Humanities Festival)
„Hausgemacht – Mitglieder und Freunde des Comicmuseums Erlangen e.V. stellen
sich vor“
·
2022
– Weitere Ausstellungen
„Marc-Uwe Kling und Bernd Kissel – Die Känguru-Comics“ (in Kooperation mit dem
Comic-Salon Erlangen und dem Erika Fuchs Haus)
„Gung Ho – Sehnsuchtsort Postapokalypse“ in Kooperation mit Comicfest München
Weihnachtlicher Comicflohmarkt
In Summe haben den Aktions- und Schauraum
mittlerweile über 3.000 Menschen besucht. Im Schnitt kann an Öffnungstagen
(jeweils 4 Stunden) mit durchschnittlich 15 Gästen gerechnet werden.
8.
Ein Comic-Museum in Erlangen?
Seit 1984 findet in
Erlangen alle zwei Jahre der Internationale Comic-Salon statt, mit rund 30.000
Gästen das bedeutendste Comic-Festival im deutschsprachigen Raum. Zusätzlich
richtet Erlangen jährlich das internationale Comic-Seminar aus, aus dessen rund
400 Teilnehmenden zahlreiche namhafte Comic-Schaffende hervorgegangen sind.
Seit 1984 wird auch dort stets der Wunsch nach einem Comic-Museum in Erlangen
geäußert.
Erlangen
liegt im Herzen der Metropolregion Nürnberg mit rund 3,5 Millionen Einwohnern,
drei Hochschulen mit rund 92.000 Studierenden, einem wirtschaftlich starken und
innovativen Umfeld sowie einem Tourismus mit rund 6,5 Millionen Gästen pro
Jahr. Ein Comic-Museum in Erlangen könnte ein wichtiger Baustein in der
kulturellen Landschaft der Metropolregion sein. Es würde als
Alleinstellungsmerkmal gut ins kulturelle Profil der Stadt Erlangen passen und
könnte ganzjährig interessierte Besucher*innen anziehen und damit auch einen
touristischen Faktor für Erlangen und die Metropolregion darstellen.
Der Verein Comicmuseum Erlangen e.V. und das Kulturreferat sind sich
der Tatsache bewusst, dass Entwicklung und Aufbau einer solchen Einrichtung
eine große Herausforderung darstellen. Allein die Konzeption eines
zukunftsorientierten Museums, dessen Profil über die klassischen Kernaufgaben
sammeln, bewahren und vermitteln hinausgehen und mit Forschung und Vernetzung
ein lebendiger Treffpunkt mit interdisziplinären und intermedialen Ansatz und
Ausstrahlung in die ganze Stadt und Metropolregion sein muss, erfordert
zeitliche und finanzielle Ressourcen. Deshalb wird an dieser Stelle ein
mehrgleisiges phasenweises Vorgehen vorgeschlagen.
9. Was ist für Erlangen realistisch und machbar?
Diesen Weg schlagen der Verein Comicmuseum Erlangen e.V. und die Kulturverwaltung vor:
Phase I – Konzeptions- und Aufbauphase 2023 und 2024
·
Arbeitsfähigkeit
des Vereins herstellen (Geschäftsführung, Personal, Aufsichten, Technik) zu
Fortführung und Ausbau der bisherigen Aktivitäten, Mitgliederakquise,
Raummanagement, Anmietung von Leerständen
·
Popup
Ausstellungen/Schauräume – aus Sammlungen sowie Leihgaben und Kooperationen
·
Erfassung
erster vorhandener Sammlungsbestände
·
Rolle
der Stadt Erlangen: finanzielle Förderung, beratend, fachlich begleitend,
größere Kooperationsprojekte jeweils in den Comic-Salon-Jahren
·
Gründung
eines Fachgremiums mit Comicmuseum
Erlangen e.V., Stadtverwaltung, Erlanger Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen
und Expert*innen bundesweit zur fachlichen Diskussion
·
Verortung
eines Comic-Museums in der Kulturlandschaft der Metropolregion und bundesweit,
Besucher*innenpotenziale
·
Entwicklung
eines Betreiberkonzepts
·
Abgrenzung
Sammlungskonzept Comic, Karikatur, Illustration, Manga, Graphic Novel,
Animation, Cartoon … deutschsprachig, international? Umgang mit Nachlässen
·
Aufbau
von Kooperationen u. a. mit der Universität, verwandten Institutionen und
potenziellen Leihgebern
·
Verknüpfung
der Diskussion mit städtebaulichen Entwicklungen, z. B. mit Planungen
Museumskarree
Phase II – Konkretisierungsphase 2025 bis 2027
·
Konkretisierung
des Träger- und Finanzierungsmodells
·
Gründung
eines Beirates (Träger, Fachexpert*innen, FAU, Stadt)
·
Finalisierung
des Vermittlungs- und Sammlungskonzepts
·
Festlegung
des Flächenbedarfs für Museum und Depot
·
Entscheidung
über möglichen dauerhaften Verbleib in einer Bestandsimmobilie
·
Klärung
Entscheidung über zukünftigen Depotflächen
Phase III – Etablierungsphase – ab 2028
10. Finanzbedarf
für Phase I – Aufbauphase 2023 und 2024
Die Raumkosten des
derzeitigen Schau- und Aktionsraums in Höhe von 15.000 Euro werden von der
Stadt Erlangen im Rahmen einer institutionellen Förderung übernommen. Aus dem
Ehrenamt heraus können zwei Ausstellungen pro Jahr organisiert werden. Offen
ist die Archivierung der Bestände (räumlich und personell).
Ziel ist, ab 2024 eine Geschäftsführung in Form einer halben Stelle zu
installieren. Die Geschäftsführung treibt die Mittel für die Förderung von
Ausstellungen, Lesungen, Workshops und sonstigen Aktionen ein und organisiert
diese. Die Geschäftsführung garantiert auch regelmäßige Öffnungszeiten durch
eigene Anwesenheit.
Ausgaben |
2023 |
2024 |
Schauraum Miete Nebenkosten |
15.250,00 € |
15.500,00 € |
Laufende Vereinskosten |
3.250,00 € |
4.500,00 € |
Personalkosten |
0,00 € |
36.000,00 € |
Projekte/Ausstellungen |
7.000,00 € |
61.000,00 € |
Ausgaben
gesamt |
25.500 € |
117.00,00 € |
Einnahmen |
2023 |
2024 |
Mitgliedseinnahmen
und Drittmittel |
10.500,00 € |
65.000,00 € |
Förderung
Stadt Erlangen |
15.000,00 € |
52.000,00 € |
Einnahmen gesamt |
25.500,00 € |
117.000,00 € |
11. Zusammenfassung
Mit dem Internationalen
Comic-Salon verfügt die Stadt Erlangen über die wichtigste Veranstaltung für
grafische Literatur im deutschsprachigen Raum. Was in Deutschland fehlt, ist
eine Institution, die sich kontinuierlich und nachhaltig mit der Pflege, der
Erforschung und der Vermittlung der gesamten Bandbreite des Genres Comic auf
zeitgemäße und zukunftsträchtige Weise befasst. Erlangen wird aufgrund des
Salons bundesweit als geeigneter Standort für eine solche Institution gesehen.
Die seit Jahrzehnten im Raum stehende Idee eines Comic-Museums in Erlangen hat
durch die Initiative aus der Bürger*innenschaft und die Gründung des Vereins
Comicmuseum e.V. sowie zuletzt den Besuch des Ministerpräsidenten beim
Internationalen Comic-Salon 2022 neue Dynamik bekommen. Für Erlangen würde eine
solche Einrichtung ein Alleinstellungsmerkmal mit mindestens deutschlandweiter
Ausstrahlung und entsprechenden touristischen Optionen bedeuten. Die Verwaltung
schlägt deshalb vor, gemeinsam mit dem Verein Comicmuseum e.V. die Machbarkeit
in den nächsten Jahren weiter zu prüfen und die dafür notwendigen Mittel zu
beantragen.
Erlangen, im Januar 2023
4. Klimaschutz:
Entscheidungsrelevante
Auswirkungen auf den Klimaschutz:
ja, positiv*
ja, negativ*
nein
Wenn ja,
negativ:
Bestehen
alternative Handlungsoptionen?
ja*
nein*
*Erläuterungen
dazu sind in der Begründung aufzuführen.
Falls es sich um negative Auswirkungen auf den
Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist
bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine
Begründung zu formulieren.
5. Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des
Leistungsangebotes erforderlich?)
Investitionskosten: |
€ |
bei IPNr.: |
Sachkosten: |
€ |
bei Sachkonto: |
Personalkosten (brutto): |
€ |
bei Sachkonto: |
Folgekosten |
€ |
bei Sachkonto: |
Korrespondierende Einnahmen |
€ |
bei Sachkonto: |
|
Haushaltsmittel
werden nicht benötigt
sind vorhanden auf IvP-Nr.
bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk
sind nicht vorhanden
Anlagen: