Der Nachhaltigkeitsbeirat beschließt, der Kantorei St. Matthäus einen Zuschuss in Höhe von 6.000 € für das Konzert von César Franck mit inklusiven und sozialen Aspekten am 22. Oktober 2022 für Freikarten, Werbung und Noten zu gewähren.
1. Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw.
Wirkungen sollen erzielt werden?)
Im Jahr 2022 jährt sich zum 200. Mal der
Geburtstag von César Franck, des bedeutendsten französischen Komponisten der
Romantik. Neben seinen Orgelwerken, die zumindest teilweise auch hier eine
große Popularität genießen und auch fester Bestandteil des Konzertrepertoires
der meisten Organisten sind, hat César Franck auch u.a. Oratorien komponiert.
Sein größtes und bedeutendstes, „Les Beatitudes“, das er auch selbst als sein
größtes und wichtigstes Werk bezeichnet hat, wird anlässlich des Jubiläums am
22. Oktober 2022 in der St. Matthäuskirche aufgeführt.
Das wegen des enormen Aufwandes äußerst
selten gespielte Werk setzt die acht Seligpreisungen aus der Bergpredigt in einer
ganz eigenen, typisch französischen Tonsprache musikalisch sehr eindrucksvoll
in acht Szenen um. Dabei sind ein großes Solistenensemble (sieben
Gesangssolisten), ein symphonisch besetztes Orchester und ein großer Chor
notwendig.
Die Stadt Erlangen als „französischste Stadt
Bayerns“ erfährt durch diese Aufführung des größten französischen Oratoriums
der Romantik eine große kulturelle Bereicherung. Gleichzeitig kann die
Kulturförderung der Stadt für dieses Projekt wegen des historisch gewachsenen
zwei-Jahres-Rhythmus der Förderung im Wechsel zwischen den „Erlanger Bachtagen“
in der Altstädter Kirche und der Förderung der Kirchenmusik an den anderen
Kirchen in diesem Jahr keine Projektförderung für dieses Konzert leisten.
Die Kantorei St. Matthäus hält es für sehr
wichtig auch im Sinne der Erwachsenenbildung, in einem solchen Jubiläumsjahr
dieses bedeutende Werk der Öffentlichkeit darbieten zu können.
Eine Besonderheit des Projekts besteht auch
darin, dass die Kantorei St. Matthäus einen starken sozialen Aspekt hier setzen
möchte.
Immer mehr Menschen, auch in der reichen
Stadt Erlangen, entscheiden sich leider gegen Partizipation am
gesellschaftlichen Leben zu Gunsten anderer Ausgaben, wie z. B. für
Lebensmittel, Miete, Nebenkosten. Es ist auch verständlich, dass diese
lebensnotwendigen Ausgaben getätigt werden müssen, und wenn das eigene Budget
nicht mehr viel übriglässt, werden vor allem Kultur und Sport gestrichen. Die
Energiekrise, die wir im Herbst und Winter 2022-2023 erleben werden, macht vor
allem ärmeren Bürgerinnen und Bürgern Angst, noch mehr sparen zu müssen. Das
führt dazu, dass sich Menschen immer mehr sozial und gesellschaftlich
abschotten, was nach zwei Jahren Corona-Pandemie ohnehin oft schon eingetreten
ist. Sie leiden immer mehr an der Einsamkeit, die oft zu gesundheitlichen
Problemen (vor allem psychischen) führt, was fatale Folgen für unsere
Gesellschaft hat. Je länger Menschen der Kultur, dem Sport o.ä. Angeboten des
gesellschaftlichen Lebens fernbleiben, desto schwieriger ist es, sie zurückzuholen.
Am stärksten sieht man das in Umgang mit den Heimbewohnern, die die Kantorei
gemeinsam mit dem Seniorenbeirat der Stadt Erlangen versucht, immer wieder
„zurück ins Leben“ zu bringen, indem Konzerte in den Heimen am Ohmplatz und in
der Sophienstraße kostenlos durchgeführt werden. Hier zeigt sich, wie wichtig
gesellschaftliche Teilhabe ist. Die Einsamkeit nimmt leider, gerade mit dem
Beginn der Corona-Pandemie drastisch zu.
Auch Menschen mit Behinderung bleiben immer
öfter zu Hause, statt Angebote anzunehmen. Hier sind viele Hindernisse zur
Barrierefreiheit zu überwinden, u.a. auch die Frage nach der Finanzierung
solcher Konzertbesuche. In der Regel haben solche Menschen ein eingeschränktes
Budget für kulturelle Angebote und sind auf günstigere Plätze angewiesen, die
oft nicht barrierefrei sind. So bleiben sie immer mehr zu Hause, statt
rauszugehen.
Auch Flüchtlinge aus allen Ländern sind bei
den Konzerten immer wieder willkommen. Gerade diese Gruppe wird viel zu oft,
trotz des sehr guten Angebotes mit dem ErlangerPass ausgeschlossen, u.a. weil
sie Angebote auch nicht kennen und auf vieles verzichten. Die Kantorei St.
Matthäus lädt immer wieder Flüchtlinge zu Konzerten kostenlos ein und muss die
Kosten intern decken.
Die Kantorei St. Matthäus wird beim Konzert
die o.g. Aspekte berücksichtigen. Da sich die Kosten für dieses Konzert auf ca.
20.000.- belaufen, müssen, um wenigstens einen Teil der Kosten durch
Eintrittskarten zu erwirtschaften, Eintrittsgelder erhoben werden, die auch von
einem Teil der Erlanger Stadtbevölkerung problemlos bezahlt werden können. Es
ist der Kantorei seit Jahren ein Anliegen, durch eine breite Staffelung der
Eintrittspreise (zwischen 9 und 29 €) auch Menschen mit geringerem Einkommen
einen Besuch der Konzerte zu ermöglichen. Seit Jahren kooperiert die Kantorei
mit der Initiative „ErlangenPass“
und bietet Passinhabern sowie Flüchtlingen kostenlosen Eintritt in Konzerte in St. Matthäus an, allerdings
sind das immer nur die günstigsten Plätze auf den Emporen hinten.
Um auch körperlich benachteiligten,
überwiegend älteren Menschen, für die ein Platz auf den Emporen nicht geeignet
wäre, und die z.B. wegen einer Seh-, Hör- oder auch Gehbehinderung im vorderen
Teil der Kirche sitzen sollten, eine Teilhabe an diesem Konzert zu ermöglichen,
stellt die Kantorei der Stadt Erlangen 50 Freikarten der 1. Preiskategorie
(Reihe 1-13, barrierefrei, Kartenpreis 29,- €) zur Verfügung. Sie können z. B.
durch den Seniorenbeirat, das Sozialamt sowie das ZSL und die Lebenshilfe an
Bewohner der Erlanger Heime und Menschen mit Behinderung ohne ErlangenPass
verteilt werden. Gerade bei dieser Bevölkerungsgruppe sind die Folgen der
Corona-Pandemie am stärksten spürbar.
Die Nachhaltigkeit dieses Projekts besteht
darin, dass die Kantorei St. Matthäus gemeinsam mit seinen Partnern eine
kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe für sozial Schwächere, vor allem für
Bewohner der Erlanger Heime und Menschen mit Behinderung schaffen, um sie zu
stärken und dadurch zu weniger Ungleichheit beizutragen.
Der Zuschuss aus dem Bereich der
Nachhaltigkeitsförderung wird für die Finanzierung von Freikarten für die o.g.
Bevölkerungsgruppen, Werbung und Noten gebraucht, um allen Bürgerinnen und
Bürgern dieser Stadt, unabhängig vom Einkommen, Behinderung und Herkunft, ein
einzigartiges musikalisches Ereignis und somit gesellschaftliche Teilhabe zu
ermöglichen.
Nachhaltigkeitsziele des Antrags: 3 – Gesundheit und Wohlergehen, 4 – hochwertige Bildung, 10 – weniger Ungleichheit.
2. Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die
Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)
Zum Erreichen des Projektziels sollen die Kosten für das Konzert mit inklusiven und sozialen Aspekten bezuschusst werden.
3. Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme /
Leistungsangebote erbracht werden?)
Die Verwaltung hat den Antrag geprüft. Er entspricht dem Zweck der Nachhaltigkeitsförderung und erfüllt alle Voraussetzungen. Die Verwaltung empfiehl dem Nachhaltigkeitsbeirat, den Zuschuss zu beschließen.
4. Klimaschutz:
Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den
Klimaschutz:
ja, positiv*
ja, negativ*
nein
Wenn ja, negativ:
Bestehen alternative Handlungsoptionen?
ja*
nein*
*Erläuterungen dazu sind in der Begründung
aufzuführen.
Falls es
sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative
Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung
vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.
5. Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur
Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)
Investitionskosten: |
€ |
bei IPNr.: |
Sachkosten: |
6.000,00 € |
bei Sachkonto: 530101 |
Personalkosten (brutto): |
€ |
bei Sachkonto: |
Folgekosten |
€ |
bei Sachkonto: |
Korrespondierende Einnahmen |
€ |
bei Sachkonto: |
|
Haushaltsmittel
werden nicht benötigt
sind vorhanden auf IvP-Nr.
bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk 130290 / 11110010 / 530101
sind nicht vorhanden
Anlagen: Antrag der Kantorei St. Matthäus auf Unterstützung des Konszerts mit Werken von César Frank mit inklusiven, sozialen und interkulturellen Aspekten