Betreff
1.000-Bügel-Programm, hier: Planung Standort Waldstraße
Vorlage
613/185/2022
Aktenzeichen
VI/61
Art
Mitteilung zur Kenntnis

Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.


Im Rahmen des 1.000-Bügel-Programms für die Erlanger Innenstadt (613/068/2021 & 613/096/2021) sollen am Standort Waldstraße 1 neue Fahrradbügel aufgestellt werden. Die Schaffung von Fahrradbügeln im Bereich zwischen dem Haupteingang der HNO-Klinik des UKER und dem Physiologischen Institut II der FAU wird als zwingend notwendig und zielführend erachtet, um zur Ordnung des teilweise enormen Radverkehrsaufkommens beizutragen. Besonders die Freihaltung des Gehweges soll somit sichergestellt werden, da die Benutzung des Gehweges und der Gehwegabsenkungen an der Kreuzung mit der Anlagenstraße teilweise schlichtweg nicht möglich ist (s. Anlage 1).

 

Zur optimalen Standortfindung ist die Verwaltung auf die HNO-Klinik zugegangen und bat um einen Ortstermin. Am 28.04.2022 diskutierten Vertreter*innen der HNO-Klinik mit einem zuständigen Vertreter der Verwaltung die Situation. Währenddessen konnte zeitgleich die Problemlage während der Höchstauslastung beobachtet werden. Die Vertreter*innen der HNO-Klinik stellten zudem dar, dass das problemlose Benutzen des Gehweges in unmittelbarer Nähe zum Eingang der HNO-Klinik auch für Patient*innen sehr wichtig ist. Die Anwesenden kamen zudem überein, dass aufgrund der Flächenknappheit auch ein bis zwei öffentliche Kfz-Parkplätze umgenutzt werden könnten. Es wurde festgehalten, dass für die Planung der Fokus auf die vorhandenen Radabstellanlagen im Kreuzungsbereich und den Bereich südlich des Eingangs der HNO-Klinik gelegt wird.

 

Das Ergebnis des Ortstermins wurde auch der Leitung der HNO-Klinik mitgeteilt, woraufhin an die Verwaltung das Belang herangetragen wurde, keinen Kfz-Parkplatz für Fahrradstellplätze umzunutzen. Dies wurde mit der Notwendigkeit des Vorhaltens von PKW-Stellplätzen, welche in Notfallsituationen (z. B. akute Atemnot, starke Blutungen im Hals- oder Rachenbereich) von Patient*innen zur Anfahrt der Klinik genutzt werden können, begründet.

 

Zur Abwägung der Belange und Klärung des Bedarfs an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder im Bereich der HNO-Klinik hat die Verwaltung daraufhin die Auslastung der vorhandenen Radabstellanlagen erhoben. Hierbei wurden die Vorgaben zu Erhebungen von Radabstellanlagen nach den Richtlinien der FGSV angewendet (Hinweise zum Fahrradparken 2012, Empfehlungen für Verkehrserhebungen 2012, Empfehlungen für Radverkehrsanlagen 2010). Es wurden die vorhandenen städtischen Abstellanlagen und die Abstellanlage auf Klinik-Gelände erhoben. Außerhalb der vorhandenen Anlagen abgestellte Fahrräder wurden dabei ebenso berücksichtigt. Zusätzlich wurden die in der Nähe der Radabstellanlagen liegenden öffentlichen Parkplätze auf freie Kapazitäten miterhoben (s. Anlage 2).

 

Das Ergebnis der Erhebungen stellt sich wie folgt dar:

 

 

 

Die Auslastung der Radabstellanlagen erreicht morgens die Spitze und zeigt einen mehr als doppelt so hohen Bedarf an. Im Tagesverlauf entspannt sich die Situation, zeigt aber dennoch einen mittleren bis hohen Parkdruck. Im Mittel lag die Auslastung bei 118 %. Die Auslastung der vorhandenen öffentlichen KFZ-Parkplätze zeigt durchweg eine hohe Auslastung. Eine regelmäßige Spitzenauslastung lässt sich nicht herauslesen. Im Mittel lag die Auslastung bei 85 %.

 

Das zeigt, dass der Parkdruck sowohl für Radfahrende als auch für Kfz-fahrende mittel bis sehr hoch ist. In der Gesamtschau ist die Auslastung der Radabstellanlagen wenig stabil und erreicht v.a. morgens Spitzen, die keinen Puffer mehr zulassen und zu regelwidrigem Abstellen im Gehwegbereich und einem Belegen von Kfz-Parkplätzen (rechtlicher Graubereich) führen (s. Anlage 1). Die Auslastung der Kfz-Parkplätze, die meist einen Puffer von ca. 15 % aufweisen, verteilt sich regelmäßiger. Aus den vorhandenen Daten wurde je Erhebungszeitpunkt ermittelt, wie viele zusätzliche Fahrradbügel nötig wären, um die Prämisse „kein Parkdruck“ (entspricht einer Auslastung von unter 60%) zu erfüllen. Die starken Schwankungen legen nahe, sich über den Mittelwert an den zusätzlichen Bedarf zu nähern, der auf einen Mehrbedarf von 11 zusätzlichen Fahrradbügeln schließen lässt.

 

 

In der daraus resultierenden Planung (s. Anlage 3) wurde der Fokus, wie im Ortstermin mit den Vertreter*innen der HNO-Klinik vereinbart, zunächst auf eine Erweiterung der vorhandenen Radabstellanlagen auf öffentlicher Fläche gelegt. Hier können bei optimaler Ausnutzung der vorhandenen Fläche und einem Ersatz der vorhandenen Anlagen vier zusätzliche Fahrradbügel installiert werden. Zur Schaffung weiterer Abstellmöglichkeiten wird ein öffentlicher Kfz-Parkplatz zu einer Fahrradabstellfläche mit fünf Fahrradbügeln und einem Lastenradbügel umgewidmet. Die Fläche des überlangen Parkplatzes wird damit besser genutzt und stellt mit der dahinter liegenden Abstellanlage der HNO-Klinik eine optische Einheit dar. In Summe lassen sich somit 10 zusätzliche Fahrradbügel im Bereich Waldstraße/Anlagenstraße herstellen, was aufgrund der Flächenknappheit eine sehr gute Annäherung an das Ergebnis aus der Auslastungserhebung darstellt.

 

Dem Belang der HNO-Klinik wird damit zwar nur teilweise entsprochen. Aber in Anbetracht der erhobenen Auslastung, der Flächenverfügbarkeit sowie der Tatsache, dass direkt vor dem Eingang der HNO-Klinik eine fast 20m lange Haltefläche für Notfälle/Krankenfahrzeuge existiert, wird die Umwidmung eines einzelnen Kfz-Parkplatzes in 10 Fahrrad- plus ein Lastenrad-Parkplatz als vertretbar und zielführend angesehen. Dadurch kann der parkende Radverkehr besser geordnet werden und die notwendige Verkehrsfläche für den Fußverkehr, welcher auch Personen mit Gehhilfen, Kinderwägen, Rollstühlen impliziert, sichergestellt werden. Schließlich haben auch die Patient*innen der HNO-Klinik nicht nur ein Interesse an einem fußläufig erreichbaren Parkplatz, sondern auch ein Interesse daran, umweg- und barrierefrei den Gehweg zur und vor der HNO-Klinik zu benutzen. Für Patient*innen, die nicht aufgrund eines Notfalls die HNO-Klinik aufsuchen, wird ab Dezember 2023 eine bessere Erschließung durch die CityLinie ermöglicht. Die Verwaltung wird daher die Planung, wie dargestellt, in die Umsetzung bringen. Die HNO-Klinik wurde Ende August über das Ergebnis der Abwägung und die Planung in Kenntnis gesetzt.


Anlagen:

Anlage 1 – Fotos Fahrradparken Waldstraße

Anlage 2 – Verortung erhobene Bereiche

Anlage 3 – Planung Radabstellanlagen Waldstraße