Betreff
Gewässerökologische Maßnahmen am Dechsendorfer Weiher - Wiederherstellung Röttenbach, Fraktionsantrag Nr. 100/2012 - SPD-Fraktion
Vorlage
31/181/2012
Aktenzeichen
III/31
Art
Beschlussvorlage

Die beantragte Entnahme von schadstoffbelastetem Wasser aus der Kläranlage Röttenbach in Höhe des Steges / Kippwehres und Umleitung um den Weiher ist nicht zielführend und wird bei den weiteren Planungen nicht weiter verfolgt. 

 

Der Fraktionsantrag Nr. 100/2012 – SPD-Fraktion ist damit abschließend bearbeitet. 


Die Abwasserbeseitigung in den Gemeinden Röttenbach und Hemhofen, also im Einzugsgebiet des Dechsendorfer Weihers, erfolgt im Mischsystem. Der Kläranlage Röttenbach wird im Regenwetter-Fall die zweifache Menge, des bei Trockenwetter anfallenden, Abwassers zugeleitet, dort mechanisch-biologisch gereinigt und in den Röttenbach eingeleitet.

Die Qualität des bei Regenwetter aus der Kläranlage eingeleiteten Abwassers unterscheidet sich nur unwesentlich von der Qualität der Einleitung bei Trockenwetter.

Der wesentlich größere Teil des bei Regenwetter anfallenden Regenwassers vermischt sich mit dem Abwasser und wird hierauf ausgelegten Rückhalteeinrichtungen im Kanalnetz zugeführt. In den Becken wird der erste Spülstoß aus den Kanälen gespeichert und das nachfließende Regenwasser mechanisch gereinigt, d.h. schwere Inhaltsstoffe werden in den Becken sedimentiert. Das die Becken überströmende schwach verschmutzte Regenwasser wird in den Röttenbach eingeleitet. Einer deutlich  niedrigeren Konzentration an Kohlenstoffverbindungen, anorganischen Nährstoffen und Schadstoffen steht eine insgesamt bis zu 1000-fach größere Wassermenge an den einzelnen Einleitstellen aus der Kanalisation in den Röttenbach gegenüber. Nach Abklingen der Regenereignisse werden die stark verschmutzten Abwässer und Sedimente aus den Becken der Kläranlage Röttenbach zugeführt, dort mechanisch-biologisch gereinigt und schließlich in den Röttenbach eingeleitet.

Zusammenfassend ist davon auszugehen, dass die Belastungen aus der Kläranlage und aus den Entlastungen der Mischkanalisation als Jahresfracht ausgedrückt annähernd gleich sind.

Bestimmend für das Algenwachstum im Dechsendorfer Weiher ist das Verhältnis der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor zueinander, wobei wachstumslimitierend der Gehalt an pflanzenverfügbarem Phosphor ist. Langjährige Messreihen belegen, dass im Röttenbach, im Zulauf zur Vorbehandlungsanlage und auch noch im Einlaufbereich des Dechsendorfer Weihers ein  einigermaßen ausgeglichenes Nährstoffverhältnis vorliegt und als Folge davon im abgetrennten Einlaufbereich in all den Jahren auch eine gute Wasserqualität ohne Blaualgen vorherrschte.

Obgleich die Phosphorkonzentration im zulaufenden Wasser in der vorgeschalteten Vorbehandlungsanlage weiter abgebaut wird, führt der immer noch vorhandene Restphosphor zu einer Aufstockung im Gewässer und in der Folge zu einem übermäßigen Algenwachstum im Dechsendorfer Weiher.

Die frühen Planungen aus den 80-ern und aus dem Jahr 2002 gingen noch von einer reinen Funktion „Ableitung von Starkniederschlägen und Hochwässern bis zu einer Intensität eines HQ5 (d.h. Hochwässer mit einer statistischen Ereignishäufigkeit von einmal in 5 Jahren)“ aus. Mit dem Bau des Absetzteiches und einer Kette von Pflanzenteichen sollte das dem Dechsendorfer Weiher bei Trockenwetter zulaufende Wasser aufbereitet werden (Abbau von Nährstoffen und Entkeimung des Wassers in bakterieller Hinsicht). Entnahme und Einschöpfen in die Umlaufleitung sollten im vorgeschalteten Absetzteich am Steg / Kippwehr erfolgen. 

In den Jahren 2008/09 erfolgte eine Modifizierung der Umlaufleitung mit einer kürzeren Leitungstrasse, neu ab Zwischendamm Einlaufbereich bis Mönch / Grundablass Dechsendorfer Weiher.  Unter Verweis auf die Beibehaltung des stabilen Zustandes im Einlaufbereich (ausgeglichene Nährstoffverhältnisse und Makrophytendominanz) wurde diese von der staatlichen Wasserwirtschaft initiiert.

Bereits im Zuge der Planung aus dem Jahr 2002 wurden alternativ zur Umlaufleitung mögliche Trassen für einen Umlaufgraben untersucht. Die Trasse entlang des Nordufers wurde aufgrund der ungünstigen Geländetopographie zwischen Zulauf und Zwischendamm Einlaufbereich nicht weiter verfolgt; die Trasse entlang des Südufers wegen der räumlichen Abtrennung der Freizeitnutzungen schließlich wieder verworfen.

Aus dem Umlaufgraben hat sich im Vollzug der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) schließlich die Wiederherstellung des Röttenbaches vom Zwischendamm-Einlaufbereich bis ins Unterwasser des Dechsendorfer Weihers mit einer naturgemäßen Vernetzungsfunktion und Durchgängigkeit im Gewässersystem entwickelt.

Erklärtes Ziel ist es, die Maßnahme im vollen Umfang als „Ausbaumaßnahme zur naturnahen Entwicklung und Gestaltung von Gewässern und / oder ihrer Auen, insbesondere zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie“ nach RZWas Nr. 2.1.2  einzustufen. (RZWas = Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben)

Mit der beantragten Entnahme von belastetem Wasser in Höhe des Steges / Kippwehres und Umleitung um den Weiher müsste auch weiterhin ein erheblicher Teilstrom bis hin zur insgesamt zulaufenden Wassermenge bei Trockenwetter in die vorgeschalteten Absetz- und Pflanzenteiche abgeleitet werden um ein Austrocknen derselben im gesamten Jahresverlauf zu verhindern. Damit würde wieder zusätzlicher Phosphor in den Dechsendorfer Weiher gelangen und dort auch fortan das Wachstum von Blaualgen begünstigen.

Zeitgleich damit würde in den Sommermonaten der neue Gewässerabschnitt Röttenbach trocken fallen. Die in der aktuellen Planung vorgesehene Zuführung von gespeicherten Niederschlägen aus dem Kleinen Bischofsweiher zur Niedrigwasseraufstockung des neuen Röttenbaches würde nicht zum Tragen kommen, da ein Einschöpfen in Höhe des Steges / Kippwehres nicht möglich ist.

Der Bewirtschaftung und Steuerung der Niederschläge im Einzugsgebiet des Dechsendorfer Weiher kommt in Bezug auf Qualität und Quantität der Einleitung von Niederschlagswasser in den Dechsendorfer Weiher und auf die Niedrigwasserführung des neuen Röttenbaches eine elementare Bedeutung zu. Bewirtschaftung und Steuerung müssen auf beherrschbare Steuergrößen abzielen und auch am richtigen Ort ansetzen. Gemäß aktuellem Planungsstand ist dies der Ablauf aus dem Einlaufbereich des Dechsendorfer Weiher.

Hier werden alle Zuläufe aus dem Einzugsgebiet sowie der Zulauf aus dem Kleinen Bischofsweiher zur Niedrigwasseraufstockung erfasst. Der Einlaufbereich wirkt in Verbindung mit den vorgeschalteten Teichen gleichermaßen als Schönungsteich, d.h. Belastungsspitzen im Zulauf werden vergleichmäßigt (geschönt). Von hier kann aufbereitetes und über weite Strecken des Jahres geschöntes Wasser wahlweise dem neuen Röttenbach und / oder dem Dechsendorfer Weiher zugeführt werden.

Die mit vorliegendem Antrag beantragte Betriebsweise würde eine nicht kompensierbare Störgröße bei der Bewirtschaftung und Steuerung des Wasserregimes Dechsendorfer Weiher darstellen. Aus der Sicht des Umweltamtes ohne erkennbare Vorteile für den Dechsendorfer Weiher und mit nachhaltiger negativer Auswirkung auf die Gewässerökologie des neuen Röttenbaches und auch auf die Anteilsfinanzierung bei der Bezuschussung der Maßnahme.

 


 

Anlagen:       

 

Fraktionsantrag Nr. 100/2012 vom 09.08.2012