Die Stadt Erlangen beschließt die Aufnahme eines neuen Projektes im Amt für Sport und Gesundheitsförderung unter dem Titel „Bewegung für ALLE in Erlangen – gesundheitsförderlich, präventiv, barrierefrei“. Die Verwaltung wird beauftragt, einen entsprechenden Antrag auf Projektförderung nach § 20a SGB V für Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten bei der Techniker Krankenkasse zu stellen.
1. Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt
werden?)
Seit 2015 verfolgt das Amt für Sport und Gesundheitsförderung unter dem Titel „Inklusion im und durch Sport“ das Ziel, selbstbestimmte und gleichwertige Teilnahme und Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderungen im und durch Sport in Erlangen zu ermöglichen. Ebenso zielen die Aktivitäten der kommunalen Gesundheitsförderung darauf ab, niedrigschwellige Zugänge zu Bewegung für vulnerable Gruppen zu fördern.
Die Stadt Erlangen richtet im Juli 2025 die Special Olympics Landesspiele Bayern 2025 aus, ein Sportwettbewerb für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Die Veranstaltung rückt Inklusion in Sport und Gesellschaft in den öffentlichen Fokus. In diesem Kontext wurde gemeinsam mit Netzwerkpartnern festgestellt, dass es weiterhin Verbesserungspotenziale für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung an Bewegungs- und Sportangeboten gibt.
Menschen mit Beeinträchtigung treiben laut dem dritten Teilhabebericht der Bundesregierung (2021) im Vergleich zu Menschen ohne Beeinträchtigung seltener Sport. Dabei können Bewegungs- und Sportangebote gerade für Menschen mit geistiger, seelischer und/oder körperlicher Beeinträchtigung ein guter Ausgangspunkt zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sein. Denn Bewegung fördert die Gesundheit und Mobilität, erhöht die physische und psychische Lebensqualität und verringert die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung sekundärer Gesundheitsprobleme.
Waren es im zweiten Teilhabebericht der Bundesregierung (2017) noch 46 Prozent der Menschen mit Beeinträchtigung, die gar nicht sportlich aktiv waren, sind es im dritten Teilhabebericht bereits 55 Prozent. Dieser Entwicklung muss entgegengewirkt werden.
Laut Amt für Statistik und Stadtforschung der Stadt Erlangen waren am 31.12.2021 (letzte vorliegende Statistik) insgesamt 6.670 Personen schwerbehindert (mit einem Behinderungsgrad von mindestens 50 %; Personen mit einem Grad der Behinderung von 100 % sind nicht miteinbezogen).
Die Frage nach besseren Zugängen von Menschen mit Behinderung zu Bewegungsangeboten wurde zudem am 13. Mai 2025 im Rahmen des Fachtags „Gesundheit für ALLE“ der Landeszentrale für Gesundheit Bayern in Erlangen diskutiert. Das Amt für Sport und Gesundheitsförderung war Mitveranstalter und strebt an, die Erkenntnisse im Rahmen eines neuen Präventionsprojektes einzubeziehen und weiterzubearbeiten.
Ziel des Projektes ist es, nachhaltige Strukturen in Sport und Gesundheitsförderung zu schaffen, die die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen an Bewegung stärken und damit deren Gesundheit fördern. Dies umfasst:
- Die Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten von Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung zu Bewegungsangeboten
- Die Weiterentwicklung von gesundheitsfördernden Strukturen für die betroffenen Personen in Erlangen
- Den bedarfsorientierten Aus- und Aufbau von Bewegungsangeboten
2. Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw.
Wirkungen zu erzielen?)
Zur Erreichung der Ziele wird ein
dreijähriges Präventionsprojekt nach § 20a SGB V beantragt. Im Rahmen des geplanten Projektes
werden unter dem Titel „Bewegung für ALLE in Erlangen –
gesundheitsförderlich, präventiv, barrierefrei“ werden von Januar 2026 bis Dezember 2029
zwei Stellen für die Sachbearbeitung Projektumsetzung mit jeweils 15 Wochenstunden
eingesetzt, die die Zusammenarbeit in einer Projektgruppe mit Netzwerkpartnern und
Multiplikatoren koordinieren, vier bereits festgelegte Teilprojekte umsetzen
und im Rahmen der Öffentlichkeitarbeit über Bewegung und Inklusion informieren.
Folgende Teilprojekte werden umgesetzt:
- Teilprojekt 1: "Ist-Analyse Bewegungsangebote & Sensibilisierung Akteure"
Bereits bestehende Bewegungsangebote für Menschen mit Behinderungen werden detailliert betrachtet/reflektiert und ggf. angepasst. Übungsleitungen werden für die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen sensibilisiert und in Workshops geschult. Darüber hinaus gilt es zu ermitteln, ob bereits Bewegungsangebote in digitaler Form vorhanden sind und ggf. bei Bedarf etabliert werden können.
- Teilprojekt 2: "Bewegung barrierefrei"
Die in Erlangen vorhandenen Sportstätten werden auf ihre Barrierefreiheit (räumlich, kommunikativ, technisch, digital) überprüft. Insbesondere werden vorhandene Sport-/Bewegungsangebote auf ihre sprachliche Barrierefreiheit (einfache Sprache) überprüft und ggf. entsprechend angepasst.
- Teilprojekt 3: „Bewegte Grundschule“
Ziel ist es, die Lebenswelt Förderschule bewegter zu gestalten. Das bedeutet u.a. die Einführung von Pausenhofbewegung und regelmäßige Besuche von Bewegungsorten (u.a. das Walderlebniszentrum Tennenlohe). Parallel dazu werden Lehrkräfte und Sportpädagogen als „Bewegungscoaches“ geschult.
- Teilprojekt 4: "Bewegungswoche für ALLE"
Diese integriert zusammen mit Erlanger Sportvereinen bereits bestehende Angebote, die inklusiv gestaltet sind bzw. Bewegungsangebote, die gut für Menschen mit Behinderungen geeignet sind. Ziel ist es, ca. fünf Tage lang für Menschen mit Behinderungen, Eltern und Übungsleitungen anderer Vereine in offenen Trainingsstunden Einblicke zu gewähren. Nach der Bewegungswoche soll die Zusammenarbeit fortgeführt werden, um nachhaltige Strukturen zu schaffen.
3. Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote
erbracht werden?)
Das geplante
Projekt stärkt die Zusammenarbeit von relevanten Akteuren im Bereich inklusive
Bewegungsförderung. In die
Projektgruppe einbezogen werden sowohl lokale Partner wie
Sportvereine/Sportverband, Lebenshilfe, Zentrum für selbstbestimmtes Leben Behinderter
e.V. (ZSL) als auch weitere Verbände wie Special Olympics Bayern, Bayerischer Landes-Sportverband (BLSV), Behinderten- und
Rehabilitations-Sportverband Bayern (BVS). Die Detailplanung und Begleitung der
Umsetzung der Teilprojekte erfolgt durch die Projektgruppe.
Gesundheitsfördernde Strukturen für Menschen
mit Behinderungen in Erlangen werden durch das Projekt insbesondere in den
Lebenswelten Stadtteile/Kommune, Schule und in den Sportvereinen
weiterentwickelt, indem niedrigschwellige/barrierefrei Zugänge zu
gesundheitsförderlicher Bewegung geschaffen werden, Multiplikatoren für die
Belange von Menschen mit Behinderungen sensibilisiert und geschult und
Bewegungsformate erprobt werden. Der Netzwerk- und Kompetenzaufbau führt zu
einer langfristigen Verankerung von inklusiver Bewegungsförderung in Erlangen.
4. Klimaschutz:
Entscheidungsrelevante
Auswirkungen auf den Klimaschutz:
ja, positiv*
ja, negativ*
nein
Wenn ja,
negativ:
Bestehen
alternative Handlungsoptionen?
ja*
nein*
*Erläuterungen
dazu sind in der Begründung aufzuführen.
Falls es sich um negative Auswirkungen auf den
Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist
bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine
Begründung zu formulieren.
5. Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des
Leistungsangebotes erforderlich?)
Investitionskosten: |
€ |
bei IPNr.: |
Sachkosten: |
46.000 € |
bei Sachkonto: |
Personalkosten (brutto): |
190.000 € |
bei Sachkonto: |
Folgekosten |
€ |
bei Sachkonto: |
Korrespondierende Einnahmen |
236.000 € |
bei Sachkonto: |
|
Haushaltsmittel
werden nicht benötigt
sind vorhanden auf IvP-Nr.
bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk
sind nicht vorhanden