Betreff
50 Jahre Spiel- und Lernstuben Stadtjugendamt Erlangen
Vorlage
514/004/2022
Aktenzeichen
V/514
Art
Mitteilung zur Kenntnis

Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.


1972 wurden im Jugendwohlfahrtsausschuss die Grundlagen für die Spiel- und Lernstuben in Erlangen geschaffen. In räumlicher Nähe zu den Obdachlosenwohnungen in Bruck und Büchenbach wurden erste Spielstuben- und Lernstubengruppen gegründet. Bereits Jahre vorher wurden durch bürgerschaftliches und schulisches Engagement und mit Hilfe von Studierenden erste freie Kindergruppen aufgebaut. Ziel war, gegen Ausgrenzung und die damals sehr hohe „Sonderschulquote“ bei Kindern aus den Obdachlosenquartieren anzugehen und die Chancen auf Bildung für betroffenen Kinder und Jugendliche zu erhöhen. Spiel- und Lernstuben waren zunächst als niederschwelliger Zugang zu Bildung freiwillige Leistungen der Sozialen Gruppenarbeit (Jugendhilfe) und keine Kindertageseinrichtungen. Seit der Einführung des BayKiBiG 2005 sind Spiel- und Lernstuben als Kindertageseinrichtungen anerkannt und werden finanziell gefördert. Sie sind seither mit Betriebserlaubnis anerkannter Teil der Kita-Versorgung in Erlangen. Ab 2006 wurden im BayKiBiG die Voraussetzungen für die finanzielle Förderung von Plätzen für Kinder mit Eingliederungshilfebedarf geschaffen. Die Zahl der integrativen Plätze in den Spiel- und Lernstuben wird seither systematisch ausgebaut.

 

Heute gibt es 13 Spiel- und Lernstuben mit 394 Plätzen in den Stadtteilen Büchenbach, Bruck, Anger und Röthelheimpark. Kinder und Jugendliche ab 3 Jahre bis zur Volljährigkeit erhalten bedarfsgerechte und individuelle Bildungs- und Entwicklungsbegleitung. Zusätzlich sind 20-25% der Plätze für Kinder und Jugendliche mit Eingliederungshilfebedarf reserviert. Nach dem aktuell stattfindenden Ausbau bis 2024, werden es insgesamt 490 Plätze mit 112 integrativen Plätzen sein. Rund 140 Mitarbeitende begleiten heute mit sehr großem Engagement Kinder und Jugendliche vom Kindergartenalter an bis zum Schulabschluss. Sie alle setzen sich gemeinsam und sehr engagiert für bestmögliche Chancen für Kinder und Jugendliche in Erlangen ein.

 

Die gesellschaftliche Situation von Familien und die damit verbundenen Herausforderungen, haben sich seit den Anfängen der Spiel- und Lernstuben sehr stark verändert. Der sozialpädagogische Auftrag, präventiv mit Familien in belastenden Lebenslagen zu arbeiten, wurde nach der Anerkennung der Spiel- und Lernstuben als Kindertageseinrichtungen konzeptionell festgelegt und in Qualitätsstandards beschrieben. Der Name „Stube“ ist bewusst geblieben, um die familiäre Ausrichtung der pädagogischen Arbeit zu betonen. Neben der Bildungs- und Erziehungsarbeit ist der Kern weiterhin die Stärkung der Erziehungskompetenz und die beratende Begleitung von Eltern.

Das 2021 in Kraft getretene Kinder- und Jugendstärkungsgesetz beauftragt Kommunen, Strukturen und Angebote für Familien inklusiver, sozialräumlicher, präventiver, partizipativer und teilhabeorientierter zu gestalten. Seit Jahren ist die Stadt Erlangen u.a. mit den Spiel- und Lernstuben in diese Richtung fachlich vorausgegangen. Die qualitative Weiterentwicklung der Angebote setzt sich im Bau von „Häusern“ fort, die Spiel- und Lernstuben, Familienpädagogische Einrichtungen und die Offene Jugendsozialarbeit unter einem Dach vereinen. Als Familienstützpunkte in Büchenbach, Anger, Bruck und im Röthelheimpark sind oder werden die „Häuser“ Stärkungsorte für alle Familien im jeweiligen Stadtteil.

 

Die Spiel- und Lernstuben sind seit 50 Jahren integrierte kommunale Strategie für ein gesundes und chancengerechtes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Erlangen. Sie sind vor Ort, bieten frühzeitige Unterstützung, beraten in Krisen, sind einfach erreichbar, den Familien bekannt, binden Familien ein, ermöglichen soziale Teilhabe und fördern soziale Inklusion und kulturelle Integration.

 

Die Spiel- und Lernstuben sind auch deshalb erfolgreich, weil sie im Jugendamt konzeptionell verknüpft sind mit weiteren Leistungen der Jugendhilfe. Sie bilden gemeinsam mit den familienpädagogischen Einrichtungen, der KOKI, der Jugendsozialarbeit an Schulen, Chance 8.9.Plus, der offenen /mobilen Jugendsozialarbeit, den Abenteuerspielplätzen und dem Allgemeinen Sozialdienst ein Präventionssystem, das derzeit als Bildungs- und Präventionskette bezeichnet wird. Die hervorragende Kooperation mit den weiteren Akteuren der Jugendhilfe außerhalb des Jugendamtes trägt ebenfalls maßgeblich zum Erfolg bei.

 

Für die neue Ausrichtung der Jugendhilfe durch das KJSG und die Weiterentwicklung von Prävention, Inklusion, Partizipation etc. ist die Bildungs- und Präventionskette ein beispielhafter Ausgangspunkt.

 

Es erfolgt Vortrag in der Sitzung

 


Anlagen: -