Betreff
Arbeitsgruppe: "Stadt in der Natur - Natur in der Stadt"; Fraktionsantrag der Grünen Liste Nr. 118/2021 vom 20.04.2021
Vorlage
31/128/2022
Aktenzeichen
VII/31
Art
Beschlussvorlage

Die Ausführungen der Verwaltung werden zustimmend zur Kenntnis genommen. Der Fraktionsantrag der Grünen Liste Nr. 118/2021 vom 20.04.2021 ist damit abschließend bearbeitet.


1.    Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt werden?)

Viele Wild- und Kulturpflanzen werden von Insekten bestäubt. Damit sind diese Insekten wichtig für die sexuelle Fortpflanzung vieler Nutzpflanzen und die Mehrzahl der Wildpflanzen. Mehrere Studien zeigen, dass der Rückgang von bestäubenden Arten zu einem parallelen Rückgang von Pflanzenarten führen kann. Dies macht diese Bestäuber unersetzlich für unsere Ökosysteme. In Europa sind 84 % von 264 untersuchten Kulturpflanzenarten zumindest in gewissem Maße von tierischer Bestäubung abhängig. Es ist daher nicht verwunderlich, dass weltweit die jährlichen Bestäubungsleistungen auf über 200 Milliarden US$ geschätzt werden.

 

Besonders der Rückgang der (Wild)bienen ist in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit ein Sinnbild für den Verlust aller Insekten geworden.

Wildbienen spielen bei der Bestäubung eine weitaus größere Rolle als bisher angenommen. Umso besorgniserregender ist es, dass auf globaler Ebene viele Bestäubergruppen wie Bienen sowohl in ihrer Individuendichte als auch in ihrer Vielfalt abnehmen. Es werden über 40 Prozent der Arten als bedroht angesehen. Besonders in hoch industrialisierten Regionen wie Europa ist seit Jahrzehnten ein Abwärtstrend zu beobachten. In Deutschland ist die Situation für Wildbienen dramatisch: Von den 560 hier erfassten Arten sind über 50 Prozent bedroht. Fast fünf Prozent sind sogar vom Aussterben bedroht. Es gibt viele verschiedene Gründe, wie die Verringerung natürlicher Flächen, die Fragmentierung von Lebensräumen und die Verknappung von blühenden Nahrungs- und Nistressourcen, die mit der Intensität der Landwirtschaft in Verbindung stehen. Monokulturen schränken die Nahrungsressourcen der Bestäuber über die Saison ein und können die Vielfalt der Insektenbestäuber und potenziell die Beiträge der Wildbienen zur Bestäubung von Nutzpflanzen reduzieren.  Viele Wildbienen haben sich auf eine Pflanzenart spezialisiert, verschwindet diese, verschwindet auch die Wildbienenart.

 

Doch nicht nur die Populationen von Wildbienen sind gefährdet, auch bei viele Heuschrecken, Grillen und Käferarten nimmt diese ab.

 

Der Rückgang von Insekten hat nicht nur entscheidende Auswirkungen auf die Pflanzenwelt, sondern auch auf andere Tierarten.

Insekten sind entscheidender Teil der Nahrungskette. Sie dienen beispielsweise Amphibien, Fledermäusen und Vögeln als Nahrung. Ein Rückgang der Insekten gefährdet somit auch den Bestand dieser Arten. Auch dies ist bereits eingetreten und wird durch den vorherrschenden Vogelschwund sichtbar. Innerhalb der letzten 12 Jahre gingen 12,7 Millionen Brutvogelpaare in Deutschland verloren.

 

Die Gründe für die besorgniserregende Abnahme der Insekten sind verschieden. Neben der Intensivierung der Landwirtschaft ist unter anderem die Fragmentierung der Lebensräume der Insekten durch Bau- und Infrastrukturprojekte Teil des Problems. Durch die Zerteilung des Lebensraums werden private Gärten zu rettenden Inseln für die Insekten und somit entscheidend für die Biodiversität. Somit ist die Anlage eines insektenfreundlichen Gartens ein richtiger Schritt in die Richtung des Erhalts der Biodiversität.

Viele private Gärten sind jedoch durch sterile Gestaltung und den Einsatz von Pestiziden und die Pflanzung insektenunfreundlicher Blumen nicht für Insekten nutzbar.

 

Durch die geforderte Erstellung der Flyer sollen die Bürger*innen auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Außerdem sollen die Bürger*innen Informationen und Hilfestellungen an die Hand bekommen um ihre Gärten insektenfreundlich zu gestalten.

Dies soll dazu führen, dass die Bürger*innen durch die Gestaltung oder Umgestaltung ihrer Gärten zu einem positiveren Einfluss auf die Biodiversität beitragen.

Zusätzlich dazu soll eine Expertengruppe gegründet werden, welche Ideen entwickelt um die Natur zurück in die Stadt zu holen.

 

 

2.    Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)

Bildung einer Expertengruppe

Eine Expertengruppe, bestehend aus Mitgliedern von Stadtgrün, Obst- und Gartenbau-Vereinen und dem botanischen Garten soll gemeinsam Informationsmaterialen gestalten. Mitglieder von Ost- und Gartenbau-Vereinen und dem botanischen Garten zeigen sich offen der Idee gegenüber, weisen aber auch darauf hin, dass diese Informationen, welche Pflanzen insektenfreundlich sind bereits vorhanden sind und nicht durch eine Expertengruppe ermittelt werden müssen. EB 77 und Amt 31 schließen sich dieser Meinung an.

Besonders eine Pflanzliste, die auf die „Erlanger Bodenbeschaffenheit“ angepasst ist, ist aus verschiedenen Gründen schwierig zu realisieren. Der Hauptgrund ist, dass die Bodenbeschaffenheiten in einem Garten stark variieren können und geprägt von Düngungen und Humuseintragung sind. Somit unterscheiden sich die meisten Bodenbeschaffenheiten in Gärten stark von den natürlich in Erlangen vorkommenden Bodeneigenschafften.

Interessierte Bürger*innen erhalten dagegen bereits einfach Zugang zu Informationen zu insektenfreundlichen Gärten (auch für die natürlichen Erlanger Bodeneigenschaften: kalkarm und sandig).

In Anlage 1 sind beispielhaft Flyer aufgelistet, die innerhalb einer 5-minütigen Google Suche zu finden sind. Fast alle diese Flyer liegen auch im Umweltamt aus. Somit wird von der Bildung einer Expertengruppe für die Gestaltung insektenfreundlicher privat Gärten abgeraten, da diese keine neuen Erkenntnisse liefern würde. Die Expertengruppe sollte sich ausschließlich damit beschäftigen, wie die Natur besser in die Stadt integriert werden kann. Welche Erfahrungen bereits gesammelt wurden und welche Projekte umsetzbar sind. Hierfür wird eine Expertengruppe aus Naturschutzverbänden, EB77 und Amt 31 gegründet, welche herausfinden sollen, welches das beste Projekt (z.B. Essbare Stadt oder wilde Ecken bepflanzen und mit Informationstafeln bestücken) für die Stadt Erlangen darstellt.

 

 

 

 

 

Erstellung eines Flyers und einer Pflanzliste

Um die Bevölkerung und Grünflächengestaltern auf das Insektensterben aufmerksam zu machen und ihnen Möglichkeiten an die Hand zugaben, wie sie diesem entgegen steuern können soll auf die vorhandenen Flyer auch über die Homepage der Stadt Erlangen präsenter aufmerksam gemacht werden. Zusätzlich soll bereits vor der Gründung der Expertengruppe ein auffälliges Plakat erstellt werden, welches kurz und einleuchtend die Eigenschaften eines insektenfreundlichen Gartens aufzeigt. Zu diesem Plakat werden kleiner Flyer erstellt, die die Schlagworte, die man auf dem Plakat findet genauer erläutern und weitere Tipps und Tricks bieten, wie man seinen Garten insektenfreundlicher gestalten kann.

Zusätzlich zu den Flyern soll eine kurze Pflanzliste erstellt werden. Inhaltlich sollte die Liste insektenfreundliche und einheimische Pflanzen aufzeigen, die Gartenbesitzer*innen anpflanzen können. Inhaltlich würde sich der Flyer und die Pflanzliste an den beispielhaft bereits erstellten Dokumenten (Anlage 2 und 3) orientieren.

 

Bereitstellung der Informationen

Nach Erstellung des oben angesprochenen Plakates soll dieses Kleingärtensiedlungen zur Verfügung gestellt werden und in möglichst vielen Baumärkten aufgehängt werden. Zusätzlich sollen neben dem Plakat die erklärenden Flyer zum Mitnehmen bereitgestellt werden. Die Plakate und Flyer sollen auch Teil des Klimaschaufensters sein und im Umweltamt ausliegen. Auf der Homepage der Stadt Erlangen sollen die Informationen präsenter aufbereitet werden.

 

Beratungen

Des Weiteren wäre eine Stelle wie bei den Landkreisen als Beratung sinnvoll, um Interessierte Gartenbesitzer*innen aber auch größere Projekte, wie Vereine oder Firmen bei der Gestaltung ihrer Freiflächen zu unterstützen.

 

Schaugärten

Nach Rücksprache mit Stadtgrün kommen wir zu der Erkenntnis, dass die Anlage von Mustergärten schwierig ist, da es sich entweder um intensiv genutzte Parks oder extensive Blühwiesen handelt. Aus diesem Grund sollen bestehende Pflanzflächen als ‚Mustergärten‘ ausgewiesen und die zugehörigen Pflanzlisten z.B. Über QR-Code (Kleines Schild im Beet) abrufbar auf die Website gesetzt werden. Je nach Ergebnissen der Expert*innengruppe, kann dieses Vorhaben ausgeweitet werden und neben dem QR-Code können die Eigenschaften einzelner Pflanzen auf kleinen Schildern beschrieben werden.

 

3.    Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote erbracht werden?)

Flyer Erstellung

Die Erstellung des Flyers wird das Amt für Umweltschutz und Energiefragen übernehmen. Aufgrund der bereits bestehenden hohen Arbeitsbelastung ist dies erst nach dem bereits beschlossenen Ausbau der Biodiversitätsstelle möglich.

Beratungsstelle
Die Stelle zur Beratung und Betreuung einzelner Bürger*innen bei der Gestaltung ihres Gartens ist allerding eher im Amt EB77 anzusiedeln, da eine gartenfachlich landschaftsplanerische Ausbildung hierbei notwendig ist.

 

4.    Klimaschutz:

 

Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

                ja, positiv*

                ja, negativ*

                nein

 

Wenn ja, negativ:

Bestehen alternative Handlungsoptionen?

 

                 ja*

                 nein*

 

*Erläuterungen dazu sind in der Begründung aufzuführen.

 

 

Falls es sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.

 

 

5.    Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

€ 2000

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

                 werden nicht benötigt

                 sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                               bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

                         sind nicht vorhanden


Anlagen:

Anlage 1 Fraktionsantrag der Grünen Liste Nr. 118/2021 vom 20.04.2021
Anlage 2 Bereits vorhandene Informationen zu insektenfreundlichen Gärten
Anlage 3 Beispielhafte Gestaltung eines Flyers

Anlage 4 Beispielhafte Gestaltung einer Pflanzliste