Betreff
Beantwortung des Antrags der SPD-Fraktion Nr. 169/2021 vom 29.06.2021: Deutschoffensive für den Spracherwerb und die Sprachförderung
Vorlage
IV/BB/016/2021
Aktenzeichen
IV/BB
Art
Beschlussvorlage

1. Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.

2. Der Antrag Nr. 169/2021 ist damit bearbeitet.

 


1.    Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt werden?)

Im Faktionsantrag wird die Befürchtung aufgegriffen, dass der Vorkurs „Deutsch 240“ für Vorschulkinder ausgesetzt wird. Daher werden verschiedene Bereiche der Stadtverwaltung gebeten, Überlegungen anzustellen, wie eine Deutschoffensive für den Spracherwerb und die Sprachförderung umgesetzt werden kann. Konkret werden folgende Punkte beantragt:

 

1. Der Oberbürgermeister und die Referentin für Bildung nutzen alle ihnen zur Verfügung stehenden Kanäle, um auf den Missstand der fehlenden Deutschförderung hinzuweisen, aufs Schärfste dagegen zu protestieren und eine Abwendung zu erzielen.

 

2. Das Jugendamt entwickelt ein Weiterbildungskonzept für Erzieher*innen zur verstärkten Sprachförderung und stellt dar, wie es sich auf den städtischen Stellenplan im Bereich der Kindertagesstätten auswirkt, wenn die kompletten Stunden „Deutsch 240“ durch Personal in den Kindertagesstätten übernommen werden. Es sollen Lösungen aufgezeigt werden, wie bereits im Schuljahr 2021/22 der Vorkurs „Deutsch 240“ in gewohntem Umfang stattfinden kann.

 

3. Initiativen wie Wi.L.D. und „die begleiter“ werden gestärkt, indem die Vergütung für Dozent*innen verbessert und eine Anwerbeoffensive für Ehrenamtliche gestartet wird. Wenn möglich sollen die Angebote dadurch ausgeweitet werden. Im Idealfall soll versucht werden, bereits in den Sommerferien 2021 zusätzliche Intensivkurse anzubieten.

 

4. Von Seiten der VHS soll der zusätzliche Bedarf im Rahmen der Optimierten Lernförderung dargestellt werden und Personal- und Finanzressourcen für den Haushalt angemeldet werden. Zudem sollen von Seiten der VHS zusätzliche Intensiv-Kurse zum Deutscherwerb und zur -intensivierung angeboten werden.

 

 

 

 

 

2.    Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)

Das Bildungsbüro kann diesen Fraktionsantrag nur in koordinierender Funktion beantworten. Daher wurden die genannten Dienststellen sowie das Staatliche Schulamt Erlangen und Erlangen-Höchstadt um eine Stellungnahme gebeten.

 

 

Stellungnahme des Staatlichen Schulamts zur Durchführung des Vorkurses „Deutsch 240“:

Der Vorkurs Deutsch 240 wird auch im kommenden Schuljahr im üblichen Stundenumfang an fast allen Grundschulen (Ausnahme: GS Dechsendorf) angeboten werden. Da derzeit das staatliche Personal knapp ist, die Finanzierung jedoch im Umfang der bisher durchgeführten Stundenanzahl weitergeführt wird, wird zukünftig externes Personal eingesetzt werden. Erfreulicherweise konnte durch Unterstützung der Schulleitungen geeignetes Personal in ausreichender Anzahl gefunden werden. Durch Kooperation mit dem Büro für Chancengleichheit und Vielfalt konnten zusätzlich drei Dozent*innen aus der Deutschoffensive angestellt werden. Die externen Kräfte erhalten mehrere von der Regierung Mittelfranken organisierte Fortbildungseinheiten und werden vor Ort von den Kolleg*innen an den Schulen unterstützt. Somit kann davon ausgegangen werden, dass der Vorkurs Deutsch 240 an den Schulen gewinnbringend umgesetzt werden kann.  

 

 

Stellungnahme des Stadtjugendamts zur Entwicklung eines Weiterbildungskonzepts für Erzieher*innen zur verstärkten Sprachförderung:

Das Jugendamt wird gemeinsam mit dem Büro für Chancengleichheit und Vielfalt/Internationale Beziehungen einen Fortbildungstag zur Sensibilisierung für Deutsch als Zweitsprache für Erzieher*innen anbieten. Nach Evaluation dieses Angebots soll es evtl. ausgeweitet werden.

 

 

Stellungnahme der Initiativen Wi.L.D. und „die begleiter“ zur Verbesserung der Vergütung und einer Anwerbeoffensive für Ehrenamtliche:

Das Programm Wi.l.D. (Wir lernen Deutsch) wird seit 2009 in Kooperation zwischen dem Lehrstuhl DiDaZ und der Stadt Erlangen angeboten. Hier werden Kinder durch sprachbewussten Fachunterricht an Grund- und Mittelschule in Erlangen sowie an außerschulischen Lernorten sprachlich gefördert. Studierende des Lehrstuhls für Didaktik des Deutschen als Zweitsprache haben die Möglichkeit, in einer Gruppe von max. acht Kindern zwei Schulstunden pro Woche Sprachförderunterricht in Eigenverantwortung durchzuführen. Auf diese Aufgabe werden sie durch das Projektteam gezielt vorbereitet. Die Gestaltung des Unterrichts und der Besuche von außerschulischen Lernorten werden von der Koordinator*in und den studentischen Förderlehrkräften in einem Begleitseminar geplant und durchgeführt.

Da es sich im Wi.l.D-Programm um Honorarkräfte handelt und nicht um ehrenamtlich Tätige ist eine Anwerbeoffensive für Ehrenamtliche nicht zielführend. Je nachdem wie viele Studierende am Projekt teilnehmen, können entsprechend viele Schulen aufgenommen werden. Die Erhöhung der Vergütung wird nicht als zielführend gesehen, vielmehr könnten mehr Studierende zur Teilnahme gewonnen werden, würde ein Semesterticket in Aussicht gestellt werden, da der Lehrstuhl DiDaZ in Nürnberg angesiedelt ist und die Fahrt an eine Erlanger Schule die größte Hürde zur Teilnahme am Projekt darstellt. Entsprechende Umsetzungen werden geprüft.

 

Im Rahmen der Begleiter sind ehrenamtlich Tätige als Bildungspat*innen eingesetzt, die keine Vergütung erhalten. Das Programm wirbt regelmäßig durch zielgerichtete Maßnahmen neue Ehrenamtliche an. Eine ausgeweitete Anwerbeoffensive hat Ende 2019/ Anfang 2020 erfolgreich stattgefunden. Durch diese konnten - trotz der Pandemie - überdurchschnittlich viele neue Engagierte gewonnen werden. Eine weitere Anwerbeoffensive wird angestrebt.

Sprachförderung innerhalb der Bildungspatenschaften findet allerdings immer nur im Rahmen der Möglichkeiten und Fähigkeiten der jeweiligen Ehrenamtlichen und eher ungesteuert in alltäglichen Situationen durch den Sprachkontakt zu den Begleitern statt. Dies ist nicht mit einer gezielten Deutschförderung durch ausgebildete Fachkräfte gleichzusetzen, die das Ziel verfolgt, die Schüler*innen durch einen gesteuerten Spracherwerbsprozess an die für die schulische und berufliche Bildung nötige Bildungs- bzw. Fachsprache heranzuführen.

Vor Kurzem ist ein ausführlicher Bericht zur Entwicklung während der Corona-Pandemie entstanden, der dieser Vorlage angehängt ist.

 

 

Stellungnahme der vhs zum Bedarf zusätzlicher Ressourcen im Rahmen der Optimierten Lernförderung und zur Meldung von Personal- und Finanzressourcen für den Haushalt sowie zur Möglichkeit zusätzlicher Intensivkurse:

 

Das Projekt Optimierte Lernförderung (oL) wird seit 2012/13 in Kooperation mit dem Sozialamt der Stadt Erlangen angeboten. Dabei werden ausschließlich förderberechtigte Kinder entsprechend ihrer Defizite gezielt gefördert.

Zum jetzigen Zeitpunkt organisiert die vhs für 15 Erlanger Schulen die Optimierte Lernförderung. Für die Förderung der 676 berechtigten Kinder im Schuljahr 2019/20 waren 207 freiberufliche Dozent*innen im Einsatz. Für das Schuljahr 2021/22 wird mit mehr als 700 förderberechtigten Kindern für das erste Halbjahr gerechnet. Drei weitere Schulen haben ihr Interesse an der Zusammenarbeit mit der vhs im Bereich der oL bekundet.

Die personellen Ressourcen für die pädagogische Planung der Optimierten Lernförderung durch festangestelltes Personal an der vhs reichen nicht aus. Ein entsprechender Stellenplanantrag wurde für das Stellenplanverfahren 2022 gestellt. Vorbehaltlich der Zustimmung zur Stellenschaffung kann diese Stelle erst mit Haushaltsgenehmigung 2022 besetzt werden. Bis zur Besetzung der Stelle kann aus Gründen der Personalfürsorge keine weitere Schule aufgenommen werden.

Herausfordernd ist zudem der Mangel an geeigneten Dozent*innen. Die vhs hat einen Teil ihrer eingesetzten Dozent*innen verloren, da diese derzeit über das staatliche Schulamt als Teamlehrkräfte für diverse Maßnahmen (etwa das Projekt „Brückenbau“) angestellt werden.

 

Im Bereich der Erwachsenenbildung existiert ein engmaschiges Portfolio an Deutschkursen und Fördermaßnahmen. In Präsenz umfasst es Intensiv-, Kompakt- und Grammatikkurse sowie Intensiv-Brückenkurse, Konversationskurse und Auffrischungskurse. Diese Angebote finden vormittags, nachmittags, am Abend und auch am Wochenende statt. Hier sind alle Niveaustufen abgedeckt. Zuletzt wurden 25 Online-Kurse in „Deutsch als Fremdsprache“ platziert, davon 13 Intensiv-Kurse. Mit Start des Herbst-/Wintersemesters sind 91 Deutschkurse und Prüfungen geplant, davon 42 Grundkurse, 40 Angebote für die Sprachniveaus B1/B2 und 9 Prüfungen und Kurse für das Niveau C1/C2. Auch hier ist es schwierig, qualifizierte Dozent*innen zu akquirieren.

 

Im Bereich der Grundbildung (Alpha+) wurde kurzfristig ein Angebot aufgesetzt, das Jugendliche mit Migrationshintergrund, die Schwierigkeiten in der Schule haben, unterstützt. Ab Herbst wird dieses Engagement gemeinsam mit der Eichendorff-Schule ausgeweitet.

 

Die vhs intensiviert seit zwei Jahren die Schulung von ehrenamtlichen Lernbegleiter*innen. Im letzten Jahr wurden vier Kurse digital mit insgesamt 57 Anmeldungen realisiert. In den kommenden Semestern wird dieses Angebot hybrid (in Präsenz und online) weitergeführt.

 

3.    Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote erbracht werden?)

Nach Angaben des Staatlichen Schulamts kann der Vorkurs Deutsch 240 im Schuljahr 2021/22 im üblichen Stundenumfang angeboten werden. Zudem führen verschiedene Ämter und Dienststellen der Stadtverwaltung Angebote zur Deutschförderung im Kita- und Schulbereich sowie in der Erwachsenenbildung durch. Das Bildungsbüro ist in einem intensiven Austausch mit dem Staatlichen Schulamt und den genannten Dienststellen und wird das Thema „Sprachförderung“ auch weiterhin in der Fachgruppe „Bildung während und nach Corona“ bearbeiten.

 

 

 

 

 

 

 

4.    Klimaschutz:

 

Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

                ja, positiv*

                ja, negativ*

                nein

 

Wenn ja, negativ:

Bestehen alternative Handlungsoptionen?

 

                 ja*

                 nein*

 

*Erläuterungen dazu sind in der Begründung aufzuführen.

 

 

Falls es sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.

 

 

5.    Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

                 werden nicht benötigt

                 sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                               bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

                         sind nicht vorhanden


Anlagen:            

- Fraktionsantrag der SPD Nr. 169/2021

- Bericht zur Initiative „die Begleiter“