Betreff
Taxi-Gutscheine für ErlangenPass-Inhaber*innen ab 60 Jahre: Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus der Befragung der Nutzer*innen
Vorlage
50/059/2021
Aktenzeichen
V/50/WM021
Art
Beschlussvorlage

·        Das Projekt „Taxi-Gutscheine“ für ErlangenPass-Inhaber*innen ab 60 Jahren wird bis einschließlich April 2022 weitergeführt.

·        Eine mögliche weitere Projektverlängerung erfolgt nach Maßgabe der pandemischen Situation im Frühjahr 2022.

 


1.    Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt werden?)

Das Projekt „Taxi-Gutscheine für ErlangenPass-Inhaber*innen ab 60 Jahren“ wurde im SGA am 23.09.2020 konzeptionell vorgestellt (Vorlagen-Nr. 50/012/2020). In Zwischenberichten im SGA am 11.02.2021 (Vorlagen-Nr. 50/027/2021) und am 29.06.2021 (Vorlagennummer: 50/052/2021) wurde über den Projektverlauf und die Inanspruchnahme der Gutscheine berichtet.

Die bis dahin gemachten Praxiserfahrungen sollten in einem nächsten Schritt durch eine systematische Befragung der bisher Teilnehmenden konkretisiert und vertieft werden. Anlass hierfür ist zum einen die Beobachtung, dass deutlich weniger Taxigutscheine über die Taxizentrale abgerechnet wurden, als es der Anzahl ausgegebener Gutscheine entspricht. Zum anderen sollten in die Entscheidung über die Weiterführung des Projekts auch die Erfahrungen der teilnehmenden Menschen selbst mit einbezogen und für weitere Planungen mitberücksichtigt werden.

Die Beschlussvorlage informiert über die wesentlichen Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus der Befragung.

 

2.    Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)

Für die telefonische Befragung wurde von Amt 50 ein Interviewleitfaden in Abstimmung mit dem SG Statistik und Stadtforschung erstellt. Die Befragung selbst wurde durch einen Mitarbeiter des SG Statistik und Stadtforschung durchgeführt. Zuvor wurden die Menschen, die das Angebot bisher angenommen hatten, von Amt 50 / ErlangenPass-Stelle mit einem Informationsschreiben über das Ziel der Befragung und die Freiwilligkeit der Teilnahme sowie datenschutzrechtliche Regelungen informiert und zur Teilnahme eingeladen. Die Daten wurden anonymisiert erhoben und ausgewertet.

Die wesentlichen Ergebnisse der Befragung sind nachfolgend dargestellt. Ein detaillierter Bericht der Statistikstelle ist der Beschlussvorlage als Anlage beigefügt.

·         Für die Befragung wurden 247 Personen ab 60 Jahren angeschrieben, die seit Beginn des Projekts mindestens einmal Taxigutscheine abgerufen hatten. Dies entspricht 46,6% aller ErlangenPass-Inhaber*innen ab 60 Jahren.

·         An der Befragung nahmen 82 Personen teil (Teilnahmequote von 33,2%).

·         Fast 2/3 der an der Befragung teilnehmenden Personen (65%) gaben an, von dem Angebot der Taxigutscheine über das Anschreiben von Amt 50 erfahren zu haben. 16% hatte nach eigenen Angaben aus der Presse davon erfahren, obwohl alle ErlangenPass-Inhaber*innen ab 60 Jahren auch persönlich angeschrieben wurden. 11% erfuhren über ihre gesetzlichen Betreuer*innen oder die Senioren-Anlaufstellen von dem Projekt, 9% gaben andere Informationswege an.

·         86% der Befragten bestätigten, dass sie die angeforderten Gutscheine sehr schnell, in einer ausreichenden bzw. für sie akzeptablen Zeitspanne erhalten hatten. In keinem Fall war die Zeitspanne zwischen Anforderung und Zusendung nicht ausreichend für die persönlichen Belange.

·         In nur wenigen Fällen (13 Personen) waren angeforderte Gutscheine zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht eingesetzt worden. Davon hatten vier Personen vergessen, dass sie Gutscheine hatten, jeweils drei Personen hatten noch keinen Bedarf gehabt oder konnten den Gutschein aus gesundheitlichen Gründen noch nicht nutzen. Lediglich in einem Fall war der angeforderte Gutschein zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht angekommen. Lediglich zwei Personen berichteten von größeren Problemen mit der Annahme der Gutscheine durch Taxifahrer.

·         Insgesamt wurden zwar bei rund 20 Personen die Gutscheine zunächst nicht reibungslos vom Taxifahrer angenommen (z.B. weil das Taxi nicht über die Taxizentrale bestellt wurde). Dies trat aber vorwiegend in der Anfangsphase des Projekts auf. Mit Ausnahme der beiden oben genannten Fälle konnte die Problematik aber gelöst werden. Auftretende Probleme wurden außerdem von Amt 50 unmittelbar mit der Taxigenossenschaft geklärt.

·         Da der Wert der Gutscheinhefte von 25 Euro auf jeweils fünf Einzelcoupons verteilt wurde (1 x 10 €, 3 x 5 €), konnten die Coupons flexibel eingesetzt werden. In rund der Hälfte der Fälle wurden zwei Fahrten pro Gutscheinheft durchgeführt. Lediglich rund zehn Personen hatten alle Coupons eines Gutscheinhefts für eine Fahrt ausgegeben. In der überwiegenden Zahl (63%; 52 Personen) war dies nicht der Fall. Überwiegend bestand Zufriedenheit mit der Handhabung der Gutscheine mittels gestückelter Coupons.

·         93% der Befragten gaben an, die Gutscheine für Fahrten zum Arzt, zum Impftermin oder für Behandlungen sowie für Einkäufe oder Gänge zur Apotheke genutzt zu haben. Aufgrund von persönlichen Gesprächen mit den Teilnehmenden im Zuge des Projekts kann davon ausgegangen werden, dass hierbei keine Fahrten unternommen wurden, für die alternativ die Krankenkasse oder der Behindertenfahrdienst bei entsprechenden Voraussetzungen hätten aufkommen können. Fahrten zu gemeinschaftlichen Aktivitäten (Besuche, Veranstaltungen) waren entsprechend der pandemiebedingten Einschränkungen weniger relevant.

·         28 Personen und damit ein gutes Drittel der Befragten gibt an, bei einer Einstellung des Projekts in der selbständigen Bewältigung von Alltagsbesorgungen und –wegen wieder stärker eingeschränkt zu sein. Eine kleine Gruppe von neun Personen müsste sich zudem nach eigenen Angaben wieder in der sozialen Teilhabe einschränken. Einige wenige Personen wären in der Mobilität wieder stärker auf andere Menschen angewiesen oder müssten nach ihrer Einschätzung auf Arztbesuche oder Behandlungen verzichten, wenn nicht die Krankenkasse die Taxikosten übernehmen würde (jeweils 5% oder vier Personen).

·         Jedoch geben ebenso 31% der Befragten (25 Personen) an, bei einer Einstellung des Angebots auch wieder zu Fuß oder mit Hilfe anderer Verkehrsmittel notwendige Wege zurücklegen zu können.

 

·         Insgesamt wurden die Taxigutscheine durchgehend aber als wichtige Unterstützung in der Pandemie erlebt. 98% der Befragten bewerteten das Angebot positiv und befürworteten eine Fortsetzung auch über die Corona-Pandemie hinaus.

 

3.    Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote erbracht werden?)

Bei der Bewertung der o.g. Ergebnisse aus dem Projekt ist festzuhalten, dass der Rücklauf von rund 33% zwar im erwartbaren Umfang liegt. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass vorwiegend Menschen an der Befragung teilgenommen haben, die persönlich einen höheren Bedarf haben oder Nutzen aus dem Angebot ziehen. Somit konnte das Projekt keine weiterführenden Erkenntnisse dazu erbringen, weshalb lediglich ein relativ geringer Anteil der ausgegebenen Gutscheine auch abgerechnet wird.

Für die Alltagsbewältigung der mit dem Angebot erreichten Menschen kann das Angebot jedoch als wichtiger Beitrag bewertet werden. Insgesamt überwiegt deutlich die Zufriedenheit mit dem Angebot und mit der organisatorischen Umsetzung des Projekts. Die Gutscheine wurden mehrheitlich für notwendige Fahrten (Arzt, Einkauf, Apotheke) eingesetzt, die zumindest in der Corona-Pandemie wegen der Kontaktbeschränkungen oder dem Infektionsrisiko möglicherweise nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen hätten durchgeführt werden können. So würde ein Drittel der Personen in der eigenen Beurteilung ohne diese Unterstützung wieder stärkere Einschränkungen erleben.

Zum Teil spiegeln die Ergebnisse aber auch wider, dass ein fast ebenso hoher Anteil nicht zwingend auf das Angebot angewiesen war. In der Corona-Pandemie wurde aber auch von diesen Personen das Angebot als wichtige Unterstützung für die eigene Mobilität angenommen.

Der Wert des Angebots in dieser belastenden Zeit drückt sich insgesamt auch in der Dankbarkeit und Zufriedenheit mit dem Projekt bei 83% der Befragten (69 Personen) aus.

Bei der Gesamtbetrachtung der Gruppe ab 60 Jahren, die den ErlangenPass besitzt, zeigt sich zudem eine weitere, mögliche Wirkung des Projekts. Denn offensichtlich hat die gezielte Information über das konkrete Angebot „Taxi-Gutscheine“ in der Presse sowie ein persönliches Informationsschreiben von Amt 50 an Bezieher*innen von Grundsicherung im Alter, die den ErlangenPass bis dahin noch nicht beantragt hatten, Aufmerksamkeit auf den ErlangenPass gelenkt.

So befinden sich unter den ErlangenPass-Inhaber*innen aus dem Rechtskreis SGB XII, 4. Kapitel aktuell rund 37% mehr Personen als noch im Jahr 2020, wobei es sich überwiegend um Bezieher*innen von Grundsicherung im Alter handelt. Die Zahl der ErlangenPass-Inhaber*innen ab 60 Jahren ist im direkten Vergleich zwischen Juli 2020 und Juli 2021 von 394 Personen auf 532 Personen angestiegen. Somit leistet das Projekt offensichtlich auch einen Beitrag dazu, insgesamt die Inanspruchnahme des ErlangenPass bei Menschen ab 60 Jahren zu steigern.

Zum Stand August 2021 haben 256 ErlangenPass-Inhaber*innen ab 60 Jahren Taxigutscheine abgerufen. Dies sind 48,1% aller ErlangenPass-Inhaber*innen dieser Altersgruppe. Rund die Hälfte der an dem Angebot teilnehmenden Personen hat Gutscheine bereits mehr als einmal abgerufen, so dass weiterhin Bedarf erkennbar ist.

Resümee:

Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie und unter Berücksichtigung der dargestellten Befragungsergebnisse sollte das Projekt zunächst weitergeführt werden. Vorgeschlagen wird ein Zeitraum bis einschließlich April 2022. Damit wäre insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten mit einer vermutlich wieder höheren Infektionsgefahr eine weitere Unterstützung gegeben. Wie die Praxiserfahrungen und die Befragungsergebnisse zeigen, wird dies von den Teilnehmenden als wertvoll und notwendig für ihre Mobilität bewertet.

Eine Weiterführung oder Verstetigung des Angebots als regulärer Bestandteil der Vergünstigungen des ErlangenPass wird nach diesem Zeitraum und unter Berücksichtigung der dann bestehenden pandemischen Situation erneut geprüft.

 

 

Denn aufgrund der nicht vorhersehbaren pandemischen Entwicklung kann über diesen Zeitraum hinaus keine Perspektive formuliert werden. Der Zeitraum bis April 2022 gibt den betroffenen Menschen zunächst aber eine gewisse „Planungssicherheit“ im Hinblick auf weitere Unterstützung.

 

4.    Klimaschutz:

 

Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

                ja, positiv*

                ja, negativ*

                nein

 

Wenn ja, negativ:

Bestehen alternative Handlungsoptionen?

 

                 ja*

                 nein*

 

*Erläuterungen dazu sind in der Begründung aufzuführen.

 

 

Falls es sich um negative Auswirkungen auf den Klimaschutz handelt und eine alternative Handlungsoption nicht vorhanden ist bzw. dem Stadtrat nicht zur Entscheidung vorgeschlagen werden soll, ist eine Begründung zu formulieren.

 

 

5.    Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

                 werden nicht benötigt

                 sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                               bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

                         sind nicht vorhanden


Anlagen: