Betreff
Stadtteilhaus West mit Stadtteilbibliothek, Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsverfahrens
Vorlage
41/114/2019
Aktenzeichen
I/41
Art
Mitteilung zur Kenntnis

Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.


Von April bis Juni 2019 wurde für das künftige Stadtteilhaus West ein intensives Bürgerbeteiligungsverfahren durchgeführt. Dafür wurde das renommierte Architekturbüro „Die Baupiloten“ beauftragt, das über große Erfahrung bei partizipativen Verfahren besonders bei öffentlichen Gebäuden verfügt. Das Architekturbüro hat verschiedene Methoden und Formate explizit für das Beteiligungsverfahren in Büchenbach angepasst und entwickelt.

 

Bei einer „Wünschepostkarten-Aktion“ wurden an verschiedenen Stellen in Büchenbach an zwei Tagen Wünschepostkarten verteilt, im Anschluss wurden 800 ausgefüllte Karten ausgewertet. Verschiedene Workshops und Veranstaltungen fanden an der Heinrich-Kirchner-Schule, im Bürgertreff Die Scheune, im Jugendclub Scheune, bei der Interessensgemeinschaft katholische Jugendarbeit der Apostelgemeinde und im Familienstützpunkt Goldwitzer Straße statt. Insgesamt 160 Menschen verschiedenster Altersgruppen aus ganz Büchenbach nahmen an den Veranstaltungen und Workshops teil.

 

Die Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens und Dokumentationen zu den Workshops sowie ein darauf basierendes Raumprogramm liegen nun vor und werden den Ausschussmitgliedern zur Kenntnis gebracht.

 

Die wichtigsten Ergebnisse:

 

  • Offenheit
    Damit lässt sich eine wesentliche Erkenntnis aus dem Beteiligungsprozess auf den Punkt bringen. Generationenübergreifend soll das Gebäude nicht nach Personengruppen (z.B. hier: Erwachsene – dort: Kinder und Jugendliche), sondern programmatisch-atmosphärisch strukturiert sein. Selbst die teilnehmenden Jugendlichen lehnten eigene Jugendräume ab. Sie wollen sich nicht zurückziehen und unter sich bleiben, sondern die verschiedenen Bereiche des Hauses gemeinsam mit allen anderen je nach Stimmung nutzen.

Für das Raumprogramm heißt das: Geschlossene Gruppen- und Mehrzweckräume werden auf ein Mindestmaß reduziert zugunsten offener und teil-offener Bereiche.

  • Integrierte Bibliothek
    Keine räumliche Trennung zwischen den Stadtteilhaus-Aktivitäten und der Stadtteilbibliothek: Die unterschiedlichen Bibliotheksnutzungen sollen sich auf die verschiedenen Bereiche des Gebäudes verteilen, sodass Stadtteilhaus und Bibliothek thematisch wie atmosphärisch ineinander aufgehen.

Außerdem besteht der Wunsch nach benutzerfreundlichen, möglichst langen Öffnungszeiten, nach verschiedenartigen Sitzgelegenheiten zum Lesen und Arbeiten sowie nach Medienvielfalt (Bücher, Zeitungen/Zeitschriften, aber auch Tablets, Laptops und Computer-Terminals).

  • Ausstattung
    Während die Möblierung in den bestehenden Einrichtungen im Wesentlichen auf die Mehrfachnutzung ausgerichtet ist (Stapelstühle und Klapptische) soll die Einrichtung im Stadtteilhaus West deutlich stärker atmosphärische Gesichtspunkte berücksichtigen. Die Räume und offenen Bereiche sollen individueller ausgestattet werden (Sofas, Stehtische, unterschiedliche Stühle und Tische in den verschiedenen Bereichen).
  • Blickfang
    Das Gebäude soll innen wie außen neugierig machen und eine Willkommensatmosphäre ausstrahlen. Zum Beispiel durch spannende Einblicke vom Straßenraum aus ins Gebäudeinnere oder durch Sichtachsen zwischen den einzelnen Bereichen im Gebäudeinnern. Immer geht es dabei um einen niederschwelligen Zugang.
  • Naturnähe
    Der Wunsch nach naturnahen Flächen als Kontrast zum als „Betonwüste“ empfundenen Rudeltplatz wurde sehr deutlich. Die Architektur und die Gestaltung im Haus sollen diesem Wunsch nachkommen durch Schaffung naturnaher Atmosphären mit Pflanzen, frischer Luft, Wasser, Ausblicke ins Grüne und in den Himmel.
    Die Außenbereiche nach Süden Richtung Spielplatz und nach Norden zum Rudeltplatz sollen nicht nur als herkömmliche Außenflächen genutzt werden können. Vielmehr sollen sie als erweiterte Räume des Stadtteilhauses gestaltet werden.
    Der Grünzug im Süden soll sich quasi durch das Gebäude bis hinein in den Rudeltplatz ziehen.

 

 

Die verschiedenen Bereiche im Stadtteilhaus

Während des Beteiligungsprozesses wurden Fragen sowohl nach den Aktivitäten („Was möchten Sie dort tun?“) als auch nach der atmosphärisch-räumlichen Wirkung („Wie müssen die Räume sein, damit Sie sich wohlfühlen“?) gestellt.

Daraus ergaben sich neun verschiedene programmatisch-atmosphärische Bereiche:

Sieben davon sind auf dem Baugrundstück verortet, zwei sollen als Erweiterung des Hauses in der Umgebung liegen, sodass Stadtteilhaus und Außenbereiche miteinander verwoben sind.

In den verschiedenen Bereichen sollen jeweils unterschiedliche Bibliotheksnutzungen integriert sein.

 

„Einladender Mitgestalten-Marktplatz“ als Dreh- und Angelpunkt im Zentrum

Dieser Bereich soll sich durch das Gebäude als Fortsetzung des Grünzugs im Süden bis zum Rudeltplatz ziehen.

Atmosphärische Qualitäten: offen, hell, weitläufig, lebendig, ungezwungen, gemütlich, warm, naturnah mit Pflanzen und Wasser.

Hier will man Freunde treffen, sich austauschen und informieren, netzwerken, mitgestalten, sich sozial engagieren, Tee & Kaffee trinken, essen, besprechen, diskutieren, Medien ausleihen, lesen, stöbern, spielen, veranstalten, chillen/abhängen, Kunst ansehen oder ausstellen.

In diesem offenen Bereich soll es auch Rückzugsnischen geben, in denen man für sich sein kann und gleichzeitig den Kontakt zum Geschehen auf dem „Marktplatz“ hat.

Dort soll es auch ein Café und Genießer-Ecken geben sowie daran angegliedert einen Bereich für Kinder, in dem sie sich in Sichtweite der Eltern beschäftigen können.

 

„Ungezwungene Feier-Bühne“ als zentraler Veranstaltungsbereich

Atmosphärische Qualitäten: einladend, ungezwungen, lebendig, entspannt, fröhlich, festlich, laut, gute Akustik, mit frischer Luft und Himmelblick, mit vielen Lichtern.

Hier will man gemeinsam Spaß haben bei Feiern und unterschiedlichen Kultur- und Informationsveranstaltungen: Musik machen/Musik hören, tanzen, feiern, improvisieren, Instrument lernen, singen, Theater spielen, veranstalten, genießen, chillen/abhängen.

 

„Gesunde Genießer-Lounge“ als Ort zum Verweilen

Atmosphärische Qualitäten: einladend, fröhlich, gemütlich, geschützt, wie auf einer Insel oder Lichtung, mit vielen Pflanzen

Hier will man sich gesund ernähren können, gemeinsam kochen und backen, sich über gesunde Ernährung, Sport und Medizin informieren, Tee und Kaffee trinken, essen, genießen, Freunde treffen, Filme schauen, gärtnern, spielen, nähen und stricken.

 

„Verwinkelte Entspannungs-Oase“ als Rückzugsort zum Krafttanken

Atmosphärische Qualitäten: leise, geschützt, ungezwungen, gemütlich, verwinkelt, grün, naturnah mit Pflanzen, mit frischer Luft, wie im Wald, wie auf einer Lichtung.

Als ruhiger Ort soll er dezentral dem Grünzug zugewandt sein und viel Natur auch nach drinnen bringen.

Hier will man meditieren, Yoga machen, auf der Wiese sitzen, chillen/abhängen, lesen, Musik hören/Musik machen, träumen, philosophieren, Gelassenheit lernen, massiert werden, Natur beobachten, helfen, sich ausprobieren, alleine auf dem Tablet Filme schauen.

 

„Vielfältige Handwerker-Wiese“ als offene Werkstatt

Atmosphärische Qualitäten: robust, praktisch, flexibel, vielfältig, hell, mit Türen ins Freie.

Als lärmintensiver Bereich soll die Werkstatt im Erdgeschoss schallgeschützt zum Rudeltplatz ausgerichtet sein.

Offene Türen laden ein zum selbst organisierten wie angeleiteten Handwerken und Reparieren, zum Töpfern und Basteln, zum draußen arbeiten, Instrument bauen, in der Gruppe arbeiten, voneinander lernen und sich ausprobieren.

Ganz konkret wurde der Bedarf nach einer offenen Fahrradwerkstatt genannt, ansonsten soll die vollständige Ausstattung der Werkstatt erst nach Eröffnung des Stadtteilhauses erfolgen, um auf die Bedürfnisse der Besucherinnen und Besucher reagieren zu können.

 

„Inspirierendes Entdecker-Lab“ als Medienlabor

Atmosphärische Qualitäten: inspirierend, vielfältig, praktisch, flexibel, weitläufig, hell, genauso viele Pflanzen wie Computer und andere technische Geräte.

Hier soll konzentriertes Arbeiten möglich sein. Einladung zum Experimentieren, Entdecken, Fotografieren/Filmen, Programmieren, Medien & Bilder bearbeiten, Surfen im Internet, Erfinden, soziale Medien lernen, Sprachen lernen, Lesen, Spielen, Ausstellen, selbst organisiert arbeiten. 

 

„Helle Atelier-Lichtung“ als Themengarten und Atelier

Atmosphärische Qualitäten: inspirierend, hell, naturnah, drinnen und draußen, ungezwungen, Blick ins Grüne.

Hier will man gärtnern, Pflanzen erkennen, fotografieren/filmen, malen, ausstellen, basteln, experimentieren, Kunst ansehen und begegnen, Natur beobachten.

 

Satellit 1: „Grünes Begegnungs-Forum“ auf dem Rudeltplatz

Ein großer Wunsch ist die Belebung des Rudeltplatzes durch Begrünung und eine regelmäßige Bespielung des Platzes.

 

Satellit 2: „Ruhiger Lagerfeuer-Garten“ im Grünzug

Ein Feier- und Oase-Satellit im Grünzug soll zum miteinander Feiern und Singen, aber genauso zum Lesen und Träumen einladen.

 

 

Raumprogramm

Das vorliegende Raumprogramm, das diese Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens weitmöglichst umsetzt, wurde vom Amt für Gebäudemanagement, dem Amt für Soziokultur und der Stadtbibliothek unter Einbeziehung der VHS und der Jugendkunstschule im Kulturamt mit Unterstützung des Architekturbüros „Die Baupiloten“ und des beauftragten Architekturbüros Rössner und Waldmann entwickelt. Auf Grundlage dieses Raumprogramms wird das Architekturbüro Vorentwürfe erarbeiten, deren Entwicklung regelmäßig mit den Projektbeteiligten rückgekoppelt werden. Die im Raumprogramm dargestellten Bereiche und räumlichen Zuordnungen können sich im Zuge der Vorentwurfsplanungen noch verändern. Die Vorentwurfsplanungen sollen voraussichtlich im Februar 2020 interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen eines weiteren Beteiligungsworkshops vorgestellt und mit diesen diskutiert werden.


Anlagen: Stadtteilhaus West, Abschlussbericht und Dokumentationen „Visionenwerkstatt“ und „Weiterdenken“, Raumprogramm