Betreff
Standortfaktor Flughafen: Erlangen setzt sich für Kurzstreckenflüge ein; Fraktionsantrag der CSU-Stadtratsfraktion Nr.103/2019 vom 26.06.2019
Vorlage
31/227/2019
Aktenzeichen
I/31
Art
Beschlussvorlage

Aufgrund der beschriebenen klima- und gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Flugverkehrs setzt sich die Stadt Erlangen nicht für Kurzstreckenflüge ein.

Der Fraktionsantrag Nr. 103/2019 vom 26.06.2019 „Standortfaktor Flughafen: Erlangen setzt sich für Kurzstreckenflüge ein“ der CSU-Stadtratsfraktion ist abschließend bearbeitet.


1.   Ergebnis/Wirkungen
Erlangen bleibt für internationale Unternehmen wie Siemens, aber auch die FAU als gut angebundener Standort attraktiv.
Der Ausbau der Kurzstreckenflüge von Nürnberg aus ist hierfür nicht erforderlich. Gesundheits- und klimafreundlichere Alternativen stehen zur Verfügung.

 

 

2.   Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen

 

Internationale Anbindung:

Wie bereits im Antrag vermerkt, sind internationale Flughafen-Drehkreuze wie Paris, Amsterdam und Istanbul und damit weltweite Ziele bereits von Nürnberg aus erreichbar. Damit bleibt Erlangen auch weiterhin für Konzerne wie Siemens oder auch die FAU als gut vernetzter Standort interessant. Zudem sind sowohl an der Universität (Stichwort „Unter 1000 mach‘ ich‘s nicht“) als auch bei Siemens (Stichwort: Klimaneutralität 2030) Bestrebungen erkennbar, den durch Reisen verursachten Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren.

(Ob die Stadt Erlangen – wie durch die Kreishandwerkerschaft angedeutet - eine Verpflichtung hat, einen Großkonzern wie die Lufthansa zu unterstützen, bleibt zudem dahingestellt. Zum Vergleich: Die Deutsche Bahn – mit großem Standort in Nürnberg – hat über 205 000 Mitarbeitern allein in Deutschland (Lufthansa: insgesamt 30 000) und kann durch die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs unterstützt werden.)

 

 

National:
Hierbei handelt es sich v.a. um die Anbindung an die Flughäfen München und Frankfurt als nationale Drehkreuze zum Weiterflug ins internationale Ausland.

 

Hierbei ist zunächst fraglich, ob diese genutzt werden, wenn bereits oben genannte internationale Ziele verfügbar sind. Ist es dennoch nötig, von Nürnberg nach München oder Frankfurt zu fliegen, nennt der Antrag vornehmlich drei Argumente für den Ausbau der Kurzstreckenflüge: Zeitliche Einsparungen, keine zusätzliche Belastung des Klimas im Vergleich mit Autos sowie Annehmlichkeiten bei der Reise.

 

 

Zeitersparnis:
Zunächst muss geprüft werden, ob bei der Reise von Erlangen nach München bzw. Frankfurt Zeit gespart werden kann, wenn statt Auto oder Bahn ein Kurzstreckenflug gewählt wird.

 

          Tabelle 1 Berechnung der Reisezeit ab Erlangen. (Quelle: bahn.de, ecopassenger.org, maps.google.de)

Strecke

Flugzeug

Auto

Bahn

ER - MUC

~ 2 h  15 min

~ 2 h

~ 2 h 30 min

ER - FRA

~ 2 h 20 min

~2 h 30 min

~2 h 50 min

 

 

In Tabelle 1 ist zusehen, dass von Erlangen aus die Zeitersparnis einer Flugreise nur minimal höher ist, als bei einem Auto bzw. der Bahn. Von einer signifikanten Zeitersparnis kann also nicht ausgegangen werden.

 

 

Annehmlichkeiten:

Weiterhin weist der Antrag, bzw. die Stellungnahmen der IHK sowie der Kreishandwerkerschaft auf die schlechte Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs an München und auch Frankfurt hin.

Ob die Anreise mit dem Flugzeug mit der Problematik möglicher Verspätungen während der Anreise, Erreichbarkeit des Anschlussfluges, Gepäcktransport und Wechsel des Gates angenehmer ist, als ein bis zwei Umstiege mit der Deutschen Bahn, ist fraglich.

 

 

Auswirkungen auf das Klima:

Zuletzt trifft der Antrag die Annahme, dass ein Kurzstreckenflug nicht mehr CO2 ausstößt, als die entsprechende Menge von Autos. Diesem Argument liegen zwei Annahmen zugrunde.

 

Zunächst geht der Antrag davon aus, dass alle, die sonst das Flugzeug genutzt hätten auf ein Auto umsteigen. Diese Annahme ist jedoch fraglich, da sicherlich en großer Anteil der Reisenden auch die Bahn nutzen werden, schon um hohe Gebühren für das Parken am Flughafen zu vermeiden. Zudem ist eine Anreise mit der Bahn unproblematisch und erlaubt auch das Zurückkehren zu einem anderen Flughafen.

 

Die zweite Annahme ist, dass der Umstieg von Flugzeug zu Auto keinerlei CO2 Ersparnisse mit sich bringt. Dem stehen beispielsweise die Berechnungen des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (vgl. Abb. 1 und 2, www.ecopassenger.org) entgegen. Hierbei wird deutlich, dass eine Flugreise mit Abstand das klimaschädlichste Fortbewegungsmittel ist.

.

 

                 

Abbildung 1 Fahrt von Erlangen nach München       Abbildung 2   Fahrt von Erlangen nach Frankfurt

 

Kosten:

Obwohl nicht explizit im Antrag erwähnt, könnte es möglich sein, dass die Nutzung von Kurzstreckenflügen wenigstens eine deutliche Kostensenkung für Unternehmen mit sich bringt.

 

Jedoch kostet ein Flugticket von Nürnberg nach Frankfurt bei der Lufthansa mindestens 76,78 Euro. Zusätzlich muss die Fahrt von Erlangen zum Nürnberger Flughafen gezahlt werden. Dahingegen kostet ein Bahnticket von Erlangen nach Frankfurt 56,60 Euro (Flexpreis) und ist durch Sparpreisangebote oft schon billiger. Somit können durch Kurzstreckenflüge nach Frankfurt oder München auch keine signifikanten Kostenersparnisse erzielt werden.

 

 

Gesundheitliche Erwägungen:

Das Umweltbundesamt berichtet: „Der Luftverkehr belastet jedoch nicht nur das globale Klima, er hat auch lokale Auswirkungen. So leiden fast 40 Prozent der deutschen Bevölkerung unter Fluglärm. Dauernder Fluglärm erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkt. Bei Kindern im Umkreis von Flughäfen wurden Konzentrations- und Lernschwierigkeiten festgestellt. Auch verschlechtert sich die lokale Luftqualität durch den Ausstoß von z.B. Stickoxiden.“

So sind Flugreisen nicht nur klimaschädlich, sondern auch eine Belastung für die Bevölkerung.

 

 

 

Stellungnahme der Wirtschaftsförderung

Die Wirtschaftsförderung schließt sich den Stellungnahmen der IHK Nürnberg für Mittelfranken und der Kreishandwerkerschaft zum Antrag der CSU-Stadtratsfraktion „Standortfaktor Flughafen: Erlangen setzt sich für Kurzstreckenflüge ein“ an. Angesichts der schlechten Anbindung der umliegenden Flughäfen an den ÖPNV, insbesondere an den Schienenfernverkehr, ist der Erhalt der Zubringerflüge am Albrecht Dürer Flughafen Nürnberg dringend notwendig, um die Attraktivität der Stadt Erlangen und der Metropolregion als wichtiger Wirtschaftsstandort zu sichern. Eine langfristige Lösung im Hinblick auf die Zubringerflüge kann erst dann angedacht werden, wenn der Flughafen München direkt an das ICE-Netz der Deutschen Bahn angeschlossen wird.
In der Gesamtabwägung ist ein Ausbau der Kurzstreckenflüge kein empfehlenswerter Weg, zumal die Fluggesellschaften diesen Weg aktuell gar nicht beschreiten und eher Kapazitäten abbauen

 

3.   Prozesse und Strukturen


Auch wenn der Klimaschutz bislang noch nicht explizit im Grundgesetz verankert ist, umfasst der in der Staatszielbestimmung Art. 20a GG festgehaltene Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen auch das Klima. Deshalb ist gerade eine Stadt wie Erlangen, die kürzlich den Klimanotstand ausgerufen hat, in besonderem Maße dafür verantwortlich, sich für klimafreundliche Prozesse auszusprechen.

     

Bei der Abwägung zwischen einer verbesserten Anbindung der Region an die nationalen und internationalen Mobilitätsdrehkreuze sowie einer fraglichen, damit verbundenen wirtschaftlichen Stärkung der EMN muss dabei zum einen die Wirksamkeit der Maßnahmen und zum anderen der Eingriff in wichtige Schutzgüter erwogen werden.

 

Wie oben gezeigt, ist es bereits fraglich, ob der Ausbau der Verbindungen zu den Flughäfen München und Frankfurt signifikant zur Erreichung der gewünschten Ziele beträgt. Gleichzeitig wird durch eine häufige Nutzung von Kurzstreckenflügen massiv in die Schutzgüter „natürliche Lebensgrundlagen“ (Klima) und „Gesundheit“ eingegriffen. Bei einer Abwägung zwischen dem geringen Effekt, den vorhandenen Alternativen (v.a. Bahnverkehr) und dem Eingriff in die Schutzgüter, kann sich die Stadt Erlangen nicht für den Ausbau von Kurzstreckenflügen einsetzen.

 

Um die klimafreundlichen Alternativen weiterhin zu unterstützen, und langfristig zu stärken ist jedoch eine gemeinsame, klimafreundliche Gestaltung und Ausbau des Verkehrssektors dringend nötig.

 

 

4.   Klimaschutz

 

Entscheidungsrelevante Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

             ja, positiv*

             ja, negativ*

             nein

 

Wenn ja, negativ:

Bestehen alternative Handlungsoptionen?

 

              ja*

              nein*

 

*Erläuterungen dazu sind in der Begründung aufzuführen.

 

 

5.   Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

              werden nicht benötigt

              sind vorhanden auf IvP-Nr.      

                        bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

                    sind nicht vorhanden


Anlagen:
Anlage 1_Fraktionsantrag der CSU-Stadtratsfraktion Nr. 103/2019 vom 26.06.2019
Anlage 2_Stellungnahme HWK vom 03.12.2019
Anlage 3_Stellungnahme IHK vom 11.12.2019