Betreff
Aktuelle Entwicklungen zum BIG-Projekt in Erlangen und im BIG-Kompetenzzentrum
Vorlage
52/133/2017
Aktenzeichen
I/52
Art
Mitteilung zur Kenntnis

Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.


 

Seit seinen Ursprüngen im Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung am Institut für Sportwissenschaft und Sport im Jahr 2005 (unter der Leitung von Prof. Rütten) hat das BIG-Projekt vor Ort, aber auch bundesweit eine beachtliche Entwicklungs- und Erfolgsgeschichte vorzuweisen.

Das Modellprojekt hier in Erlangen feierte im Jahr 2015 das 10-jährige Jubiläum. Die Mitarbeiterinnen organisieren weiterhin Semester für Semester Bewegungsangebote für und mit Frauen in schwierigen Lebenslagen, wobei die Ideen immer in Planungsgruppentreffen von den Frauen kommen und auch die Rahmenbedingungen (Ort, Zeit, Kosten, Frage der Kinderbetreuung) gemeinsam abgestimmt werden.

Das Herzstück des Projekts, die Frauenbadezeit, kann (nach Vorgesprächen mit den Erlanger Stadtwerken) ab Herbst 2017 nahtlos weitergeführt werden. In enger Absprache mit Nutzerinnen wurde eine Zeit in der Hannah-Stockbauer-Halle Sonntag am späten Nachmittag vereinbart.

Die Angebotspalette wurde erweitert: neben Zumba, Pilates, BodyBalett, Yoga und Schwimmen gibt es seit 2 Jahren auch eine Ernährungsberatungsreihe in Zusammenarbeit mit dem DHB- Netzwerk Haushalt. Durch die enge Kooperation mit dem ATSV Erlangen e.V. findet, neben den langjährigen Nordic Walking-, Yoga-, Eltern-Kind- und Powergymnastikkursen, nun auch ein Stepaerobic-Kurs für Mädchen statt.

Besonders herauszuheben ist dabei das Engagement von Meryem Karabel, die für die Zielgruppenerreichung und Abwicklung der Kurse einen unentbehrlichen Beitrag leistet. Ihre kürzliche Auszeichnung mit dem Mittelfränkischen Sportintegrationspreis hat sie sich mit viel Eifer, Leidenschaft und Tatkraft in ihrer Rolle als Integrationsbeauftragte des ATSV Erlangen und ihrer maßgebliche Rolle im BIG-Projekt mehr als verdient. Umso glücklicher sind wir, dass der Stadtrat der Zuschusserhöhung für den ATSV zugestimmt hat und sie nun 20 Stunden pro Woche Ihren Aufgaben im BIG-Projekt widmen kann.

Auch in der strategischen Planung und Organisation des Projektes gibt es durch die Personalkapazitätserhöhung auf 30 Stunden pro Woche und die Einstellung von Frau Uta Barusel wichtige Fortschritte. Es wurde das Grundgerüst eines professionellen Qualitätsmanagementsystems erarbeitet und Stück für Stück umgesetzt. Wichtige Abläufe, Absprachen mit einzelnen Kooperationspartnern sowie Besonderheiten der einzelnen Kurse werden niedergeschrieben. Neben der Qualitätssicherung dienen diese Bemühungen auch der Wissensbewahrung in einem Projekt.

Die zahlreichen Erfahrungen über Beteiligungsmethoden und der kooperativen Planung bieten auch die methodische Grundlage zum Vorgehen in Gesundheitsregionplus.

Neben den lokalen Entwicklungen hat der BIG-Ansatz auch bundesweit eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen.

Auf dem Modellprojekt BIG aufbauend wurde 2008-2009/10 mit den Projekten BIGff und BIGGER mit dem Institut für Sportwissenschaft und Sport als wissenschaftliche Projektleitung erprobt, inwiefern der systematische Beteiligungs- und Befähigungsansatz von BIG auf andere soziokulturelle Kontexte übertragen werden kann.

In den Jahren 2009 bis 2011 hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit die Erstellung des „BIG Manuals“ gefördert. Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung unterstützt die eigenständige Umsetzung des BIG-Ansatzes in Kommunen sowie die Qualitätssicherung an den jeweiligen Standorten.

Seit 2011 bietet das BIG-Kompetenzzentrum am Institut für Sportwissenschaft und Sport in Kooperation mit der BARMER Krankenkasse interessierten Akteuren aus der Gesundheitsförderungspraxis ein breites Leistungsspektrum zur Realisierung des BIG-Ansatzes an neuen Standorten. Das „BIG Manual“ ist 2012 als Band 4 der Schriftenreihe „Materialien zur Gesundheitsförderung“ des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht worden. Es steht auf der BIG-Homepage zum Download und auf Anfrage in gedruckter Form zur Verfügung. Derzeit wird in Kooperation mit der BARMER Krankenkasse eine Neuauflage des „BIG Manuals“ aufgelegt.

Ende 2012 wurde das Projekt „BIG.kompetenz“ ins Leben gerufen. Das Institut für Sportwissenschaft und Sport der Universität Erlangen-Nürnberg erprobte in Kooperation mit der BARMER Krankenkasse, gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) in weiteren fünf bayerische Kommunen ein Konzept zur flächendeckenden Umsetzung von BIG-Projekten in Kommunen. Hierbei wurde nach den Erfahrungen aus den Vorgängerprojekten den Kommunen eine Anschubfinanzierung für zwölf Monate zum Aufbau von BIG-Projekten sowie eine wissenschaftliche Beratung und Begleitung durch das BIG-Kompetenzzentrum zur Verfügung gestellt. Dabei mussten jedoch auch Eigenmittel im Sinne einer von Beginn an mitgedachten Verstetigung der Projekt über den Förderzeitraum hinaus eingebracht werden. Mit diesem Ansatz gelang es, in fünf Bayerischen Kommunen (Amberg-Sulzbach, Dillingen, Großostheim, Marktredwitz und Straubing) erfolgreiche BIG-Projekte aufzubauen und innerhalb eines Jahres mehr als 500 Teilnehmerinnen der Zielgruppe zu gewinnen.

Derzeit werden in enger Kooperation mit der BARMER Krankenkasse Wege erprobt, Strukturen für eine bundesweite flächendeckende Übertragung von BIG in Kommunen vor dem Hintergrund des Präventionsgesetzes aufzubauen. Aktuell wurde die Umsetzung von BIG in zwei Bezirken in Berlin in Kooperation mit Gesundheit Berlin Brandenburg eingeleitet. Hierbei sollen gleichzeitig Koordinierungsstrukturen auf Landesebene aufgebaut werden, die später eigenständig die weitere Verbreitung auf Länderebene übernehmen können. Dieses Übertragungsmodell ist in weiteren Bundesländern geplant, derzeit gibt es starkes Interesse aus Sachsen und Bremen.