Betreff
Ausweitung der Betreuungsarbeit für Zuwanderer aus Südosteuropa durch den Obdachlosenhilfeverein Erlangen
Vorlage
50/072/2017
Aktenzeichen
V/50/VO001 T. 2249
Art
Beschlussvorlage

Die Nutzung des städtischen Anwesen Dechsendorfer Str. 1 (Fischhäusla) durch den Obdachlosenhilfeverein Erlangen auch in den Sommermonaten von April bis September als Beratungsstelle für Zuwanderer aus Südosteuropa gemäß der vorgelegten Konzeption - vorbehaltlich der abschließenden baurechtlichen Klärung - wird gebilligt.


Nachdem in den vergangen Jahren das städtische Anwesen Dechsendorfer Str. 1 jeweils für die Wintermonate Oktober bis März dem Erlanger Obdachlosenhilfeverein überlassen wurde, um dort im Auftrag des Sozialamtes eine Notschlafstelle für obdachlose Zuwanderer aus Südosteuropa zu betreiben, hat der Stadtrat in seiner Sitzung vom 29.09.2016 beschlossen den bestehenden Verkaufsbeschluss aufzuheben und das Haus bis auf Weiteres über die Wintermonate für den Betrieb einer Notschlafstelle zur Verfügung zu stellen. Die erforderliche baurechtliche Nutzungsänderungsgenehmigung ist beantragt, die erforderlichen Maßnahmen zur brandschutztechnischen und sonstigen Ertüchtigung der genutzten Erdgeschossräume werden derzeit in Abstimmung mit dem Gebäudemanagement umgesetzt. Küche und Sanitärbereich konnten bereits mit Hilfe von privaten Sponsoren ausreichend ausgestattet und eingerichtet werden. Diese bis Ende März in Betrieb befindliche Notschlafstelle wird von einer Bettlergruppe aus der Slowakei genutzt, die im Gegenzug ganzjährig auf den Einsatz von Kindern beim Betteln verzichtet. In den Sommermonaten von April bis September wird das Haus bisher nicht genutzt.

 

Vorwiegend in den Sommermonaten treten aber auch noch andere Zuwandergruppen aus Südosteuropa (Rumänien, Bulgarien) im Stadtgebiet in Erscheinung, die sich ebenfalls im Rahmen der europäischen Freizügigkeitsregelungen – trotz Obdachlosigkeit – legal hier aufhalten und ihren Lebensunterhalt überwiegend durch Betteln bestreiten. Dabei werden häufig beim Betteln auch Kinder eingesetzt, anstatt zu Hause die Schule zu besuchen. Darüber hinaus finden sich diese anderen Bettlergruppen regelmäßig auch in der Obdachlosentagesstätte Wilhelmstr. in größerer Anzahl regelmäßig mittags ein mit dem Risiko, dass sich die einheimischen Gäste der Tagesstätte  leicht bedrängt, bzw. verdrängt fühlen könnten. Den Besuch der Tagesstätte dieser Personengruppe vollständig zu verwehren ist weder gewollt, noch vertretbar – eine Entlastung in diesem Bereich würde jedoch den regulären Betrieb der Tagesstätte in der Wilhelmstr. sehr erleichtern.

 

Nach den Erfahrungen der Helferinnen und Helfer des Obdachlosenhilfevereins gibt es bei dieser Personengruppe auch Personen und Familien, die mit einer gewissen Unterstützung durchaus bereit sind sich dauerhaft in unsere Gesellschaft zu integrieren. So ist es mit Unterstützung der Helferinnen und Helfer des Obdachlosenhilfevereins bereits in einigen Fällen gelungen, Arbeit und Wohnung zu bekommen, sowie dadurch den Kindern dauerhaft den Schulbesuch zu ermöglichen.

So ist im Obdachlosenhilfeverein die Idee entstanden, in den während der Sommermonate leerstehenden Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Fischhäusla eine Beratungsstelle für Zuwanderer aus Südosteuropa einzurichten (siehe Konzeptbeschreibung in der Anlage). Dort könnte der Obdachlosenhilfeverein unter Leitung von Herrn Diakon Ostermeier (Öffnungszeiten jeweils an Werktagen 2 Std. über Mittag) Beratungs- und Unterstützungsarbeit für integrationswillige Personen und Familien aus dieser Personengruppe leisten. An Kosten, die das Sozialamt übernehmen würde, fallen lediglich die Strom-, Wasser- und Abwasserkosten für 6 Monate in Höhe von geschätzt ca. 1.000 € an. Die nötigen Personalkapazitäten hierzu (gleichzeitig ausreichender Personaleinsatz in der Wilhelmstr. und in der Beratungsstelle Fischhäusla) wäre durch den Obdachlosenhilfeverein leistbar, da derzeit durch Vermittlung der GGFA drei zusätzliche Helfer beschäftigt werden, die bis Ende 2018 vollständig über das Bundesprogramm „Soziale Teilhabe im Arbeitsleben“ vom Bund finanziert werden. Darüber hinaus verspricht sich der Obdachlosenhilfeverein, dass durch diese gleichzeitigen mittäglichen Öffnungszeiten der Beratungsstelle Fischhäusla auch eine gewisse Entspannung und Entlastung in der Tagesstätte Wilhelmstr. eintritt.

 

Nach Auffassung der Verwaltung sollte dieser zusätzlichen Nutzung in den Sommermonaten im städtischen Anwesen Dechsendorfer Str. 1 gemäß der beiliegenden Konzeptbeschreibung zugestimmt werden

  • weil die Zielsetzung der Unterstützung und Hilfe für integrationswillige Personen aus dieser Zuwanderergruppe sinnvoll und wichtig ist
  • weil die personellen Kapazitäten hierfür beim Obdachlosenhilfeverein vorhanden sind
  • weil die benötigten Räumlichkeiten verfügbar sind
  • weil keine anderweitigen Hilfemöglichkeiten für diese Personengruppe verfügbar sind
  • weil diese Unterstützung für die Stadt äußerst kostengünstig ist (zusätzliche Haushaltsmittel sind nicht erforderlich) und
  • weil dadurch beim Betrieb der Tagesstätte Wilhelmstr. eine gewisse Entlastung bewirkt werden könnte.

 


Anlagen:        Konzept „Beratungsstelle für Armutszuwanderer aus Osteuropa“