Betreff
Erstorientierungskurs für Asylbewerber - Entwicklung eines Konzepts durch die vhs;
SPD-Fraktionsantrag Nr. 165/2014
Vorlage
43/041/2016
Aktenzeichen
IV/43
Art
Beschlussvorlage

Der SPD-Fraktionsantrag Nr. 165/2014 ist damit bearbeitet.


Sachbericht:

 

Die Volkshochschule Erlangen führt seit 2014 Kurse zur sprachlichen Erstorientierung durch. Diese basieren auf einem Curriculum des Bayerischen Staatministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration (StMAS). Die ursprüngliche Finanzierung durch das StMAS wurde Ende 2014 ausgesetzt, 2015 nach Abstimmung mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wieder aufgenommen. In 2017 wird die Volkshochschule zwei weitere Erstorientierungskurse anbieten, mit je 20 Plätzen für Personen, die mittelfristig keinen Anspruch auf Sprachkurse besitzen.

Die Erstorientierungskurse umfassen 300 Unterrichtsstunden und bestehen aus sechs von zehn möglichen Modulen zu den Themen „Alltag in Deutschland“, „Arbeit“, „Einkaufen“, „Gesundheit/Me-dizinische Versorgung“, „Kindergarten/Schule“, „Mediennutzung“, „Orientierung vor Ort/Verkehr/ Mobilität“, „Werte und Zusammenleben“, „Soziale Kontakte“ und „Wohnen“.

 

Die Realisierung der Kurse erfolgt durch die Volkshochschule, die entsprechende Kurse plant und der Asylsozialberatung die Zahl der verfügbaren Plätze mitteilt. Die Asylsozialberatung vermittelt dann in Frage kommende Personen in die Kurse. Ein Erstorientierungskurs wird durch das StMAS mit bis zu 20.000 € für Dozentenhonorare, Verwaltungskosten in der Volkshochschule, Unterrichts-materialien und sonstige Angebote, wie etwa Exkursionen gefördert.

 

Die Realisierung ist für die Volkshochschule mit hohem organisatorischem Aufwand verbunden, da für den Mittelgeber in engen zeitlichem Abstand Nachweise über Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie detailliert über die Verwendung der Mittel geführt werden müssen. So benötigen bereits zwei Kurse einen durchschnittlichen Arbeitsaufwand von 10 Wochenstunden für eine Verwaltungskraft.

 

Schwierigkeiten sehen die Programmverantwortlichen in folgenden Bereichen dieses Age-bots:

 

  1. Heterogenität mindert Lernfortschritt
    Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Maßnahmen verfügen über unterschiedliche Lernniveaus und Bildungshintergründe. So werden in einem Kurs hoch qualifizierte Personen mit Menschen mit Grundbildungsbedürfnissen gemeinsam unterrichtet, wodurch eine optimale Förderung erschwert wird.

 

 

  1. Keine Klarheit über Anschlussangebote / Verlust von Lernergebnissen
    Zum Ende des Erstorientierungskurses gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Maßnahmen bei oder außerhalb der Volkshochschule. Das Angebot steht isoliert und eine abgestimmte, adäquate Anschlussförderung ist nicht vorgesehen. Im Kurs erkannte Kompetenzen und Förderbedarfe können nicht sinnvoll für Folgeangebote verwendet werden, was pädagogisch und auch ökonomisch unbefriedigend ist.

 

Perspektiven:

 

  1. Vermittlung in bestehendes Angebot der Volkshochschule

Die Absolventinnen und Absolventen werden in individuell passende Angebote, wie etwa Kurse zur Grundbildung, zum Zweitschrifterwerb oder zu arbeitsmarktspezifischen Themen vermittelt. Heterogenität der Lerngruppen ist aufgehoben und eine individuelle Unterstützung gegeben.

 

  1. Attraktivität des Weiterlernens stärken

Nach Ende des Erstorientierungskurses ist es wichtig, Interesse am Lernen zu erhalten, soziales Miteinander und Lernsettings miteinander zu verbinden sowie einen niederschwellig zugänglichen und positiv besetzten Lernort zu schaffen. Einer aufkommenden Perspektivlosigkeit muss entgegengewirkt werden. Die Volkshochschule hat das vhs Wohnzimmer etabliert, einen offenen Lerntreff mit Nachhilfe- und Konversationsangeboten. Dieses Angebot gilt es zu etablieren und auszubauen.

 

  1. Kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen

Für die Absolventinnen und Absolventen der Erstintegrationskurse sind selbst ermäßigte Kurse des Volkshochschulprogramms kaum bezahlbar. Es ist anzustreben, dass Kurse bei sprachlicher Kompetenz kostenlos besucht werden können. Insbesondere kulturelle Bildungsangebote sind hier geeignet und entsprechend attraktiv. Die anfallenden Kosten müssen der Volkshochschule in ihr Budget gestellt werden.

 


Anlagen: Anlage 1_SPD_Fraktionsantrag_Nr._165_2014