Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.
Seit einigen
Jahren wird die Kommune verstärkt als Ausgangspunkt für Bildungsprozesse in den
verschiedenen Lebensphasen herausgestellt. In der Kommune entscheidet sich
Erfolg und Misserfolg von Bildung, werden die Grundlagen für berufliche
Perspektiven, gesellschaftliche Teilhabe und gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit
einer Region gelegt. Notwendig ist es daher, fundierte Informationen über die
Bildung in Kommunen zu generieren. Zurückgehend auf die Aachener Erklärung des
Deutschen Städtetags 2007 wird ein umfassendes Bildungsmonitoring als Grundlage
für die regionale Beobachtung, Steuerung und Qualitätsentwicklung des
Bildungssystems in einer Kommune gefordert.
Die Stadt
Erlangen hatte bereits in der Kommunalwahlperiode 2008-2014 das Thema „Bildung“
als Schwerpunkt gesetzt und mit der Erlanger Bildungsoffensive Maßnahmen zur
Verbesserung der Bildungsqualität ergriffen. Mit der Zertifizierung als
„Bildungsregion in Bayern“ und der Einrichtung eines Bildungsbüros im Februar
2015 erfolgten weitere Schritte zur Entwicklung einer kommunalen
Bildungslandschaft.
Der erste
Erlanger Bildungsbericht aus dem Jahr 2011 zielte vor allem auf die
statistische Darstellung der Bildungssituation in Erlangen und hat eine breite
Datengrundlage als Ausgangspunkt für die weitere Bildungsberichterstattung
gelegt.
Im nun
erschienenen zweiten Bildungsbericht der Stadt Erlangen wird eine inhaltliche
Orientierung an der Perspektive „Bildung im Lebenslauf“ vorgenommen. Beginnend
mit der Darstellung der Rahmenbedingungen der Bildung in Erlangen, werden
nachfolgend die Bereiche der Frühkindlichen Bildung eingehend betrachtet.
Hieran schließt die Beschreibung der Allgemeinbildenden Schulen an. Die
nächsten Kapitel stellen die Berufliche Bildung in Erlangen dar, gefolgt von
der Beschreibung der Rolle der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
und deren zukünftigen Entwicklung. In den Fokuskapiteln zur Ganztagsbildung in
Erlangen und zum Übergang Schule-Beruf werden detaillierte Einblicke sowie
aktuelle Entwicklungen veranschaulicht.
Als eine
maßgebliche Weiterentwicklung der Bildungsberichterstattung und als
Alleinstellungsmerkmal des Erlanger Bildungsberichts sind die kontinuierliche
Schaffung von Transparenz während des Entstehungsprozesses und die
partizipative Erarbeitung von Handlungsempfehlungen in Zusammenarbeit mit
verschiedenen Bildungsakteuren herauszustellen. Oftmals werden im Rahmen
kommunaler Bildungsberichte keine konkreten Empfehlungen formuliert. Als eine
Begründung kann aufgeführt werden, dass häufig die Ergebnisse erst nach der
Veröffentlichung in kommunalen Gremien oder Bildungskonferenzen besprochen,
differenzierter ausgewertet und auf Grundlage dieses nachgeordneten Prozesses
erst Empfehlungen abgeleitet werden.
Ziel der Erlanger
Bildungsberichterstattung war es jedoch, bereits während der Auswertungsphase
eine transparente Zusammenarbeit mit örtlichen Akteuren zu ermöglichen und das
erhobene und ausgewertete Zahlenmaterial direkt mit Handlungsempfehlungen und
-strategien zu ergänzen. Zur Umsetzung dieses Ziels wurde eine Lenkungsgruppe
bestehend aus verschiedenen Bildungsakteuren gegründet. Als zentrales
Abstimmungsgremium begleitete die Lenkungsgruppe den Entstehungsprozess und
konnte durch die regelmäßige Rückspiegelung des Arbeitsstandes aktiv Vorschläge
einbringen. Zur Generierung valider Handlungsempfehlungen zu den einzelnen
Teilbereichen des vorliegenden Bildungsberichts wurden zudem vier
Kompetenzteams zu den Bereichen Frühkindliche Bildung, Allgemeinbildende
Schulen, Übergang Schule-Beruf und Ganztagsbildung gegründet. Die Mitglieder
der Kompetenzteams sind wichtige Akteure in den jeweiligen Kerngebieten und
verfügen über tiefgreifende Erfahrungen und hohe fachliche Expertise. Ihre
Berufung wurde im Wesentlichen durch die Lenkungsgruppe koordiniert. Die
Aufgaben der Kompetenzteams bestanden in der Auswahl der im Bildungsbericht
verfolgten Indikatoren und deren Festlegung, in der Plausibilisierung und
Interpretation der Auswertung und in der Erstellung und Diskussion der
Handlungsempfehlungen. Innerhalb der Lenkungsgruppe wurden anschließend die in
den Kompetenzteams erstellten Handlungsempfehlungen zur Diskussion gestellt und
beschlossen. Diese bieten eine direkte Grundlage für bildungspolitische
Debatten und Entscheidungen. Der hier nachgezeichnete Prozess wird im folgenden
Schaubild zur besseren Nachvollziehbarkeit dargestellt:
Das
gewählte partizipative Vorgehen mit verschiedenen Rückkopplungs- und
Diskussionsschleifen ist einerseits zeitaufwendiger gegenüber
nicht-partizipativen Prozessen, zeichnet sich jedoch andererseits durch die
Transparenz und Beteiligung der Bildungsakteure an der kommunalen
Bildungsberichterstattung aus, die so eine neue Qualität erhält. Die Einbindung
der Kompetenzteams schafft einen deutlichen Mehrwert gegenüber der klassischen
Form der Bildungsberichterstattung, indem Informationen auf ihre Relevanz
geprüft werden, bevor sie Einzug in den Bildungsbericht erhalten. Durch die
Rückkopplung der Ergebnisse innerhalb der Kompetenzteams wird eine fundierte
Plausibilisierung der Daten sichergestellt – und zwar durch eben jene Experten,
die sich täglich mit dem Gegenstandsbereich beschäftigen, der durch diese Daten
abgebildet werden soll. Nicht zuletzt schafft das partizipative Vorgehen eine
breite Legitimationsbasis der Ergebnisse. Die gemeinsam erarbeiteten
Handlungsempfehlungen bilden damit einen fachlich fundierten Ausgangspunkt für
die weitere Diskussion und Planung. Der Bildungsbericht liefert somit keine
fertigen Antworten, sondern soll als Basis dienen, diese im regionalen
Bildungsdiskurs zu generieren. Hierzu
soll der zweite Bildungsbericht der Stadt Erlangen im Herbst im Bildungsrat
sowie im BildungsA/ JHA und mit interessierten gesellschaftlichen Gruppen
diskutiert werden.
In der
Zusammenschau der Kapitel wird deutlich, dass der vorliegende Erlanger
Bildungsbericht verschiedene zentrale Bildungsbereiche aufgreift und
thematisiert. Einige Bildungsbereiche konnten allerdings lediglich am Rande
erwähnt werden. Dieses Desiderat darf nicht fehlgedeutet werden: Es besteht
NICHT aufgrund von Interessenmangel und ist nicht mit einer Wertung verbunden,
die Themenbereiche im Bildungswesen anhand ihrer Relevanz klassifiziert.
Vielmehr fanden einige Bildungsbereiche nach gründlicher Überlegung bewusst
nicht im aktuellen Bildungsbericht Einzug. Warum nun diese bewusste
Entscheidung, auf Themen wie Integration, Heterogenität, Inklusion und
Digitalisierung in diesem Bericht nicht näher einzugehen?
Deutlich wird,
dass das Bildungsgeschehen vor allem durch die Entwicklungen in den Bereichen
Integration und Inklusion in Bewegung geraten ist. Hinsichtlich des
Themenfeldes der Integration hat die Stadt Erlangen basierend auf ihrer
Stadtgeschichte seit Jahrhunderten bewiesen, dass Integration gelingen kann.
Die derzeitig rasanten Veränderungen gehen mit der großen Herausforderung
einher, eine zielgerichtete Versorgung mit passgenauen Angeboten zur
Integration zu gewährleisten. Hierzu ist eine verlässliche Planungsbasis zu
erarbeiten und diese den Bedarfen entsprechend anzupassen. Hinzu kommt, dass
die Bedarfsplanung eine kaum prognostizierbare Nachfrageentwicklung nach
Plätzen berücksichtigen muss; dies gestaltet sich sehr schwierig, zumal die
Datenlage sehr unübersichtlich und raschen Änderungen unterworfen ist. Es zeigt
sich, dass einerseits in der Stadt Erlangen eine breite Basis im Bereich
Integration vorhanden ist, andererseits finden aufgrund der
Flüchtlingssituation schnelle Entwicklungen statt, die derzeit kaum statistisch
durch quantitative Methoden zu fassen sind. Aus diesem Grund wurden im
vorliegenden Bildungsbericht kaum Daten zur Flüchtlingssituation einbezogen.
Geplant ist es jedoch, diesen Bereich zukünftig vertieft zu analysieren und in
Zusammenarbeit mit anderen engagierten Akteuren Handlungsempfehlungen zu
erarbeiten. Dies wird durch die ESF-geförderte Stelle eines Koordinators für
Neuzugewanderte, die im Bildungsbüro verankert sein wird, ermöglicht.
Neben dem Bereich
der Integration ist Inklusion ein sich dynamisch entwickelndes Feld in der
Stadt Erlangen. Hinsichtlich der Bedeutung von Inklusion besteht große
Einigkeit, jedoch ist bezüglich der Vorgehensweise noch kein Konsens gefunden.
Aufgrund dieses andauernden Diskurses und wegen der großen Relevanz dieses
Themas, die im Bildungsbereich in Zukunft noch weiter steigen wird, soll
Inklusion als ein Schwerpunktthema im nächsten Bildungsbericht aufgegriffen
werden.
Ein weiteres in
Zukunft an Bedeutung gewinnendes Thema ist die Digitalisierung im
Bildungsbereich. Die schnellen technischen Entwicklungen gehen mit der großen
Herausforderung einher, die Schulen zukunftsfähig mit Medien auszustatten. Zwar
ist in Erlangen die Ausstattung der allgemeinbildenden Schulen bereits auf
einem guten Weg, jedoch noch nicht auf dem angestrebten Stand. Vor allem der
Bedarf der Grundschulen steigt aufgrund der neuen Lehrpläne deutlich an. Daher
ist auch in diesem Bereich ein Ausbau anzustreben. Zur Diskussion der aktuell
rasanten Entwicklung konzipierte das Referat für Bildung, Kultur und Jugend in
Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg
(IAB) das Format „Bildungsdialog“. Der erste Erlanger Bildungsdialog fand mit
dem Thema „Machen Smartphones wirklich smarter? Digitalisierung als Thema im
Bildungsbereich“ am 20. April 2016 statt. Die Veranstaltung nahm den
„Megatrend“ Digitalisierung unter die Lupe und stellte in Vorträgen
interessante Zusammenhänge zwischen der Digitalisierung in der Arbeitswelt, in
der Gesellschaft und speziell in der Schule her. Auch dieses Thema wird in
Zukunft weitere Veränderungen im Bildungsbereich bewirken. Daher wird der
Erlanger Bildungsdialog künftig fortgeführt werden.
Die Bereiche
Integration, Inklusion und Digitalisierung werden neben weiteren Entwicklungen
im Bildungsbereich stark an Bedeutung gewinnen und sind als hochkomplexe
Herausforderungen anzusehen. Lösungsansätze liegen oftmals nur zu einem Teil in
der formalen Zuständigkeit der Kommune. Daher ist die interkommunale
Kooperation, die ebenenübergreifende Zusammenarbeit mit Land und Bund sowie das
intersektionale Handeln innerhalb der Verwaltung und mit externen Akteuren
weiter auszubauen. Festzuhalten ist, dass sich die Angebotslandschaft in
Erlangen höchst vielseitig und ausdifferenziert darstellt. Die Schaffung von
Transparenz und der weitere Ausbau von Kooperationen zwischen
Bildungsbereichen, Rechtskreisen und Bildungsakteuren ist das zentrale Ziel
eines kommunalen Bildungsmanagements. Hierzu ist eine empirische
Datengrundlage, auf deren Basis wichtige Entscheidungen getroffen werden
können, auch weiterhin im Rahmen eines kommunalen Bildungsmonitorings zu
generieren. Diese Aufgabe wird in den nächsten Jahren mit weiteren
Bildungsberichten und auch themenspezifischen Teilberichten vom Bildungsbüro
fortgeführt werden.
Anlagen:
Der Erlanger Bildungsbericht
„Bildung in Erlangen 2016“ wird in der Sitzung aufgelegt.