Das Ergebnis der Preisgerichtssitzung Kunstwettbewerb Grünzug im Röthelheimpark vom 25.04.2014 wird zur Kenntnis genommen.
Die Verwaltung wird beauftragt, entsprechend der Empfehlung des Preisgerichts den Entwurf auf Platz 1 – „Hase“ – der Künstlergruppe inges idee (Berlin) zu realisieren.
Die Stadt Erlangen – vertreten durch die im Juli 2013 konstituierte Kunstkommission Erlangen – hat im Herbst 2013 den Wettbewerb „Kunst im öffentlichen Raum Grünzug Röthelheimpark“ ausgelobt. Folgende Künstler(gruppen) hatten die Einladung zum Wettbewerb angenommen:
- inges idee, Berlin
- Winter / Hoerbelt, Frankfurt/Main
- Ina Weber, Berlin
- M+M, München
Wettbewerbsaufgabe für die vier geladenen renommierten und international tätigen Künstler(gruppen) war es, eine Idee für eine künstlerische Gestaltung oder einen sichtbaren Auftakt am „Eingangsbereich“ zum Naturraum Grünzug im Röthelheimpark – vis à vis des George-Marshall-Platzes – zu entwickeln. Hierbei galt es insbesondere die städtebauliche Situation, den Naturraumbezug sowie die Geschichte des Areals als ehemaliger Militärstandort zu berücksichtigen.
Wettbewerbfläche: Eingang
zum Grünzug gegenüber George-Marshall-Platz
Es wurden folgende vier Entwürfe eingereicht.
- Entwurf „Stufenskulptur“ der Künstlerin Ina Weber (Berlin)
- Entwurf „Frieden am Röthelheimpark“ des Künstlerduos Winter / Hoerbelt (Frankfurt/Main)
- Entwurf „Memo Park“ der Künstlergruppe M+M (München)
- Entwurf „Hase“ der Künstlergruppe inges idee (Berlin)
Die Vorprüfung wurde von der Geschäftsführung der Kunstkommission und der Projektgruppe Röthelheimpark durchgeführt.
Preisgerichtssitzung
am 25. April 2014 – benannte und anwesende Preisrichterinnen:
Josef Weber (Referat für Planen und Bauen), Gabriele Kopper (CSU-Fraktion),
Preisgerichtsvorsitz: Josef Weber (Referat für Planen und Bauen)
Schriftführung: Sarah Lampe, Kunstpalais
Gesamtkoordination: Anke Steinert-Neuwirth, Geschäftsführung Kunstkommission
Bewertungskriterien:
Künstlerische Idee – städtebaulicher Bezug – historischer Bezug –Bezug zu George-Marshall-Platz oder sichtbarer Auftakt zum Landschaftsraum – Einhaltung Kostenrahmen – technische Realisierbarkeit
Alle vier Verfasser hatten die Wettbewerbsaufgabe vollständig bearbeitet und sich auf jeweils sehr unterschiedliche Weise mit der städtebaulichen und historischen Situation des Röthelheimparks sowie mit dem Landschaftsraum auseinandergesetzt.
Entscheidung des
Preisgerichts:
- Platz 1: Entwurf „Hase“ der Künstlergruppe inges idee
- Platz 2: Entwurf „Stufenskulptur“ von Ina Weber
- Ausgeschieden in der zweiten Bewertungsrunde:
- Entwurf „Frieden am Röthelheimpark“ (Winter / Hoerbelt, Frankfurt/Main)
- Entwurf „Memo Park“ (M+M, München)
Kurzbeschreibung
Platz 1 „Hase“:
- 3,8 m
hohe Skulptur in Form eines geometrisierten Hasen aus polierten
Edelstahlflächen, Flächen sind unterschiedlich geneigt, spiegelt die
Umgebung, Hase verschmilzt mit Standort („kristalliner“
Camouflage-Effekt), überlange Ohren als Victory-Zeichen
- Größe:
Höhe 3,8 m – Breite 1,3 m – Länge 1,8 m
- Gewicht:
1.500 kg
- Material:
300 lasergefertigte verschweißte Edelstahlbleche (4 mm)
- Technik:
Im Fußbereich 4 Hohlprofile (100 x 100 x 4 mm), verschweißt mit
Fundamentplatte, Stahlbetonfundament (60 x 80 x 110 cm), Verankerung mit
Highbond-Ankern FHB II-A L M12x120/40 A4
- Gesamtkosten:
74.258 € (einschl. 15.000 € Künstlerhonorar)
- Folgekosten:
1x jährlich Reinigung der Skulptur mit Hochdruckreiniger ca. 600 € p. a.
- Produktionszeit
inkl. Planung: 8 Monate, Montage 1 Tag
- Den endgültigen Standort im Grünzug möchten
die Künstler im Falle einer Realisierung gemeinsam mit den Anwohnern
bestimmen.
Künstlerische Idee
Platz 1 „Hase“:
Mit dieser Idee will die Künstlergruppe die langjährige Geschichte des Ortes als militärischer Standort mit der neuen Nutzung als attraktives, in die Landschaft eingebettetes Wohnquartier verbinden. Auf den unterschiedlich geneigten Flächen spiegelt sich splitterhaft die gesamte Umgebung wider. Die Künstler wollen das Symbol des friedfertigen und scheuen Hasen zurückkehren lassen an einen ursprünglich militärisch geprägten Ort. Dies soll aus Sicht der Künstler auf eine chiffrierte, subtile Art geschehen, ohne den konkreten Verweis auf militärische Symbole oder Objekte. In einer Art Camouflage-Effekt verschmilzt der Hase mit seinem Standort. Der Hase steht in seiner Eigenschaft als scheues, vorsichtiges Tier für die neue Friedfertigkeit und Renaturalisierung des Ortes, der vorher fast 150 Jahre lang von militärischen Aktivitäten geprägt war. Diese neue Selbstverständlichkeit manifestiert sich in überlangen Ohren in V-Form als weithin sichtbares Siegeszeichen.
Begründung der
Jury für Platz 1 „Hase“:
Aus Sicht der Jury überzeugte der Entwurf in allen der oben
genannten Bewertungskriterien. Die Jury würdigte insbesondere die künstlerische
Idee sowie deren gestalterische Umsetzung.
Die starke skulpturale Präsenz und Materialgebung des geometrisierten Hasen korrespondieren sehr gut mit dem Naturgelände und der Bebauung. Die Größe und Proportionen der Skulptur ermöglichen dem Betrachter eine Begegnung auf „gleicher Augenhöhe“. Die geneigten Edelstahlplatten lassen eine Dynamik hinsichtlich interessanter Wechselspiele des Lichts sowie Spiegelungen der Jahreszeiten und des Wetters erwarten. Gewürdigt wurde die prägnant einfache wie leicht nachvollziehbare künstlerische Idee, einen ansprechenden Kontrast zwischen dem friedfertigen, scheuen Hasen und dem ehemals militärisch geprägten Ort herzustellen. Gefallen fand auch die von der Jury interpretierte und möglicherweise auch von den Verfassern intendierte ironische Anspielung auf den Nürnberger Dürer-Hasen: So käme nun auch nach Erlangen ein Hase, wenn auch mit einer gänzlich anderen Bedeutung und Absicht. Die Themen militärische Vergangenheit des Röthelheimparks und Frieden werden in Gestalt des Hasen mit seinen überlangen Ohren in Form eines Victory-Zeichens ironisch gebrochen und mit dem Spiel von Camouflage- und Spiegeleffekten gelungen aufgegriffen und umgesetzt. Die Präsenz der Skulptur gegenüber dem eher nüchternen George-Marshall-Platz stellt einen guten Kontrast dar, der darüber hinaus den Betrachter, nicht zuletzt auch aufgrund der Größenmaße, unwillkürlich zur Begegnung und Kommunikation auffordert.
Zur Künstlergruppe
inges idee:
inges idee ist international mit Kunstobjekten im öffentlichen Raum auf zentralen Plätzen und mit Kunst am Bau u. a. auch an öffentlichen Gebäuden präsent.
inges idee besteht aus den Künstlern Hans
Hemmert, Axel Lieber, Thomas A. Schmidt
und Georg Zey, die seit der Gründung 1992 in Berlin gemeinsam
an Projekten im öffentlichen Raum arbeiten. Neben dem Arbeiten in der Gruppe
sind alle Mitglieder in ihrer individuellen künstlerischen Praxis aktiv. inges
idee arbeitet als künstlerisches Kollektiv im öffentlichen Raum. Dort geht es
darum, ein Gespür für Möglichkeiten und Besonderheiten eines Ortes zu
entwickeln und auszuloten, was ein konkreter Eingriff auszurichten vermag. Das
geschieht im Dialog mit dem jeweils vorgefundenen Ort, der, im Gegensatz zum
referenzlosen „White Cube“ in Museen und Galerien, nicht statisch und zeitlos
ist, sondern einem ständigen Veränderungsprozess unterliegt. Um einen Ort
richtig zu begreifen, bedarf es einer Untersuchung seiner räumlichen, sozialen
und historischen Gegebenheiten (Quelle: www.ingesidee.de).
Ausstellungen
(Auswahl):
2013 Emscherkunst, Ruhrgebiet
2008 Quobo. Berlin 1989 -1999, Museo de Arte de Lima
2006 SCAPE
2006. don’t misbehave! SCAPE Biennial of Art in Public Space,
2001 2.
Skulptur Biennale Münsterland, Warendorf
Empfehlung der
Kunstkommission:
- Das
Preisgericht empfiehlt die Realisierung des Entwurfs Platz 1 „Hase“ der
Künstlergruppe inges idee. Die Empfehlung des Preisgerichts erfolgt
einstimmig.
Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des
Leistungsangebotes erforderlich?)
Investitionskosten: |
€ |
bei
IPNr.: |
Sachkosten: |
€
75.000 |
bei
Sachkonto: |
Personalkosten
(brutto): |
€ |
bei
Sachkonto: |
Folgekosten |
€ 600
p.a. |
bei
Sachkonto: |
Korrespondierende
Einnahmen |
€ |
bei
Sachkonto: |
|
Haushaltsmittel
werden nicht benötigt
x sind vorhanden auf IvP-Nr.
bzw. im Budget auf Kst 471090/KTr 25227847
sind nicht vorhanden
Anlagen:
Fotomontage des Verfassers, Proportionsstudie der Skulptur