Betreff
Winterdienstbericht 2011/2012
Vorlage
772/010/2012
Aktenzeichen
III/EB 772
Art
Mitteilung zur Kenntnis

Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.


1.Organisation / Sicherungsprioritäten

Die Verkehrssicherungspflicht im Winter ist kommunale Pflichtaufgabe der Stadt Erlangen. Zur Erfüllung stellen die Verantwortlichen des EB 77 eine aufgabengerechte Organisation, die sich aus Gesetz und Rechtsprechung ergibt, bereit.

Die Mitarbeiter/innen des Winterdienstes tragen persönlich strafrechtliche Verantwortung.

Der EB 77 organisiert den Winterdienst ämterübergreifend. D.h. die beteiligten Ämter EB 77, Amt 66, EBE und Amt 34 sind zur rechtzeitigen Gestellung von Personal sowie doppelt genutzter Fahrzeuge verpflichtet.
Der EB 77 legt den Winterdienstplan fest, der jährlich im Einvernehmen mit der Polizei,
den Rettungsdiensten und den Verkehrsbetrieben aktualisiert wird.
Der EB 77 entscheidet über den Einsatz des geeignetsten Streumittels nach pflichtgemäßer Abwägung der Verkehrssicherheit und der Umweltbelange. Auf besonders sparsame Verwendung von Tausalz auf den Fahrbahnen wird geachtet und nach dem Motto „soviel wie nötig, sowenig wie möglich“ gehandelt.

 

In erster Priorität werden – verpflichtend entsprechend Gesetzgebung und den Grundsätzen der Rechtsprechung - folgende verkehrliche Anlagen in der Regel bis zum Einsetzen des Berufsverkehrs gesichert:

 

·         163 km Hauptverkehrsstrecken

·         120 km Radwege

·         397 Bushaltestellen

·         142 Ampelanlagen

·         162 Fußgängerüberwege und Querungshilfen

·           55 Kreuzungen

·           28 Treppenanlagen

·           19 Park- und öffentliche Plätze und

·         Gehwege an städtischen Grundstücken (z.B. Kindergärten, Schulen, Plätze, Grünflächen etc.)

 

In zweiter Priorität werden Strecken gesichert, die im Sinne der Rechtsprechung keine Verkehrsbedeutung haben, aber besondere bauliche Gefahrenstellen aufweisen und Strecken mit höherem Verkehrsaufkommen aber ohne bauliche Gefahrenstellen. Hierunter fallen Steigungen, Gefällestrecken, Straßen die zu Schulen, Kindergärten und Altenheimen führen sowie Industriegebiete.

 

In dritter Priorität erfolgt die Sicherung der restlichen Straßen im Stadtgebiet soweit
technische und personelle Ressourcen zur Verfügung stehen.

 

2. Einsatz von Personal, Fahrzeugen und Geräten

Für den Winterdienst 2011/2012 wurde für 130 Mitarbeiter/innen aus den Bereichen
EB 77, EBE, Amt 66 und Amt 34 vom 18.11.2011 bis 31.03.2012 Winterdienstrufbereitschaft angeordnet.
Während dieser Zeit müssen die Mitarbeiter/innen für Wintereinsätze bereit stehen.
Die Mitarbeiter/innen wurden vor der Winterdienstperiode in einer Sicherheitsunterweisung geschult und in ihre Aufgaben, Strecken und Winterdienstfahrzeuge und -geräte eingewiesen.
Technisch standen insbesondere 12 große Räum- und Streufahrzeuge sowie 40 Transporter und Kleintraktoren für den Winterdienst zur Verfügung.
Für eine erhöhte Sicherungsqualität auf Radwegen insbesondere auf unebenen Belägen wurden insgesamt 8 Schleuderbesen beschafft und montiert.
Alle im Winterdienst eingesetzten Fahrzeuge und Geräte wurden umgerüstet und auf Einsatzfähigkeit getestet.

Insgesamt verfügen 9 große Räum- und Streufahrzeuge über Soletanks zur sparsamen und wirkungsvollen Ausbringung von Feuchtsalz auf allen 8 Hauptstrecken.

 

3. Witterung, Winterdiensteinsätze

Nach den letzten beiden äußerst anspruchsvollen Wintern kann der vergangene Winter 2011/2012 insgesamt als unterdurchschnittlich beurteilt werden.
Er begann bereits vor Beginn der WD-Rufbereitschaft am 15. und 16.11.2011 mit je einem Teileinsatz auf Fahrbahnen wegen Industrieschnees (Stadtwerkeschornstein) und endete mit einer erforderlichen Punktstreuung auf glatter Fahrbahn am 16.03.2012.
Die Witterung zeigte sich mit einem verlängerten Herbst äußerst mild. Ende November kam es zu verschiedenen Teileinsätzen auf Fahrbahnen und erst am 13.12.2011 war der erste Volleinsatz wegen überfrierender Nässe für das gesamte Sicherungsgebiet mit allen Winterdienstmitarbeitern erforderlich.
Nach einem bis zu 12°C milden und nassen Jahreswechsel setzten ab Mitte Januar Nachtfröste ein, die am 19.01.2012 wegen überfrierender Nässe und Eisglätte 2 Volleinsätze im gesamten Sicherungsgebiet erforderlich machten.
Schnee fiel erst ab Ende Januar in Höhen von 1 bis 8 cm.
Mehrfache tägliche Volleinsätze waren z.B. am 28.01.2012 notwendig, um das Stadtgebiet infolge 8 cm Schneedecke durch Räumen und Streuen zu sichern.
Bis ca. Mitte Februar folgte nun eine kalte Periode mit Temperaturen bis zu minus 18°C.

Die Flächen der 2. Priorität wurden im Winter 2011/2012 insgesamt dreimal gesichert.

Gesamtheitlich betrachtet lag die Herausforderung des Winters 2011/2012 überwiegend in wiederkehrender überfrierender Nässe.

Der Winterdienst 2011/2012 erforderte:

auf Fahrbahnen:
17 Volleinsätze (Vorjahr 62) und 19 Teileinsätze (Vorjahr 40) und
auf Geh- und Radwegen:
11 Volleinsätze (Vorjahr 31) und 18 Teileinsätze (Vorjahr 33).

Trotz der deutlich geringeren Anzahl der notwendigen Einsätze von nur einem Viertel bis gut der Hälfte der Vorjahreseinsätze verteilten sie sich so, dass fast zwei Drittel der vorjährigen Anzahl von Einsatztagen erreicht wurde.

Die Reinigung des Stadtgebietes von Streumaterial konnte mit wesentlich geringerem Aufwand bis Mitte März abgeschlossen und bereits Anfang April die Absperrpfosten wieder eingesetzt werden.

4. Streumittel Beschaffung und Verbrauch

Infolge der Streumittelerfahrungen vergangener starker Winter und des damit, trotz bestehender Verträge, verbundenen z.T. bundesweiten Streusalzmangels waren alternative Lagermöglichkeiten unumgänglich.
Zum einen konnten nach der Umnutzung der Granulathalle in eine Salzhalle die Salzmengenlagerung im Betriebshof bereits Anfang 2011 auf ca. 780 Tonnen verdoppelt werden. Zum anderen sicherte sich der EB 77 die vorzuhaltende Salzmenge von 1.000 Tonnen mit der Ausschreibung nicht nur des Einkaufes und Transportes, sondern auch insbesondere durch dessen Einlagerung. Mit der Bezahlung ging das gelagerte Streusalz in das Eigentum und die ausschließliche Verfügbarkeit an die Stadt Erlangen über.
Somit war der EB 77 für den Winter 2011/12 bezüglich der Streusalzverfügbarkeit grundsätzlich sehr gut vorbereitet.

Im Winter 2011/12 wurden nur ca. ein Drittel der Vorjahresstreumengen benötigt:

                           424 to  (Vorjahr 1.287 to) Streusalz für Fahrbahnen

                 320 m³ (Vorjahr 1.040 m³) Granulat für Geh- und Radwege.

5. Kosten des Winterdienstes / Einsatzstunden

Nach der vorläufigen (noch nicht abgeschlossenen) Kostenermittlung der Verwaltung belaufen sich die Gesamtkosten für den Winterdienst 2011/2012 auf ca. 1,12 Mio. €.
Davon fielen ca. 670.000 € für Personalkosten und ca.450.000 € für Sach- und Gemeinkosten an.
Fixkosten des Winterdienstes für dessen Organisation, Personal- und Fahrzeugausstattung, Streugutbeschaffung und Rufbereitschaftsvergütungen fallen unabhängig von der Stärke eines Winters immer an und liegen mit ca. 787.000 € in üblicher Kostenhöhe.
Die erforderlichen Einsatzstunden lagen mit 7.500 bei ca. einem Drittel im Vergleich zum vorhergehenden Winter. Die Mitarbeiter/innen des EB 77 wurden personell durch das Amt 66, den EBE und erstmals auch durch Amt 34 unterstützt.

6. Verkehrssicherheit / öffentlicher Nahverkehr / ADFC

Die im Streuplan enthaltenen Fahrbahnen, Geh- und Radwege waren sicher begeh- und befahrbar. Von den Verkehrsbetrieben und der Polizeiinspektion Erlangen wurden keine
außergewöhnlichen Verkehrsereignisse bzw. verkehrlichen Einschränkungen gemeldet.
Der ADFC schätzt die Bemühungen der Stadt Erlangen um sichere Radachsen im Winter und sicherte seine Zusammenarbeit bezüglich Anfragen und Beschwerden zu.
Der erstmalige Einsatz von Schleuderbesen verbesserte die Verkehrssicherheit auf Radwegen insbesondere bei unebenen Bodenbelägen.

7. Fazit und Ausblick

Der Winter 2011/2012 stellte in verschiedener Hinsicht einen willkommenen Ausgleich gegenüber den vergangenen starken Wintern dar.
Insbesondere waren die Mitarbeiter/innen weniger belastet. Ihnen verblieben auf Grund der geringeren Anzahl von Einsätzen trotz Bereitschaft spürbar mehr Freizeit- und Erholungsphasen auch an den Wochenenden. Der Überstundenanfall war verhältnismäßig gering; vielfach konnten diese zeitnah wieder abgebaut werden. Der geringe Streumittelverbrauch schonte Umwelt und Kosten und reduzierte den Aufwand für das Einkehren des ausgebrachten Granulates erheblich.

Die Organisationsuntersuchung Winterdienst wird bis Juni 2012 abgeschlossen und die Ergebnisse den Gremien vorgestellt. Der Bericht wird auch die Beantwortung des Protokollvermerkes aus der 10. Sitzung des HFPA zu Einsparmöglichkeiten im Winterdienst beinhalten.

Mit der Veröffentlichung der Winterdienstpläne zur Sicherung der Fahrbahnen und Radwegeachsen im Internet der Stadt Erlangen können sich interessierte Bürgerinnen/Bürger nun auch online jederzeit aktuell informieren.


Anlagen: