Der Bericht der Verwaltung dient zur Kenntnis.
1.
Vorbemerkung
Der
Wirtschaftsstandort Erlangen hat sich in den letzten Jahren äußerst erfreulich
entwickelt. Mit 3,6 % (September 2011) hat Erlangen neben Ingolstadt nicht nur
die geringste Arbeitslosenquote unter allen deutschen Großstädten, sondern
inzwischen auch einen historischen Höchststand bei der Beschäftigung erreicht.
Mit 83.918 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Stand 31.12.2010) wurde
trotz Wirtschafts- und Finanzkrise ein neuer Spitzenwert erreicht. Seit 1996
konnte die Zahl der Arbeitsplätze im Durchschnitt um jährlich über 1.000
gesteigert werden. Rechnet man die Beamten, Selbstständigen und mithelfenden
Familienmitglieder hinzu, haben wir inzwischen rund 97.500 Erwerbstätige (bei
ca. 105.000 Einwohnern) in unserer Stadt.
Erlangens Bedeutung als Arbeitsmarktzentrum für die gesamte Region ist damit
nicht nur weiter gewachsen, sondern stößt inzwischen an seine Grenzen. Eine
geringe Anzahl an verfügbaren Gewerbegrundstücken steht einer großen Nachfrage
nach Flächen gegenüber. Die Befürchtung, dass selbst ortsansässige
Unternehmen abwandern, da sie ihren Flächenbedarf in Erlangen nicht mehr
sicherstellen können, ist bereits Realität. Die erfolgreiche SiCrystal AG,
ein Hightech-Unternehmen, das zur japanischen Rohm-Konzern gehört, wird
aufgrund mangelnder Standortalternativen in Erlangen ihren Standort nach
Nürnberg verlagern. Das expandierende Unternehmen mit derzeit 75 Mitarbeitern
hat inzwischen ein Grundstück mit 100.000 qm in Nürnberg erworben und plant
dort den Aufbau weiterer Arbeitsplätze.
Vor
diesem Hintergrund hat das Wirtschaftsreferat über das aktuelle Angebot
gewerblicher Baugrundstücke und die entsprechende Nachfrage von Unternehmen im
HFPA am 24.11.2010 informiert. Einer Vielzahl von Interessenten kann nach wie
vor kein adäquates Angebot unterbreitet werden. Der Aufbau weiterer
Arbeitsplätze in unserer Stadt wird dadurch zumindest erschwert.
2.
Angebot an Gewerbegrundstücken
Wirtschaftsförderung
und
2.1
Städtische
Gewerbegrundstücke (nach Stadtteilen geordnet)
Im
Vorjahr wurde berichtet, dass lediglich 6
Gewerbegrundstücke mit einer Gesamtfläche von ca. 28.000 qm verfügbar sind, die im Eigentum der Stadt Erlangen
stehen. Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass bei vier Grundstücken bereits sehr
konkrete Gespräche mit Interessenten geführt werden (bei einem Grundstück liegt
bereits ein Verkaufsbeschluss des Stadtrates vor). Sollten all diese
Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden, verbleiben lediglich zwei Flächen mit insgesamt 9.782 qm, die zudem
nur eingeschränkt baulich nutzbar sind.
Stadtteil |
Größe
in qm |
Lage |
Flst.
Nr. |
KonkreteVerkaufs- |
Bemerkungen |
Dechsendorf |
4.082 |
Heusteg |
775/13 |
X |
Ein bereits in Erlangen ortsansässiges Unternehmen ist stark an
diesem Gewerbegrundstück interessiert. Auf Bitte des Geschäftsinhabers werden
die Verkaufsverhandlungen Ende Oktober fortgesetzt. Aufgrund des
herausragenden Auftragsbestandes war die angedachte Betriebsverlagerung aus
Zeitgründen bisher nicht möglich. |
Eltersdorf |
4.782 |
Weinstraße |
881 |
|
Das Grundstück wurde bisher für ein ortsan-sässiges Unternehmen
vorgehalten. Inzwischen konnte das Unternehmen am bisherigen Standort
expandieren und somit gesichert werden, so dass diese Fläche anderen
Interessenten wieder angeboten werden kann. Aufgrund der Lage an der Autobahn
besteht eine eingeschränkte Bebaubarkeit (Bauverbotszone). |
Frauenaurach |
2.081 |
Neuenweiher- |
219 |
X |
Das Grundstück wird derzeit vom Tiefbauamt als Lagerplatz genutzt.
Die Fläche wurde einigen Interessenten angeboten, die den Standort derzeit
prüfen. |
Frauenaurach |
5.000 |
Neuenweiher- |
226 |
|
Das Grundstück liegt im Eingangsbereich der Neuenweiherstraße
und in direkter Nachbarschaft zur Kompostierungsanlage der Stadt Erlangen.
Die Standortnachteile dieser Fläche liegen in der zeitweise von der
Kompostierungsanlage ausgehenden Geruchsbelästigung sowie der Überspannung
mit Starkstromkabel. Vor diesem Hintergrund wird das Grundstück bereits seit
Jahren angeboten, es kam jedoch aufgrund dieser Einschränkungen zu keinem
Verkauf. |
Frauenaurach |
7.100 |
Willi-Grasser-Straße |
264 |
X |
Verkaufsbeschluss des Stadtrates
liegt bereits vor, Beurkundung erfolgt Anfang 2012. |
Tennenlohe |
5.060 |
Wetterkreuz/ |
382 |
X |
Es wird aktuell bereits konkret über
einen Verkauf an ein Hightech-Unternehmen verhandelt. |
Verfügbare
Gesamtfläche: |
21.005 |
|
|
|
|
Nachrichtlich:
Bei der Berechnung der verfügbaren Gesamtfläche mit 21.005
qm (siehe o.g. Tabelle) wurde das
städtische Grundstück in Frauenaurach mit 7.100 qm (Flur-Nummer 264) bereits
berücksichtigt bzw. „abgezogen“, da der formelle Stadtratsbeschluss zum
Verkauf an einen in Erlangen wohnenden Unternehmer bereits gefasst wurde und
lediglich die Beurkundung noch aussteht. |
2.2
Private
Gewerbegrundstücke (unbebaute Flächen ohne Bestandsobjekte)
Im letzten Jahr (Info im HFPA am 24.11.2010) konnten noch 10 Gewerbegrundstücke mit einer
Gesamtfläche von 46.485 qm angeboten
werden. Dieses Angebot hat sich inzwischen drastisch
reduziert. Aktuell sind lediglich nur
noch 5 Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 29.826 qm
vorhanden, für die die Grundstückseigentümer ihre grundsätzliche
Verkaufsbereitschaft signalisiert haben und die auch verfügbar sind (nach
Stadtteilen geordnet). Aufgrund einer Flächenrevitalisierung wird mittelfristig
auch das Areal des ehemaligen Quelle-Lagers in der Graf-Zeppelin-Straße mit ca.
65.000 qm verfügbar sein. Der
Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. F 393 wurde am 20.09.2011 im Umwelt-,
Verkehrs- und Planungsausschuss gefasst.
Stadtteil |
Größe
in qm |
Lage |
Verkaufs-bereit-schaft |
Bemerkungen |
|
|
|
|
|
Büchenbach |
1.854 |
Gundstraße |
|
Eigentümer will derzeit keine Aussage
treffen, ob das Grundstück Interessenten zum Kauf angeboten werden kann. |
Büchenbach |
15.000 |
Frauenauracher Straße |
X |
Ein ortsansässiges Unternehmen
interessiert sich für die Gesamt-fläche. Eine Teilung wird vom Eigentümer
ausgeschlossen. |
Büchenbach |
4.100 |
Ulrich-Schalk-Straße |
X |
Der Eigentümer steht in engem Kontakt
mit einem ortsansässigen Unternehmen, das die Fläche erwerben möchte. |
Dechsendorf |
1.863 |
Heusteg |
X |
Der Verkauf der Fläche wird in Kürze
abgeschlossen. |
Eltersdorf |
8.400 |
Weidenweg |
|
Das Grundstück wurde bereits
veräußert und steht damit nicht mehr dem Markt zur Verfügung. |
Eltersdorf |
2.500 |
Weinstraße |
|
Das Grundstück ist aufgrund der
Ausbauplanungen der BAB |
Eltersdorf |
2.394 |
Langenaustraße |
X |
Eigentümer steht in
Verkaufsverhandlungen mit zwei ortsansässigen Firmen. |
Frauenaurach |
6.469 |
Neuenweiherstraße |
X |
Das Grundstück hat 10.629 qm, davon
sind aber 4.160 qm nicht bebaubar. Festsetzung im BPlan als
Grün/Lärmschutzwall. |
Frauenaurach |
2.205 |
Willi-Grasser-Straße |
|
Aufgrund der aktuellen
Finanzmarktkrise besteht derzeit keine Verkaufsbereitschaft. |
Frauenaurach |
1.700 |
Willi-Grasser-Straße |
|
Aufgrund der aktuellen
Finanzmarktkrise besteht derzeit keine Verkaufsbereitschaft. |
|
|
|
|
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Gesamtfläche: |
46.485 Aktuell |
(Stand November 2010) |
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|
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Angebot durch Flächenrevitalisierung
|
ca. |
Graf-Zeppelin-Straße |
X |
Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. F 393 wurde im
UVPA am 20.09.2011 gefasst. Das ehemalige Quelle-Lager wird derzeit bereits
abgerissen. |
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Weitere Flächen |
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Erlangen- |
9.000 |
Nägelsbachstr. (Gossen) |
X |
Aufgrund Bodenrichtwert von 635 €/qm für „normales“ Gewerbe
nicht darstellbar. Von den ursprünglich 15.000 qm sind 6.000 qm bereits
veräußert (Neubau des Landratsamtes). |
Erlangen- |
23.000 |
Nägelsbachstraße |
X |
Aktuell als Parkplatz genutzt. Eigentümer bzw. beauftragter
Architekt verhandelt mit der Stadt über mögliche Nutzungen. Dabei soll ein
Gesamtkonzept für die Entwicklung des Areals erarbeitet werden.
Bodenrichtwert ebenfalls 635 €/qm. |
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|
|
Gesamtfläche: |
32.000 |
|
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Anmerkung:
In der o.g. Aufstellung sind nur Flächen benannt, die dem Markt
auch tatsächlich zur Verfügung stehen. Nicht enthalten sind |
3. Fazit
Die Nachfrage nach Gewerbegrundstücken in Erlangen übersteigt bei
Weitem das derzeit vorhandene Angebot. Die verfügbaren Flächen reichen bereits
nicht mehr aus, um selbst Bestandsunternehmen zu sichern. Auf private
Gewerbegrundstücke kann die Stadt Erlangen lediglich hinweisen bzw. den Kontakt
zwischen den Eigentümern und den Interessenten herstellen. Auf den
tatsächlichen Verkauf sowie den konkreten Preis hat die Stadt Erlangen keinen
Einfluss. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass faktisch lediglich noch
zwei städtische Gewerbegrundstücke angeboten werden
können, stehen wir bereits vor dem A
U S V E R K A U F !
Die Ausweisung bzw. Entwicklung neuer Gewerbeflächen ist daher
dringend geboten. Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass selbst bei
umgehendem positivem Beschluss zum G 6 und der damit verbundenen
Entwicklungszeit dort Gewerbegrundstücke erst ab 2013/14 angeboten werden
können. Aufgrund des mangelnden Angebotes sind vereinzelt ortsansässige
Unternehmen bereits abgewandert. Das Wirtschaftsreferat steht dieser
Entwicklung mit großer Sorge gegenüber. Ziel muss es daher sein, zukunftsfähige
Arbeitsplätze in unserer Stadt zu erhalten bzw. aufzubauen.
Im Vergleich zu anderen Standorten hat Erlangen beste Zukunftsaussichten, die
es zu nutzen gilt. Aktuelle Rankings belegen dies eindrucksvoll. So belegt
Erlangen im aktuellen Städtetest von WirtschaftsWoche, Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft (INSM) und IW Consult Köln zu Wohlstand, Jobs und Zukunftsperspektiven
den 1. Platz unter den 100 größten Städten. „Erlangen vereint wie keine andere
deutsche Kommune ökonomische Stärke mit sozialer Stabilität und hohem
Zukunftspotenzial“.
Die großen Chancen, die der Standort Erlangen bietet, gilt es im
Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger zu nutzen. Das beschriebene „hohe
Zukunftspotenzial“ braucht allerdings ein Flächenangebot, das hinsichtlich
Lage, Größe, Zuschnitt, Zeitpunkt und Branche auch den Bedürfnissen der
Unternehmen entsprechen sollte. Vor diesem Hintergrund ist das Gewerbegebiet G 6 zwingend notwendig,
aber nur für einen Teil der
Unternehmen vorstellbar (z.B. mit Büronutzung, Hightech-Unternehmen, Wissenschaft
etc).
Produzierende Unternehmen bzw. Handwerksbetriebe o. ä. würden
dagegen z.B. eher am Geisberg einen neuen Standort finden. Für Interessenten
aus diesem Bereich käme beispielsweise auch das Areal des ehemaligen
Quelle-Lagers in der Graf-Zeppelin-Straße in Frage.
Anlagen: