Betreff
Sicherstellung der Planung für das Theater Erlangen im Jahr 2012 - Budget für das Haushaltsjahr 2012
Vorlage
44/010/2010/1
Aktenzeichen
IV/ 44/ RBI
Art
Beschlussvorlage
Referenzvorlage

Das Theater Erlangen beantragt zur Sicherstellung der Planungen für die Spielzeiten 2011/2012 und 2012/2013 die Festsetzung der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel für das Kalenderjahr 2012 mindestens auf gleichem Niveau wie im Haushaltsjahr 2011.

Bei weiteren Kürzungen (zwei Kürzungen erfolgten bereits im Jahr 2010 um 28.000,- € sowie weitere 15.000,- € im Haushaltsjahr 2011) würde es zu massiven strukturellen Veränderungen des Theaterangebotes kommen.

 

Sollte dieser Antrag abgelehnt werden, stellen wir hilfsweise den Antrag, die Kürzung auf maximal 86.000,- € zu beschränken, mit den in den Erläuterungen zu diesem Antrag genannten Konsequenzen.


1.   Ergebnis/Wirkungen
(Welche Ergebnisse bzw. Wirkungen sollen erzielt werden?)

 

Da das Theater wie bekannt ist, einen langen Planungsvorlauf hat (1 – 1 ½ Jahre), informierte die Kämmerei rechtzeitig über die Absicht, im HH 2012 den Zuschuss für das Theater um weitere 100.000,-€  zu kürzen (die bereits bestehenden Kürzungen von 2010 (28.000,-€) und 2011 (15.000,-€) belaufen sich jährlich auf 43.000,-€).

 

Das Theater plant derzeit die Spielzeit 2011.2012 und braucht daher dringend einen Haushaltsbeschluss seitens des Stadtrats, ob und ggf. in welcher Höhe eine weitere HH-Kürzung für 2012 umgesetzt werden soll.

 

Eine solche Budgetkürzung wird nur durch grundsätzlich strukturelle Veränderungen des Spielplanangebots möglich sein, daher will das Theater den Stadtrat über die Konsequenzen unterrichten, die eine solche Budgetkürzung nach sich ziehen würde.

 

Dem Stadtrat ist die desolate finanzielle Situation des Theaters seit Jahren weitestgehend bekannt. Bereits 2006 wurde die enorme Unterfinanzierung vom Obersten Bayerischen Rechnungshof bestätigt. In den vergangenen Spielzeiten schloss das Theater jährlich mit einem Defizit von bis zu 250.000,- € ab, welches bislang immer niedergeschlagen wurde. Somit hat es nun real nicht nur das derzeitige Kürzungsvolumen von jährlich 43.000,- € zu verkraften, sondern weit mehr, da die Theaterleitung versucht, erneute Defizite zu vermeiden. Hausintern ist kein Konsolidierungsbeitrag ohne gravierende strukturelle Einschnitte zu bewältigen. Das Theater Erlangen, rangiert im überregionalen Theatervergleich bzgl. der finanziellen Ausstattung auf dem letzten Platz (s. Anhang Theaterstatistik). Diese seit Jahren schlechte finanzielle Situation führte dazu, dass die Arbeitssituationen (Ausstattung der Arbeitsplätze und Probebühnen, nicht vorhandene Sozialräume etc.), das technische Equipment (Ausstattung Ton- und Beleuchtungstechnik, Bühnentechnik u.a.) sowie die Personaldecke (viele Bereiche unterbesetzt bzw. manche theaterüblichen Stellen sind gar nicht vorhanden) jeweils in einem beklagenswerten Zustand sind, da in der Vergangenheit viel zuwenig investiert wurde. Die Haushaltslage des Theaters verkraftet keine weiteren Kürzungen, im Gegenteil es herrscht kurz- und mittelfristig großer Investitionsbedarf.

 

Die derzeitige Haushaltslage wird dies nicht gestatten, sie führt im Gegenteil dazu, die Situation des Theaters zu verschärfen - eine Entwicklung, die das Theater nun in seinen Grundstrukturen bedroht.

 

Um über die von der Kämmerei angestrebten 100.000,- € zu entscheiden, sollte der Stadtrat über die derzeitige Situation des Theaters genauer informiert sein.

 

Das Gesamtbudget des Theaters belief sich im HH-Jahr 2010 auf 3.072.000,- € die sich proportional wie folgt verteilten:

 

 

 

 

 

Die Personalkosten für festangestellte Mitarbeiter machen den größten Anteil aus, stehen jedoch im Verhältnis zu Vergleichstheatern weit unter dem Durchschnitt (s. Anlage Theaterstatistik). Die Einsparungen von 2010 und 2011 haben ohnehin schon zur Folge, dass die theaterübliche Gagensteigerung nach der zweiten Spielzeit für Schauspielanfänger und andere künstlerische Mitarbeiter (mit Vertragsverhältnis nach NV Bühne) nicht gewährt werden kann. Ebenso stagnieren die Gagen im technischen Bereich, so dass der Verlust von qualifizierten Mitarbeitern mittel- bis langfristig nicht zu verhindern ist. Das Theater sieht im Bereich der festangestellten Mitarbeiter keinerlei Einsparmöglichkeit, sondern wird erhöhte Ausgaben nicht verhindern können.

 

Die Betriebskosten (s. Anlage 2) sind zwar theoretisch variable Kosten, somit bei Einsparungsüberlegungen heranzuziehen, jedoch sind die Ausgaben in den letzten Jahren aus diesem Bereich stetig gestiegen: steigende Portokosten, Kopierkosten, Ausgaben für Büromaterial, Verbrauchsmaterial der Abteilungen (z.B. Farbfilter, Beleuchtungsmittel u.s.w.), Telefonkosten etc.. Auch Gebühren und Abgaben (z.B. GEMA und Tantiemen) steigen stets weiter an. Eine mögliche Kürzung in diesem Bereich könnte a.) nur schwer kalkuliert werden und b.) würde sich bestenfalls nur in einer marginalen Summe beziffern. Somit sind die Betriebskosten kein relevanter bzw. möglicher Posten zur Haushaltskonsolidierung.

 

Der Etat der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurde bereits mit Spielzeitbeginn 2009.2010 auf das Minimum reduziert. Weitere Einsparungen hätten bspw. zur Folge, dass keine Programmhefte, kein Spielzeitheft oder keinerlei Plakate mehr finanzierbar wären. Um den derzeitigen Werbe- und Informationsstandart aufrechtzuerhalten, kann hier nicht weiter eingespart werden.

 

Somit werden weitere Einsparungsmaßnahmen nur durch grundsätzlich strukturelle Veränderungen des Spielplanangebots möglich sein.

 

Die hauseigenen Inszenierungen sind das Kerngeschäft des Theaters, sie sind das Gesicht eines Hauses und tragen somit zum Gesicht einer Stadt bei.

Doch neben inhaltlicher und künstlerischer Relevanz, ist dies der einzige Bereich, in dem ein künstlerischer Erfolg sich auch wirtschaftlich niederschlagen kann, denn mit jeder Vorstellung senken sich proportional die Produktionskosten. Somit kann das Theater bspw. die Inszenierungen FAUST und MÄNNER auch in der Spielzeit 2010.2011 im freien Verkauf weiterspielen und jeweils auf mind. 20 Vorstellungen kommen (11 Vorstellungen sind die Regel). Gleiches gilt für die Inszenierungen in der Garage.

Die Streichung einer Produktion im MGT hätte zur Folge, dass keine Einnahmensteigerung/ Amortisation durch zusätzliche Vorstellungen möglich wäre und das Ensemble und die Werkstätten bei voller Bezahlung eine Produktionspause hätten.

 

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass sich der Landeszuschuss nach der Anzahl der Eigenproduktionen berechnet. Somit wäre mit einer Kürzung des Zuschusses zu rechnen, wenn Inszenierungen gestrichen werden. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten können die geplanten 100.000,- € für 2012 also auch hier nicht rekrutiert werden.

Darüber hinaus befürchtet das Theater ohnehin, dass sich die bereits beschlossenen Kürzungen der Stadt Erlangen sich im HHJahr 2011 negativ auf den Landezuschuss auswirken werden. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat eindeutig geäußert, dass mit Kürzungen seitens des Landes sicher zu rechnen ist, wenn der Träger selbst das Budget seines Theaters kürzt.

 

Das Theater sieht, nachdem etliche Varianten durchgerechnet und –gedacht sind, nur im Gastspielbereich eine Möglichkeit zur effektiven Einsparung.

Wobei hierbei ausdrücklich zu erwähnen ist, dass neben den bislang rechnerischen ermittelten Mindereinnahmen (s. Anhang 1), es zu weiteren Mindereinnahmen kommen kann. Vielleicht werden Besucher ein 6er-Abo mit nur noch einem Gastspiel (statt 7er-Abo inkl. zwei Gastspielen) weniger attraktiv finden, abspringen und dem Theater gänzlich als Zuschauer verloren gehen. Es wird mit Sicherheit dazu führen, dass die Zuschauerstatistik erheblich sinkt, da es mindestens 11 Gastspiel-Vorstellungen im MGT weniger geben wird, die durch nichts kompensiert werden können. Darüber hinaus wird die Vielfalt des Spielplans geschmälert und welch weiteren Auswirkungen dies haben wird, ist nicht zu prognostizieren. Das Streichen des Boulevard-Abo (von 6 Vorstellungen, sind mind. 5 Gastspiele) wird den größten wirtschaftlichen Effekt haben, aber mit Sicherheit auch auf erhebliche negative Resonanz stoßen.

 

Rein rechnerisch ist dies jedoch der einzige Ansatz um zur Haushaltskonsolidierung beizutragen – ob es langfristig wirklich zu dem gewünschten Einsparvolumina kommt, ist fraglich.

 

Die Reduzierung des Garagenangebots durch die Streichung einer Produktion scheint auf den ersten Blick weniger problematisch, wird aber nicht nur zu einer inhaltlichen Reduzierung führen, sondern vor allem das Angebot für das jüngere Publikum stark einschränken. Es würde also entweder eine Produktion für Kinder- und Jugendliche oder eine Produktion für die studentische Zielgruppe wegfallen. Außerdem würde das Repertoire der Garage nicht weiter aufgebaut, so dass dann in der kommenden Spielzeit (2012/2013) nicht mit Wiederaufnahmen zu rechnen ist und es im Spielbetrieb zu Leerläufen in der Garage kommen kann.

                                       

Das Theater kann also eventuelle Kürzungen primär nur durch Einsparungen im Gastspielbereich und durch das Streichen einer Garagenproduktion versuchen zu kompensieren. Und selbst bei diesen drastischen Sparüberlegungen wird die von Seiten der Kämmerei in den Raum gestellte Einsparsumme nicht erreicht. Das Theater hält jede weitere Reduktion des Spielplanangebots für nicht akzeptabel, da mehr zerschlagen als gewonnen würde.

 

Darüber hinaus muss der Stadtrat informiert werden, dass die im Rahmen der Protestgespräche für den HH 2011 von der Kämmerei eingeforderten 15.000 € bislang von Seiten des Theaters nicht gedeckt sind und ohnehin bereits in der Spielzeit 2011/2012 zu einer Reduzierung des Gastspielangebots führen muss.

 

Inwieweit durch erneute Preiserhöhungen noch weitere Einnahmen erzielt werden können, ist derzeit nicht berechnet, wäre aber der einzige Ansatz um die Einsparvorgabe von 100.000,-€ zu erfüllen. Ob jedoch eine 3. Erhöhung in Folge von Seiten der Zuschauer gebilligt wird, ist offen.

 

Kommen also neben den bereits beschlossenen 43.000,- € noch weitere Kürzungen seitens der Stadt und somit auch seitens des Landes, droht die bestehende Struktur des Theaters komplett zusammenzubrechen.

 

Das Theater weist noch einmal nachdrücklich auf die Dringlichkeit der Entscheidung hin, da im November 2010 bereits die Gastspielbuchungen für die Spielzeit 2011.2012 erfolgen müssen.

 

 

 

2.   Programme / Produkte / Leistungen / Auflagen
(Was soll getan werden, um die Ergebnisse bzw. Wirkungen zu erzielen?)

 

 

3.   Prozesse und Strukturen
(Wie sollen die Programme / Leistungsangebote erbracht werden?)

 

 

4.   Ressourcen
(Welche Ressourcen sind zur Realisierung des Leistungsangebotes erforderlich?)

Investitionskosten:

bei IPNr.:

Sachkosten:

bei Sachkonto:

Personalkosten (brutto):

bei Sachkonto:

Folgekosten

bei Sachkonto:

Korrespondierende Einnahmen

bei Sachkonto:

Weitere Ressourcen

 

 

Haushaltsmittel

             werden nicht benötigt

             sind vorhanden auf IvP-Nr.      
                  bzw. im Budget auf Kst/KTr/Sk        

             sind nicht vorhanden

 


Anlagen:        1. Einsparungsentwürfe im Jahr 2012

                        2. Spielzeitplanung 2010.2011

                        3. Theaterstatistik (Deutscher Bühnenverein)